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Branche kompakt | Spanien | Automobilsektor

Branchenstruktur

Europäische Fördergelder und die Auslandsnachfrage sorgen für günstige Aussichten für die Fertigung. Spanien zählt zu den führenden internationalen Kfz-Produktionsstandorten.

Von Friedrich Henle | Madrid

Die Automobilbranche zählt zu den größten Wirtschaftszweigen Spaniens. Je nach Breite der Branchendefinition trägt der Sektor etwa 8 Prozent zum Bruttoinlandsprodukt bei. Das Land war im Jahr 2024 der zweitgrößte Fahrzeugproduzent in Europa und der achtgrößte weltweit.

Die Branche und ihre Lieferketten sind sehr stark international verflochten. Die Fahrzeughersteller verkaufen etwa 90 Prozent ihrer Produktion ins Ausland, vor allem nach Europa. Wichtigste Exportmärkte sind Frankreich, Deutschland, Italien, das Vereinigte Königreich und die Türkei. Auch die Zulieferer sind vorwiegend auf das Ausland fokussiert. Sie exportieren 60 Prozent ihrer Fertigung direkt und inklusive der in Fahrzeugen verbauten und ausgeführten Kfz-Teile sogar mehr als 80 Prozent.

Kfz-Hersteller produzieren an 18 Standorten

Im Zeitraum Januar bis November 2024 liefen laut Herstellerverband ANFAC insgesamt 2.237.299 Fahrzeuge von den Bändern. Das bedeutet einen Rückgang von 3,1 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Die Produktion von Pkw blieb mit einem Minus von 0,4 Prozent nahezu stabil. Einen stärkeren Rückgang verzeichneten Nutzfahrzeuge mit minus 15,6 Prozent. Vom Produktionsniveau vor der Coronapandemie ist die Industrie damit noch ein gutes Stück entfernt: 2019 lieferten die Hersteller 2,82 Millionen Fahrzeuge aus. Gemäß einer Übersichtskarte vom Mai 2024 werden von den ANFAC-Mitgliedsunternehmen 22 Fahrzeugmodelle exklusiv in Spanien gebaut und vier weitere Modelle innerhalb Europas nur in dem iberischen Land.

Seat und Volkswagen, Ford, General Motors, Irizar, Iveco, Mercedes-Benz, Renault und Stellantis stellen Kfz in Spanien her. Stellantis ist hierzulande mit seinen Marken Citroën, Peugeot und Opel und Werken in Vigo, Saragossa und Madrid der größte Produzent. Chery eröffnete im November 2024 mit seinem Partner Ebro EV-Motors eine Pkw-Fertigung in Barcelona. Damit ist zum ersten Mal ein chinesischer Automobilhersteller mit einer lokalen Produktion in Spanien am Start. Viele Investitionen fließen derzeit auch bei anderen Herstellern in die Elektrifizierung der Modellpalette. Die Wirtschaftszeitung "Expansión" bezifferte in einem Artikel vom Dezember 2024 die angekündigten Investitionen der großen Hersteller in Spanien auf insgesamt 11 Milliarden Euro.

Unsicherheiten bestehen auch hierzulande wegen der schwachen Nachfrage nach Elektroautos und der drohenden Strafzahlung an Brüssel, falls EU-Vorgaben zu den ab 2025 geltenden neuen CO2-Grenzwerten für die jeweiligen Flotten nicht eingehalten werden. Neue US-Zölle der Trump-Administration auf Kfz-Einfuhren dürften bei der spanischen Kfz-Industrie allerdings für weniger Probleme sorgen, da ein Großteil der Ausfuhren in europäische Länder geht.

Wichtige Investitionsprojekte in der Kfz-Industrie in Spanien (Auswahl)Investitionssumme in Millionen Euro

Vorhaben

Investitionssumme

Projektstand

Anmerkungen

Elektrifizierungs- und Forschungsprogramm 2021 bis 2025 von SEAT

5.000

In UmsetzungModernisierung und Effizienzsteigerung aller Werke, u.a. durch Robotik und KI-Anwendungen
Neues Batteriewerk von Stellantis und CATL in Saragossa (Aragonien)

4.100

Investitionsentscheidung im Dezember 2024 verkündet; Produktionsstart Ende 2026 geplantLithium-Eisenphosphat-Batterien; Jahreskapazität 50 GWh
Neues Batteriewerk von PowerCo (Volkswagen) in Sagunto (Valencia)

3.000

Im Bau; Produktionsstart 2026 geplantJahreskapazität 40 GWh, perspektivisch 60 GWh
Erweiterung des Werks von Mercedes-Benz in Vitoria (Baskenland)

1.000

Im Bau; Produktionsstart 2026 geplantProduktionsausweitung des Werks auf insgesamt 200.000 Fahrzeuge pro Jahr; neue Generation von Elektro-Transportern
Neues Batteriewerk von Basquevolt (Baskenland)

700

Im Bau; Prototypen im Oktober 2024 ausgeliefertEntwicklung von Festkörperbatterien; Jahreskapazität 10 GWh im Jahr 2027 geplant
GWh = GigawattstundenQuelle: Recherchen von Germany Trade & Invest

Die Zulieferindustrie investiert in nachhaltige Mobilität

Innerhalb Europas ist Spanien der viertwichtigste Kfz-Teilehersteller. Die breit aufgestellte Teileindustrie stützt sich vor allem auf den Export, versorgt aber auch den Binnenmarkt und lokale Kfz-Hersteller. Im Jahr 2023 betrug der Umsatz der Zulieferindustrie insgesamt 41,5 Milliarden Euro, ein Plus von 10,3 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Insgesamt sind in Spanien rund 1.000 Hersteller von Kfz-Teilen vertreten. Der Fachverband Sernauto repräsentiert nach eigenen Angaben 85 Prozent des Sektors.

Die starke Präsenz internationaler Fahrzeughersteller in Spanien bedeutet auch eine vielfältige Zulieferlandschaft aus vorwiegend europäischen und lokalen Produzenten. Unter den Zulieferern mit den höchsten Umsätzen sind deutsche Unternehmen, wie beispielsweise Benteler, Mahle oder Bosch, gut vertreten. Auch aufgrund der Präsenz deutscher Fahrzeughersteller ist Deutschland ein bedeutendes Lieferland für Fahrzeugteile. Besonders hoch ist der proportionale Lieferanteil bei Motoren (SITC 713.2).

Einfuhr ausgewählter Kfz-Teile nach SpanienIn Millionen Euro, Veränderung in Prozent
 

2023

Veränderung 2023/2022

aus Deutschland

SITC 778.3 Kfz-Elektrik

1.458

14,8

204

SITC 784 Karosserien, Stoßstangen etc.

15.622

-0,7

3.598

SITC 773.13 Zündkabelsätze

2.631

31,5

87

SITC 713.2 Motoren

3.982

24,4

1.988

Summe

23.693

6,7

5.877

Quelle: Ministerio de Economía, Comercio y Empresa (DataComex) 2024

Batterieherstellung gewinnt an Fahrt

Der Weg hin zur Elektromobilität erfordert große Investitionen und Umstellungen im Zulieferbereich. Europa will sich von Batterieimporten unabhängiger machen. Spanien wird bei den geplanten Batteriewerken, in die auch europäische Fördermittel fließen, eine wichtige Rolle spielen. Die Nachricht des Jahres 2024 war die Entscheidung des chinesischen Batterieherstellers CATL, gemeinsam mit Stellantis in Saragossa eine milliardenschwere Gigafactory zur Herstellung von Lithium-Eisenphosphat-Batterien zu errichten. Das Vorhaben wird mit EU-Zuschüssen in Höhe von 358 Millionen Euro aus dem spanischen Aufbau- und Resilienzplan gefördert.

Für die Batteriefabrik von PowerCo des Volkswagen-Konzerns in Sagunto (Region Valencia) wurden im Dezember 2024 die Fundamente errichtet. Laut Pressemeldungen fließen 600 Millionen Euro an Fördermitteln in das Großvorhaben. Das Basquevolt-Projekt wiederum verfolgt das Ziel, Feststoffbatterien mit besonders hoher Speicherkapazität zu entwickeln. Das Konsortium, hinter dem auch die baskische Regierung steht, investiert dafür 700 Millionen Euro nahe der baskischen Hauptstadt Vitoria. Die slowakische InoBat und die chinesische Envision sind weitere Unternehmen, die Batterieprojekte in Spanien avisieren.

Strategieplan soll 24 Milliarden Euro Investitionen mobilisieren

Die spanische Regierung hat einen Strategieplan für elektrifizierte und vernetzte Mobilität beschlossen. Der finanzielle Beitrag des Staates beläuft sich auf 4,3 Milliarden Euro für den Zeitraum 2021 bis 2026. Hinzu kommen 19,7 Milliarden Euro, die Unternehmen aus der Automobilbranche aufbringen.

Das Land will sich damit als Hub für Elektromobilität an die europäische Spitze setzen. Alle wesentlichen Komponenten wie Batterien und Brennstoffzellen sollen in Spanien produziert werden, ebenso die Ladeinfrastruktur. Hinzu kommen Mikroprozessoren und weitere Teile, die zur Vernetzung der Fahrzeuge erforderlich sind.

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