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Marktchancen Kfz-Absatzmarkt
Der Absatz im japanischen Kfz-Markt wird sich 2022 schlechter entwickeln als 2021. Mehrere Faktoren erschweren die Geschäfte.
04.07.2022
Von Jürgen Maurer | Tokyo
Automobilkonjunktur schwächelt
Die Aussichten in Japans Kfz-Markt zeigen sich 2022 eingetrübt. So haben stark steigende Energie- und Materialpreise sowie Lieferengpässe von Kfz-Teilen die Produktion und den Absatz beeinträchtigt. Zudem verliert die internationale Konjunktur an Dynamik, was sich auf das Exportgeschäft auswirkt. Umgekehrt wartet auch auf die Autoimporteure in Japan ein schwierigeres Marktumfeld, verursacht durch den schwachen Yen und Lieferschwierigkeiten. Die Statistik der Japan Automobile Importers Association über die neu registrierten importierten Fahrzeuge für die ersten fünf Monate 2022 deutete sinkende Verkäufe an.
In Japan haben die ersten Kfz-Hersteller angekündigt, im Jahr 2022 höhere Produktionskosten teilweise durch höhere Absatzpreise an die Endkunden weiterzugeben. Dadurch und wegen stark gestiegener Kraftstoffpreise sinkt die Neigung der Konsumenten, neue Autos anzuschaffen. Zwar veröffentlicht Japans Automobilverband keine Absatz- und Produktionsprognose. Jedoch wiesen die Zahlen der Japan Automobile Dealers Association wie auch die Japan Light Motor Vehicle and Motorcycle Association für die ersten Monate 2022 auf eine sichtlich abgekühlte Nachfrage hin.
Kategorie | 2020 | 2021 | Veränderung 2021/2020 |
---|---|---|---|
Pkw | 3.809.981 | 3.675.698 | -3,5 |
Lkw | 779.300 | 765.762 | -1,7 |
Busse | 9.334 | 6.880 | -26,3 |
Insgesamt | 4.598.615 | 4.448.340 | -3,3 |
Absatz runter, Umsatz hoch
Der Kfz-Absatz in Japan sank laut JAMA im Jahr 2021 um 3,3 Prozent und dürfte auch 2022 nach unten tendieren. Laut den Geschäftsberichten der großen japanischen Kfz-Unternehmen konnten diese, nach dem coronabedingten Absatzeinbruch 2020, im Fiskaljahr 2021 zumindest gute Zuwachsraten beim Umsatz vermelden. Insbesondere Toyotas Umsatz wuchs mit 15,3 Prozent gegenüber dem Fiskaljahr 2020 stark. Honda erreichte ein Plus von 10,5 Prozent und Nissan von 7,1 Prozent. Für das Fiskaljahr 2022 erwarten die Kfz-Hersteller, wie insbesondere der führende Anbieter Toyota Motor, jedoch einen Dämpfer.
Lichtblick für die japanischen Kfz-Unternehmen sind die Verkäufe im Ausland, die in steigendem Maße zum Umsatz beitragen. Die Automobilkonzerne aus Nippon bauen ihre Produktion außerhalb des Archipel weiter aus, um verschiedene Absatzmärkte mit unterschiedlichen Anforderungen zu bedienen und um von der Kfz-Politik und den Anreizen in verschiedenen Ländern zu profitieren.
2021 2) | 2022 3) | |
---|---|---|
Toyota (+ LEXUS) | 8.230 (9.512) | 8.850 (9.900) |
Honda | 4.074 | 4.200 |
Nissan | 3.876 | 4.000 |
Suzuki | 2.707 | 2.908 |
Mazda | 1.251 | 1.349 |
Mitsubishi | 937 | 938 |
Subaru | 734 | 940 |
Isuzu | 378 | 438 |
Gütertransport läuft
Im Nutzfahrzeugbereich ist der Absatz von Bussen in Japan anhaltend schwach, da die Coronapandemie den Tourismus auch 2022 noch einschränkt. Bei Lastkraftwagen dürfte sich die Nachfrage 2022 stabilisieren, da der Ersatzbedarf im In- und Ausland konstant ist. Zudem werden die Abnehmerbranchen den Kauf von kraftstoffeffizienteren beziehungsweise emissionsärmeren Modellen erhöhen.
Im Lkw-Segment bestimmen Isuzu und Hino den japanischen Markt. Sie hielten 2020 Anteile von 34,6 Prozent beziehungsweise von 30,4 Prozent. Toyotas Lkw-Marke ist in diesem Segment mit einem Anteil von 12,6 Prozent nicht so prominent vertreten. Jedoch ist Toyota mit 50,1 Prozent Mehrheitseigner bei Hino und daher dennoch ein wichtiger Akteur. Bei leichten Nutzfahrzeugen nimmt Toyota hingegen zusammen mit der Tochter Daihatsu eine herausragende Marktstellung mit einem Anteil von 46,6 Prozent ein.
Hersteller | Absatz 2021 | Veränderung 2021/2020 | Marktanteil 2021 |
---|---|---|---|
Toyota | 1.424.380 | -2,1 | 32,0 |
Suzuki | 608.379 | -3,6 | 13,7 |
Honda | 579.771 | -6,4 | 13,0 |
Daihatsu | 572.401 | -3,4 | 12,9 |
Nissan | 451.671 | -3,6 | 10,2 |
Mazda | 157.311 | -11,2 | 3,5 |
Sonstige | 654.427 | -0,3 | 14,7 |
Gesamt | 4.448.340 | -3,3 | 100,0 |
Durchschnittsalter von Fahrzeugen steigt weiter
Vor allem kleinere und kompakte Pkw dominieren in Japan. Ungefähr 65 Prozent der Neuzulassungen sind Kleinst- und Kompaktautos, der Rest Standardmodelle mit einem Hubraum von mehr als zwei Litern. Aufgrund der räumlichen Enge in den Großstädten, der Nutzung hauptsächlich für Kurzstreckenfahrten und der steuerlichen geringeren Belastung kaufen japanische Kunden hauptsächlich Klein- und Mini-Pkw. Diese sind und bleiben vor allem außerhalb der Großstadtzentren auf absehbare Zeit das wichtigste Transportmittel.
Der Bestand an vierrädrigen Fahrzeugen belief sich Ende März 2022 auf 78,3 Millionen Einheiten und blieb damit gegenüber dem Vorjahr unverändert. Darunter waren rund 61,9 Millionen Pkw und 16,4 Millionen Lkw, Busse und Spezialfahrzeuge. Das Durchschnittsalter von Pkw steigt seit Jahren und betrug Ende März 2022 laut Automobile Inspection & Registration Information Association 8,84 Jahre. Für Lkw und Busse lag das durchschnittliche Alter zwischen 11,5 Jahren und 12,1 Jahren.