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Wirtschaftsausblick | Portugal

Ausrüstungsinvestitionen senden starke Wachstumsimpulse

Die EU-Kommission hat im Mai ihre BIP-Prognose für Portugal angehoben. Deutliche Impulse kommen von den Investitionen. Auch zwei deutsche Unternehmen bauen Werke in Portugal.

Von Oliver Idem | Madrid

Top-Thema: Umsetzung von NextGenerationEU kommt voran

Portugal setzt darauf, zeitnah die nächsten EU-Zahlungen für den Aufbau- und Resilienzplan aus dem EU-Wiederaufbaufonds NextGenerationEU zu erhalten. Diese Mittel sowie Gelder aus der Kohäsionsförderung sind für Portugal wichtig, da die Mehrheit der öffentlichen Investitionen auf EU-Fördermittel zurückgeht. Sie sorgen für Impulse im Infrastrukturbau, in der Industrie und beim Ausbau der erneuerbaren Energien.

Darum treibt die Geschäftsstelle Recuperar Portugal ihre Dokumentation von Meilensteinen für die Europäische Kommission voran. Damit die EU-Gelder fließen, müssen die Mitgliedstaaten Pläne für umfangreiche Investitionen und Reformen vorlegen. Im Juni 2024 rechneten die Verantwortlichen damit, dass in Kürze 23 Prozent der Finanzmittel aus dem Aufbauplan ausbezahlt sein werden.

Bis Mitte Juni 2024 hatten 20 Prozent des Gesamtbudgets von 22,2 Milliarden Euro die Endbegünstigten erreicht. Aus dem kleinsten Fördertopf für die digitale Transformation flossen die Mittel am schnellsten ab. Hier lag die Quote bei 28 Prozent und damit 4 Prozentpunkte über dem Stand von November 2023. Die Bereiche Resilienz (20 Prozent Abrufquote) und Klimawende (17 Prozent) kamen auf geringere Anteile.

Wirtschaftsentwicklung: Überdurchschnittliches Wachstum verglichen mit EU und Eurozone

Portugal steht bei der Entwicklung der Wirtschaftsleistung im europäischen Vergleich weiterhin gut da. Die Europäische Kommission revidierte ihre Prognose im Mai 2024 leicht nach oben. Der erwartete reale Zuwachs für 2024 soll nun 1,7 Prozent betragen.

Zur Jahresmitte kristallisieren sich die Investitionen als Wachstumsmotoren heraus. Das schließt die Segmente Ausrüstung, öffentliche Investitionen und Bau ein. Hinzu kommt ein robustes Plus beim Konsum. Erste Zahlen zum Außenhandel legen nahe, dass er dynamischer ins Jahr gestartet ist als erwartet.

Die Energiewende in Portugal ist ebenfalls in vollem Gange. Von Januar bis Ende Mai 2024 stammten bereits 84,2 Prozent des Stroms auf dem Festland aus erneuerbaren Quellen. Zum weiteren Ausbau trägt ein vom spanischen Energiekonzern Iberdrola geplanter Windpark in Nordportugal bei. Mit einer vorgesehenen Kapazität von 274 Megawatt handelt es sich um die größte derartige Anlage im Land. Mitte Juni 2024 erhielt Iberdrola die Umweltschutzgenehmigung von der Regierung.

 

Ausrüstungsinvestitionen steigen kräftiger als erwartet

Mit einem Zuwachs von 3,9 Prozent zeigt sich 2024 voraussichtlich ein positives Bild bei den Investitionen. Besonders ragen die Ausrüstungsinvestitionen heraus. Gegenüber November 2023 korrigierte die EU-Kommission ihre Vorhersage im Mai um 1 Prozentpunkt auf 6,6 Prozent nach oben.

Die öffentlichen Investitionen und Bauinvestitionen überflügeln 2024 voraussichtlich ebenfalls deutlich das Wachstum der Gesamtwirtschaft. Für die öffentlichen Investitionen beträgt die Annahme plus 3,1 Prozent.

Bei den Bauinvestitionen fällt die erwartete Zunahme mit 2,5 Prozent geringer aus. Bereits im Vorjahr zeigte sich das Bausegment schwach, als einziger Bereich, der 2023 mit einem Minus abgeschlossen hat. Doch drehen die Bauinvestitionen jetzt in den positiven Bereich. Unter anderem sorgt eine breite Palette von Hotelprojekten für neuen Schwung.

Ausblick für den privaten Konsum hellt sich auf

Die Aussichten für den privaten Konsum fallen etwas optimistischer aus als 2023. Die Inflation lässt gegenüber dem Vorjahr nach und lag im Mai 2024 bei 3,1 Prozent. Der private Konsum soll 2024 etwa im gleichen Takt wie die Gesamtwirtschaft um 1,8 Prozent wachsen. Die geringe Arbeitslosigkeit von 6,3 Prozent im April und optimistische Erwartungen bei Einkommenssteigerungen wirken als positive Faktoren.

Problematisch bleibt jedoch, dass die Wohnkosten weiter überdurchschnittlich ansteigen. Infolge der verbreiteten touristischen Vermietungen und Immobilienkäufe sind die Preise insbesondere in Lissabon mit den lokalen Einkommen kaum noch vereinbar.

Außenhandelsprognose erheblich nach oben revidiert

Die neue Prognose der EU-Kommission von Mai 2024 sieht beide Seiten der Außenhandelsbilanz im Aufwind. Gegenüber der Einschätzung vor einem halben Jahr fallen die Erwartungen wesentlich positiver aus. 

Konkret sollen die Importe von Waren und Dienstleistungen 2024 voraussichtlich um real 4,1 und die Exporte um 2,8 Prozent zulegen. Der portugiesischen Zentralbank zufolge startete der Außenhandel bereits schwungvoll in die ersten vier Monate des Jahres. Deutschland lag als Exportmarkt mit knapp 12 Prozent Anteil hinter den USA und Frankreich auf dem dritten Rang.

Die Dienstleistungsexporte profitieren weiterhin vom anhaltenden Tourismusboom. Manche großen Exporteure im Warenhandel sind jedoch dem Vernehmen nach eher vorsichtig, vor allem wenn es sich um stark konjunkturabhängige Waren handelt.

Portugal verfügt über eine nationale Ausschreibungsdatenbank. Ihr Internetauftritt wird auch in englischer Sprache angeboten. Informationen zu EU-Binnenmarktausschreibungen finden Sie auf unserer GTAI-Seite zu internationalen Ausschreibungen.

 

Deutsche Perspektive: Neue Investitionen von deutschen Unternehmen

Auch 2024 bauen deutsche Unternehmen ihre Aktivitäten in Portugal aus. Das Messtechnikunternehmen Testo steigt neu in den portugiesischen Markt ein. Für schätzungsweise 25 Millionen Euro wird ein Werk in Aveiro erreichtet. Für Testo steht die Diversifizierung von Lieferketten und Produktionsstandorten im Fokus.

Birkenstock weitet zwei Jahre nach der Übernahme von S&CC in Arouca das Portugalgeschäft aus. Dafür fließen 15 Millionen Euro in den Bau einer 13.000 Quadratmeter großen neuen Fabrik. Diese soll Ende 2024 fertiggestellt werden und das neue Birkenstock-Werk in Pasewalk mit Schuhoberteilen beliefern.

Darüber hinaus erweitert Volkswagen Digital Solutions seine Aktivitäten in Portugal. Drei bestehende Büros in Lissabon werden durch ein viertes in Porto ergänzt. Dort sollen Innovationen für den gesamten Volkswagen-Konzern entwickelt werden.

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