Interview | Peru | Global Gateway
"Gateway für Tourismus und Handel in Peru"
Die deutsche Fraport AG baut den Flughafen in Lima aus, ein Global-Gateway-Leuchtturmprojekt. Im Interview spricht CCO Norbert Onkelbach über die Bedeutung des Vorhabens. (Stand: 20.09.2024)
20.09.2024
Von Janosch Siepen | Bogotá
Mehr als 2 Milliarden US-Dollar (US$) fließen in den Ausbau des Flughafens Jorge Chávez in der peruanischen Hauptstadt Lima. Künftig soll der Airport zu den fünf größten in Lateinamerika gehören. Das Projekt zählt zu den Leuchtturmprojekten der Global Gateway-Initiative der Europäischen Union.
Betreiber des Flughafens ist die Gesellschaft Lima Airport Partners (LAP), an der Fraport 80 Prozent der Anteile hält. Germany Trade & Invest sprach mit Norbert Onkelbach, Chief Commercial Officer (CCO) bei LAP, über das Projekt und wie Peru zu einem Hub in Lateinamerika werden kann.
Herr Onkelbach, Sie stecken viel Geld und Aufwand in die Modernisierung des Flughafens in Lima. Welchen Nutzen hat das Projekt für das Land und die Region?
Wir möchten Infrastruktur für Wachstum bereitstellen. Jetzt müssen der Markt und makroökonomisches Wachstum her. Aber dafür haben wir gute Indikatoren. Trotz der politischen Unsicherheit und der Erfahrung von COVID-19 haben wir in der Privatwirtschaft hier in Peru die Sicherheit, mit unseren Projekten fortzufahren. Das Ziel ist, einen Hub zu entwickeln, der Nord- und Südamerika miteinander verbindet und dem Tourismus und Handel als Gateway dient. Peru als starke Marke für Tourismus hilft dabei ungemein. Dennoch wollen wir Peru in der Welt und in der Region noch besser positionieren, damit wir mehr Flugverbindungen in andere Länder und Flexibilität für unsere Kunden anbieten können. Dadurch soll die Passagier- und Frachtkapazität in Zukunft steigen. Zusätzlich schaffen wir viele neue Arbeitsplätze für die gesamte Region.
Der Ausbau des Flughafens begann 2019. Dann kam Corona – und die Aussichten für die Luftverkehrsbranche trübten sich massiv ein. Wie konnten Sie Ihre Partner von der Sinnhaftigkeit der Investition überzeugen?
Die meisten Verträge wurden mitten in der Coronapandemie ausgehandelt. Dies zeigt, dass unsere Partner von Anfang an an unser Projekt glaubten und sich dafür engagierten. Als guter Geschäftspartner legen wir großen Wert auf die Interessen unserer Investoren. Im Flughafeneinzelhandel beispielsweise ist es uns wichtig, dass unsere Mieter kommerziell erfolgreich sind. Wir bauen also nicht nur den Flughafen, sondern verwalten ihn als Ganzes.
Was raten Sie Unternehmen, um bei solchen Projekten erfolgreich zu sein?
Am Bau waren verschiedene europäische Firmen, vor allem aus Spanien, beteiligt. Für den Bau des Terminals haben wir einen Vertrag mit einem Konsortium aus Sacyr aus Spanien sowie Cumbra aus Peru abgeschlossen. Für die Konstruktion des Towers und Rollfelds waren die spanischen Firmen Ferrovial und Acciona zuständig. Europäische Firmen wie wir und unsere Partner sollten bei Großprojekten eine gewisse Flexibilität mitbringen und in Lateinamerika einen langen Atem haben. Außerdem muss man seinen Markt sehr gut kennen. Man muss wissen, was ihn antreibt und beherrscht. Das ist erfolgskritisch. Für uns haben sich dadurch der Aufwand und die Investitionen gelohnt. Die Konzession ist bislang immer erfolgreich und profitabel gewesen. Und so etwas ist wichtig für Fraport, da etwa ein Drittel des operativen Gewinns aus dem Ausland kommt.
Chinesische Firmen werden in Peru immer präsenter, zuletzt durch das Megaprojekt Chancay. Wie können europäische Firmen dieser Entwicklung begegnen?
Ich würde mir wünschen, dass Deutschland und Europa Südamerika mit ein wenig mehr Begeisterung betrachten. Denn Lateinamerika macht einen nicht zu vernachlässigenden Teil des weltweiten Bruttoinlandsprodukts aus. Deutsche und europäische Firmen sollten deswegen noch stärker zusammenarbeiten, um Präsenz in der Region zu zeigen und Geschäftsabschlüsse zu erzielen. So hat unsere Konzession gezeigt, dass man damit Erfolg haben kann – und dazu geführt, dass wir weiter investieren.
Die Konzession von LAP läuft noch bis 2041. Wie sieht die Zukunft des Flughafens von Lima aus?
In den 2030er Jahren wollen wir das Terminal erneut ausbauen, um eine Kapazität von 50 Millionen Passagieren pro Jahr zu erreichen. Dies ist möglich, weil unser Flughafen modular und dadurch erweiterbar ist. Das heißt, unser Ausbauprojekt umfasst nicht nur ein Rollfeld und das Passagierterminal, sondern eine ganze Flughafenstadt mit verschiedenen Elementen wie Hotels, Logistik- und Einkaufsflächen, Büros und Treibstofflagern. Bereits in der Planung haben wir sichergestellt, dass alles miteinander finanziell abgestimmt ist. Mit den neuen Investitionen und Verträgen fördern wir die Flughafenstadt als Ganzes. Wir sind übrigens der erste Flughafen in Südamerika, der das Konzept einer "Airport City" verfolgt. Je mehr Passagiere in Lima abfliegen und landen, desto besser für unsere Flughafenstadt. Denn je mehr Airlines und Flugverbindungen wir haben, desto mehr Wettbewerb herrscht. Und das macht das Fliegen am Ende günstiger und attraktiver für unsere Kunden.
Eckdaten des Flughafenausbaus in Lima
- Betreiber: Lima Airport Partners (LAP); Fraport hält 80 Prozent der Anteile.
- Investitionssumme: Mehr als 2 Mrd. US$; Investoren: Fraport und International Finance Corporation (IFC); Finanzierung u.a. mit Krediten der deutschen Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) und der spanischen BBVA
- Start der Arbeiten: 2019
- Betriebsbeginn: Dezember 2024
- Gesamtfläche: 935 Hektar
- Kapazität: Bei Eröffnung eine Kapazität von 30 Millionen Passagieren; Schätzungen gehen davon aus, dass im Jahr 2025 rund 26 Millionen Passagiere befördert werden. Das neue Terminal wird dreimal größer sein als das derzeitige Terminal.
- Beschäftigte: Zusätzliche 800 Mitarbeitende sowie 20.000 neue Arbeitsplätze am Flughafen
- Angeschlossene Projekte, finanziert durch Dritte: Callao Logistics Park (53 Mio. US$), zwei Hotels (46,3 Mio. US$), Kraftstoffsystem (100 Mio. US$), südliche Ladezone (19 Mio. US$), Parkplätze (5 Mio. US$), Einzelhandel (1 Mio. US$)