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Branchen | Israel | Wasserstoffwirtschaft

Israels Energiesektor interessiert sich für Wasserstoff

In der israelischen Energiewirtschaft spielt Wasserstoff bisher keine Rolle. Allerdings fördert die Regierung Forschungsaktivitäten. Auch erste Pilotprojekte laufen an.

Von Wladimir Struminski | Jerusalem

Gegenwärtig wird Wasserstoff in Israel nicht als Treibstoff verwendet. Wie das Energieministerium (Ministry of Energy) gegenüber Germany Trade & Invest erklärte, beschränkt sich seine Nutzung auf Produktionsverfahren in der petrochemischen Industrie und in anderen Industriezweigen. Allerdings nimmt das israelische Interesse am Einsatz von Wasserstoff im Energiesektor zu.

Warten auf ausgereifte Technologien

Der Regierung ist bewusst, dass Wasserstofftechnologie zahlreiche Einsatzmöglichkeiten in der Energiewirtschaft bieten kann. Wie der Chefwissenschaftler des Energieministeriums, Gideon Friedman, im Juli 2022 erklärte, könne Wasserstoff eine große Rolle bei der Speicherung sauberer Energie und beim Energietransport spielen. Friedman betonte, die Herstellung von Wasserstoff mit erneuerbaren Energien sei in vielen Ländern ein wichtiges Thema.

Nach Auffassung des Energieministeriums ist es für Israel wichtig, bei der Wasserstoffforschung zur internationalen Spitze zu gehören. Nicht zuletzt will das Land über genug Know-how verfügen, um anwendungsfähige Wasserstofftechnologien künftig schnell in der eigenen Energiewirtschaft umsetzen zu können.

Bisher keine langfristigen Ziele festgelegt

Da die technologische Entwicklung im Wasserstoffbereich noch im Fluss ist, legt sich Israels Regierung auf keine konkreten Optionen zum Einsatz von Wasserstoff im Energiesektor fest. Diese Haltung kommt nicht zuletzt in dem im Oktober 2021 vom Energieministerium vorgelegten Plan für den Übergang zu kohlenstoffarmer Energiewirtschaft zum Ausdruck.

Darin heißt es, die Nutzung von Wasserstoff zur Senkung der Treibhausgasemissionen würde erst im Lauf der Zeit und im Einklang mit den technologischen Entwicklungen festgelegt. Das gilt auch für die Planung langfristiger Investitionen in die Infrastruktur der Wasserstoffwirtschaft.

Forschungsinstitut geplant

Für die kürzere Frist gibt es dagegen durchaus konkrete Pläne. So leitet das Ministerium die Errichtung eines nationalen Forschungsinstituts für Energiespeicherung in die Wege. Dabei soll auch die Nutzung von Wasserstoff als Energiespeicher erforscht werden.

Einzelne Forschungsprojekte werden ebenfalls finanziert. In den Jahren 2021 und 2022 investiert das Energieministerium 100 Millionen Neue Schekel (nach dem gegenwärtigen Wechselkurs rund 29 Millionen US-Dollar) in ein Förderprogramm für Wasserstoffforschung.

Pilotprojekt für Brennstoffzellen

Die Verwendung von Wasserstoff für Brennstoffzellen dürfte näher liegen als Energiespeicherung mithilfe von Wasserstoff. Deshalb fördert das Energieministerium ein Programm zur Erprobung wasserstoffbasierter Brennstoffzellen zum Antrieb von Schwerfahrzeugen. Durchgeführt wird das Projekt von der israelischen Raffinerie BAZAN Group Oil Refineries, der Energiefirma Sonol und dem Kfz-Importeur Colmobil. Im Rahmen des Vorhabens sollen zudem zwei Wasserstoff-Tankstellen entstehen. Gleichzeitig unterstützt das Energieressort die Einfuhr der mit Wasserstoff zu betreibenden Fahrzeuge.

Blauer und grüner Wasserstoff

Die endgültige Entscheidung über die Bezugsquelle des Wasserstoffs für das Pilotprojekt ist bisher nicht gefallen. Das Energieministerium geht jedoch davon aus, dass der Wasserstoff vorerst aus Erdgas hergestellt wird. Die BAZAN-Gruppe baut eine Anlage zur Herstellung von blauem Wasserstoff. Nach ihrer Inbetriebnahme wird sie voraussichtlich das Brennstoffzellenprojekt versorgen.

Für die kommenden Jahre plant BAZAN zudem die Herstellung von grünem Wasserstoff. Auch dieser könnte als Kfz-Treibstoff verwendet werden. Allerdings wäre das nicht die einzige Verwendungsmöglichkeit, sobald eine groß angelegte Herstellung grünen Wasserstoffs in Israel Realität wird. Vielmehr soll dieser dann auch in der Industrie Verwendung finden.

Innovationsbehörde fördert Wasserstoffforschung 

Auch die Innovationsbehörde (Israel Innovation Authority) fördert die Wasserstoffforschung. Im Jahr 2022 hat sie ein Förderprogramm für Projekte zur Bekämpfung des Klimawandels angekündigt.

Dabei sind Wasserstofftechnologien als förderungsberechtigt eingestuft. Da die Innovationsbehörde eine zentrale Stelle zur Unterstützung neuer Technologien ist, kommt der Aufnahme des Wasserstoffs in ihren Maßnahmenkatalog große Bedeutung zu.

Kooperationschancen für ausländische Unternehmen

Israel befürwortet eine enge Zusammenarbeit zwischen akademischen Forschungseinrichtungen und der Wirtschaft. Das gilt auch für die Wasserstoffwirtschaft. Ein Beispiel ist ein von der Energiefirma Doral durchgeführtes Projekt. In dessen Rahmen nutzt Doral Energy die in einer Fotovoltaik-Kraftanlage erzeugte Energie zur Herstellung von grünem Wasserstoff. Dabei setzt die Firma ein an der renommierten technologischen Universität Technion – Israel Institute of Technology entwickeltes Verfahren ein.

Israelische Hochschulen und Unternehmen sind für Kooperationsprojekte mit ausländischen Partnern offen. Zum einen sollen es Kontakte zu internationalen Akteuren der israelischen Energiewirtschaft erleichtern, beim Thema Wasserstoff auf dem Laufenden zu bleiben.

Zum anderen können ausländische Unternehmen von der akademischen Zusammenarbeit mit Israel Nutzen ziehen, da eine Reihe israelischer Hochschulen Wasserstoffforschung auf hohem Niveau betreibt. Zudem dürfte Firmen, die mit israelischen Partnern kooperieren, der Markteintritt in Israel leichter fallen, sobald sie über anwendungsfähige Technologien und Produkte verfügen.

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