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Mosambik wird verkabelt
Stromerzeugung und Stromversorgung sind nicht das gleiche. In Mosambik fehlen Übertragungsleitungen zwischen den Regionen ebenso wie lokale Verteilungsnetze.
29.02.2024
Von Marcus Knupp | Berlin
Bis 2030 will die Regierung Mosambiks das ganze Land an die Stromversorgung angeschlossen haben. Aktuell ist nur knapp die Hälfte der Haushalte mit dem Elektrizitätsnetz verbunden. Neben der Erweiterung des nationalen Übertragungs- und Verteilnetzes sind dezentrale Stromnetze fester Bestandteil der Strategie. Mit der Zahl der Abnehmer steigt aber auch der Bedarf an Stromerzeugung. Hier setzt Mosambik verstärkt auf erneuerbare Energien, wie es die im Herbst 2023 vorgestellte Strategie zur Energiewende (Estratégia de Transição Energética, ETS) vorsieht.
Mehr Leitungen für mehr Strom
Der staatliche Energieversorger Electricidade de Moçambique (EDM) verfügte 2023 nach Aussagen der Regierung über insgesamt 6.355 Kilometer Übertragungsleitungen, überwiegend mit Spannungen von 110 und 220 Kilovolt. Bisher gibt es zwei voneinander isolierte Netze, das Zentrum-Nord und das Zentrum-Süd. Verbindungen zwischen ihnen gibt es nur über Simbabwe und Südafrika.
Eine 400-Kilovolt-Leitung von der Hauptstadt Maputo in die Zentralregion ist geplant, der erste Abschnitt nach Temane bereits im Bau. Der Businessplan 2020 bis 2024 des Stromversorgers Electricidade de Moçambique (EDM) gibt den Gesamtinvestitionsrahmen für den Netzausbau in diesem Zeitraum mit 1,16 Milliarden US-Dollar (US$) an, finanziert durch eine Vielzahl internationaler und bilateraler Geber.
Projekt/Strecke | Länge (in Kilometer) | Spannung (in Kilovolt) | Investition (in Mio. US$) | Anmerkungen |
---|---|---|---|---|
Mphanda Nkuwa-Maputo | 1.300 | 400 | k.A. | Anbindung des neuen Wasserkraftwerks an die Hauptstadtregion; geplant |
Songo-Matambo | 118 | 400 | 33 | Verbindung Cahora Bassa zur Verzweigung Nord- und Zentralregion sowie nach Malawi und Sambia, Finanzierung durch AfDB; geplant |
Temane-Maputo | 563 | 400 | 506 | Anbindung Gaskraftwerk an Hauptstadtregion; erster Teil einer Verbindung zwischen Tete und Maputo (CESUL); im Bau |
Chimuara-Nacala | 800 | 400 | 400+ | Bau in drei Phasen; IsDB finanziert erste Phase; im Bau |
Mozambique and Malawi Interconnection (MOMA) | 218 (davon 142 in Mosambik) | 400 | 127 | Verbindung zum Export von Elektrizität nach Malawi (50 Megawatt), Erweiterung des Umspannwerks Matambo, Finanzierung durch Weltbank, KfW und Norwegen; im Bau |
Nampula-Angoche | 200+ | 110 | k.A. | Integration der Küstenregion Angoche in das Nordnetz |
Beleluane-Salamaga | 120+ | 275 | k.A. | Anbindung der Orte Katembe, Bela-Vista und Ponta de Ouro in der Provinz Maputo |
Namialo-Metoro | 230 | 400 | k.A. | Verstärkung im Nordnetz, auch mit Blick auf ein Mosambik-Tansania-Interkonnektor-Projekt (MOTA) |
Verteilnetz Maputo-Matola | k.A. | k.A. | 250 | Erweiterung und Modernisierung der Stromversorgung in der Hauptstadtregion, Finanzierung durch Exim Bank of India |
Mosambik-Sambia Interkonnektor | 300 | 400 | 313 | Abzweig nach Norden vom Umspannwerk Matambo; geplant |
Für eine bessere Versorgung in der Fläche muss aber auch das bislang 22.992 Kilometer lange Verteilnetz der EDM ausgebaut werden. Dies ist allerdings nur für dichter besiedelte Gebiete realistisch. Sollen tatsächlich alle Haushalte mit elektrischem Strom versorgt werden, müssen im ländlichen Raum massiv lokale Netze (Minigrids) aufgebaut werden. Diese werden in der Regel Solarenergie nutzen.
Wasserkraft bleibt wichtigste Energiequelle
Der weitaus größte Teil des Stroms in Mosambik wird aus Wasserkraft gewonnen. Allein das 1975 in Betrieb genommene Wasserkraftwerk Cahora Bassa am Sambesi in der westlichen Provinz Tete steht mit 2.075 Megawatt für rund 70 Prozent der Gesamtkapazität. Etwa zwei Drittel des Stroms gehen von dort über eine eigene Leitung des Betreibers Hidroeléctrica de Cahora Bassa (HCB, Eigentümer sind Mosambik und Portugal) nach Südafrika.
Nach Maputo und zum dortigen Aluminiumwerk Mozal gelangt der Strom nach einem Umweg über das Nachbarland. Motraco, ein Joint Venture der Energieunternehmen EDM, Eskom (Südafrika) und Eswatini Electricity Company (EEC), sichert die Stromversorgung von Mozal durch Importe aus Südafrika. Eine direkte Versorgung aus den vorhandenen inländischen Quellen wäre günstiger. Auch deshalb steht der weitere Ausbau der Übertragungsleitungen ganz oben auf der Prioritätenliste.
Wasserkraft wird auch in Zukunft eine dominierende Rolle spielen. Etwa 60 Kilometer unterhalb von Cahora Bassa bauen EDM und HCB am Sambesi mit Mphanda Nkuwa ein weiteres Großkraftwerk mit einer installierten Kapazität von 1.500 Megawatt (vier Turbinen mit je 375 Megawatt). Von dort soll eine 1.300 Kilometer lange Hochspannungsleitung nach Maputo führen, die den Süden Mosambiks mit den Haupterzeugungspunkten verbindet. Zunächst wird die Leitung von Cahora Bassa (Umspannwerk Songo) bis zum Umspannwerk Matumba nahe der Stadt Tete mit einer Spannung von 400 Kilovolt verstärkt. Von dort aus erfolgt die Verzweigung in den zentralen und den nördlichen Netzteil.
Bestehende Kraftwerkskapazitäten bisher ausreichend
Der Businessplan 2020 bis 2024 von EDM beziffert den Bedarf für 2019 auf 955 Megawatt. Dieser Wert steigt jedoch kontinuierlich, da immer mehr Haushalte und Betriebe an die Stromversorgung angeschlossen werden. Soll das Ziel einer flächendeckenden Versorgung im Jahr 2030 erreicht werden, sind laut Prognosen Gesamtkapazitäten von rund 6.500 Megawatt notwendig. Mit den bisher installierten Erzeugungskapazitäten von 2.965 Megawatt nach Angaben des Ministeriums für Mineralische Rohstoffe und Energie (MIREME) ist Mosambik derzeit theoretisch noch überversorgt.
Von der Gesamtkapazität standen im Jahr 2021 jedoch nur 2.514 Megawatt tatsächlich zur Verfügung. Insbesondere die thermischen Kraftwerke (Gas und Schweröl) waren nicht oder nicht voll einsatzfähig. Da EDM zudem nur 650 Megawatt aus Cahora Bassa für den nationalen Markt nutzen kann und die eigenen Kapazitäten mit rund 245 Megawatt nicht ausreichen, muss das Staatsunternehmen regelmäßig teureren Strom von unabhängigen Anbietern (Independent Power Producers, IPP) zukaufen.
In der Nähe der von der südafrikanischen Sasol betriebenen Erdgasförderanlagen Pande und Temane in der Provinz Imhambane hat EDM ein 450-Megawatt-Gaskraftwerk errichtet. Die rund 650 Millionen US$ teure Anlage soll im Mai 2024 in die Testphase gehen. Ein weiteres will Total in Matola bei Maputo bauen. Das 2.000-Megawatt-Kraftwerk soll mit Flüssigerdgas (LNG; Liquefied Natural Gas) aus den Fördergebieten im Norden des Landes versorgt werden. Projektpartner ist das südafrikanische Unternehmen Gigajoule International. Pressemeldungen zufolge soll auch die Hälfte des erzeugten Stroms in das Nachbarland gehen.
Dezentrale Lösungen im ländlichen Raum
Jenseits von Großkraftwerken und umfassenden neuen Leitungsnetzen bringen begrenzte lokale Netze und Haushaltsanlagen den Strom auch zu den Menschen in abgelegenen Gebieten. Dabei kommen vor allem Fotovoltaikanlagen zum Einsatz. Unterstützung gibt es aus dem Ausland, etwa im Rahmen des von der KfW mitfinanzierten Programms GET-FiT (Global Energy Transition - Feed-in-Tariff). Mit einer Investitionen von 25 Millionen Euro und dem Bau von Solaranlagen mit einer Gesamtleistung von 25 Megawatt könnten bis zu 400.000 Einwohner Zugang zu Strom erhalten. Als Bauherren und Betreiber der Kraftwerke sind vor allem private Unternehmen vorgesehen. In einer zweiten Phase sollen mit EU-Mitteln auch Kleinwasserkraftwerke finanziert werden. Zielregionen sind der Norden und das Zentrum Mosambiks.
Name/Ort (Provinz) | Kapazität (in Megawatt Peak) | Investitionssumme (in Mio. US$) | Bemerkungen |
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HCB Matambo (Tete) | 400 | 500 | Teil der Erweiterung der Gesamtkapazität von HCB, Beteiligung IFC/Weltbank; Studie |
Moatize (Tete) | 300 | 500 | Ncondezi Energy Ltd.; Studie |
Produktionsanlage für grünen Wasserstoff (Inhambane) | 12.000 | k.A. | Jearrard Energy Resources (JER) plant Produktion von 4.000 Tonnen H2 pro Tag; Studie |
Staatsfonds zur Förderung erneuerbarer Energien
Der Fundo de Energia (FUNAE) hat die Aufgabe, Projekte im Bereich der erneuerbaren Energien zu finanzieren und umzusetzen. Der Fokus liegt explizit auf ländlichen Gebieten und dezentralen Stromversorgungssystemen.
Den Ausschreibungs- und Vergabeprozess der mosambikanischen Regierung für Solar- und Windkraftprojekte begleitet das unter anderem mit EU-Mitteln geförderte Programm PROLER.