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Markttrends
Der Pkw-Absatz in Mexiko stieg 2024 um knapp 10 Prozent. Wegen der von den USA ausgehenden politischen Unsicherheit wird 2025 eine schwächere Entwicklung erwartet.
04.04.2025
Von Edwin Schuh | Mexiko-Stadt
Die Pkw-Verkäufe in Mexiko verzeichneten 2024 ihr drittbestes Jahr überhaupt nach den bisherigen Rekordjahren 2016 und 2017. Mit rund 1,5 Millionen verkauften Fahrzeugen war der Absatz knapp 10 Prozent höher als im Jahr 2023.
Damit wurden die Erwartungen des Händlerverbandes Asociación de Distribuidores de Automotores (AMDA) jedoch nicht ganz erfüllt, der eine noch bessere Entwicklung erhofft hatte. Vor allem zum Jahresende hin schwächte sich die Nachfrage aufgrund der politischen Unsicherheit ab. Für 2025 rechnet die Unternehmensberatung Deloitte aus demselben Grund nur mit einem Absatzplus von 1,9 Prozent bei Pkw.
sollen die Verkäufe von Pkw 2025 zulegen.
SUV mit größtem Marktanteil
Sport Utility Vehicles (SUV) machen inzwischen den größten Anteil unter den Fahrzeugklassen aus. Im Jahr 2024 entfielen 40,2 Prozent der verkauften Fahrzeuge in diese Kategorie. Zu den beliebtesten Modellen zählen der Mazda CX-30, der Nissan Kicks und der Volkswagen Taos.
Es folgen die Klassen Subkompakt (Marktanteil 21,2 Prozent) und Kompakt (18,6 Prozent). Hier führen der Nissan Versa, der General Motors Aveo und der KIA K3 die Verkaufsranglisten an. Bei Pickups (17,2 Prozent) liegen der Nissan NP-300 und der Toyota Hilux vorne. Rückläufige Zahlen wies 2024 einzig das Segment Luxusautos auf, was BMW, Mercedes-Benz und Audi zu spüren bekamen. Nur Porsche konnte seine Absatzzahlen steigern (+52,1 Prozent).
Kategorie | 2023 | 2024 | Veränderung 2024/2023 |
---|---|---|---|
Pkw | 1.363.714 | 1.496.797 | 9,8 |
Lkw | 90.874 | 106.487 | 17,2 |
Busse | 17.187 | 19.535 | 13,7 |
Der langjährige Marktführer Nissan steigerte seine Verkäufe 2024 nur unterdurchschnittlich und büßte Marktanteile ein. Das Verfolgerfeld bestehend aus General Motors, Volkswagen und Toyota hingegen verringerte den Abstand zum Branchenprimus. Dennoch befanden sich unter den zehn meistverkauften Modellen allein vier Fahrzeuge von Nissan (Versa, NP300, March, Sentra).
Nach dynamischen Wachstumsraten in den Jahren zuvor konnten chinesische Fabrikanten 2024 nur bescheidene Erfolge verbuchen, trotz großer Marketingkampagnen. Der Absatz von MG Motor stagnierte im Vergleich zum Vorjahr. Das Unternehmen, das zum Staatskonzern SAIC Motor gehört, war dank des beliebten Modells MG5 an etablierten Autobauern wie Ford, Hyundai und Renault vorbeigezogen und belegt Platz 8 im Verkaufsranking. Die zweitwichtigste chinesische Automarke in Mexiko, Chirey des Staatsunternehmens Chery Automobile, verzeichnete einen Absatzeinbruch um 30,3 Prozent.
Hersteller | Absatz 2024 | Veränderung 2024/2023 | Marktanteil 2024 |
---|---|---|---|
Nissan | 255.116 | 5,8 | 17,0 |
General Motors | 205.045 | 11,4 | 13,7 |
Volkswagen 1) | 177.261 | 18,2 | 11,8 |
Toyota | 121.968 | 17,1 | 8,1 |
KIA | 104.384 | 11,7 | 7,0 |
Mazda | 99.797 | 31,3 | 6,7 |
Stellantis 2) | 93.809 | -3,1 | 6,3 |
MG Motor | 60.168 | 0,1 | 4,0 |
BYD tritt aggressiv in den mexikanischen Markt ein
Laut AMDA hatten chinesische Autobauer 2024 insgesamt einen Marktanteil von 9,5 Prozent. Das war etwas niedriger als im Vorjahr. Das große Fragezeichen ist jedoch BYD: Der weltweit wichtigste Hersteller von Elektroautos kam Ende 2022 nach Mexiko, veröffentlicht aber keine Verkaufszahlen. Branchenkennern zufolge könnte er dank aggressiver Verkaufstaktiken die restliche chinesische Konkurrenz und auch einige westliche Hersteller bereits hinter sich gelassen haben. Besonders häufig ist das SUV-Hybridmodell Song Plus auf den Straßen von Mexiko-Stadt anzutreffen, aber auch der Kompaktwagen BYD Dolphin.
Finanzierungsmöglichkeiten spielen beim Neuwagenkauf eine wichtige Rolle. Knapp 60 Prozent aller Pkw werden finanziert, wobei die Zinssätze 2024 im Vergleich zum Vorjahr etwas zurückgegangen sind. In der Regel werden Zinssätze zwischen 10 und 18 Prozent jährlich mit Laufzeiten von fünf Jahren verlangt. Meist stellen die Finanzinstitute der Automobilhersteller das Kapital bereit, teilweise auch Banken.
US-Zölle treffen Automobilsektor stark
Die Exporte des mexikanischen Automobilsektors in die USA beliefen sich 2023 auf 130,3 Milliarden US-Dollar (US$). Sie machen rund ein Drittel der gesamten Lieferungen Mexikos an den nördlichen Nachbarn aus. Aus keinem anderen Land beziehen die USA mehr Kfz und -Teile. Die US-Einfuhren aus Mexiko in dieser Sparte sind fast so hoch wie die im Ranking folgenden Lieferungen aus Kanada, Japan und Südkorea zusammengerechnet.
Die derzeit geltenden Einfuhrzölle auf mexikanische Waren in Höhe von 25 Prozent, die außerhalb des USMCA-Abkommens gehandelt werden, haben starke Auswirkungen auf den Automobilsektor. So stoppte Stellantis für den Monat April die Produktion im Werk in Toluca, wo die Modelle Jeep Compass und Wagoneer S hergestellt werden. Rund 90 Prozent der Produktion des Werks geht normalerweise an das Nachbarland im Norden.
Damit Fahrzeuge weiterhin zollfrei in die USA gelangen, muss die lokale Wertschöpfung mindesten 75 Prozent betragen. Nicht allen Autobauern gelingt das. BMW etwa ist in Mexiko weit von dieser Vorgabe entfernt, unter anderem da das Unternehmen Motoren aus Europa bezieht. Der Strafzoll in Höhe von 25 Prozent macht eine Herstellung in Mexiko und anschließende Ausfuhr in die USA kaum noch wettbewerbsfähig.
Die Bestimmungen können sich täglich ändern. Den aktuellen Stand finden Sie auf unserer GTAI-Sonderseite Handelspolitik unter Trump.