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Wirtschaftsausblick | Hongkong

Dienstleistungen sorgen für stabiles Wachstum

Hongkongs Wirtschaft wächst im Vergleich zu anderen asiatischen Ländern durchschnittlich. Die Regierung will die Stadt als führendes Zentrum für Tourismus und Logistik stärken.

Von Robert Herzner | Hongkong

Topthema: Dienstleistungssektor steht im Mittelpunkt

Im Jahr 2024 hat die Hongkonger Regierung erstmals Nachhaltigkeit und Digitalisierung als zentrale Elemente hervorgehoben, um langfristiges Wachstum zu sichern und die Abhängigkeit von Drittmärkten zu reduzieren. Gleichzeitig gewinnen die traditionellen Sektoren Außenhandel und Einzelhandel wieder an Bedeutung.

Hongkong soll vom globalen Wachstum des E-Commerce profitieren. Der Hong Kong International Airport (HKIA), seit 1996 der weltweit größte Frachtflughafen, schlug im vergangenen Jahr 4,3 Millionen Tonnen um. Ende 2024 wird das Drei-Landebahnen-System in Betrieb genommen, das die Kapazität des HKIA bis 2035 um 50 Prozent erhöhen wird. Damit verbunden sind vereinfachte grenzüberschreitende E-Commerce-Logistikdienste insbesondere nach Shenzhen in der Greater Bay Area. Dort gibt es bereits Flugkorridore für Frachtdrohnen, die mit dem HKIA verbunden werden sollen.

Mehr Wellness- und Kreuzfahrttourismus

Um mehr Übernachtungsgäste anzuziehen, empfiehlt Xia Baolong, Pekings Vertreter in Hongkong und Direktor des Hong Kong and Macau Affairs Office, die Festlegung von Erfolgsfaktoren (KPI) für Tourismusprojekte. Der Tourismussektor verzeichnete in den ersten neun Monaten des Jahres 32,6 Millionen Besucher, was einem Anstieg von 40 Prozent gegenüber dem Vorjahr entspricht. Dies sind jedoch nur 70 Prozent des Jahresziels von 46 Millionen Besuchern. 

Das Entwicklungspotenzial der Metropole mit 1.180 Kilometern Küste und 263 Inseln bestehe in der Entwicklung des Wellness-, Kultur- und Kreuzfahrttourismus. Die Behörden arbeiten außerdem an der Entwicklung von Großveranstaltungen und dem Ausbau der sehr erfolgreichen Pferderennen, um zahlungskräftige Touristen anzuziehen und den Besuch nahe gelegener Städte mit Übernachtungen zu verbinden.

Wirtschaftsentwicklung: Im regionalen Durchschnitt

Die Wirtschaft Hongkongs verzeichnete im 3. Quartal 2024 ein moderates Wachstum mit einem realen Anstieg des Bruttoinlandsprodukts (BIP) um 1,8 Prozent. Für das Gesamtjahr 2024 prognostizierte die Regierung am 15. November einen BIP-Zuwachs von 2,5 Prozent. Damit liegt Hongkong im Vergleich zu China, Taiwan, Japan und Südkorea im Mittelfeld. Der Internationale Währungsfonds (IWF) erwartet, dass die Inflationsrate im Jahr 2024 bei etwa 1,8 Prozent gelegen haben wird, was einem Rückgang um 0,35 Prozentpunkte gegenüber 2023 entspricht.

Das BIP Hongkongs soll nach IWF-Angaben zwischen 2024 und 2029 um insgesamt 109 Milliarden US-Dollar (US$) und 27 Prozent auf 511 Milliarden US$ steigen. Dies entspräche einem Pro-Kopf-Wert von 66.488 US$, während Taiwan auf nur 43.104 US$ kommt. Allerdings dürfte die Staatsverschuldung Hongkongs bis 2029 ebenfalls stark ansteigen, nämlich auf 16,1 Prozent am BIP gegenüber 6,5 Prozent im Jahr 2023. Im Vergleich dazu hat das benachbarte Kasino-Paradies Macau seit seiner Gründung im Jahr 2001 keine Staatsverschuldung erlebt. Seit 1983 ist der Hongkong-Dollar (HK$) mit einem Wechselkurs von 7,75 bis 7,85 HK$ pro US$ an den US-Dollar gekoppelt, was zur Stabilität des Wirtschaftsstandorts beiträgt. 

Außenhandel übertrifft Vor-Corona-Niveau von 2019 um 11 Prozent

Der Außenhandel dürfte 2024 um 9,6 Prozent gegenüber dem Vorjahr gestiegen sein, das sind 10,9 Prozent mehr als vor der Coronapandemie. Getragen wird diese Entwicklung insbesondere von steigenden Exporten nach Vietnam, China und Taiwan. Indien hingegen verzeichnet einen Rückgang. Mittelfristig wird erwartet, dass die neuen Zölle der US-Regierung zu einer Abflachung der Exporte in die USA führen. Negativ für die internationale Positionierung Hongkongs ist die mögliche Schließung der offiziellen Wirtschaftsvertretungen (HKETO) in den USA, basierend auf einem Gesetzesentwurf des US-Senats.

Finanzsektor treibt Internationalisierung des Renminbi voran

Nach fünf schwachen Jahren ist der Leitindex Hang Seng der Hongkonger Börse seit Anfang 2024 bis Mitte November um 15 Prozent gestiegen. Dieser Anstieg wurde durch das im Oktober gestartete Konjunkturpaket der chinesischen Regierung begünstigt. In der Regel spiegeln sich positive wie negative Entwicklungen in China auch in der Wirtschaft Hongkongs wider. Dennoch zeigt sich die Sonderverwaltungsregion widerstandsfähig, was sich am stabilen BIP-Wachstum ablesen lässt.

Hongkong gilt als Finanzdrehscheibe, da angesichts strenger Kapitalverkehrskontrollen die chinesische Währung Renminbi Yuan (RMB) dort "offshore" gehandelt werden darf. Weltweit sind über 30 Clearingbanken auf Basis von Währungsswap-Abkommen für die Zahlungsabwicklung in RMB zugelassen. Die Hong Kong Exchanges and Clearing Limited (HKEX) weitet die Emission von RMB-Anleihen aus, um mehr Unternehmen zu veranlassen, ihre Aktien in RMB zu notieren.

Hintergrundinformationen zum Wirtschaftsstandort Hongkong bietet unsere Reihe "SWOT-Analyse". Aktuelle Daten zum Land bieten die "Wirtschaftsdaten kompakt".

Deutsche Perspektive: Diversifizierung bringt Stabilität

Deutsche Unternehmen profitieren weiterhin von Hongkongs Rolle als Handels- und Sourcing-Drehscheibe. Hongkong dient auch als Ausgangspunkt zur Umsetzung der Strategie China-Plus-1. Die deutsche Auslandshandelskammer (AHK) in Hongkong verzeichnete im Vergleich zum Vorjahr einen Zuwachs von 1,5 Prozent auf 463 Mitglieder. 

Im Zuge des kontinuierlichen Ausbaus der Infrastruktur können deutsche Unternehmen von der staatlichen Förderung profitieren, um in Hongkongs Bauwirtschaft Fuß zu fassen, insbesondere durch den neuen Construction Innovation and Technology Fund.

Im Konsumgüterbereich bietet sich das Premiumsegment in Hongkong an, um Konzepte für China am Markt zu testen. Auf dieses Geschäftsmodell konzentrieren sich deutsche Unternehmensdelegationen bei ihren Besuchen in Hongkong.

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