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Förderung und Investitionen

Polen investiert in den Ausbau von Krankenhäusern und in moderne Behandlungen. Schon bald könnten neue europäische Fördergelder fließen. Bei einigen Programmen hakt es aber.

Von Christopher Fuß | Warschau

Polen finanziert Modernisierungsprojekte im Gesundheitswesen mit europäischen Mitteln und mit Geldern aus staatlichen Fördertöpfen. Einen wichtigen Beitrag leisten auch private Spendenorganisationen und Crowdfunding-Kampagnen.

Die Europäische Kommission hat im Rahmen der Kohäsionspolitik mehrere Programme freigegeben. Schlechter sieht es für die Gelder aus dem europäischen Wiederaufbaufonds aus. Hier will die Europäische Kommission vorerst keine Mittel auszahlen, weil sie die Rechtsstaatlichkeit in Polen bedroht sieht. Es ist unwahrscheinlich, dass die polnische Regierung und die EU den Konflikt kurzfristig lösen werden.

Ausschreibungen für europäische Förderprogramme können bald starten

Polen verteilt die Gelder aus den kohäsionspolitischen Töpfen der EU auf mehrere Landesprogramme. Viele Maßnahmen berühren auch den Gesundheitssektor.

Das Landesprogramm FERS (Fundusze Europejskie dla Rozwoju Społecznego) stellt Mittel für die Ausbildung von medizinischem Personal bereit. Ziel ist es, mehr Fachärzte und mehr Pflegekräfte mit Zusatzqualifikationen auszubilden. Polen hat sich den Bau von 30 Schulungszentren vorgenommen. Operationssimulatoren und neue Diagnosetechnik sollen zum Einsatz kommen. Das Budget von FERS im Medizinsektor liegt bei rund 212,1 Millionen Euro.

Mit dem Programm FENG (Fundusze Europejskie dla Nowoczesnej Gospodarki) will Polen die Forschungslandschaft ausbauen. Pharmaunternehmen oder Medizintechnikhersteller können, ebenso wie andere Branchen, auf ein Budget von 8 Milliarden Euro zugreifen. Unterstützung gibt es für die Entwicklung neuer Produkte. Die Europäische Kommission hat das Programm im September 2022 freigegeben. Polens Regierung bereitet Ausschreibungen vor.

Eine weitere Fördermaßnahme, die von der Europäischen Kommission abgesegnet wurde, heißt FEnIKS (Fundusze Europejskie na Infrastrukturę, Klimat, Środowisko). Rund 815,5 Millionen Euro fließen aus dem Landesprogramm in den Medizinsektor. Arztpraxen können mithilfe der Gelder ihre digitalen Dienstleistungen ausbauen. Unterstützung erhalten auch ambulante Versorger, die in neue Geräte investieren. FEnIKS stellt darüber hinaus finanzielle Mittel für den Bau psychiatrischer Zentren zur Verfügung.

Der Digital Health-Sektor könnte vom Programm FERC (Fundusze Europejskie na Rozwój Cyfrowy) profitieren. Die branchenübergreifende Maßnahme hat ein Budget von 2 Milliarden Euro. Polen will das Programm nutzen, um die Telemedizin und die elektronische Patientenakte weiterzuentwickeln. Ein zusätzlicher Schwerpunkt liegt auf Lösungen aus den Bereichen Künstliche Intelligenz und Big Data. Schulungen für medizinisches Personal sollen die Akzeptanz neuer Technologien erhöhen.

Knapp 4,5 Milliarden fließen aus dem europäischen Wiederaufbaufonds in das Gesundheitswesen – wenn die EU die Mittel freigibt. Rund 300 Krankenhäuser sollen neue Geräte erhalten. Auch Praxen haben die Möglichkeit, Gelder für den Kauf von Medizintechnik zu beantragen. Universitäten erhalten Unterstützung bei Modernisierungsprojekten. Medikamentenhersteller, die ihre Anlagen erweitern, können niedrig verzinste Darlehen abrufen. Polen will auf diese Weise die heimische Produktion von aktiven pharmazeutischen Wirkstoffen (Active Pharmaceutical Ingredient, API) fördern.

Medizinfonds unterstützt Krankenhäuser und kostspielige Therapien

Neben den europäischen Töpfen existiert seit 2020 der staatliche Medizinfonds (Fundusz Medyczny). Polen kündigte an, rund 650 Millionen Euro aus dem neuen Förderinstrument in den Ausbau von 14 Kinderkrankenhäusern und Kinderstationen zu stecken. Zu den größten Projekten gehört in diesem Zusammenhang der Bau eines interdisziplinären Behandlungs- und Diagnosezentrums in Warschau. Auf seiner Webseite weist der Fonds regelmäßig auf Ausschreibungen hin.

Im August 2022 hat Polens Kabinett außerdem ein Programm zur Krankenhausmodernisierung verabschiedet. Die nötigen Investitionen finanziert der Medizinfonds. Bald sollen Wettbewerbe und Ausschreibungen stattfinden. Das Budget bis zum Jahr 2029 liegt bei rund 1,5 Milliarden Euro. Auf der Einkaufsliste stehen zusätzliche Betten für die Langzeitpflege, neue Ausrüstung für Notfallabteilungen in Krankenhäusern, neue Krankenwagen und der Bau von Hubschrauberlandeplätzen.

Der Medizinfonds übernimmt die Kosten für teure Medikamente. Ein Beispiel ist Zolgensma. Das Arzneimittel gegen spinale Muskelatrophie (SMA) steht seit September 2022 auf der Erstattungsliste. Weitere Medikamente und Impfstoffe sollen laut einem Gesetzentwurf folgen.

Beobachter kritisieren, das Förderinstrument arbeite sehr langsam. Im Sommer 2022 lagen rund 740 Millionen Euro ungenutzt auf dem Konto des Medizinfonds. Jedes Jahr wächst das Budget um eine knappe Milliarde Euro.

Einige Programme finanziert Polen mit neuen Steuern. Seit 2021 zahlen Verkäufer von Getränken mit hohem Zuckergehalt eine neue Abgabe. Rund 300 Millionen fließen auf diese Weise jährlich in die Staatskasse. Das Gesundheitsministerium nutzt die Einnahmen, um beispielsweise die Behandlung von Fettleibigkeit zu finanzieren. Davon profitieren auch Krankenhäuser. Diese erhalten neue Geräte für Magenoperationen.

Polen ist bei digitalen Lösungen stark

Hersteller von Medizintechnik und Pharmaprodukten freuen sich dank der unterschiedlichen Fördermaßnahmen über neue Absatzmöglichkeiten. Polen ist Nettoimporteur von medizinischen Geräten und von Medikamenten. Für Pharmaunternehmen bleibt, neben Zuzahlungen aus den verschiedenen Fonds, die Erstattungspolitik der wichtigste Wachstumsfaktor.

Im Segment Digital Health müssen sich deutsche Anbieter auf starke heimische Konkurrenz einstellen. Polen setzt in vielen Fällen auf eigene Lösungen. Polnische Anbieter sind darüber hinaus auf Expansionskurs. Ende 2021 kaufte das E-Health Start-up Docplanner den deutschen Konkurrenten jameda. Auch im Bereich Medizintechnik sind es vor allem die jungen Unternehmen, die mit ambitionierten Wachstumszielen auf sich aufmerksam machen.

Ausgewählte Investitionsvorhaben in Polen (Investitionssumme in Millionen Euro)

Projekt

Art der Investition

Zeitraum

Investitionssumme 

Beschreibung des Projekts

Universitätsklinik für Kinder (Uniwersytecki Szpital Dziecięcy) (Kraków)

Ausbau

2022-2026

64

Umbau und Ausbau der Klinik, II Etappe

Öffentliches Klinisches Krankenhaus der Pommerschen Medizinischen Universität (Samodzielny Publiczny Szpital Kliniczny nr 1 im. Tadeusza Sokołowskiego Pomorskiego Uniwersytetu Medycznego) (Szczecin)

Neubau

2022-2026

64

Bau eines innovativen und interdisziplinären Chirurgie-Behandlungszentrums für Kinder

Danziger Medizinische Universität (Gdański Uniwersytet Medyczny)(Gdańsk)

Neubau

2022-2026

64

Bau eines Zentrums für Pädiatrie-Medizin mit 110 Betten und komplexer Ausstattung

Gesundheitszentrum für polnische Mütter (Instytut - Centrum Zdrowia Matki Polki) (Łódź)

Neubau 

2022-2026

56

Bau eines neuen Gebäudekomplexes mit Pädiatrie-Operationsblock und zentralem Sterilisationsraum, Schaffung des ersten landesweiten ECMO-Zentrums (Extracorporeal Membrane Oxygenation) mit Intensivstation-Komplex

Fabrik von Servier (Warschau)

Ausbau

2022-2023

43

Ausbau der Arzneifabrik und Steigerung der Kapazitäten zur Herstellung von innovativen Kombinationspräparaten, unter anderem gegen Bluthochdruck

Warschauer Medizinische Universität (Warszawski Uniwersytet Medyczny) (Warschau)

Neubau

2022-2023

28

Bau eines Zentrums für medizinische Simulationen - neues Gebäude mit realitätsnaher Abbildung von Operationsräumen, Intensivstation, Geburtssälen, Rettungsdienst zur Ausbildung und Training von Fähigkeiten und Zusammenarbeit

Ausbau des Sanatorium-Stadtteils im Kurort Ustroń-Zawodzie (Ustroń)

Neubau

2023

k.A.

Komplexer Ausbau des Stadtteils und Umgestaltung des öffentlichen Raums; Bau von neuem Sanatorium, neue Fußgängerzone, Modernisierung der Infrastruktur

Quelle: Recherchen von Germany Trade & Invest

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