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Branche kompakt | Portugal | Solarenergie

Viele Treiber für den Ausbau der Solarenergie in Portugal

Insbesondere bei der Fotovoltaik befinden sich viele Projekte in der Planung. Der teilweise Wegfall der Umweltverträglichkeitsprüfung kann Vorhaben deutlich beschleunigen.  

Von Oliver Idem | Madrid

  • Marktüberblick

    Portugals Regierung ebnet den Weg für erneuerbare Energien. Kurze Ausschreibungsfristen und begrenzte lokale Finanzierungsmöglichkeiten können Hindernisse darstellen.

    Markttreiber und -hemmnisse

    Treiber

    Hemmnisse

    langfristige politische Ausbauziele und finanzielle Förderung

    öffentliche Ausschreibungen erfolgen oft kurzfristig und bedeuten viel Aufwand

    vereinfachte Formalitäten durch das Programm Simplex

    portugiesische Kunden erwarten kurzfristige Amortisierung von Investitionen

    Unabhängigkeit von teuren Importen fossiler Brennstoffe gewinnt weiter an Relevanz

    teils schwierige Finanzierungsbedingungen für lokale Kunden

    Quelle: Germany Trade & Invest

    Von Oliver Idem | Madrid

  • Politische Ziele im Solarsektor

    Portugals Regierung verfolgt ehrgeizige Energie- und Klimaziele. Der Ausbau der Fotovoltaik wird vor allem durch Ausschreibungen gesteuert.

    Erneuerbare Energien sollen 2030 bereits 80 Prozent des Stromverbrauchs decken

    Als Mitglied der Europäischen Union (EU) arbeitet Portugal in die Richtung der übergeordneten Klimaziele. Der nationale Energie- und Klimaplan PNEC gibt den Rahmen bis 2030 vor.

    Bis 2030 sieht der Plan PNEC unter anderem vor,  erneuerbaren Energien und Energieeffizienz zu stärken. Insgesamt sind 21,9 Milliarden Euro für 72 Projekte eingeplant, mit dem Schwerpunkt auf Transport und Mobilität. Für den Energiebereich sind 4,9 Milliarden Euro budgetiert. Erneuerbare Energien sollen 80 Prozent eines reduzierten Stromverbrauchs und 47 Prozent des Endenergieverbrauchs decken.

    Der portugiesische Staat setzt auf wettbewerbliche Fördermaßnahmen für den Ausbau erneuerbarer Energien. In der jüngsten Ausschreibung von April 2022 sicherten sich vier Bieter eine Erzeugungskapazität von insgesamt 183 Megawatt. Diese Ausschreibung fokussierte sich erstmals auf schwimmende Fotovoltaikanlagen.

    Die Regierung von Ministerpräsident António Costa betont diese Ziele und will mit einer Vereinfachung der Umweltverträglichkeitsprüfung zu einer schnelleren Umsetzung von Projekten beitragen.

    Inselregionen und Industrie profitieren von EU-Hilfsgeldern 

    Die verstärkte Nutzung von erneuerbaren Energien ist auch Teil des portugiesischen Aufbau- und Resilienzplans. Der Klimawandel bildet einen der drei Schwerpunktbereiche.

    Die Förderung bezieht sich auf die Inselregionen Azoren und Madeira, die noch stark von Diesel und Erdöl für die Stromerzeugung abhängig sind. Darum kam die Energiewende dort bislang langsamer voran als auf dem Festland.

    Auf den Azoren umfasst das Gesamtpaket der geplanten Subventionen 116 Millionen Euro. Als Energiequelle steht die Geothermie im Mittelpunkt. Vorgesehen sind jedoch auch der Bau eines Solarparks und die dezentrale Nutzung von erneuerbaren Energien.

    Für die Autonome Inselregion Madeira stehen 69 Millionen Euro bereit, um die  Energiewende zu unterstützen. Dort liegt der Schwerpunkt auf der Wasserkraft. Jedoch steht auch die Installation eines Batteriesystems zur Speicherung von Strom aus erneuerbaren Energien auf dem Programm. Auch hier spielen die dezentrale Erzeugung und der Eigenverbrauch eine Rolle.

    Den zweiten Zielbereich bildet die Dekarbonisierung der Industrie unter anderem durch den Einsatz erneuerbarer Energien. Hierfür steht ein Gesamtbudget von 715 Millionen Euro bereit, das sich allerdings auf vier Schwerpunkte verteilt. Dabei geht es auch um den Einsatz erneuerbarer Energiequellen inklusive Speichertechnik im verarbeitenden Gewerbe. Für schwer zu elektrisierende Anwendungen hebt der Aufbauplan Wasserstoff hervor. Wenn dieser mit Hilfe von Fotovoltaik erzeugt wird, ermöglicht das auch Geschäftschancen für den Solarsektor. 

    Die Strategien zum Ausbau von erneuerbaren Energien bietet sich auch aus wirtschaftlichen Erwägungen an. Lokale Ressourcen sind vorhanden. Zudem können Importe fossiler Brennstoffe und damit Kapitalabflüsse reduziert, Einsparpotenziale genutzt und die inländische Wirtschaft gestärkt werden.

    Portugal ist wegen mangelnder eigener fossiler Energieressourcen auf Lieferungen aus dem Ausland angewiesen. Allein 2021 kosteten die Importe von Erdöl und Gas das Land rund 6 Milliarden Euro. Damit entsprach die Einfuhr dieser fossilen Energieträger knapp 3 Prozent der Wirtschaftsleistung Portugals.

    Vereinfachte Umweltprüfung könnte zum Wettbewerbsvorteil werden

    Der Ausbau der Solarenergie wird seit 2019 vor allem über Ausschreibungen gesteuert. Diese hat die Regierung auf einem eigenen Internetportal dokumentiert und veröffentlicht zudem Informationen über künftige Tenderpläne.

    Das Dekret 76/2019 gibt einen neuen Rahmen für die Organisation der Stromnetze und die Integration von Strom aus erneuerbaren Quellen vor. Mit der Vereinfachung von Vorschriften zur Umweltverträglichkeitsprüfung will die portugiesische Regierung den Ausbau der erneuerbaren Energien und der Wasserstoffwirtschaft beschleunigen. Die Einzelheiten sind im Gesetzesdekret 30-A/2022 festgeschrieben.

    Der spanische Energiekonzern Iberdrola kündigte nach positiven Erfahrungen mit dem Genehmigungstempo für den Solarpark Fernando Pessoa zusätzliche Investitionen in Portugal an. Laut der Wirtschaftszeitung Cinco Días will Iberdrola in den kommenden Jahren außerplanmäßig 3 Milliarden Euro in Wind- und Solarparks in Portugal investieren.

    Insbesondere im Wettbewerb mit dem Nachbarland Spanien könnten sich beschleunigte Genehmigungsverfahren als Vorteil für Portugal erweisen. In Spanien bilden die Wartezeiten auf Genehmigungen und durch beantragte Projekte mit unsicherer Umsetzung gebundene Behördenkapazitäten wesentliche Hemmnisse beim Ausbau erneuerbarer Energien.   

    Anteil Solarenergie an der Bruttostromerzeugung im Jahr 2021* (in Terawattstunden und Prozent)

    Bruttostromerzeugung / Wärmeerzeugung

    Anteil 

    Wasserkraft

    13,5

    26,4

    Wärmekraftwerke 

    21,9

    42,9

    Windkraft

    13,2

    25,9

    Solar

    2,2

    4,4

    Geothermie

    0,2

    0,4

    * vorläufigQuelle: Direção de Serviços de Planeamento Energético e Estatística

    Von Oliver Idem | Madrid

  • Marktorganisation und der Solarsektor

    Portugal und Spanien bilden einen gemeinsamen Energiemarkt. Der Trend geht zu einer intensiveren Vernetzung mit weiteren Ländern.

    Weiterer Ausbau der internationalen Verbindungen angestrebt

    Der Energie- und Klimaplan PNEC 2030 zielt auch auf den Ausbau der internationalen Verbindungen ab. Portugal und Spanien bilden bereits den iberischen Markt MIBEL, an den auch Frankreich angeschlossen ist.

    Dieser Verbund hat nach dem Beginn des Ukraine-Kriegs an Bedeutung gewonnen. Als Maßnahme gegen steigende Energiepreise vereinbarten Spanien und Portugal die zeitlich befristete "iberische Ausnahme" mit der Europäischen Union. Damit konnten die Kosten der Stromerzeugung aus Gas gesenkt werden. Wenn Gas zur Stromerzeugung verwendet wird, gilt ein günstigerer Preis als bei einer Nutzung für andere Zwecke.

    Dieser Strom aus Gas stabilisierte die Versorgung in Portugal, Spanien und auch Frankreich insbesondere im Sommer 2022. Eine geringere Produktion von Strom aus erneuerbaren Energien auf der iberischen Halbinsel sowie Kernenergie in Frankreich konnte durch den spanischen Strom aus Gas aufgefangen werden.

    Ein anderes Vorhaben ist aus portugiesischer Sicht noch Zukunftsmusik: Das Medgrid-Projekt für eine Unterseeleitung nach Marokko kommt eher langsam voran. Diese Verbindung wurde 2011 auf die Agenda gesetzt, um Strom aus erneuerbaren Energien nach Portugal zu liefern. Der nächste geplante Schritt ist eine Machbarkeitsstudie. Marokko verfügt bereits über Verbindungen mit Spanien und Algerien.

    Portugal wird an die geplante Wasserstoffpipeline H2med über Spanien nach Frankreich angeschlossen. Durch die Erzeugung von grünem Wasserstoff für den Export kann das Projekt Impulse für den Ausbau der Solar- und Windenergie in Portugal geben.

    Für das Teilstück zwischen Celorico da Beira (Portugal) und Zamora (Spanien) werden die nationalen Übertragungsnetzbetreiber den Bau und den Betrieb der Pipeline organisieren.

    Der portugiesische Übertragungsnetzbetreiber REN befand sich früher im Staatsbesitz und gehört heute einer Reihe von inländischen und internationalen Investoren. 

    Stromproduktion für Eigenbedarf, Einspeisung und Verkauf möglich

    Unternehmen können sowohl Solarstrom zum Eigenverbrauch produzieren als auch zur Einspeisung ins Stromnetz. Außerdem ist es Erzeugern möglich, Stromabnahmeverträge (power purchasing agreements, PPA) mit Direktabnehmern oder Distributionspartnern abzuschließen.

    Seit 2019 nutzt die portugiesische Regierung das Instrument staatlicher Auktionen, um den Ausbau der Solarenergie zu fördern. Diese geben auch Impulse, um die  Technologien zu verbreiten. Im Sommer 2020 galt das für Speichertechnik. Die Auktion von April 2022 sorgte für einen Anschub bei schwimmenden Fotovoltaikanlagen.

    Im April 2022 wurden insgesamt 183 Megawatt Kapazität zugeteilt. Das entsprach 86 Prozent der möglichen Höchstmenge. Die 70 Megawatt von EDP Renewables sowie die 33 Megawatt von Voltalia Portugal fallen unter das System des Differenzvertrags. Dabei legt der Staat für jedes Los einen Referenzpreis fest und Unternehmen bieten in Form eines prozentualen Abschlags auf diesen Preis.

    EDP Renewables bot einen so hohen Abschlag, dass das Unternehmen sogar 4,13 Euro pro Megawattstunde zahlt, anstatt eine Vergütung zu erhalten. Da sich EDP für 30 Jahre eine Konzession sicherte und der vereinbarte Preis für 15 Jahre gilt, kann das Unternehmen nach 15 Jahren seinen Strom anderweitig verkaufen. Diese strategische Option in Verbindung mit einem gesicherten Netzanschluss war EDP offenbar die 15 Jahre mit negativer Vergütung wert.

    Die übrigen 80 Megawatt der Auktion von April 2022 verteilten sich auf die Unternehmen Endesa Generación Portugal (42) und Finerge (38) und fallen unter das Schema des Ausgleichs für das Stromsystem. Aus diesen Projekten wird der Strom in das nationale Stromnetz eingespeist. Die Unternehmen zahlen dabei eine Vergütung an den Netzbetreiber und verkaufen ihren Strom entweder auf dem Spotmarkt oder über Stromabnahmeverträge (power purchase agreement) an Kunden.

    Bei der Solarauktion von August 2020 konnten Teilnehmer in drei Kategorien bieten. Von insgesamt 670 Megawatt wurden 483 Megawatt für Projekte zugeteilt, bei denen PV-Anlagen mit Speicherkapazitäten kombiniert werden. 

    Weitere 177 Megawatt fielen auf die Kategorie des Ausgleichs für das Stromsystem.

    Auf den Festpreis als dritte Option entfiel nur ein Mindestkontingent von 10 Megawatt, wobei die Vergütung mit 11,14 Euro pro MWh im weltweiten Vergleich niedrig ausfiel.

    Energiearmut ist keine Seltenheit in Portugal

    In Portugal treffen relativ geringe Einkommen, verhältnismäßig hohe Energiepreise und vielfach schlecht isolierte Gebäude zusammen. Entsprechend fällt es vielen Menschen schwer, die Kosten für eine ausreichende Energieversorgung aufzubringen.

    Die Regulierungsbehörde DGEG informiert über diese Herausforderung und informiert zu staatlicher Unterstützung zur Bekämpfung des Problems. Energiearmut betraf im Jahr 2020 laut Eurostat 19 Prozent der portugiesischen Bevölkerung.

    In Portugal existiert ein ermäßigter Sozialtarif, um Bedürftigen die Stromversorgung zu erleichtern. Darüber hinaus wurden im Jahr 2022 wegen der hohen Energiekosten mehrere zusätzliche Hilfspakete auf den Weg gebracht. Die DGEG bietet in ihrem Internetauftritt weitere Statistiken zu Strompreisen, Brennstoffkosten und Importen an. 

    Von Oliver Idem | Madrid

  • Marktchancen im Solarsektor

    Eine ganze Reihe von Treibern sorgt für gute Marktchancen. Über große Freiflächenanlagen hinaus verfügen weitere Anwendungen über Potenziale.

    Größere Solarparks durch die Ausschreibungen im Fokus

    Portugal verfügt über ein hohes natürliches Potenzial für die Solarenergie. Regionen wie die Algarve kommen auf etwa 3.000 Sonnenstunden pro Jahr. Hinzu kommt ein starker politischer Wille zum Ausbau, der sich auch in der Verbindung erneuerbarer Energien mit der Wasserstoffstrategie ausdrückt.

    Hinsichtlich des Strompreisniveaus gehört Portugal im EU-Vergleich zu den Ländern mit eher hohen Tarifen. Für die Fotovoltaik mit ihren sinkenden Kosten ist diese Situation günstig. Laut dem Fachverband APREN stammte 2022 rund 5,7 Prozent des Stroms auf dem Festland aus Solaranlagen.

    Das Zubaupotenzial bleibt demnach hoch. Das Marktforschungsunternehmen Mordor Intelligence erwartete im Zeitraum 2019 bis 2027 ein durchschnittliches  Wachstum von 6,5 Prozent jährlich für den Solarenergiemarkt in Portugal. 

    Positiv wirken sich verbesserte rechtliche Rahmenbedingungen für die Selbstversorgung und den Zusammenschluss von Energiegemeinschaften aus. Durch die reduzierten Anforderungen an die Umweltverträglichkeitsprüfung kann sich die Vorbereitungszeit für Vorhaben wesentlich verkürzen. Als EU-Land verfügt Portugal zudem über geringe Markteintrittsbarrieren.

    Als Ergebnis der staatlichen Ausschreibungen entstehen überwiegend größere Anlagen. Darüber hinaus setzen Energieversorger weitere Projekte verschiedener Größenordnungen in Eigenregie um.

    Schwimmende Solarparks gehören zu den neu aufgekommenen Konzepten. Die jüngste staatliche Auktion im April 2022 konzentrierte sich auf dieses Segment. Dabei wurden von 213 Megawatt maximal möglicher Kapazität 183 Megawatt vergeben. Gewinner waren die lokalen Unternehmen EDP Renewables und Finerge. Hinzu kamen die portugiesischen Tochterunternehmen der spanischen Endesa und der französischen Voltalia. Diese werden an sechs verschiedenen Stauseen schwimmende Solarparks errichten.

    EDP Renewables bot sogar einen negativen Preis von minus 4,13 Euro pro Megawattstunde. Während der 15 Jahre Vertragslaufzeit zahlt EDP also Geld für den selbst erzeugten Strom. Nach Ablauf dieser Zeit kann das Unternehmen zu Marktpreisen weiter Solarstrom verkaufen.

    PV-Speichersysteme rückten durch den hohen Anteil der Projekte mit Speicherlösungen bei der Ausschreibung im August 2020 ebenfalls stärker ins Blickfeld. Speicher bieten sich wegen des in den Abendstunden steigenden Stromverbrauchs an. Um den Strom energieeffizient speichern zu können, sind nachhaltige Technologien wie Salzwasserspeicher als Alternative zu Lithium-Ionen-Batterien interessant.

    Weitere Einsatzformen bieten sich für Fotovoltaik an

    Nach Erkenntnissen der AHK Portugal besteht Nachfrage nach verschiedenen Einsatzformen von Fotovoltaik wie Aufdachanlagen, gebäudeintegrierte Anlagen, Solarfassaden oder Solar-Carports.

    Ein besonders hohes Wachstumspotenzial besteht ebenfalls für Solarthermie, unter anderem für den Einsatz solargewärmten Wassers zu Heizungszwecken oder für den Antrieb von Luftentfeuchtern und Klimaanlagen. Im Dienstleistungssektor entfällt ein hoher Anteil des Energieverbrauchs auf die Klimatisierung.

    Rechtliche Vereinfachungen erleichtern es, Solarenergie zur Eigenversorgung zu nutzen ebenso wie die Bildung von Verbrauchsgemeinschaften. Erleichterungen im Bereich Eigenverbrauch legt das Dekret 162/2019 fest. Bereits seit 2015 ist es rechtlich möglich, selbst erzeugten Strom vollständig für den Eigenkonsum zu verwenden.

    Fotovoltaik mit erheblichen Wachstumschancen durch grünen Wasserstoff

    Portugal hat sich früh positioniert, um beim Thema grüner Wasserstoff eine wichtige Rolle einzunehmen. Sowohl hinsichtlich der Dekarbonisierung im Inland als auch bezüglich der Exportchancen genießt Wasserstoff erhebliche Aufmerksamkeit.

    Seit Mai 2020 besitzt Portugal eine Nationale Wasserstoffstrategie. Diese formuliert als langfristiges Ziel für 2050, dass das Erdgasnetz und die Kraftwerke komplett dekarbonisiert werden. In den Bereichen Verkehr und Industrie werden ebenfalls spürbare Fortschritte angestrebt.

    Seit der Bekanntgabe der Strategie hat sich bereits einiges im Land getan. In den kommenden Jahren dürften die ersten Vorhaben umgesetzt werden. Die Hafenstadt Sines kristallisiert sich mittlerweile als Schwerpunkt der geplanten Projekte heraus. Dort ist auch die Exportmöglichkeit über den lokalen Tiefwasserhafen gegeben. Ende 2022 kamen die geplanten Vorhaben in Sines insgesamt auf eine Investitionssumme zwischen 9 Milliarden und 10 Milliarden Euro.

    Für den Export deutet sich neben dem Hafen Sines seit Dezember 2022 eine weitere Möglichkeit an. Über ein Teilstück zwischen Celorico da Beira und dem spanischen Zamora soll Portugal an die geplante Wasserstoffpipeline H2med durch das Mittelmeer angeschlossen werden. Das würde Exportchancen bis nach Frankreich und in damit verbundene weitere Länder eröffnen.

    Deutsche Unternehmen und ihre Produkte werden in Portugal geschätzt 

    Das Bild von deutscher Technik und deutschen Investoren ist in Portugal besonders positiv. Insbesondere Qualität und Effizienz werden hoch geschätzt. Die Effizienz kommt den oft kostenbewussten portugiesischen Kunden entgegen. Deutschen Investoren eilt der Ruf voraus, dass sie vertrauenswürdig sind und ihr Engagement langfristig anlegen.

    Während die Effizienz deutscher Produkte in Portugal ein positives Echo findet, gilt das nicht unbedingt für die Preise. Hier rät die AHK Portugal, allgemein einen schnellen Nutzen in den Vordergrund zu rücken. Sehr hilfreich kann Unterstützung bei der Finanzierung sein. Um Kosten zu reduzieren ist auch die Veränderung bestehender Lösungen anstelle einer kompletten Neuanschaffung denkbar.

    Für portugiesische Partner und Kunden ist es vorteilhaft, wenn wichtige Informationen in der Landessprache vorliegen. Ein lokaler Kundendienst und Ansprechpartner mit portugiesischen oder englischen Sprachkenntnissen sind ebenfalls wichtig.

    Solarprojekte in Portugal (Auswahl)

    Projektbezeichnung (Technologie), Standort

    Leistung (MW/Jahr)

    Unternehmen

    Status

    Investitionsvolumen
    (in Mio. €))

    Bau von PV-Anlage in Santas (Alentejo)


    k.A.

    Akuo Renováveis Portugal

    Zweite Phase: Umweltverträglichkeitsprüfung.

    Inbetriebnahme 2022; Vergütung 14,76 Euro pro MWh über 15 Jahre; Projekt der ersten Ausschreibung 2019

    100

    Bau von PV-Anlage in Morgado de Arge (Cotovio)

    90,5

    EKZ/Smartenergy

    im Bau; Inbetriebnahme im Oktober 2021

    35

    Bau von PV-Anlage in Mogadouro

    80

    Smartenergy/ Edisun Power

    im Bau; Inbetriebnahme Ende 2020

    25

    Quelle: Pressemeldungen

    Von Oliver Idem | Madrid

  • Markthemmnisse im Solarsektor

    Der Zugang zum Stromnetz kann bei Großprojekten für Verzögerungen sorgen. Kunden in Portugal schätzen kurze Amortisationszeiten.

    Stromnetzkapazität und -anbindung können Engpass darstellen

    Spezielle administrative Hemmnisse für die Einspeisung von Solarstrom existieren nicht. Die aktuellen Regeln und Erfordernisse für die Stromproduktion führt die DGEG in ihrem Internetauftritt auf. Bei größeren geplanten Einspeisemengen muss der Netzbetreiber die Tragfähigkeit des Stromnetzes prüfen, was zu Verzögerungen führen kann. Gemessen am Potenzial der erneuerbaren Energien in Portugal sind die Zugangspunkte zum Stromnetz ein Engpassfaktor. 

    Für portugiesische Kunden können die Investitionskosten für neue Anlagen schwierig sein. Das gilt zum Beispiel bei größeren PV-Anlagen mit Speichern für Gewerbekunden. Der Zugang zu Finanzierungen hat sich in den vergangenen Jahren etwas verbessert. Viele Banken haben allerdings noch nicht zu einer dauerhaften Stabilität zurückgefunden. Vor einer Kreditvergabe sichern sie sich darum oft mit umfangreichen Garantien ab.

    Allgemein herrscht in Portugal ein hohes Kostenbewusstsein. Dementsprechend sind kurze Amortisationszeiten ein wichtiges Argument. Endkunden verfügen zudem meistens noch über geringe Produktkenntnisse bei erneuerbaren Energien. Im noch jungen Segment der Speichertechnologien gilt dies insbesondere. Aus der Erfahrung der AHK Portugal ist die richtige Ansprache über geeignete Vertriebskanäle wichtig. Inhaltlich kommt es darauf an, die Vorteile für Interessenten überzeugend darzulegen. 

    Von Oliver Idem | Madrid

  • Branchenstruktur des Solarsektors

    Deutsche Produkte der Solarenergie sind gut positioniert. Speicherlösungen rücken in den Fokus und solare Kühlung sowie Solarwärme verfügen über unerschlossenes Potenzial.

    Moderat konsolidierter Solarmarkt in Portugal

    Das Beratungsunternehmen Mordor Intelligence stuft den portugiesischen Solarenergiemarkt als moderat konsolidiert ein. Zu den Hauptakteuren auf dem portugiesischen Solarmarkt gehören Unternehmen wie Acciona, EDP Renewables, Endesa, Finerge, Iberdrola und Voltalia.

    Strom produzierende und nicht selbst produzierende Unternehmen aus dem gesamten Sektor der erneuerbaren Energien sind im Branchenverband APREN organisiert. Laut dessen Angaben stehen die Mitglieder im Segment Solarenergie für 25 Prozent der installierten Kapazität. 

    Deutsche Unternehmen bearbeiten verschiedene Marktsegmente 

    Zahlen zu den Marktanteilen nach Technologien sind in Portugal nicht verfügbar. Die AHK Portugal hat jedoch bereits 2019 in einer Zielmarktanalyse die Konkurrenzsituation und Chancen analysiert. Der Schwerpunkt lag auf Energieeffizienz unter Einbindung erneuerbarer Energie in der Industrie. Jedoch lassen sich auch darüber hinaus Erkenntnisse gewinnen. Hinsichtlich PV-Ausrüstungen sind deutsche Unternehmen wie SMA Solar Technology und Gildemeister in Portugal vertreten. Schletter und Centroplan bearbeiten den Markt von Spanien aus. Deutschen Unternehmen eilt der Ruf voraus, hochwertige Ausrüstung anbieten zu können.

    Vor dem Durchbruch bei der Solarauktion im August 2020 war das Angebot an Speichertechnologien eher gering. Meistens wurden Lithium-Ionen-Batterien einzeln oder kombiniert in einem Eigenverbrauchs-Set angeboten. Anbieter sind zum Beispiel Siemens, Tesla und Tesvolt. Hinzu kommen lokale Unternehmen wie Efacec, Ampere Energy, ENAT und GDP Distribução in Kombination mit Smart-Grid-Lösungen.

    Verbreitete Solarmodule wie von LG, JA Solar, Panasonics oder Jinko Solar werden meistens von Großhändlern vertrieben. Dazu zählen die deutschen Unternehmen Krannich Solar Portugal und Donauer Solar Systems, aber auch die portugiesische Sunenergy. Auch Stromanbieter selbst vertreiben Solarmodule.

    Viele portugiesische Unternehmen führen PV-Projekte durch und stellen PV-Systeme her, montieren und installieren diese. Zu nennen sind hier unter anderem Sunenergy, Enerfosera, Power&Sol, Energia Lateral und FF Solar (ein portugiesisches Unternehmen unter deutscher Führung).

    Die Nutzungsmöglichkeiten für Fotovoltaik sind auch außerhalb von Freiflächenanlagen vielfältig. Sowohl für Kunden aus Industrie und Gewerbe als auch Privathaushalte bieten sich Möglichkeiten verschiedener Größenordnungen an. Anlagen können auf Dächern  entstehen oder in Gebäude integriert werden. Auch Solarfassaden und Carports mit Solartechnik sind geeignete Optionen. Die Sonnenausbeute ist insbesondere im Süden des portugiesischen Festlands besonders hoch.

    Wärme und Kühlung auf Solarbasis noch nicht weit verbreitet

    Elektrische Klimaanlagen auf der Basis von Solarstrom oder der Einsatz von Solarthermie zur Raumkühlung sind in Portugal noch ausbaufähig. Entsprechend bieten bisher wenige internationale Unternehmen wie TiSUN und Viessmann derartige Produkte an.

    In der Warmwasseraufbereitung beherrschen deutsche Hersteller, die mit Filialen in Portugal vertreten sind, eindeutig den Markt. Von Fachleuten wurden der AHK Portugal insbesondere Marken wie Buderus und Vulcano (beide zu Bosch gehörend) sowie Viessmann genannt. Auf portugiesischer Seite ragt hauptsächlich Sunaitec mit einer selbst entwickelten Technologie heraus. Die Solarthermiemodule können Wasser erwärmen und sich an die Temperaturschwankungen eines Hauses anpassen und so wiederum Strom sparen.

    Von Oliver Idem | Madrid

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