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Slowakei schreibt wichtige Autobahnstrecke aus

Die Fertigstellung der wichtigsten slowakischen Autobahn D1 rückt näher. Der letzte Teilabschnitt ist ausgeschrieben und soll fast 2 Milliarden Euro kosten.

Von Gerit Schulze | Bratislava

Die Autobahn D1 ist die Lebensader der Slowakei. Sie verbindet die beiden größten Städte Bratislava und Košice und schlängelt sich von West nach Ost quer durch das Land. Obwohl die Bauarbeiten bereits vor mehr als 50 Jahren begannen, ist die Strecke bis heute nicht vollendet. Das könnte sich nun ändern: Am 12. August 2024 veröffentlichte die staatliche Autobahngesellschaft NDS eine Ausschreibung für den letzten Teilabschnitt.

Trasse verläuft mitten durchs Gebirge

Die Strecke betrifft die geologisch sehr anspruchsvolle Strecke zwischen Turany und Hubová östlich von Žilina. Sie verläuft durch die Gebirgszüge der Kleinen und Großen Fatra. Die 13,5 Kilometer lange Trasse soll die Fahrzeit zwischen Bratislava und Košice um eine halbe Stunde verringern. Ab 2032 könnten die ersten Autos rollen.

Der Autobahnabschnitt wird größtenteils durch zwei Tunnel mit einer Gesamtlänge von fast neun Kilometern verlaufen. Die Tunnel bestehen jeweils aus zwei getrennten Röhren und sollen für Geschwindigkeiten bis 100 Kilometer pro Stunde ausgelegt sein. Der "Korbeľka-Tunnel" wird eine Länge von 5.868 Metern haben. Der "Havran-Tunnel" wird 2.800 Meter lang sein.

Die erwarteten Gesamtkosten von 1,8 Milliarden Euro machen das Projekt zum bislang teuersten Autobahnabschnitt der Slowakei.

Fakten zum Bauabschnitt Turany-Hubová

  • Länge 13,5 Kilometer
  • Fertigstellung 2032
  • Kosten 1,8 Milliarden Euro 
  • Zwei Tunnel (Korbeľka und Havran)
  • Elf Brücken
  • Zwei Wildbrücken
  • Behelfsbrücke über den Fluss Váh 
  • Verlegung von Wasser-, Strom- und Gasleitungen sowie von Glasfaserkabeln 
  • Straßenmeisterei in Švošov

Baupläne und technische Parameter finden sich in den Unterlagen zur Umweltverträglichkeitsprüfung.

Interessierte Baufirmen können ihre Angebote bis zum 6. November 2024 einreichen. Die Bewerber müssen laut den Ausschreibungsbedingungen Erfahrungen beim Tunnelbau vorweisen (mindestens zwei fertiggestellte Tunnel mit einem Auftragswert von 450 Millionen Euro). Wie die Zeitung The Slovak Spectator berichtete, komme in der Slowakei dafür zum Beispiel das Konsortium Doprastav/Váhostav/Strabag/Metrostav infrage, das den Autobahnabschnitt Hričovské Podhradie-Lietavská Lúčka baute, der 2021 übergeben wurde.

Erste Bauarbeiten schon ab 2025 möglich

Der Gewinner der Ausschreibung muss innerhalb von 14 Monaten die Projektdokumentation vorbereiten. Anschließend wird eine Bauzeit von rund sieben Jahren erwartet. Die Autobahngesellschaft NDS rechnet damit, dass schon ab Juni 2025 die ersten Bauarbeiten beginnen könnten. 

Nach den Erfahrungen der Vergangenheit bei der Vergabe von Autobahnbauprojekten gehen Kritiker aber davon aus, dass der Auswahlprozess eher länger dauert. Häufig klagen unterlegene Bieter, oder es gibt Nachverhandlungen beim Preis.

Die Regierung will für die Umsetzung des Vorhabens das erst im Sommer 2024 verabschiedete Gesetz für strategische Investitionen anwenden. Es soll helfen, Genehmigungsprozesse wie die Umweltverträglichkeitsprüfung, Flächennutzungsplanung und Baurecht zu beschleunigen. Außerdem ermöglicht das Gesetz, Grundstückseigentümer entlang des Streckenverlaufs einfacher zu enteignen - bei entsprechender Entschädigung. 

Dennoch bleibt das schwierige Gebirgsterrain ein Risiko für den Zeitplan und die Kostenkalkulation. Bei einem anderen großen Bauabschnitt der D1 am Višňové-Tunnel mussten nach einem plötzlichen Wassereinbruch die Wände aufwändig mit Beton verstärkt werden.

Die Finanzierung soll aus dem Staatshaushalt und aus EU-Fonds erfolgen. Allerdings hat die Slowakei gerade mit steigender Staatsverschuldung zu kämpfen und wurde von der EU-Kommission bereits zur Spardisziplin aufgefordert.

Abschnitt Richtung Ukraine noch ohne Bautermin

An der Autobahn D1 befinden sich derzeit 28 Kilometer Strecke in der Bauphase: der Abschnitt Lietavská Lúčka-Dubná Skala (einschließlich Višnové-Tunnel) sowie der Abschnitt Hubová-Ivachnová. Diese Trassen sollen 2025/26 in Betrieb genommen werden. Ganz im Osten des Landes gibt es für weitere 70 Kilometer - von Bidovce bis zur ukrainischen Grenze - noch keinen konkreten Bautermin. Vor den 2040er Jahren wird hier nicht mit einer Fertigstellung gerechnet.

Das slowakische Verkehrsministerium will mithilfe des neuen Investitionsbeschleunigungsgesetzes auch andere wichtige Straßenbauprojekte im Land ankurbeln. Dazu zählen die fehlenden Abschnitte an der Autobahn D3 zwischen Žilina und der polnischen Grenze, an der Schnellstraße R4 von Prešov zur polnischen Grenze sowie an der Schnellstraße R2 zwischen Zvolen und Lučenec. Das bestehende und geplante Autobahnnetz der Slowakei hat der Staatsbetrieb NDS auf einer Karte dargestellt.

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