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Tiefbau: Marktchancen für deutsche Unternehmen

Einfache Bautechnologie wird zum Teil lokal hergestellt, während komplexere Geräte wie Hochleistungskrane importiert werden.

Von Edwin Schuh | Mexiko-Stadt

Die aufgeführten Großprojekte sind vielfach auf spezialisierte Bauausrüstung aus dem Ausland angewiesen. Für deutsche Anbieter ist es jedoch nicht einfach, in Mexiko Fuß zu fassen. Der Bausektor wird von heimischen, lateinamerikanischen, iberischen und inzwischen auch chinesischen Baufirmen dominiert. Für Technologieanbieter ist es daher umso wichtiger, frühzeitig Kontakte zu den zuständigen Behörden und nach Möglichkeit auch zu den Hauptauftragnehmern der Projekte zu knüpfen.

Deutsche Baufirmen, die als Anker fungieren könnten, sind derzeit in Mexiko nicht aktiv. Allerdings expandiert die DB Engineering & Consulting GmbH im Planungsbereich von Zugstrecken. Auch die KfW Entwicklungsbank hat Projekte im Infrastrukturbereich.

Tiefbau importiert Technologie aus dem Ausland

Der mexikanische Tiefbau benötigt generell Ausrüstungen wie Baumaschinen, Tunnelbohrmaschinen, Portaldrehkräne, Pumpen und Generatoren. Vieles davon wird aus dem Ausland importiert, da die heimische Kapitalgüterindustrie schwach ausgeprägt ist. Von deutscher Seite beliefern unter anderem Liebherr, Kaeser, Beumer Group, Wirtgen Group und Herrenknecht den mexikanischen Bausektor. Liebherr fertigt in der nördlichen Metropole Monterrey Großwälzlager und Zahnkränze für Kunden in den USA, die unter anderem in Baumaschinen eingesetzt werden. In Mexiko-Stadt hat das Unternehmen seit 2013 eine Vertriebs- und Servicegesellschaft für Fahrzeugkrane und verfügt auch über eine Logistikniederlassung in der Stadt Veracruz. Herrenknecht war am Großprojekt Tren Interurbano zwischen Mexiko-Stadt und Toluca beteiligt: Beim Bau des unterirdischen Streckenabschnitts kamen zwei Herrenknecht-Multi-Mode-Tunnelbohrmaschinen (TBM) zum Einsatz.

Für den Straßenbau werden insbesondere Mobil- und Drehkräne, Frontlader, mobile Plattformen und Verkehrsleittechnik gebraucht. Frontlader und einfache Verkehrsleittechnik werden zum Teil im Land selbst hergestellt, während Kranausrüstung mit hoher Kapazität ausschließlich importiert wird. Der Bau und Betrieb von Häfen erfordern Containerkrane, Sicherheitssysteme, IT-Dienstleistungen, Planungs- und Bauleistungen sowie Baggerarbeiten. Schienenverkehrsprojekte brauchen Rahmen-, Mobil- und Drehkräne, außerdem dieselelektrische Lokomotiven, überdachte und geschlossene Waggons, Stahlschienen, Fahrgestelle und Anhänger, Schienenverlege- und Wartungsgeräte sowie Signalsysteme. In den letztgenannten Bereichen ist Siemens Mobility in Mexiko aktiv.

Neben spezialisierten Produkten und Maschinen besteht in Mexiko auch Bedarf an entsprechenden Ingenieur- und Beratungsleistungen sowie Software für Infrastrukturprojekte. Ingenieurstudien für Infrastrukturprojekte werden häufig von ausländischen Firmen durchgeführt. Die DB Engineering & Consulting GmbH wurde als sogenannter Schattenbetreiber des Zugprojektes Tren Maya beauftragt und berät in dieser Funktion unter anderem bei der Erstellung der Fahrpläne.

Local-Content-Vorschriften im Erdölsektor

Aufgrund der politischen Priorisierung des Erdöl- und Petrochemiesektors gibt es in diesem Bereich besondere Geschäftschancen. Der Investitionsplan von Pemex für 2023 bis 2027 setzt das Ziel, bis zum Jahr 2027 die Erdölproduktion von 1,8 Millionen auf 2,4 Millionen Barrel pro Tag zu erhöhen. Dies soll durch Explorations-, Gewinnungs- und Produktionsprojekte sowohl off- als auch onshore in den Bundesstaaten Tamaulipas, Veracruz, Tabasco und Campeche geschehen. Daneben soll die Kapazität zur Verarbeitung von Erdöl ausgeweitet werden. Neben der neuen Großraffinerie Olmeca/Dos Bocas sollen sechs bestehende Verarbeitungsstätten, 77 Pemex-Lagerstätten für Rohöl, Benzin, Diesel und Schmiermittel sowie über 5.000 Tankstellen modernisiert werden.

Aktuell werden wieder mehr Explorations- und Förderprojekte durch den Staatskonzern selbst durchgeführt. Neben dem Kontakt zu Pemex ist jedoch auch das Geschäft mit Firmen wichtig, die eng mit Pemex zusammenarbeiten. Zu ihnen gehören ALFA, Grupo R, Diavaz und Carso Energy. Die Mexiko-Aktiva des ehemals deutschen Erdölkonzerns Wintershall DEA sind im September 2024 an die britische Harbour Energy übergegangen.

Zu berücksichtigen sind die hohen Finanzschulden von Pemex in Höhe von 105,8 Milliarden US$ sowie ausstehende Zahlungen an Lieferanten in Höhe von 17,2 Milliarden US$ (Stand: Dezember 2023). Als Staatskonzern erhält Pemex im Ernstfall jedoch finanzielle Rückendeckung der Regierung. Die Regierung Sheinbaum will die finanzielle Situation von Pemex wieder stabilisieren, das Staatsunternehmen gilt als der am höchsten verschuldete Ölkonzern weltweit.

Aktuelle Ausschreibungen von Pemex verlangen einen mexikanischen Local-Content von 25 Prozent, wenn ein lokales Angebot existiert. Bis Ende 2025 wird diese Quote auf 35 Prozent angehoben. Ist keine lokale Produktion verfügbar, kann auf die Local-Content-Anforderung verzichtet werden. Ausländische Unternehmen sollten die Vorgaben und mögliche Gesetzesänderungen aber im Auge behalten.

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