Eine ganze Reihe von Treibern sorgt für gute Marktchancen. Über große Freiflächenanlagen hinaus verfügen weitere Anwendungen über Potenziale.
Größere Solarparks durch die Ausschreibungen im Fokus
Portugal verfügt über ein hohes natürliches Potenzial für die Solarenergie. Regionen wie die Algarve kommen auf etwa 3.000 Sonnenstunden pro Jahr. Hinzu kommt ein starker politischer Wille zum Ausbau, der sich auch in der Verbindung erneuerbarer Energien mit der Wasserstoffstrategie ausdrückt.
Hinsichtlich des Strompreisniveaus gehört Portugal im EU-Vergleich zu den Ländern mit eher hohen Tarifen. Für die Fotovoltaik mit ihren sinkenden Kosten ist diese Situation günstig. Laut dem Fachverband APREN stammte 2022 rund 5,7 Prozent des Stroms auf dem Festland aus Solaranlagen.
Das Zubaupotenzial bleibt demnach hoch. Das Marktforschungsunternehmen Mordor Intelligence erwartete im Zeitraum 2019 bis 2027 ein durchschnittliches Wachstum von 6,5 Prozent jährlich für den Solarenergiemarkt in Portugal.
Positiv wirken sich verbesserte rechtliche Rahmenbedingungen für die Selbstversorgung und den Zusammenschluss von Energiegemeinschaften aus. Durch die reduzierten Anforderungen an die Umweltverträglichkeitsprüfung kann sich die Vorbereitungszeit für Vorhaben wesentlich verkürzen. Als EU-Land verfügt Portugal zudem über geringe Markteintrittsbarrieren.
Als Ergebnis der staatlichen Ausschreibungen entstehen überwiegend größere Anlagen. Darüber hinaus setzen Energieversorger weitere Projekte verschiedener Größenordnungen in Eigenregie um.
Schwimmende Solarparks gehören zu den neu aufgekommenen Konzepten. Die jüngste staatliche Auktion im April 2022 konzentrierte sich auf dieses Segment. Dabei wurden von 213 Megawatt maximal möglicher Kapazität 183 Megawatt vergeben. Gewinner waren die lokalen Unternehmen EDP Renewables und Finerge. Hinzu kamen die portugiesischen Tochterunternehmen der spanischen Endesa und der französischen Voltalia. Diese werden an sechs verschiedenen Stauseen schwimmende Solarparks errichten.
EDP Renewables bot sogar einen negativen Preis von minus 4,13 Euro pro Megawattstunde. Während der 15 Jahre Vertragslaufzeit zahlt EDP also Geld für den selbst erzeugten Strom. Nach Ablauf dieser Zeit kann das Unternehmen zu Marktpreisen weiter Solarstrom verkaufen.
PV-Speichersysteme rückten durch den hohen Anteil der Projekte mit Speicherlösungen bei der Ausschreibung im August 2020 ebenfalls stärker ins Blickfeld. Speicher bieten sich wegen des in den Abendstunden steigenden Stromverbrauchs an. Um den Strom energieeffizient speichern zu können, sind nachhaltige Technologien wie Salzwasserspeicher als Alternative zu Lithium-Ionen-Batterien interessant.
Weitere Einsatzformen bieten sich für Fotovoltaik an
Nach Erkenntnissen der AHK Portugal besteht Nachfrage nach verschiedenen Einsatzformen von Fotovoltaik wie Aufdachanlagen, gebäudeintegrierte Anlagen, Solarfassaden oder Solar-Carports.
Ein besonders hohes Wachstumspotenzial besteht ebenfalls für Solarthermie, unter anderem für den Einsatz solargewärmten Wassers zu Heizungszwecken oder für den Antrieb von Luftentfeuchtern und Klimaanlagen. Im Dienstleistungssektor entfällt ein hoher Anteil des Energieverbrauchs auf die Klimatisierung.
Rechtliche Vereinfachungen erleichtern es, Solarenergie zur Eigenversorgung zu nutzen ebenso wie die Bildung von Verbrauchsgemeinschaften. Erleichterungen im Bereich Eigenverbrauch legt das Dekret 162/2019 fest. Bereits seit 2015 ist es rechtlich möglich, selbst erzeugten Strom vollständig für den Eigenkonsum zu verwenden.
Fotovoltaik mit erheblichen Wachstumschancen durch grünen Wasserstoff
Portugal hat sich früh positioniert, um beim Thema grüner Wasserstoff eine wichtige Rolle einzunehmen. Sowohl hinsichtlich der Dekarbonisierung im Inland als auch bezüglich der Exportchancen genießt Wasserstoff erhebliche Aufmerksamkeit.
Seit Mai 2020 besitzt Portugal eine Nationale Wasserstoffstrategie. Diese formuliert als langfristiges Ziel für 2050, dass das Erdgasnetz und die Kraftwerke komplett dekarbonisiert werden. In den Bereichen Verkehr und Industrie werden ebenfalls spürbare Fortschritte angestrebt.
Seit der Bekanntgabe der Strategie hat sich bereits einiges im Land getan. In den kommenden Jahren dürften die ersten Vorhaben umgesetzt werden. Die Hafenstadt Sines kristallisiert sich mittlerweile als Schwerpunkt der geplanten Projekte heraus. Dort ist auch die Exportmöglichkeit über den lokalen Tiefwasserhafen gegeben. Ende 2022 kamen die geplanten Vorhaben in Sines insgesamt auf eine Investitionssumme zwischen 9 Milliarden und 10 Milliarden Euro.
Für den Export deutet sich neben dem Hafen Sines seit Dezember 2022 eine weitere Möglichkeit an. Über ein Teilstück zwischen Celorico da Beira und dem spanischen Zamora soll Portugal an die geplante Wasserstoffpipeline H2med durch das Mittelmeer angeschlossen werden. Das würde Exportchancen bis nach Frankreich und in damit verbundene weitere Länder eröffnen.
Deutsche Unternehmen und ihre Produkte werden in Portugal geschätzt
Das Bild von deutscher Technik und deutschen Investoren ist in Portugal besonders positiv. Insbesondere Qualität und Effizienz werden hoch geschätzt. Die Effizienz kommt den oft kostenbewussten portugiesischen Kunden entgegen. Deutschen Investoren eilt der Ruf voraus, dass sie vertrauenswürdig sind und ihr Engagement langfristig anlegen.
Während die Effizienz deutscher Produkte in Portugal ein positives Echo findet, gilt das nicht unbedingt für die Preise. Hier rät die AHK Portugal, allgemein einen schnellen Nutzen in den Vordergrund zu rücken. Sehr hilfreich kann Unterstützung bei der Finanzierung sein. Um Kosten zu reduzieren ist auch die Veränderung bestehender Lösungen anstelle einer kompletten Neuanschaffung denkbar.
Für portugiesische Partner und Kunden ist es vorteilhaft, wenn wichtige Informationen in der Landessprache vorliegen. Ein lokaler Kundendienst und Ansprechpartner mit portugiesischen oder englischen Sprachkenntnissen sind ebenfalls wichtig.
Solarprojekte in Portugal (Auswahl)Projektbezeichnung (Technologie), Standort | Leistung (MW/Jahr) | Unternehmen | Status | Investitionsvolumen (in Mio. €)) |
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Bau von PV-Anlage in Santas (Alentejo)
| k.A. | Akuo Renováveis Portugal | Zweite Phase: Umweltverträglichkeitsprüfung. Inbetriebnahme 2022; Vergütung 14,76 Euro pro MWh über 15 Jahre; Projekt der ersten Ausschreibung 2019 | 100 |
Bau von PV-Anlage in Morgado de Arge (Cotovio) | 90,5 | EKZ/Smartenergy | im Bau; Inbetriebnahme im Oktober 2021 | 35 |
Bau von PV-Anlage in Mogadouro | 80 | Smartenergy/ Edisun Power | im Bau; Inbetriebnahme Ende 2020 | 25 |
Quelle: Pressemeldungen
Von Oliver Idem
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Madrid