Special Pakistan Global Gateway
Global Gateway fördert ländliche Infrastruktur in Pakistan
Global Gateway bündelt in Pakistan die Infrastrukturförderung aus Europa. Im Zentrum stehen Wasserkraft, ländliche Infrastruktur und Fachkräfte. (Stand: 05.12.2024)
Von Marcus Hernig | Bonn
Die EU-Initiative Global Gateway besteht in Pakistan aus drei Säulen: gezielte Förderung der Wasserkraft, Wiederaufbau von ländlicher Infrastruktur und die berufliche Aus- und Fortbildung dringend benötigter Fachkräfte.
Pakistans Kraftwerke arbeiten am Bedarf vorbei
Pakistan gewinnt seinen Strom vor allem aus fossilen Energieträgern (59 Prozent), aus Wasserkraft (24 Prozent) und aus Atomkraft (14 Prozent). Viele große Kraftwerke liegen im China-Pakistan Economic Corridor (CPEC), einem Kernstück von Chinas neuer Seidenstraße. Doch der produzierte Strom erreicht die Endverbrauchenden oft nicht. Unzureichende Stromleitungen und viele nicht angeschlossene Haushalte sind Gründe dafür.
Pakistan plant neue Solarkraftwerke, um damit seine Klimaziele zu erreichen. Bis 2030 sollen die aktuellen Treibhausgasemissionen damit um die Hälfte reduziert werden. Dieses Ziel ist in Pakistans nationalem Beitrag (National Determined Contribution, NDC) auf dem Weg zu einer weltweiten Klimaneutralität festgelegt, der seit 2021 in Kraft ist. Doch die Solarstrompläne allein lösen das Problem nicht. Denn aktuell erzeugen die pakistanischen Kraftwerke mehr Strom als genutzt werden kann. Kommt Solarstrom hinzu, ohne dass funktionierende Stromnetze zu den Endverbrauchenden führen, vergrößert dieser das Angebot ungenutzter Stromreserven im Land weiter.
EU fördert kleine Wasserkraftwerke
Hier setzt die Global-Gateway-Initiative der EU an: Sie konzentriert sich auf die Förderung sogenannter Mikro-Wasserkraftwerke mit einer Maximalkapazität bis zu 30 Megawatt, oft mit weniger als 1 Megawatt Leistung. Schon 2021 wurde das Projekt "Hydropower for you" (Hydro4U) gestartet. Es unterstützt den weiteren Ausbau von netzunabhängigen kleinen Kraftwerken.
Zwei wichtige nationale Entwicklungsbanken, die französische Agentur für Entwicklung (Agence française de développement, AFD) und die deutsche Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW Entwicklungsbank) finanzieren zusammen mit der Europäischen Entwicklungsbank (EIB) und der EU-Kommission zudem die Renovierung größerer Wasserkraftwerke des Landes. Diese Einrichtungen wurden größtenteils bereits in den 1960er Jahren gebaut und bedürfen dringender Erneuerung. Bis 2026 soll die Renovierung des Warsak-Staudamms andauern, die diese Institutionen mit rund 135 Millionen Euro finanzieren. Weitere 27,5 Millionen Euro trägt Pakistans Regierung. Weitere in die Jahre gekommene Staudämme, deren Instandsetzung die französische AFD und KfW mit Fördermitteln unterstützen, sind der Mangla-Staudamm und das Wasserkraftwerk Keyal Khwar.
Pakistans Wasserkraftreserven werden auf 60 Gigawatt geschätzt. Davon waren 2023 gerade 18 Prozent erschlossen. Allein 10 Gigawatt der pakistanischen Wasserkraftreserven entfallen auf Mikrowasserkraft. Davon wiederum wurden 2023 gerade einmal 10 Prozent genutzt.
Deutsche Institutionen unterstützen Wiederaufbau von Infrastruktur
Doch Wasser wirkte auch immer wieder zerstörerisch: Pakistans Flutkatastrophen von 2010 und 2022 sind direkte Folgen des Klimawandels. Mit 1.700 Toten und 33 Millionen Menschen, die ihr Zuhause verloren, benötigt das Land massive Unterstützung für den Wiederaufbau ländlicher Gemeinden.
Das "Livelihood Support and Promotion of Small Community Infrastructure Programme" (LACIP) zielt mit seiner zweiten Phase von 2023 bis 2026 auf den Wiederaufbau ländlicher Infrastruktur. Für diese aktuelle Projektphase stellte die KfW 9,5 Millionen Euro zur Verfügung. Schon nach der ersten Flutkatastrophe von 2010 investierte die deutsche Entwicklungsbank insgesamt 41,5 Millionen Euro in das erste LACIP-Programm. Partner der KfW ist der Pakistan Poverty Alleviation Fund (PPAF).
Besonders in der schwer betroffenen Nordostprovinz Khyber Pakhtunkhwa werden in den drei Bezirken Dera Ismail Khan, Tank und Lakki Marwat Gesundheits- und Bildungseinrichtungen aufgebaut. Zudem wird die Katastrophenvorsorge intensiviert. Bis zum Ende der ersten Phase des LACIP-Projekts 2022 haben nach Angaben des PPAF 118.000 Haushalte direkt von den europäischen Maßnahmen profitiert.
Aus- und Fortbildung junger Fachkräfte
Die technische und berufliche Bildung und Ausbildung (Technical and Vocational Education and Training, TVET) wurde in den Jahren 2017 bis 2021 mit knapp 64 Millionen Euro aus deutschen Bundesmitteln und seitens der EU-Kommission in vier Provinzen des Landes finanziert. Die Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) führte verschiedene Maßnahmen durch, die der Aus- und Fortbildung in den Bereichen nachhaltiger Landwirtschaft, Wasser und Energie dienten. Dabei spielte die berufliche Qualifizierung von Frauen eine besondere Rolle.
Die jüngste Förderung eines TVET-Programms im Rahmen von Global Gateway zielt seit Mai 2024 auf die berufliche Bildung junger Menschen in der Nordwestprovinz Khyber Pakhtunkhwa um die Stadt Peshawar. Mittel der GIZ und der EU sollen unter dem Dach von Global Gateway dazu beitragen, Berufsschulen aufzubauen, die berufliche Chancen für junge Menschen in den oben genannten Schwerpunktsektoren eröffnen. Auch in Pakistan tätige deutsche Firmen können von den besser ausgebildeten Fachkräften in ihren Betrieben profitieren. Es empfiehlt sich, dafür Kontakt zum TVET-Programm beziehungsweise der GIZ vor Ort aufzunehmen.