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Tourismusboom sorgt für Hochsaison bei Hotelinvestitionen
Die Tourismuseinnahmen in Portugal erreichten 2023 ein Allzeithoch von 25 Milliarden Euro. Mit diesem Rückenwind entstehen 125 neue Hotels, vorwiegend mit vier und fünf Sternen.
05.02.2024
Von Oliver Idem | Madrid
Obwohl Portugal mit rund 10 Millionen Einwohnern zu den mittelgroßen Ländern Europas gehört, entstehen dort aktuell überdurchschnittlich viele neue Hotels. Führende Immobiliendienstleister sind für die nächsten Jahre optimistisch, da sich viele Hotelvorhaben bereits in der konkreten Planung befinden oder begonnen wurden.
Gemessen an der Anzahl der Projekte sah das Beratungsunternehmen Lodging Econometrics Portugal im 3. Quartal 2023 auf Platz 3 in Europa. Insgesamt summierten sich die Aktivitäten in Portugal auf 125 Projekte mit 15.055 Zimmern. Nur im Vereinigten Königreich und Deutschland wurden noch mehr Projekte geplant.
Akteur/Projekt | Investitionssumme (in Mio. Euro) | Projektstand | Anmerkungen |
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Gruppe Kronos / Urlaubsresort in Vale do Lobo an der Algarve | 500 | In Planung | Bau eines neuen Fünf-Sterne-Hotels mit 160 Zimmern; zudem sollen 500 Luxusapartments entstehen |
Gruppe Mercan/ 8 neue Hotels in Lissabon und an der Algarve | 450 | In unterschiedlichen Phasen | Insgesamt 1.400 Zimmer vorgesehen |
Hard Rock Hotel in Portimao | k.A. | In der Genehmigungsphase | Baubeginn des Hotels mit 450 Zimmern und Suites soll 2024 erfolgen; Eröffnung im Sommer 2026 |
Holiday Inn Express Porto-Boavista | 21 | Im Bau | 91 Zimmer; Eröffnung im Sommer 2024 |
Holiday Inn Express Évora | 17 | Im Bau | 76 Zimmer; Eröffnung im Sommer 2024 |
Holiday Inn Beja | 17 | Im Bau | 95 Zimmer; Eröffnung im Sommer 2024 |
Grupo Pestana/10 neue Wohntourismus- Projekte | 300 | In unterschiedlichen Phasen | Projektzeitraum 2023 bis 2028 |
Pestana Porto Covo Village in Porto Covo | 50 | Im Bau | Viertes Projekt der Gruppe an der Alentejo-Küste mit 174 Wohnresidenzen |
Accor | k.A. | In unterschiedlichen Phasen | Accor, Eigentümer der Hotelketten Mercure, Ibis und Novotel, plant die Eröffnung von 35 Hotels in Portugal bis 2028 |
Gruppe Vila Gale | k.A. | In unterschiedlichen Phasen | 6 neue Hotels in Elvas, Évora, Ponte de Lima, Miranda do Douro und Vila Vicosa geplant |
Lissabon beliebtester Standort für neue Hotels
Eine herausragende Rolle spielt die Hauptstadt Lissabon mit 4.070 Zimmern, die sich auf 37 neue Hotels verteilen. Nur in London und Istanbul wurden noch höhere Zahlen erreicht. Gemessen an der Bevölkerungszahl verzeichnet Portugal eine außergewöhnlich hohe Dynamik bei den Hotelinvestitionen, die vor allem durch neue Projekte in der gehobenen Sternekategorie getrieben wird.
Im Jahr 2023 wurden landesweit 60 neue Hotels eröffnet, die meisten mit vier oder fünf Sternen. Insgesamt wurden 2023 rund 600 Millionen Euro in neue Hotels investiert.
Steigende Umsätze auch für 2024 erwartet
Die Investitionen werden durch den florierenden Tourismus angekurbelt. Bereits 2023 haben die Branchenumsätze das Niveau vor der Coronapandemie überschritten. Auch in diesem Jahr können die Unternehmen mit steigenden Einnahmen rechnen, wenngleich das Wachstum aufgrund der schwächeren Wirtschaftsaussichten in wichtigen Quellmärkten nicht mehr ganz so hoch ausfallen wird wie 2023, erwarten die Analysten von CaixaBank Research.
Im Jahr 2023 gaben die Gäste in Portugal 25 Milliarden Euro aus. Die Einnahmen von 2022 wurden damit um 19 Prozent übertroffen. Zu diesem Ergebnis trugen sowohl eine höhere Nachfrage als auch Preissteigerungen bei. Allein die Einnahmen aus dem Auslandstourismus summierten sich auf rund 10 Prozent der Wirtschaftsleistung.
Lissabon und die Algarve ziehen viele ausländische Touristen an
Im Jahr 2023 verzeichneten die Hotels und Beherbergungsbetriebe fast 30 Millionen Gäste und 77 Millionen Übernachtungen. Portugal erwies sich als beliebtes Reiseziel für Gäste aus der EU. Die Nachfrage aus den USA, Kanada und der Schweiz befand sich ebenfalls im Aufwind.
Das schnelle Hochfahren der Flugverbindungen nach den Einschränkungen wegen Corona sorgte dafür, dass Portugal aus vielen Ländern wieder leicht erreichbar war. Im Herbst 2023 überschritten sowohl die Übernachtungszahlen ausländischer als auch inländischer Gäste das Vorkrisenniveau. Besonders gefragt bei internationalen Besuchern waren die Metropolregion Lissabon und die Algarve. Die Algarve liegt beim Preisniveau an der Spitze und ist eher auf ausländische Zielgruppen und gehobenen Tourismus ausgelegt.
Beim Inlandstourismus zeigen sich laut CaixaBank Research andere Trends. Ländliche Regionen profitierten im Umfeld der Pandemie davon, dass sie nicht so überlaufen waren. Es gelang ihnen auch nach der Pandemie, sich als Reiseziel zu behaupten. Dazu tragen niedrigere Kosten als in den touristischen Zentren bei. Die Übernachtungszahlen legen vor allem im Zentrum, der Region Alentejo und in Nordportugal zu.
Die Folgen der gestiegenen Lebenshaltungskosten machen sich trotz der hohen Gesamtzahlen bemerkbar: Manche inländische Gäste reduzieren die Dauer ihrer Urlaubsreisen.