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Branche kompakt | Griechenland | Ernährungswirtschaft

Markttrends

Stabile Preise sollen den Verbrauch ankurbeln. Modernisierung findet dank EU-Fördermitteln statt. Exporte beweisen Resilienz.

Von Michaela Balis | Athen

Ernährungsindustrie muss an mehreren Fronten kämpfen

Die griechische Ernährungsindustrie befindet sich in einer Übergangsphase, heißt es aus Kreisen des griechischen Verbandes der Lebensmittelindustrie SEVT. Hohe Energiekosten und Schwankungen der Rohstoffpreise, wie beispielsweise Weizen, Mehl und Zucker, belasten die griechische Lebensmittelindustrie. Hinzu kommen brüchige Lieferketten auch bei Rohstoffen, die unter anderem auf klimatische Bedingungen, wie Überschwemmungen, Hitze- und Kältewellen und extreme Trockenheit zurückzuführen sind. 

Besonders kleine und mittelständische Unternehmen beklagen die unzureichende Finanzierung sowie die verzögerte Auszahlung von Fördermitteln beispielsweise aus dem EU-Aufbaufonds. Dadurch können geplante Investitionsvorhaben nicht rechtzeitig umgesetzt werden. Wenn die Vorhaben umgesetzt werden, müssen die Unternehmen mit Finanzierungslücken und hohen Zinsen in der Überbrückungsphase rechnen. 

Seinen Teil leistet auch der Fachkräftemangel in der Landwirtschaft. Dadurch verläuft die Ernte schleppend und die Produkte werden teurer. 

25 %

des Umsatzes des verarbeitenden Gewerbes erwirtschaftet die Lebensmittelindustrie

EU-Finanzmittel treiben Modernisierung voran

Um Anschaffungen, Exporte, Fusionen und Akquisitionen anzuregen, lockt die griechische Regierung mit nationalen und europäischen Fördergeldern. Fast 4 Milliarden Euro aus dem EU-Partnerschaftsvertrag 2021 bis 2027 stehen kleinen und mittleren Unternehmen zur Verfügung, um Exporte, Cluster und Synergien auszubauen.

Rund 600 Millionen Euro aus dem EU-Aufbaufonds sollen insgesamt in die griechische Agrar- und Lebensmittelbranche fließen. Das Ziel ist, die Produktion und die Exporte zu steigern. Gefördert werden insbesondere die ökologische Verarbeitung, die Präzisions- und Vertragslandwirtschaft sowie die Zusammenarbeit zwischen Landwirten und der verarbeitenden Industrie. 

Die griechische Agrar- und Ernährungswirtschaft investiert in ihre Modernisierung: Rund 11 Prozent der Gesamtausgaben für Forschung und Entwicklung in Griechenland fließen in den Agrar- und Ernährungssektor.

Lebensmittelpreise auf hohem Niveau

In den letzten Jahren sind die Kosten für Lebensmittel enorm gestiegen. Seit Mitte 2022 haben sich diese schneller erhöht als der allgemeine Verbraucherpreisindex. Im Mai 2024 lagen die Lebensmittelpreise rund 30 Prozent höher als im Jahr 2020, während die allgemeinen Preise um knapp 18 Prozent gestiegen sind, informiert die IOBE-Studie. Besonders auffällig ist der Anstieg beim Olivenöl, das sogar 139 Prozent teurer war als 2020. 

Die Ernährungsindustrie hat die gestiegenen Kosten für importierte Rohstoffe zum Teil nicht an die Verbraucher weitergegeben. Andernfalls wären die Preise noch höher, betonen die Experten. 

Ausgewählte Investitionsprojekte der Ernährungswirtschaft in Griechenland
Akteur/Projekt

Investitionssumme (in Mio. Euro)

ProjektstandAnmerkungen
Epirotic Bottling Industry (Herstellung von Tafelwasser)

100 

wird bis 2029 umgesetztAusbau der Anlage und der Lagerräume, Investition in Cloud-Dienste und in die Erweiterung der Produktelinie; Installation von Fotovoltaikanlagen; wird aus dem EU-Aufbaufonds kofinanziert
Athenian Brewery (Brauerei)

85

wird bis 2026 umgesetztInvestitionen in "grüne" Technologien und in die Produktivität der Brauereien
Kri Kri (Herstellung von Milchprodukten)

50 

wird bis 2027 umgesetztEntwicklung von neuen Produkten
Barba Stathis (Herstellung von Tiefkühlgemüse und -fertiggerichten)

30

wird bis 2029 umgesetztin Planung; erwägt den Bau einer neuen Produktionsanlage
Melissa Kikizas (Herstellung von Teigwaren)

25

wird umgesetztAusbau der Produktionsanlage
Green Beverages (Herstellung von Erfrischungsgetränken)

25

wird umgesetztInvestitionen unter anderem in die Digitalisierung; wird aus dem EU-Aufbaufonds kofinanziert
Ion (Herstellung von Süßwaren)

20

wird bis September 2025 umgesetztBau einer neuen Produktionsanlage; Bespoke SGA Holdings kaufte 66,1 Prozent der Firma auf (2023, 2024)
Quelle: Recherchen der Germany Trade and Invest, griechische Pressemeldungen

Branchenumsatz soll 2025 leicht zulegen

Dennoch sind die Branchenexperten für 2025 leicht optimistisch. In den letzten Monaten des Jahres 2024 blieben die Lebensmittelpreise relativ stabil. Dies dürfte den Konsum ankurbeln und damit den Umsatz um bis zu 3 Prozent steigern. Auch der Ausbau der Tätigkeiten durch Investitionen sollen dazu beitragen, informieren Marktexperten.

Preise und Qualität ausschlaggebend für Griechen

Wie schon in vergangenen Jahren und Studien betont, ist der Preis ausschlaggebend für griechische Verbraucher, besonders in einem Umfeld steigender Preise. Von besonderer Bedeutung ist auch, wie gesund oder qualitativ ein Produkt ist oder ob es nachhaltig produziert wird. Darüber informiert die Studie ΕΥ Future Consumer Index von 2024. Die Griechen haben außerdem eine besondere Vorliebe für lokale Produkte. 

Im Jahr 2023 gaben die Griechen etwa 1.670 Euro pro Jahr für Lebensmittel und nicht-alkoholische Getränke aus, etwa 4,6 Prozent mehr als im Jahr zuvor. Diese Ausgaben machten rund ein Fünftel der gesamten Haushaltsausgaben aus, so eine Umfrage des Forschungsinstitutes des Einzelhandels für Verbrauchsgüter (IELKA) vom Oktober 2024.

Obwohl die Ausgaben für Lebensmittel und Getränke höher waren, waren die Mengen geringer. Das lag an den höheren Preisen.

Exporte zeigen Branchendynamik

Die gesamten griechischen Exporte gingen in den ersten neun Monaten des Jahres 2024 um knapp 2 Prozent zurück. Hingegen legten die Exporte von Lebensmitteln und Getränken um rund 1,5 Prozent zu und erreichten knapp 7,1 Millionen Euro (ohne Tabak inklusive Olivenöls), informiert das europäische Statistikamt Eurostat. Besonders erfolgreich auf den Auslandsmärkten waren Obst und Gemüse sowie Fleisch und Fleischwaren, die ihre Ausfuhren im gleichen Zeitraum um durchschnittlich 12 Prozent im Vergleich zur Vorjahresperiode steigern konnten. 

Die griechischen Lieferungen von Lebensmitteln und Getränken nach Deutschland (988,2 Millionen Euro) stiegen im gleichen Zeitraum um rund 7,3 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. 

Deutsch-griechische Kooperationen können beiden Ländern zugutekommen

Die griechische Lebensmittelindustrie setzt auf den Export. Sowohl auf den Ausbau bestehender Marktanteile im Ausland als auch auf die Erschließung neuer Märkte.

Deutschen Unternehmen bietet sich die Möglichkeit, griechische Unternehmen zu übernehmen oder Joint Ventures zu gründen. Ebenso interessant ist die Zusammenarbeit im Rahmen von Auftragskooperationen. Deutsche Unternehmen oder Kapitalfonds können die Modernisierung der Betriebe und den Einsatz innovativer Technologien mit dem notwendigen Kapital unterstützen. Gemeinsam können sie für den deutschen oder griechischen Markt produzieren oder neue Märkte erschließen. Dabei kann es sich um etablierte Exportprodukte oder neue, auch gemeinsam entwickelte Produkte handeln. 

Mit den EU- und nationalen Werkzeugen wird auch der Wissenstransfer, zum Beispiel von deutschen Unternehmen, gefördert. Alternativ können deutsche Lieferanten ihre Produkte und Dienstleistungen anbieten.

Auch Kooperationen im Bereich Branding oder Marketing sind erfolgversprechend, da viele griechische kleine und mittelständische Unternehmen nicht über das entsprechende Know-how verfügen.

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