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Branchen | Kasachstan | Erneuerbare Energien

Für seine Energiewende setzt Kasachstan weiterhin auf Auktionen

Das 2024 zu versteigernde Kontingent umfasst über 1 Gigawatt. Windkraft steht im Fokus. Der Anteil der Erneuerbaren an der Stromproduktion soll sich bis 2030 mehr als verdoppeln.

Von Jan Triebel | Almaty

Der Markt für grünen Strom in Kasachstan wächst. Als Ansatz für die Beteiligung in- und ausländischer Interessenten bietet sich ein bereits etabliertes Auktionsmodell an. Es sieht die Versteigerung der Bau- und Betriebsrechte für neue Kraftwerke vor. Erfolgreiche Bieter können mit garantierten Vergütungen rechnen. Die Auktionen erfolgen nach dem Prinzip einer umgekehrten Versteigerung. Das günstigste Preisgebot kommt zum Zuge.

Für 2024 insgesamt 18 Bieterrunden angesetzt

Im März 2024 bestätigte das kasachische Energieministerium den Ablaufplan der Auktionen für das laufende Jahr. Als Durchführer wird das Finanzabwicklungszentrum zur Unterstützung erneuerbarer Energien (RFC) 2024 insgesamt 18 Bieterrunden ausrichten. Zusammengefasst zu drei Terminblöcken werden die Versteigerungen Mitte Juni, in der zweiten Septemberhälfte und Mitte November stattfinden. Das Kontingent neuer Erzeugungskapazitäten beläuft sich 2024 auf 1.270 Megawatt.

Investoren und Projektentwicklern aus dem In- und Ausland werden Vorhaben in den Bereichen Wind, Wasserkraft, Fotovoltaik und Biomasse angeboten. Der staatliche Betreiber des nationalen Stromnetzes KEGOC stellt den Netzanschluss bereit und sichert zu, nach der Fertigstellung der Anlagen den dort produzierten Strom zu garantierten Preisen einzuspeisen.

Umfangreiche Ausbaupläne für Windkraft

Mit 700 Megawatt Leistung dominiert Windkraft die für 2024 angesetzten Auktionsrunden. Fünf Standorte in der nördlichen Versorgungszone und einer im Süden des Landes wurden berücksichtigt. Außerdem werden vier Standorte für Fotovoltaikanlagen mit zusammen 160 Megawatt angeboten. Kleiner fällt das Angebot für die energetischen Verwertung von Biomasse aus, wo lediglich eine Leistung von bis zu 10 Megawatt ausgeschrieben ist.

Im Bereich Wasserkraft zielen zwei Lose mit zusammen 300 Megawatt Leistung auf den Bau mehrerer Anlagen mit jeweils 10 bis 50 Megawatt ab. Bei weiteren fünf Losen mit einer Gesamtleistung von 100 Megawatt stehen kleinere Wasserkraftanlagen mit jeweils bis zu 10 Megawatt im Fokus.

Als Standorte für die neuen Wasserkraftwerke kommen so gut wie alle geeigneten Flussläufe im Land infrage. Ausdrücklich ausgenommen ist 2024 jedoch der Fluss Tentek im Osten Kasachstans, an dem ein Wasserkraftwerk mit 480 Megawatt Leistung geplant ist. Das Projekt soll sich derzeit noch in der Genehmigungsphase befinden. Mit dem Baubeginn wird frühestens 2026 gerechnet, mit ersten Stromlieferungen von dort nicht vor 2029. In Pressemeldungen wird die chinesische Gezhouba Group mit dem Tentek-Vorhaben in Verbindung gebracht.

Nennleistung betriebsbereiter Anlagen für erneuerbare Energienin Megawatt
Kategorie

2022

2023

Wind

958

1.395

Fotovoltaik

1.148

1.203

Wasserkraft

280

270

Biomasse

1,98

1,77

Quelle: Energieministerium Kasachstans 2024

Der meiste grüne Strom stammt bereits aus Windkraft

Der Ausbau der erneuerbaren Energien hat zuletzt wieder an Fahrt gewonnen. Der Bestand an Ökostromanlagen stieg 2023 um rund ein Fünftel gegenüber dem Vorjahr. Von den insgesamt 481 Megawatt neu installierter Leistung entfielen rund 90 Prozent auf die Windenergie. Die Ökostromproduktion stieg um knapp 31 Prozent auf insgesamt 6.676 Gigawattstunden. Davon stammten 57 Prozent aus Windkraftanlagen.

Die guten Windverhältnisse haben längst auch internationale Größen des Energiesektors nach Kasachstan gelockt, so beispielsweise TotalEnergies aus Frankreich. Die Nennleistung ihrer geplanten Windparks soll jeweils 1 Gigawatt oder mehr erreichen.

5,9 %

der kasachischen Stromerzeugung entfielen 2023 auf grünen Strom.

Maximale Einspeisevergütung bleibt unverändert

Bei den Auktionen gilt für die möglichen Einspeisevergütungen ein Preisdeckel. Dieser wurde zwischen 2023 und 2024 nicht angepasst. Die Richtwerte sind nachfolgend in Tenge je Kilowattstunde und ohne Mehrwertsteuer angegeben. Zur Umrechnung in US-Dollar (US$) wurde der Mittelkurs der kasachischen Zentralbank für das 1. Quartal 2024 verwendet: 1 US$ = 450,36 Tenge:

  • Windkraft: 22,68 Tenge (0,05 US$);
  • Fotovoltaik: 34,61 Tenge (0,077 US$);
  • Wasserkraft: 41,23 Tenge (0,092 US$);
  • Biomasse: 32,23 Tenge (0,072 US$).

Tatsächlich erzielte Preise deutlich unter Referenzwerten

Eine GTAI-Auswertung der Resultate der Auktionen von 2023 zeigt, dass die erfolgreichen Gebote häufig sehr deutlich unter den Referenzwerten lagen. So wurden Windprojekte 2023 zu einem durchschnittlichen Preis von 11,43 Tenge je Kilowattstunde versteigert - das entsprach der Hälfte des Richtwerts. Für Solarparks im besonders sonnenreichen Süden des Landes wurde ein Durchschnittspreis von 15,78 Tenge erzielt - 54 Prozent weniger als der Richtwert. Ähnlich hoch lag mit 51 Prozent die Differenz bei Wasserkraftwerken bis 10 Megawatt Leistung, für die sich der Durchschnittspreis auf 20,1 Tenge  belief.

Es gibt aber auch Ausnahmen: So erging der Zuschlag für einen Fotovoltaikstandort in der weniger sonnenreichen nördlichen Versorgungszone zu einem Preis von 34,19 Tenge je Kilowattstunde - 1 Prozent weniger als der Referenzwert. Zudem machte die durchschnittliche Vergütung für Wasserkraftwerke mit 10 bis 50 Megawatt Leistung 35,58 Tenge aus - 14 Prozent unterhalb der Obergrenze. Die Auktion für den Bereich Biomasse verlief 2023 ergebnislos.

Wichtiges Etappenziel beim Klimaschutz erreicht

Kasachstans Klimaschutzstrategie sieht vor, dass der Anteil grünen Stroms an der Gesamtproduktion bis 2025 auf 6 Prozent steigt. Dieses Ziel wurde bereits 2023 annähernd erreicht. Im Jahr 2022 betrug der Anteil nach Angaben des Energieressorts 4,5 Prozent. Mittel- bis langfristig soll sich der Beitrag regenerativer Energiequellen an Kasachstans Stromproduktion auf 15 Prozent im Jahr 2030 und auf 50 Prozent im Jahr 2050 erhöhen.

Wer mitbieten will, muss Garantien und Fristen beachten

Den allgemeinen Ausschreibungsmodalitäten zufolge haben die Auktionsbeteiligten zwei Formen von Sicherheiten per Bankgarantie oder in Form eines sogenannten Standby Letter of Credit zu stellen. Das abzugebende Gebot ist mit 2.000 Tenge je Kilowatt Leistung abzusichern, die Vertragsumsetzung mit 10.000 Tenge je Kilowatt Leistung.

Unternehmen, die sich an den Auktionsrunden beteiligen wollen, haben sich außerdem vorab beim Durchführer RFC anzumelden. Die Anmeldezeiträume für die drei Terminblöcke sind: 

  • 22. April bis 31. Mai; 

  • 5. August bis 13. September; 

  • 23. September bis 1. November.

Zu den Ausschreibungsbedingungen gehören auch Fertigstellungsfristen. Demnach müssen Fotovoltaikanlagen bereits 24 Monate nach der Vertragsunterzeichnung in Betrieb genommen werden. Bei Windkraft und Biomasse beträgt die Frist 36 Monate. Bei Wasserkraftwerken haben Investoren 48 Monate Zeit.

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