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Branche kompakt | Marokko | Medizintechnik

Privatwirtschaft drängt stärker in den Gesundheitssektor

Marokkos Gesundheitssektor steht vor Reformen - dies allerdings bereits seit Jahren. Von mehr privaten Projekten könnten internationale Medizintechnikanbieter profitieren.

Von Michael Sauermost | Casablanca

  • Marktentwicklungen und -trends

    Trotz zunehmender lokaler Produktion wird das Königreich von Medizintechnikimporten abhängen. 

    Medizinische Ausrüstungen müssen modernisiert werden

    Marokko hat begonnen, die lokale Produktion von Medizintechnik auszubauen. Dennoch ist das Königreich auf Importe angewiesen, um die Grundversorgung zu sichern. Die Nachfrage wächst zwar konstant, allerdings dürften Engpässe bei modernen Ausrüstungen in den kommenden Jahren anhalten.

    Der Markt für Medizintechnik und medizinische Verbrauchsgüter steigt, Prognosen des Marktforschers Fitch Solutions zufolge, jährlich auf der Basis von US-Dollar (US$) um durchschnittlich 6 Prozent. Für das Jahr 2022 wird das Marktvolumen auf rund 420 Millionen US$ geschätzt. Im Jahr 2023 könnte dann die 450 Millionen-Dollar-Hürde genommen werden. Zwangsläufig werden die Importe eine vergleichbare Aufwärtsbewegung nehmen, da ein Anteil von mehr als drei Viertel der Nachfrage durch Einfuhren abgedeckt wird.

    Im Jahr 2021 erreichten die Importe (SITC 774/872) ein Volumen von rund 310 Millionen US$. Das waren über 3 Prozent weniger als im Vorjahr. Der Rückgang dürfte der außergewöhnlichen Situation im ersten Coronajahr 2020 geschuldet sein. Es wurde zu Pandemiezeiten mehr importiert; gleichzeitig eine lokale Fertigung aufgebaut.

    Importe "Made in Germany" ausbaufähig

    Deutsche Lieferanten hielten in den letzten Jahren durchschnittlich einen Marktanteil von etwa einem Achtel. Dabei muss berücksichtigt werden, dass ein nicht unerheblicher Teil von Erzeugnissen "Made in Germany" über die Umwege Frankreich oder Spanien ins Königreich gelangten. Entsprechend wurden sie dann in der Statistik dort verbucht.

    China ist in den letzten Jahren im Importländerranking am meisten geklettert. Machten Lieferanten aus dem Reich der Mitte vorher lediglich mit medizinischen Verbrauchsgütern auf sich aufmerksam, so sind mittlerweile zunehmend technisch hochwertigere Geräte mit chinesischem Logo in Umlauf. Insgesamt kamen 2021 etwa 30 Prozent der Brancheneinfuhren aus China.

    In Zukunft werden vor allem Lieferchancen für Röntgengeräte, Magnetresonanztomographie (MRT)- und Ultraschallgeräte, Überwachungs- und Elektrodiagnosegeräte, ICU-Ausrüstung (Intensive Care Unit) sowie Ausrüstungen inklusive Software für E-Health-Anwendungen erwartet. Die Nachfrage nach gebrauchter Medizintechnik ist aufgrund bestehender Restriktionen limitiert.

    Auch die Nachfrage nach mobiler Krankenversorgung in entlegenen Gebieten und bei Notfallequipment sowie Ambulanzen dürfte zulegen. Bei der Krebsvorsorge und -behandlung sind trotz Fortschritten in den letzten Jahren weitere Investitionen zu erwarten. Gynäkologie, Geburtshilfe und auch die Hämodialyse bleiben im ländlichen Raum ein wichtiger Fokus. Hoher Versorgungsbedarf besteht bei psychischen Erkrankungen, Lungentuberkulose und bei Herz-Kreislauf-Problemen.

    Während im Privatsektor verschiedene, auch kleinere Projekte an den Start gehen, baut auch der öffentliche Sektor die bestehende Infrastruktur aus. Außerdem sind die Ausrüstungen der öffentlichen Krankenhäuser überholt und Modernisierungsinvestitionen stehen an.

    Folgen der Coronapandemie

    Der marokkanische Gesundheitssektor ist relativ souverän durch die Coronakrise gekommen. Ein positiver Effekt ist, dass öffentliche und private Marktteilnehmer enger aneinandergerückt sind. Außerdem hat Marokko begonnen, eine vorher kaum existierende lokale Medizintechnikfertigung aufzubauen. Zunächst wurden Masken, Arztkittel, Schutzanzüge und Desinfektionsmittel gefertigt.

    Mit Beatmungsgeräten und Notfallbetten wurde dann ein technisch höheres Niveau erreicht. Die ABA Technology Group und das Moroccan Medical & Biomedical Industrial Cluster kooperieren unter der Schirmherrschaft des Industrieministeriums, um den weiteren Ausbau der lokalen Fertigung gezielt zu fördern. Ausländische Unternehmen könnten daran gegebenenfalls in Form von Partnerschaften und Know-how-Transfer partizipieren.

    Anbieter von Medizintechnik haben es in Marokko eigentlich mit zwei unterschiedlichen Märkten zu tun: dem öffentlichen sowie dem privaten Sektor. Letzterer ist für ausländische Zulieferer transparenter und daher zugänglicher. Zudem wird im öffentlichen Sektor bisweilen über Zahlungsverzögerungen geklagt. Auf der anderen Seite können dort Vertriebsunternehmen zufolge umfassendere und lukrativere Wartungsverträge abgeschlossen werden.

    Öffentliche Investitionsprojekte überwiegen bislang

    Der bereits 2018 verkündete Gesundheitsplan (Plan Santé 2025) sieht vor, Investitionen von rund 1,5 Milliarden US$ auf den Weg zu bringen. Durch die Pandemie wurde die Dringlichkeit des Infrastrukturausbaus noch einmal deutlich. Für das Jahr 2023 ist geplant, die Kapazität der Krankenhausbetten um etwa 3.400 zu erhöhen, so steht es im Haushaltsentwurf für das Gesundheitsministerium. Neben neuen Projekten sollen auch Modernisierungsmaßnahmen durchgeführt werden.

    Bei den neuen Krankenhäusern handelt es sich um die Universitätskliniken Agadir (867 Betten), Laayoune (500 Betten), Ibn Sina, Rabat (1006 Betten) sowie Errachida (500 Betten). Außerdem steht der Bau von zehn Provinzkrankenhäusern mit insgesamt 2.020 Betten an. Weitere Häuser mit Kapazitäten von insgesamt 2.300 Betten befinden sich in der Planungsphase.

    Ein großer Teil der Investitionen in Krankenhäuser stammt weiterhin aus dem Staatshaushalt. Viele der größeren Kapitalanlagen beruhen auf Krediten der Weltbank sowie der Europäischen Investitionsbank. Einige Projekte werden aber auch von internationalen Gebern unterstützt.

    Investitionsvorhaben im Gesundheitssektor in Marokko (Auswahl; Investitionssummen in Millionen US-Dollar)

    Projekt

    Investitionssumme

    Anmerkung

    New Ibn Sina Hospital, Universitätskrankenhaus Rabat 

    311

    Fertigstellung etwa 2025; Ministère de la Santé

    Universitätskrankenhaus Agadir

    190

    Fertigstellung geplant 2023; Ministère de la Santé

    Universitätskrankenhaus Laayoune

    135

    Fertigstellung geplant 2023; Ministère de la Santé

    Provinzkrankenhaus Al Hoceima

    108

    Fertigstellung für 2023 vorgesehen Ministère de la Santé

    Regionales Gesundheitszentrum Beni Mellal

    42

    Studie; 2023, Fertigstellung für Ende 2025 geplant, Fes-Boulemane Region; Studie Ende 2025 Ministère de la Santé

    Provinzkrankenhaus Moulay Yacoub

    26

    Fes-Boulemane Region; Studie, Fertigstellung Ende 2025 Ministère de la Santé

    Quelle: Meed Projects

    Regierung arbeitet an den Rahmenbedingungen

    Marokkos Gesundheitssektor befindet sich zwar auf dem Weg der Besserung, allerdings verläuft die Entwicklung nicht so zügig, wie sich die Regierung das erhofft. Die unzureichende Versorgung in den ländlichen Regionen sowie der Mangel an Fachpersonal zählen zu den am häufigsten genannten Defiziten. Investitionen werden bevorzugt in Ballungsgebieten getätigt. Fachärzte bessern sich in Privatkliniken ihren Lohn auf und fehlen dann in den öffentlichen Einrichtungen. Die Regierung toleriert das aus Angst, ansonsten noch mehr Absolventen des Medizinstudiums ans Ausland zu verlieren.

    Ein neues Rahmengesetz zur Reform des Gesundheitssystems zielt auch auf die Entwicklung von Humanressourcen ab. Eine übergeordnete Behörde soll zudem eine effizientere Koordinierung der Aktivitäten von öffentlichem und privatem Sektor gewährleisten. Der Haushaltsentwurf Marokkos für das Jahr 2023 sieht ein Budget für den Gesundheitssektor in Höhe von knapp über 2,5 Milliarden US$ vor. Das entspricht gegenüber dem für 2022 anvisierten Posten auf Basis der Landeswährung einer Steigerung um 19 Prozent.

    Insgesamt sind rund 6 Milliarden US$ für den Plan Santé 2025 vorgesehen, wobei 2,4 Milliarden US$ in die direkte Umsetzung von Kapazitätserweiterungen sowie Programme gegen die Krankheitsbekämpfung fließen sollen. Finanziert werden soll dies zu 50 Prozent durch internationale Kooperationen. Weitere, vom Staatshaushalt getragene 3,6 Milliarden US$ sind für ein verwaltungstechnisches Betriebsbudget vorgesehen.

    Herausforderung beziehungsweise Wachstumsbremse bleibt weiter die Einrichtung eines flächendeckenden, umfassenden Versicherungsschutzes. Für registrierte Angestellte und Selbstständige existiert die obligatorische Krankenversicherung Assurance Maladie Obligatoire (AMO). Diese weist jedoch Lücken auf. Daher erhalten Angestellte größerer Firmen im Regelfall vom Arbeitgeber einen kollektiven zusätzlichen Versicherungsschutz.

    Daneben wurde im Jahr 2009 das Régime d‘Assistance Médicale (RAMED) ins Leben gerufen – ein staatliches Versicherungssystem, das sozial schwächeren Bevölkerungsschichten Zugang zum öffentlichen Gesundheitswesen gewährt. Mit Hilfe von RAMED soll der Großteil der Bevölkerung basisversichert sein. Abgedeckt wären dann Behandlungen in öffentlichen Krankenhäusern und Kliniken sowie die Arzneimittelerstattung.

    Rahmendaten zum Gesundheitssystem in Marokko

    Kategorie

     Wert

    Einwohnerzahl (2020 in Mio.)

    36,7

    Bevölkerungswachstum (2021 in % p.a.)

    0,9

    Altersstruktur der Bevölkerung (2020)

      Anteil der unter 14-Jährigen (in %)

    27,0

      Anteil der über 65-Jährigen (in %)

    7,1

    Durchschnittliche Lebenserwartung bei Geburt (2020 in Jahren)

    77

    Durchschnittseinkommen (2021 in US$)

    385*)

    Gesundheitsausgaben pro Kopf (2019 in US$)

    174

    Anteil der Gesundheitsausgaben am BIP (2019 in %)

    5,31

    Ärzte/100.000 Einwohner (2021)

    75

    Zahnärzte/100.000 Einwohner (2021)

    19

    Krankenhausbetten/100.000 Einwohner (2021), davon

    115

      privat

    35

      öffentlich

    80

    *) Die Statistiken beziehen sich auf die dort registrierten Arbeitnehmer und sind daher auf den Landesdurchschnitt bezogen nur begrenzt aussagekräftig.Quelle: Weltbank, Haut Commissariat au Plan, Ministère de la Santé, Caisse Nationale de Sécurité Sociale (CNSS)

    Von Michael Sauermost | Casablanca

  • Digital Health

    Marokko ist prädestiniert dafür, mit digitalen Lösungen bestehende Defizite im Gesundheitssektor abzubauen. Dies könnte gelingen, wenn der Privatsektor mehr Kompetenzen erhält.

    Digitalisierung des Gesundheitswesens ist unausweichlich

    Marokko hat in den letzten Jahren durch verschiedene Initiativen eine umfassende Digitalisierung angestoßen. Auf dem afrikanischen Kontinent will das Königreich damit zum digitalen Vorreiter werden. Die Coronapandemie hat diese Ambitionen der Regierung noch verstärkt. In verschiedenen Segmenten bleibt die Entwicklung allerdings hinter den Erwartungen beziehungsweise dem Potenzial zurück. Dies hängt nicht zuletzt mit unzureichenden Kooperationen zwischen dem öffentlichen und privaten Sektor zusammen. Bislang muss der Bereich E-Health ebenfalls dazu gezählt werden.

    Marokko ist eigentlich prädestiniert für E-Health-Anwendungen. Die unzureichende Versorgung in den ländlichen Regionen (ein Anteil von 10 Prozent der Bevölkerung lebt 10 Kilometer oder mehr von einer Basisgesundheitsstation entfernt) erfordert innovativen Lösungen. Entsprechendes Know-how von Softwareentwicklern oder Consultants aus dem Ausland ist gefragt. Das unzureichende Gesamtmanagement des Sektors sowie Defizite bei den technischen Grundvoraussetzungen bremsen jedoch die Entwicklung.

    Die Regierung hat das Thema schon länger auf der Agenda. Im Jahr 2009 wurde die Moroccan Medical Informatics Association (Société Marocaine d´Informatique Médicale et Santé, SMIMS) gegründet. Im Jahr 2011 folgte die Moroccan Society for Telemedicine and eHealth. 

    Ein E-Health-Weißbuch geht auf die Erfordernisse des Sektors im Königreich ein. Von der Einrichtung eines umfassenden Informationssystems über die Einrichtung einer nationalen Krankenakte bis hin zur Förderung technischer Anwendungen (Internet of Things-IoT oder Open-Source-Systemen) sowie die flächendeckende Förderung von Telemedizin reicht das Spektrum.

    Die Digitalisierung des Sektors sieht auch das Ministère de la Santé mittlerweile nicht mehr als Option, sondern als Notwendigkeit. Dennoch beklagen ausländische Unternehmen die Zurückhaltung der Regierung, die Einrichtung der damit verbundenen IT-Infrastruktur an den Privatsektor abzugeben. Dies stellt im Zusammenhang mit den geltenden Gesetzen zum Schutz personenbezogener Daten ein Hindernis dar. Jedoch ist auch die Finanzierung ein nicht zu unterschätzender Engpass.

    Marokko arbeitet sich in kleinen Schritten voran. Verschiedene Online-Dienste wurden eingerichtet, um besser auf die Bedürfnisse der Patienten eingehen zu können. Ein "Allo Santé Complaint" -Dienst (über das elektronische Portal www.chikayasante.ma) wurde eingerichtet, um Patientenbeschwerden entgegenzunehmen. Ein "Allo mon rendez-vous"-Dienst (über das Portal www.mawiidi.ma) soll die Terminabsprache in verschiedenen öffentlichen Krankenhäusern erleichtern.

    Zwei nationale Programme mit etablierten E-Plattformen sind die SMI-PF-Anwendung für das Nationale Programm für die Gesundheit von Mutter und Kind und die ISILAT-Anwendung für das Nationale Programm zur Bekämpfung der Tuberkulose. Zwar hat die Coronapandemie E-Health-Initiativen auf Basisniveau angeschoben. Allerdings steckt das Königreich in diesem Bereich weiter in den Kinderschuhen.

    Von Michael Sauermost | Casablanca

  • Lokale Branchenstruktur

    Ausländische Anbieter von Medizintechnik betrachten Marokko bislang als Importmarkt. Für den Vertrieb bietet sich jedoch ein Verbindungsbüro im Königreich an.

    Fertigung vor Ort hält sich bislang in Grenzen

    Die Produktion von medizinischen Geräten und Verbrauchsgütern im Land ist noch überschaubar. Es gibt etwas mehr als 20 lokale Branchenunternehmen in Marokko. Die meisten haben weniger als 25 Beschäftigte und konzentrierten sich fast ausschließlich auf Bereiche mit geringem Technologieniveau. Die Firmen Banitex, Sedipharma und Socomatex produzieren beispielsweise Mull-, Watte- und Verbandsmaterialien. Sterifil stellt Medizinkleidung und medizinisches Nahtmaterial her.

    Allgemein wird erwartet, dass der lokale Produktionsanteil bei Verbrauchsmaterialien in den kommenden Jahren zunimmt. Allerdings sehen sich lokale Firmen beim Aufbau von Kapazitäten mit steigenden Importen aus Asien konfrontiert. Im Rahmen ihrer Politik der Importsubstitution will die Regierung die lokale Fertigung von - auch anspruchsvollerer - Medizintechnik fördern.

    Ausländische Unternehmen betrachten bislang das Königreich eher als Importstandort. Die Marktgröße reicht für den Aufbau einer Produktion vor Ort nicht aus. Dies könnte sich in Zukunft tendenziell ändern, wenn von Marokko aus andere afrikanische Standorte in größerem Rahmen beliefert werden.

    Der Vertrieb der internationalen Anbieter ist eigentlich immer ausgelagert. Zwar entschließen sich einige von ihnen nach einer Anlaufphase dazu, vor Ort eine Tochtergesellschaft zu gründen. Diese ist jedoch auch zumeist auf die Dienste eines lokalen Händlernetzes angewiesen, da deren Marktkenntnis und nicht zuletzt persönlichen Kontakte erforderlich sind.

    Eine Ausnahme stellt das Unternehmen Siemens Healthineers dar, das den Direktvertrieb vor Ort selbst in die Hand nimmt. Siemens muss daher seine eigenen Vertriebsangestellten regelmäßig aus- und weiterbilden. Dies geschieht je nach Kapazitäten in Deutschland, den Vereinigten ­Staaten oder in China. Dadurch hat das Unternehmen die Abläufe vom Verkauf bis zum After-Sales-Service in eigener Hand.

    Das Unternehmen Ottobock ist seit 2010 mit einem Vertriebsbüro in Marokko präsent. Schwerpunkte sind orthopädietechnische Komponenten und Werkstatteinrichtungen. Neben dem Vertrieb passt das Unternehmen in seiner Versorgungswerkstatt vor Ort Prothesen und Orthesen an. Weitere Beispiele internationaler Anbieter von Medizintechnik sind GE Healthcare sowie Philips Electronique Maroc, die beide eine breite Palette von Krankenhausausrüstungen über marokkanische Partner vertreiben, sowie Baxter (Dialysetechnik), Boston Scientific (weites Angebotsspektrum) oder Zimmer Biomet (hauptsächlich Dentaltechnik).


    Von Michael Sauermost | Casablanca

  • Rahmenbedingungen

    Der Marktzugang ins Königreich ist vergleichsweise unproblematisch. Allerdings sind Spielregeln beim Registrierungsprozess zu beachten.

    Passender Partner erforderlich

    Von Unternehmen, die im marokkanischen Gesundheitssektor aktiv sind, wird bisweilen das mangelnde, übergreifende Gesundheitsmanagement kritisiert. Dies wirke sich letztendlich auch negativ auf die Medizintechnikabsätze aus. Außerdem kritisieren sie Verzögerungen und Kosten im Zusammenhang mit den bestehenden Zulassungsregulierungen. Darüber hinaus erschwerten die niedrigen Erstattungssätze für Medizintechnik den Marktzugang - vor allem für anspruchsvollere Erzeugnisse.

    Der Registrierungsprozess von medizintechnischen Produkten im Gesundheitsministerium durch die Direction du Médicament et de la Pharmacie (DMP) kann durchaus sechs bis neun Monate dauern, bis ein Produkt registriert ist und importiert werden kann. Um den Prozess reibungslos zu gestalten, ist die Kooperation mit einem erfahrenen Vertriebspartner vor Ort erforderlich. Einen passenden zu finden, stellt eine Herausforderung dar.

    Denn die Zahl der Agenten in dem Sektor ist groß und dürfte Schätzungen zufolge bei mehreren 100, oft kleineren Firmen liegen. Anbieter von technisch anspruchsvollen Geräten sind allerdings auf eine überschaubare Zahl größerer Distributoren angewiesen, die beispielsweise auch in der Lage sind, aufwendige Marketingaktivitäten zu betreiben oder einen After-Sales-Service anzubieten.

    Im Prinzip ist der Markt für hochwertige, ausländische Erzeugnisse in der Hand von etwa einem Dutzend größerer Handelsunternehmen. Bei der Auswahl ist es wichtig, dass der Partner über entsprechendes technisches Know-how verfügt. Dies ist nicht nur bei späteren Vermarktungsaktivitäten erforderlich, sondern auch im Rahmen des Registrierungsprozesses bei den Behörden essenziell. Teilweise erfolgt der Vertrieb über ­Niederlassungen multinationaler Unternehmen – oder auch lokaler Branchenfirmen.

    Die Einfuhr von gebrauchter Medizintechnik ist seit einer Gesetzesverschärfung 2017 untersagt. Allerdings kommen vor allem Gebrauchtteile und -komponenten trotz der Handelsbarrieren weiter über unterschiedliche Vertriebskanäle ins Land. Unter bestimmten Auflagen dürfen runderneuerte (refurbished) Geräte importiert werden. Unter anderem muss die Aufbereitungsmaßnahme durch den Originalhersteller erfolgen.

    Die Agence Nationale de l'Assurance Maladie (ANAM) führt eine Liste der Medizinprodukte, die im Rahmen der allgemeinen Krankenversicherung erstattungsfähig sind. Eine grundlegende Überarbeitung der Liste erfolgt in regelmäßigen Abständen. Die Geräte werden in drei Hauptkategorien eingeteilt. Eine vollständige Liste der erstattungsfähigen Geräte mit Tarifen und Erstattungskriterien ist bei ANAM abrufbar. Die Absatz- und Abrechnungspreise für ausgewählte Geräte werden vom Gesundheitsministerium festgelegt und regelmäßig nach oben oder unten angepasst.

    Ausführliche Informationen zu den Einfuhrbestimmungen und zur Registrierungspflicht vermittelt der GTAI-Beitrag "Marktzugang für Medizintechnik in Marokko".

    Die GTAI stellt ausführliche Informationen zum Wirtschafts- und Steuerrecht sowie zu Einfuhrregelungen, Zöllen und nichttarifären Handelshemmnissen zur Verfügung.

    Von Michael Sauermost | Casablanca

  • Kontaktadressen

    Bezeichnung

    Anmerkungen

    Germany Trade & Invest

    Außenhandelsinformationen für die deutsche Exportwirtschaft

    AHK  Marokko

    Anlaufstelle für deutsche Unternehmen

    Exportinitiative Gesundheitswirtschaft

    Die Exportinitiative bündelt Unterstützungsangebote für die Internationalisierung der Gesundheitswirtschaft

    Ministère de la Santé

    Gesundheitsministerium

    Association Marocaine des Professionels des Dispositifs Médicaux (AMPDM)

    Verband für Medizintechnik

    Association des Professionels du Materiel Biomedical (APMB)

    Hersteller und Importeure medizinischer Verbrauchsmaterialien

    Association Marocaine des Ingénieurs Biomédicaux (AMIB)

    Beruftsverband biomedizinischer Ingenieure für den öffentlichen und privaten Sektor

    Medical Expo

    Fachmesse, nächster Termin: 04. bis 06. Mai 2023

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