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Branchenstruktur
Rumänien zieht erfolgreich Investoren in der Automobilindustrie an. Das Produktionsvolumen wächst weiter.
01.04.2025
Von Dominik Vorhölter | Bukarest
Der rumänische Automobilsektor ist mit einem Beitrag von 13 Prozent am Bruttoinlandsprodukt einer der größten Wirtschaftszweige. Unternehmen der Kfz-Industrie beschäftigen rund 260.000 Mitarbeiter, berichtet der Verband der Automobilhersteller in Rumänien (ACAROM). Die Kfz-Industrie ist eingebunden in die Lieferketten der europäischen Automobilhersteller. Die Branche exportiert 90 Prozent ihrer Produkte. "Es gibt kein Auto in Europa, das nicht mit Komponenten aus Rumänien produziert wird", sagt Adrian Sandu, Generalsekretär des ACAROM.
Ford und Dacia stellen Produktion auf elektrische Antriebe um
Mit insgesamt 560.102 Einheiten übertrafen die Autowerke von Ford Otosan und Dacia das Produktionsniveau des Vorjahres um 47.047 Einheiten. Zudem setzen beide Autobauer ihre Investitionen in die Produktion von Autos mit emissionsfreien Antrieben fort.
So investiert Ford Otosan 500 Millionen Euro in die Produktion der neuen Modelle Transit Courier und Turneo Courier. Bei der Umstellung der Produktionsanlage setzt das Unternehmen ganz auf vollelektrische Modelle. Seit 2025 gibt es das SUV Puma statt mit Hybridantrieb nur noch mit Elektromotor.
Die Renault-Gruppe hat ihre Produktionslinien im Dacia-Werk in Mioveni auf höherpreisige Fahrzeuge ausgerichtet. Die Produktion des Kleinwagens Dacia-Sandero hat das Unternehmen an den Standort Marokko verlagert. In Mioveni produziert Renault das SUV Sandero Stepway und den Mittelklassewagen Logan in der dritten Generation sowie das SUV Duster.
Zudem werden etwa 40 Prozent der Modelle aus dem Werk Mioveni einen Verbrennungsmotor erhalten, der mit Autogas (Liquified Petroleum Gas, kurz LPG) angetrieben wird. Zusätzlich plant Renault, auf der Plattform ein neues Modell – den Dacia Bigster – zu produzieren. Dabei handelt es sich ebenfalls um ein SUV. Es soll 2025 mit Verbrennungsmotor und Hybridantrieb auf den Markt kommen. Spätestens ab 2030 will Renault nach eigenen Angaben in Rumänien nur noch vollelektrische Modelle zusammenbauen.
Rumänien – ein interessanter Nearshoring-Standort
Die meisten Systemlieferanten der Kfz-Zuliefererindustrie nutzen halbautomatisierte und automatisierte Prozesse bei der Produktion. Unternehmen schätzen Rumänien als Nearshoring-Standort, weil das Land im EU-Vergleich günstige Steuern und Energiepreise bietet.
So plant Diehl Controls eine neue Produktionsstätte in Rumänien für nach IATF-Norm standardisierte elektronische Komponenten für die Automobilindustrie. IATF steht für die International Automotive Taskforce, die sich für Standards und Harmonisierung von Produkten der Automobilzulieferer einsetzt. In dem Werk sollen 700 Mitarbeiter angestellt werden. Die Automobilindustrie gehört zu den Kunden des Unternehmens.
Rheinmetall ist seit Februar 2024 Hauptgesellschafter bei Automecanica Medias durch den Erwerb von 72,5 Prozent der Anteile. Der rumänische Hersteller bietet zivile und militärische Spezialfahrzeuge an, produziert Lkw-Aufbauten und Tankwagen, etwa für die städtische Wasserwirtschaft.
Am Standort Sebes baut die Mercedes-Benz-Group eine neue Produktionsanlage für Elektroantriebe von künftigen Mercedes-Benz-Fahrzeugen. Das Unternehmen plant, die Anlage im Jahr 2025 in Betrieb zu nehmen und investiert 134 Millionen Euro, berichtet die Zeitung Adevarul.
Vorhaben | Investitionssumme | Projektstand | Investor |
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Mercedes-Benz-Autowerk in Sebes | 134 | In Umsetzung | Star Assembley |
Forschung und Entwicklung Halbleiterindustrie | 130 | In Planung | IMT Bucharest |
Batterieproduktion | 100 | In Planung | Tesla Energy Storage |
Produktionsstätte für Kunstoffkomponenten | - | In Umsetzung | Schieffer Group |
Karrosserie-Werk | 45 | In Planung | Gestamp - Home |
Auch die Pläne von BMW, im ungarischen Debrecen ein neues Werk zu bauen, beflügeln die Branche. Das bietet eine Chance für Kfz-Zulieferer, in Rumänien Aufträge zu generieren. BMW wird ab 2025 in Debrecen ein Presswerk, eine Anlage für Karosseriebau sowie eine Lackiererei für seine Modelle in Betrieb nehmen. Dies zieht neue Zulieferer an, wie etwa den Produzenten von Kunststoffkomponenten Schieffer, der in Hunedoara, rund 300 Kilometer westlich von Debrecen, in ein neues Werk investiert.
Durch die Ansiedlungen von BMW im ungarischen Debrecen und von Mercedes-Benz in Sebes bilden sich jeweils neue Cluster. Die Städte Pitesti und Mioveni (Dacia) im Zentrum Rumäniens und Craiova (Ford Otosan) im Süden bilden mit der Region im Westen als Standort vieler Zulieferer die größten Automotive-Cluster des Landes.
Bei den in Rumänien aktiven Firmen handelt es sich um Hersteller von Komponenten wie Kabelbäumen, Armaturen, Reifen, Sensortechnik oder Lichtanlagen. Die größten Hersteller von Automobilkomponenten in Rumänien sind Continental, Star Assembly, Autoliv, Michelin, Forvia Hella, Pirelli, Bosch, Marquardt und Yazaki.
2023 | Veränderung 2023/2022 | aus Deutschland | |
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SITC 784 Karosserien, Stoßstangen etc. | 5.444,3 | 14,4 | 2.130 |
SITC 773.13 Zündkabelsätze | 691,1 | -4,2 | 16,1 |
SITC 713.2 Motoren | 579,8 | 6,5 | 6,7 |
SITC 778.3 Kfz-Elektrik | 463,2 | 10,3 | 54,8 |
Summe | 7.177,4 | 27 | 2.207,6 |
Investor kündigt Bau einer Fabrik für Autobatterien an
In Braila plant das tschechische Unternehmen Tesla Energy Storage, 100 Millionen Euro in die Produktion von Batterien zu investieren, berichtet die Wirtschaftszeitung Ziarul Financiar. Das Unternehmen hat dem Bericht zufolge ein 11 Hektar großes Grundstück im Industriegebiet der Kommune Braila erworben. Braila hat einen Zugang zur Donau und liegt in der Nähe des Schwarzmeerhafens Constanta.