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Wirtschaftsumfeld | Indien | Außenhandel

Deutsch-indischer Handel 2023 auf neuem Rekordhoch

Die deutschen Exporte nach Indien trieben die positive Entwicklung des bilateralen Handels 2023 an. Die Zusammensetzung der wichtigsten Importgruppen änderte sich.

Von Florian Wenke | Mumbai

Laut Angaben des Statistischen Bundesamtes Destatis hat der bilaterale Warenhandel zwischen der Bundesrepublik und Indien im Jahr 2023 den Rekordwert aus dem Vorjahr übertroffen. Das Handelsvolumen stieg um 5 Prozent im Vergleich zu 2022 und betrug 33 Milliarden US-Dollar (US$). 

Nach einem Handelsbilanzdefizit im Vorjahr erzielte Deutschland diesmal einen Handelsbilanzüberschuss in Höhe von 2,6 Milliarden US$. Der Anstieg des bilateralen Handels fällt in eine Zeit, in der die indische Volkswirtschaft mit robustem Wirtschaftswachstum glänzt. 

In der Rangfolge der wichtigsten Handelspartner Deutschlands nahm Indiens Bedeutung um einen Rang zu und kletterte auf die 23. Position, während der Subkontinent als Absatzmarkt für deutsche Waren erneut Rang 22 belegte. 

Drei Warengruppen halten große Exportanteile

Insgesamt exportierten deutsche Unternehmen 2023 Waren im Wert von 17,8 Milliarden US$ nach Indien. Das waren fast 14 Prozent mehr als im Jahr zuvor und ein neuer Rekord für deutsche Exporte auf den Subkontinent. 

Die wichtigsten Ausfuhren laut dem Internationalen Warenverzeichnis für den Außenhandel "Standard International Trade Classification" waren 2023 wieder Maschinen. Mit einem Gesamtwert von 4,8 Milliarden US$ verbuchten sie ein kräftiges Wachstum (Plus 10,2 Prozent gegenüber 2022) und hatten einen Anteil von über 27 Prozent an den Gesamtexporten. Zu den wertmäßig wichtigsten Maschinenexporten gehörten Pumpen und Kompressoren mit 517 Millionen US$, Maschinen für die Lederverarbeitung und Textilindustrie mit 339 Millionen US$ und Wellen und Kurbeln mit 332 Millionen US$. 

Deutschland lieferte 2023 in großem Umfang Flugzeuge und -teile nach Indien (Plus 36,5 Prozent gegenüber 2022). Diese Exporte erreichten 2,9 Milliarden US$. Sie steuerten 16 Prozent zum Gesamtausfuhrwert bei. Immer wieder sorgen indische Fluglinien für Aufsehen mit großen Flugzeugbestellungen. Zuletzt gab Air India 2023 die Bestellung von 250 Flugzeugen beim europäischen Flugzeugbauer Airbus bekannt. Airbus produziert auch an Standorten in Deutschland.  

Im Umfang von 2,8 Milliarden US$ transportierte die Bundesrepublik chemische Erzeugnisse nach Indien. Mit einem Anteil von 15,5 Prozent war dies die drittwichtigste Gütergruppe unter den Gesamtexporten. Gegenüber 2022 legten die Ausfuhren von chemischen Erzeugnissen um 1,5 Prozent zu.

Zudem wurden Elektrotechnik im Wert von 1,6 Milliarden US$ (Plus 21,5 Prozent gegenüber 2022) sowie Mess-, Prüf- und Regeltechnik (Plus 19,9 Prozent gegenüber 2022) im Umfang von 1,2 Milliarden US$ nach Indien ausgeführt. Relevant ist auch der erstarkte Export von Kfz-Teilen (im Vergleich zu 2022 Plus 38,6 Prozent) im Wert von 678 Millionen US$ von Deutschland nach Indien. Diese kommen in der momentan positiv gestimmten indischen Automobilbranche zum Einsatz.

Indiens Wirtschaft soll auch im laufenden Jahr auf Wachstumskurs bleiben. Entsprechend positiv dürften sich die deutschen Exporte auf den Subkontinent entwickeln. Vor allem Investitionsgüter wie Maschinen werden voraussichtlich weiter gefragt sein.

Deutsche Importe aus Indien werden diverser

Der Gesamtwert der deutschen Importe aus Indien lag 2023 bei 15,2 Milliarden US$ und damit fast 4 Prozent niedriger als ein Jahr davor. 

Deutschland kauft in großem Umfang chemische Erzeugnisse von Indien, jedoch im Vergleich zu 2022 knapp 17 Prozent weniger. Insgesamt importierte die Bundesrepublik Waren der indischen Chemieindustrie im Umfang von 3,2 Milliarden US$. Unter den chemischen Erzeugnissen befanden sich hauptsächlich Industriechemikalien und pharmazeutische Produkte

Auch für Maschinen (Plus 7,6 Prozent) und Bekleidung (Minus 14,7 Prozent gegenüber 2022) bleibt Indien ein wichtiger Beschaffungsmarkt. Die Einfuhren betrugen 1,9 Milliarden beziehungsweise 1,6 Milliarden US$. 

Neu ist der höhere Import von petrochemischen Erzeugnissen aus Indien. Hier wurden 2023 Waren im Wert von rund 831 Millionen US$ nach Deutschland eingeführt 633 Prozent mehr als im Vorjahr. Hinter dem Posten verbergen sich vor allem Treibstoffe. 

Zudem kauft Deutschland in größerem Umfang Elektrotechnik (Plus 1,8 Prozent), Elektronik (Minus 2,9 Prozent) und Nachrichtentechnik (Minus 2,7 Prozent gegenüber 2022) in Indien ein. Hinter letztgenannter Warengruppe verbergen sich hauptsächlich Mobiltelefone. Indien ist mittlerweile ein wichtiger Produktionsstandort für Smartphonehersteller. So lässt Apple geschätzt rund 12 Prozent seiner iPhones in Indien fertigen.

Derzeit wird ein Freihandelsabkommen (Free Trade Agreement; FTA) zwischen Indien und der EU diskutiert. Das FTA könnte dem bilateralen Handel mit Deutschland weitere positive Impulse geben. Allerdings ist es unwahrscheinlich, dass sich die Parteien noch im Jahr 2024 einigen. Indiens Prioritäten liegen momentan auf den FTA-Verhandlungen mit Großbritannien. Zudem stehen sowohl in der EU als auch in Indien 2024 Wahlen an. Erst wenn die politische Situation geklärt ist, werden auch die Verhandlungen wieder intensiviert werden.

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