Branchen | Polen | Schienenverkehr
Polnische Transportunternehmen brauchen Schienenfahrzeuge
Nicht nur Polens Staatsbahnen erneuern und erweitern ihren Fuhrpark. Auch Privatbahnen und Speditionen wollen veraltetes Wagenmaterial modernisieren und ersetzen.
20.04.2023
Von Beatrice Repetzki | Berlin
Mehrere große polnische Transportunternehmen planen Investitionen in ihren Schienenfahrzeugparks. Sie beschaffen neue Güterwagen oder modernisieren das vorhandene rollende Material. Grund ist die steigende Nachfrage nach Transportdienstleistungen.
Nach dem Einbruch durch die Coronapandemie verzeichnet der Gütertransport auf der Schiene inzwischen wieder Zuwächse. Zudem werden immer mehr Waren über Polens Ostseehäfen importiert und exportiert. Die Umschlagskapazitäten polnischer Häfen werden ausgebaut und es laufen Investitionen in verbesserte Schienenanbindungen. Aufgrund des Krieges in der Ukraine verändern sich Lieferströme, etwa bei Erdöl und Steinkohle. Zudem wollen polnische Transportunternehmen verstärkt Güter in andere europäische Länder transportieren, darunter nach Tschechien oder Deutschland.
PKP Cargo führender Anbieter bei Bahnfracht
Im Januar und Februar 2023 hatte die Frachtsparte der Polnischen Staatsbahnen PKP Cargo laut Bahntransportamt (Urząd Transportu Kolejowego; UTK) mit 37,8 Prozent den größten Anteil an den insgesamt in Polen auf der Schiene geleisteten 10.513 Millionen Tonnenkilometern. In den ersten beiden Monaten 2023 wurden in Polen insgesamt 39,3 Millionen Tonnen Güter per Bahn transportiert.
Kategorie | 2020 | 2021 | 2022 |
---|---|---|---|
Transportierte Gütermenge (in Mio. Tonnen) | 223,2 | 243,6 | 248,6 |
Transportleistung (in Mio. Tonnenkilometern) | 52.217 | 55.987 | 62.465 |
Abnutzungsfahrten der Züge (in Mio. Zugkilometern)* | 77,5 | 81,8 | 87,3 |
Durchschnittsentfernung pro transportierter Tonne (in km) | 233,9 | 229,8 | 251,3 |
Eine zunehmend wichtige Rolle spielt der Frachtverkehr, der von anderen Transportgesellschaften oder durch Unternehmen selbst geleistet wird. Vor allem Unternehmen aus dem Rohstoffsektor (wie Erdöl, Kohle, Kupfer) und der Chemieindustrie haben eigene Tochterfirmen für den Bahntransport.
Die Bahnsparte Pol-Miedź Trans des Kupferkombinats KGHM Polska Miedź S.A. lag in den ersten beiden Monaten 2023 mit einem Anteil von 1,5 Prozent auf dem 15. Platz im Hinblick auf die erbrachten Tonnenkilometer. Ciech Cargo des gleichnamigen Chemiekonzerns rangierte mit 1,1 Prozent auf dem 21. Platz. Bezogen auf die transportierte Gütermenge belegte im Januar und Februar 2023 DB Cargo Polska mit 15,6 Prozent den 2. Platz hinter PKP Cargo (34,5 Prozent).
Unternehmen | Anteil |
---|---|
PKP Cargo | 37,8 |
Lotos Kolej | 8,9 |
DB Cargo Polska | 5,2 |
PKP LHS | 4,8 |
Orlen KolTrans | 3,5 |
CTL Logistics | 3,3 |
Freightliner PL | 3,2 |
PCC Intermodal | 2,4 |
Inter Cargo | 2,2 |
Bahnunternehmen kaufen Loks und Güterwagen
Die Transportunternehmen unterhalten eigene Schienenfahrzeugparks, die instandgehalten beziehungsweise erweitert werden müssen. Vor allem große, börsennotierte Gesellschaften wollen den Transport ihrer Güter über die Schiene verstärken. Daher beschaffen sie Lokomotiven, Waggons und andere Transportausrüstung.
Jahr | Lokomotiven* | Waggons |
---|---|---|
2018 | 3.560 | 91.300 |
2019 | 3.660 | 91.200 |
2020 | 3.400 | 88.400 |
2021 | 3.190 | 86.400 |
PKP Cargo verfügt derzeit über 1.560 Lokomotiven und rund 54.000 Waggons. Im Jahr 2023 kommen 21 neue Lokomotiven des polnischen Herstellers Newag sowie fünf Mehrsystem-Lokomotiven vom Typ Vectron von Siemens hinzu. Fünf weitere Newag-Lokomotiven folgen 2024. Auch darüber hinaus will PKP Cargo den Fahrzeugpark vergrößern.
Der hohe Anteil der Kohle an der Fracht wird künftig aufgrund der fortschreitenden Dekarbonisierung abnehmen. Stattdessen setzt PKP Cargo auf mehr Container im Intermodalverkehr. Zudem will PKP Cargo verstärkt ins Ausland expandieren. Die Firma besitzt bereits Transportkonzessionen für verschiedene Nachbarstaaten, darunter Deutschland. Ein prioritäres Ziel sind nun die Länder der Drei-Meere-Initiative, zu der zwölf mittel- und osteuropäische EU-Länder gehören.
Branche konsolidiert sich
Verschiedene Unternehmen übernehmen zudem Konkurrenten oder planen Übernahmen. Damit setzt in der Branche nach Einschätzung der Tageszeitung Parkiet ein Konsolidierungsprozess ein. Unimot erwarb Anfang März 2023 bereits die Firma Olavion mit 16 Lokomotiven. Unimot transportiert flüssige Brennstoffe durch Polen und Tschechien. Künftig will das Unternehmen unter anderem auch deutsche Erdölraffinerien sowie niederländische und belgische Terminals beliefern.
PKN Orlen transportiert große Mengen an Raffinerieerzeugnissen sowie petrochemischen Produkten. Der Konzern will seinen Güterverkehrsbereich (Orlen Koltrans) und die tschechische Unipetrol Doprava unter dem Dach von Lotos Kolej als Bahnkompetenzzentrum konsolidieren und effizienter gestalten. Der derzeitige Fuhrpark der Orlen-Gruppe von gut 10.700 Waggons und über 200 Lokomotiven soll erweitert werden.
Das Stickstoffunternehmen Grupa Azoty will ebenfalls in seinen Transportbereich Koltar investieren, Fahrzeuge modernisieren und neue beschaffen. Ciech Cargo mit bisher 17 Lokomotiven und 1.500 Waggons plant, ältere Diesellokomotiven durch elektrische Lokomotiven zu ersetzen. Pol-Miedź Trans erwartet im 2. Halbjahr 2023 rollendes Material für den Containertransport und schreibt außerdem aktuell die Beschaffung von Waggons für Kupferkonzentrat aus. Der Gütertransportbereich JSW Logistics der Steinkohlegesellschaft Jastrzębska Spółka Węglowa hat außer gemieteten Fahrzeugen 21 eigene Lokomotiven und 124 Waggons. Bis 2030 sollen 18 Loks und 235 Waggons hinzukommen. JSW Logistics transportiert vor allem Kohle und Koks.