Sie sind ein ausländisches Unternehmen, das in Deutschland investieren möchte?

Branche kompakt | Spanien | Automobilsektor

Spaniens Automobilbranche setzt weiter auf den Export

Die Automobilbranche bleibt ein wichtiger Industriesektor in Spanien, auch für ausländische Investoren. Die Aussichten des Binnenmarkts für 2025 sind verhalten positiv.

Von Friedrich Henle | Madrid

Ausblick der Kfz-Branche in Spanien

Bewertung:

  • Absatz von Neuwagen wird auch 2025 weiter steigen.
  • Elektromobilität entwickelt sich langsamer als geplant, Kaufanreize gehen jedoch weiter.
  • Hersteller investieren in den Aus- und Umbau von Werken.
  • Zulieferer planen mehrere Batteriefabriken.

Anmerkung: Einschätzung des Autors für die kommenden zwölf Monate auf Grundlage von prognostiziertem Umsatz- und Produktionswachstum, Investitionen, Beschäftigungsstand, Auftragseingängen, Konjunkturindizes etc.; Einschätzungen sind subjektiv und ohne Gewähr; Stand: Januar 2025

  • Markttrends

    Spaniens Automobilindustrie behauptet sich in einem herausfordernden Umfeld weltweit. Die Kfz-Produktion sank 2024 nur leicht, während die Zulassungszahlen weiter stiegen.

    Die Entwicklung hin zur Elektromobilität ist auch in Spanien unumkehrbar, wenngleich das Tempo nicht so schnell ist wie ursprünglich gedacht. Noch immer besitzen mehr als 90 Prozent der im Land hergestellten Autos einen Verbrennungsmotor. Der Anteil der Elektroautos an den neu zugelassenen Fahrzeugen war zuletzt sogar rückläufig. Staatliche Kaufanreize für E-Autos werden aber auch im Jahr 2025 fortgesetzt.

    Im Jahr 2024 produzierten spanische Werke schätzungsweise erneut etwa 2,4 Millionen Fahrzeuge, davon rund 90 Prozent für den Export. Eine neue Entwicklung ist die lokale Präsenz chinesischer Unternehmen im Hersteller- und Zulieferbereich. So lief im November 2024 das erste Auto des chinesischen Chery-Konzerns und seines Partners Ebro EV-Motors in Barcelona vom Band. Das Joint Venture nutzt dort ein ehemaliges Nissan-Werk. Im Dezember 2024 wiederum verkündete CATL die finale Entscheidung, gemeinsam mit Stellantis eine Gigafactory für Batterien in Saragossa (Aragonien) zu errichten. Die Partnerunternehmen rechnen mit Investitionskosten in Höhe von 4,1 Milliarden Euro.

    Platz 2

    belegt Spanien bei der Kfz-Produktion in Europa mit 2,4 Millionen Einheiten im Jahr 2024.

    Wieder über 1 Million Neuzulassungen im Jahr 2025 erwartet

    Der spanische Absatzmarkt für Pkw läuft insgesamt wieder besser. Knapp über 1 Million Neuwagen verkauften sich im Jahr 2024, das waren 7,1 Prozent mehr als im Vorjahr. Die Zahl besitzt Symbolwert, bewegt sich aber immer noch deutlich unter der des Vorpandemiejahres 2019, als 1,2 Millionen Autos zugelassen wurden. Ein Teil des Zuwachses lässt sich auch aus der Nachfrage in der Region Valencia ableiten. Dort machten die Überschwemmungen Ende Oktober 2024 geschätzt 100.000 Autos auf einen Schlag unbrauchbar.

    Die Aussichten für das Jahr 2025 sind verhalten positiv. Der spanische Verband der Automobilhändler GANVAM rechnet mit einem Absatzwachstum des Pkw-Neuwagenmarktes von 2,5 Prozent. Zu Gute kommen der Kaufbereitschaft der weiterhin positive Wirtschaftsausblick Spaniens, höhere Reallöhne und die deutliche Beschäftigungszunahme sowie tendenziell sinkende Zinsen für Verbraucherkredite.

    Schon seit mehreren Jahren steht bei den Pkw-Neuzulassungen in Spanien der Hersteller Toyota an der Spitze. Die deutschen Autobauer Mercedes-Benz, Audi und BMW kommen 2023 auf Marktanteile von 4,5 Prozent, 4,3 Prozent beziehungsweise 3,7 Prozent. Dacia (Renault-Gruppe) führt mit seinem Modell Sandero und knapp 28.000 Einheiten deutlich die Liste der meistverkauften Modelle an. Chinesische Hersteller gewinnen an Bedeutung. Deren Exporte nach Spanien verdoppeln sich im Jahr 2023 wertmäßig auf 2,9 Milliarden Euro. Generell gilt der Wettbewerb im spanischen Pkw-Markt, in dem kein Hersteller einen Anteil von mehr als 10 Prozent besitzt, als einer der härtesten in Europa.

    Absatz von Pkw nach Herstellern in Spanien 2023Stückzahl; Marktanteil und Veränderung in Prozent

    Hersteller

    Absatz

    Veränderung 2023/22

    Marktanteil 2023

    Toyota

    79.883

    8,7

    8,4

    Kia

    66.245

    4,6

    7,0

    Hyundai

    63.871

    -1,1

    6,7

    Volkswagen

    63.871

    8,5

    6,7

    SEAT

    58.583

    19,1

    6,2

    Peugeot

    58.488

    6,9

    6,2

    Renault

    56.176

    23,4

    5,9

    Quelle: ANFAC 2024

    Alternative Antriebe nehmen zu, aber nur langsam

    Der Übergang zur Elektromobilität vollzieht sich in Spanien langsamer als ursprünglich geplant. 2024 kaufte die Kundschaft 57.372 batteriegetriebene, reine Elektroautos. Das waren zwar 11 Prozent mehr als im Vorjahr, stellte aber nur gut 6 Prozent aller Pkw-Verkäufe dar. Addiert man Plug-in-Hybridmodelle hinzu, betrug der Anteil der Stromer 11 Prozent, ein leichter Rückgang gegenüber 2023. Die spanische Regierung verlängerte in ihrer letzten Kabinettssitzung kurz vor Weihnachten 2024 das Kaufanreizprogramm für Elektroautos (Moves III) bis zunächst Ende Juni 2025.

    Auch Wasserstoff soll bei den alternativen Antrieben im Verkehrssektor eine Rolle spielen. Das Umweltministerium hat Ziele für Fahrzeuge mit Brennstoffzelle definiert: Im Jahr 2030 sollen zwischen 150 und 200 mit Wasserstoff betriebene Busse fahren. Hinzu kommen 5.000 bis 7.000 Fahrzeuge aus Handel und Industrie. In absoluten Zahlen spielt diese Antriebsvariante aber noch keine große Rolle. Im Jahr 2023 wurden lediglich acht Pkw und 13 Busse mit Brennstoffzelle zugelassen.

    Alternder Fuhrpark steht Emissionszielen im Weg

    In Spanien waren am Jahresende 2023 laut Generaldirektion für Verkehr (DGT) knapp 36,1 Millionen Fahrzeuge und damit 1 Prozent mehr als im Vorjahr zugelassen. Darunter befanden sich 25,4 Millionen Pkw, 5,1 Millionen Lkw und 67.000 Busse. Die Definition der DGT ist weit gefasst und schließt auch Anhänger, Auflieger, Motorräder und rund eine halbe Million sonstige Fahrzeuge ein. Der gesamte Fahrzeugbestand im Land hat sich von 1993 bis 2023 mehr als verdoppelt.

    Das Durchschnittsalter der in Spanien angemeldeten Pkw war 2023 mit 14,2 Jahren eines der höchsten in Europa. Laut Branchenverband ANFAC werden Fahrzeuge erst verschrottet, wenn sie im Mittel 19 Jahre alt sind. Diese seit Jahren andauernde Entwicklung erschwert es dem Land, die im nationalen Energie- und Klimaplan verankerten Emissionsziele bis 2030 zu erreichen.

    Über 4 Milliarden Euro Fördermittel für Mobilität der Zukunft

    Spanien hat sich als Mitgliedsstaat der Vereinten Nationen und der Europäischen Union den jeweiligen Klimazielen verpflichtet. Das erfordert einen erheblichen Wandel im Automobilsektor. Die Regierung unterstützt die notwendige Dekarbonisierung mit Förderprogrammen, die sich auch aus europäischen Mitteln speisen.

    Im Rahmen des nationalen Aufbau- und Resilienzplans hat der Mobilitätssektor einen eigenen Strategieplan erhalten. Dieser gibt Impulse für elektrifizierte und vernetzte Fahrzeuge. Spanien soll durch den Aufbau einer Infrastruktur für die Entwicklung und Produktion von Elektrofahrzeugen eine führende Position in Europa einnehmen. Der staatliche Beitrag beläuft sich auf 4,3 Milliarden Euro im Zeitraum 2021 bis 2026. Die Regierung setzt darauf, damit weitere 19,7 Milliarden Euro an privaten Investitionen auszulösen.

    Von Friedrich Henle | Madrid

  • E-Mobility

    Spanien zielt bis 2030 auf einen Bestand von 5,5 Millionen Elektrofahrzeugen ab. Der Weg dorthin ist noch weit.

    Im Energie- und Klimaplan der spanischen Regierung (PNIEC) ist als Ziel für das Jahr 2030 ein Fahrzeugpark von 5,5 Millionen elektrisch betriebenen Kfz definiert. Dazu zählen 3 Millionen Elektro-Pkw sowie 2 Millionen Lieferwagen, Autobusse und Motorräder. Ende 2023 waren aber erst 170.000 reine Elektro- und 197.000 wieder aufladbare (Plug-in) Hybridfahrzeuge auf den spanischen Straßen unterwegs.

    Einer Analyse des spanischen Automobilverbandes ANFAC zufolge schneidet das Land bei den Zulassungen von Elektroautos und der Ladeinfrastruktur schlechter ab als der europäische Durchschnitt. In einem ungewöhnlichen Schritt trat Wayne Griffiths, CEO von SEAT, als ANFAC-Präsident im Juni 2024 zurück. Er begründete dies mit der aus seiner Sicht fehlenden Unterstützung der Elektromobilität durch die spanische Regierung.

    Reine Elektroautos kommen nicht richtig in Fahrt

    Im Jahr 2024 wurden 57.372 reine Elektro-Pkw zugelassen sowie 58.554 Plug-in-Hybride. Der Anteil dieser beiden Fahrzeugtypen an den Gesamtzulassungen ist damit leicht auf 11,4 Prozent gesunken (12 Prozent Anteil im Jahr 2023). Die Nachfrage nach nicht extern wiederaufladbaren Hybridautos ist hingegen wesentlich höher und hat in den letzten Jahren weiter zugenommen. 

    Gründe, dass sich reine Elektroautos nicht schneller verbreiten, sind laut Branchenverbänden der Preisunterschied zu herkömmlichen Pkw und die - tatsächlichen und angenommenen - Schwierigkeiten bei der Nutzung. Damit unterscheidet sich der spanische Markt nicht von anderen in Europa.

    Eine Studie der OBS Business School führt aus, dass in Spanien allerdings weitere Herausforderungen bestehen. Zum einen sei die Förderung für den Kauf von Elektroautos zu kompliziert, das Geld fließe erst nach einer langen Wartezeit von bis zu 20 Monaten. Zum anderen sei der Anteil an Schnellladesäulen bisher zu niedrig. Schließlich kritisiert die Studie die fehlende Interoperabilität zwischen den Ladesäulenbetreibern und einen zu niedrigen Wettbewerb. In der Konsequenz würden die Stromkosten an öffentlichen Ladesäulen deutlich höher als in anderen Ländern ausfallen. 

    Chinesische Hersteller sind immer präsenter

    Der Marktführer Tesla kann auch im Jahr 2024 seine Stellung in Spanien halten. Seine beiden Modelle 3 und Y zeichnen für ein gutes Viertel der neu zugelassenen, reinen Elektro-Pkw verantwortlich. Daneben zeigt sich der Markt fragmentiert. MG, eine Marke der chinesischen Unternehmensgruppe SAIC, belegt mit seinem Modell M4 weiterhin Platz 3 der beliebtesten Elektroautos, mit einem Anteil von etwa 5 Prozent. Der ATTO 3 des chinesischen Herstellers BYD schafft es auf Platz 8 im Zeitraum Januar bis November 2024.

    Weitere chinesische Hersteller haben 2024 angekündigt, Elektroautos im spanischen Markt verkaufen zu wollen. Dazu gehört die Marke Arcfox des Autokonzerns BAIC. Stellantis wiederum plant den Vertrieb von Autos seines chinesischen Partners Leapmotor. Schließlich lief im November 2024 in Barcelona die Produktion von Chery und seinem spanischen Joint-Venture-Partner Ebro EV-Motors an. Entgegen der ursprünglichen Ankündigung war das erste Auto, das vom Band rollte, kein Elektroauto. Mittelfristig ist aber geplant, die Produktion auf Elektroautos zu erweitern beziehungsweise umzustellen.

    In der Kategorie Plug-in-Hybride verkauften sich 2024 der Mercedes GLC, der Ford Kuga und der Cupra Formentor am besten. Bei den nicht aufladbaren Hybrid-Pkw mit Dieselmotor führen mit BMW, Mercedes-Benz und Audi deutsche Hersteller die Rangliste an.

    Ladeinfrastruktur benötigt weiteren Ausbau

    Laut ANFAC waren am Jahresende 2024 insgesamt 38.725 öffentlich zugängliche Ladesäulen in Betrieb. Das ist knapp ein Drittel mehr als ein Jahr zuvor. Größere Anstrengungen sind jedoch nötig, um das politisch definierte Ziel von 110.000 öffentlichen Ladesäulen bis 2025 und 340.000 im Jahr 2030 zu erreichen.

    Beim Aufbau der Ladeinfrastruktur in Spanien engagierten sich zu Beginn eher kleinere, bisweilen auch Start-up-Unternehmen. Mittlerweile haben die großen Energieunternehmen das Geschäftsfeld auch für sich entdeckt. Sie investieren größere Summen in den Aufbau von Ladesäulen und gehen Kooperationen mit anderen Playern ein. So hat beispielsweise der Ölkonzern Repsol im März 2024 einen Auftrag des Schienennetzbetreibers adif erhalten, um an 80 Bahnhöfen circa 1.000 neue Ladepunkte zu errichten.

    Der Marktführer Iberdrola besaß nach eigenen Angaben Ende November 2024 ein Netz von 8.100 Ladepunkten. Weitere 4.000 Ladesäulen befinden sich im Bau oder im Zulassungsverfahren. Spaniens größter Energieversorger ist für dieses Geschäftsfeld eine Partnerschaft mit bp pulse im Dezember 2023 eingegangen. Die Unternehmen planen, bis zum Jahr 2030 insgesamt 11.700 Schnellladesäulen (> 50 Kilowatt) aufzubauen und dafür 1 Milliarde Euro zu investieren.

    Der Ölkonzern und Tankstellenbetreiber Moewe (vormals Cepsa) arbeitet seit Jahren mit dem Versorger Endesa zusammen, der bereits mehr als 5.000 Ladesäulen in Spanien errichtet hat. Totalenergies wiederum kooperiert seit Januar 2024 mit dem Ladesäulenbetreiber Wenea.

    Die Betreiber kritisieren langwierige Genehmigungsverfahren auf lokaler, regionaler und nationaler Ebene. Neben technischen Aspekten ist das auch ein Grund, warum Ende Dezember 2024 insgesamt weitere 11.446 Ladesäulen aufgebaut, aber nicht in Betrieb waren.

    Staatliche Kaufanreize gehen vorerst weiter

    Die dritte Auflage des Förderprogramms Moves III umfasst mittlerweile 1,55 Milliarden Euro, mit denen der Kauf von Elektrofahrzeugen sowie die Installation von Ladesäulen finanziell unterstützt werden. Das Programm galt ursprünglich bis Ende Juli 2024, wurde bis Ende Dezember 2024 und zuletzt bis Ende Juni 2025 erneut verlängert. Eine weitere Mittelaufstockung ist in Diskussion. Zusätzlich zum direkten Zuschuss von bis zu 7.000 Euro je Auto gewährt der Staat auch einen Nachlass bei der Einkommensteuer.

    Von Friedrich Henle | Madrid

  • Branchenstruktur

    Europäische Fördergelder und die Auslandsnachfrage sorgen für günstige Aussichten für die Fertigung. Spanien zählt zu den führenden internationalen Kfz-Produktionsstandorten.

    Die Automobilbranche zählt zu den größten Wirtschaftszweigen Spaniens. Je nach Breite der Branchendefinition trägt der Sektor etwa 8 Prozent zum Bruttoinlandsprodukt bei. Das Land war im Jahr 2024 der zweitgrößte Fahrzeugproduzent in Europa und der achtgrößte weltweit.

    Die Branche und ihre Lieferketten sind sehr stark international verflochten. Die Fahrzeughersteller verkaufen etwa 90 Prozent ihrer Produktion ins Ausland, vor allem nach Europa. Wichtigste Exportmärkte sind Frankreich, Deutschland, Italien, das Vereinigte Königreich und die Türkei. Auch die Zulieferer sind vorwiegend auf das Ausland fokussiert. Sie exportieren 60 Prozent ihrer Fertigung direkt und inklusive der in Fahrzeugen verbauten und ausgeführten Kfz-Teile sogar mehr als 80 Prozent.

    Kfz-Hersteller produzieren an 18 Standorten

    Im Zeitraum Januar bis November 2024 liefen laut Herstellerverband ANFAC insgesamt 2.237.299 Fahrzeuge von den Bändern. Das bedeutet einen Rückgang von 3,1 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Die Produktion von Pkw blieb mit einem Minus von 0,4 Prozent nahezu stabil. Einen stärkeren Rückgang verzeichneten Nutzfahrzeuge mit minus 15,6 Prozent. Vom Produktionsniveau vor der Coronapandemie ist die Industrie damit noch ein gutes Stück entfernt: 2019 lieferten die Hersteller 2,82 Millionen Fahrzeuge aus. Gemäß einer Übersichtskarte vom Mai 2024 werden von den ANFAC-Mitgliedsunternehmen 22 Fahrzeugmodelle exklusiv in Spanien gebaut und vier weitere Modelle innerhalb Europas nur in dem iberischen Land.

    Seat und Volkswagen, Ford, General Motors, Irizar, Iveco, Mercedes-Benz, Renault und Stellantis stellen Kfz in Spanien her. Stellantis ist hierzulande mit seinen Marken Citroën, Peugeot und Opel und Werken in Vigo, Saragossa und Madrid der größte Produzent. Chery eröffnete im November 2024 mit seinem Partner Ebro EV-Motors eine Pkw-Fertigung in Barcelona. Damit ist zum ersten Mal ein chinesischer Automobilhersteller mit einer lokalen Produktion in Spanien am Start. Viele Investitionen fließen derzeit auch bei anderen Herstellern in die Elektrifizierung der Modellpalette. Die Wirtschaftszeitung "Expansión" bezifferte in einem Artikel vom Dezember 2024 die angekündigten Investitionen der großen Hersteller in Spanien auf insgesamt 11 Milliarden Euro.

    Unsicherheiten bestehen auch hierzulande wegen der schwachen Nachfrage nach Elektroautos und der drohenden Strafzahlung an Brüssel, falls EU-Vorgaben zu den ab 2025 geltenden neuen CO2-Grenzwerten für die jeweiligen Flotten nicht eingehalten werden. Neue US-Zölle der Trump-Administration auf Kfz-Einfuhren dürften bei der spanischen Kfz-Industrie allerdings für weniger Probleme sorgen, da ein Großteil der Ausfuhren in europäische Länder geht.

    Wichtige Investitionsprojekte in der Kfz-Industrie in Spanien (Auswahl)Investitionssumme in Millionen Euro

    Vorhaben

    Investitionssumme

    Projektstand

    Anmerkungen

    Elektrifizierungs- und Forschungsprogramm 2021 bis 2025 von SEAT

    5.000

    In UmsetzungModernisierung und Effizienzsteigerung aller Werke, u.a. durch Robotik und KI-Anwendungen
    Neues Batteriewerk von Stellantis und CATL in Saragossa (Aragonien)

    4.100

    Investitionsentscheidung im Dezember 2024 verkündet; Produktionsstart Ende 2026 geplantLithium-Eisenphosphat-Batterien; Jahreskapazität 50 GWh
    Neues Batteriewerk von PowerCo (Volkswagen) in Sagunto (Valencia)

    3.000

    Im Bau; Produktionsstart 2026 geplantJahreskapazität 40 GWh, perspektivisch 60 GWh
    Erweiterung des Werks von Mercedes-Benz in Vitoria (Baskenland)

    1.000

    Im Bau; Produktionsstart 2026 geplantProduktionsausweitung des Werks auf insgesamt 200.000 Fahrzeuge pro Jahr; neue Generation von Elektro-Transportern
    Neues Batteriewerk von Basquevolt (Baskenland)

    700

    Im Bau; Prototypen im Oktober 2024 ausgeliefertEntwicklung von Festkörperbatterien; Jahreskapazität 10 GWh im Jahr 2027 geplant
    GWh = GigawattstundenQuelle: Recherchen von Germany Trade & Invest

    Die Zulieferindustrie investiert in nachhaltige Mobilität

    Innerhalb Europas ist Spanien der viertwichtigste Kfz-Teilehersteller. Die breit aufgestellte Teileindustrie stützt sich vor allem auf den Export, versorgt aber auch den Binnenmarkt und lokale Kfz-Hersteller. Im Jahr 2023 betrug der Umsatz der Zulieferindustrie insgesamt 41,5 Milliarden Euro, ein Plus von 10,3 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Insgesamt sind in Spanien rund 1.000 Hersteller von Kfz-Teilen vertreten. Der Fachverband Sernauto repräsentiert nach eigenen Angaben 85 Prozent des Sektors.

    Die starke Präsenz internationaler Fahrzeughersteller in Spanien bedeutet auch eine vielfältige Zulieferlandschaft aus vorwiegend europäischen und lokalen Produzenten. Unter den Zulieferern mit den höchsten Umsätzen sind deutsche Unternehmen, wie beispielsweise Benteler, Mahle oder Bosch, gut vertreten. Auch aufgrund der Präsenz deutscher Fahrzeughersteller ist Deutschland ein bedeutendes Lieferland für Fahrzeugteile. Besonders hoch ist der proportionale Lieferanteil bei Motoren (SITC 713.2).

    Einfuhr ausgewählter Kfz-Teile nach SpanienIn Millionen Euro, Veränderung in Prozent
     

    2023

    Veränderung 2023/2022

    aus Deutschland

    SITC 778.3 Kfz-Elektrik

    1.458

    14,8

    204

    SITC 784 Karosserien, Stoßstangen etc.

    15.622

    -0,7

    3.598

    SITC 773.13 Zündkabelsätze

    2.631

    31,5

    87

    SITC 713.2 Motoren

    3.982

    24,4

    1.988

    Summe

    23.693

    6,7

    5.877

    Quelle: Ministerio de Economía, Comercio y Empresa (DataComex) 2024

    Batterieherstellung gewinnt an Fahrt

    Der Weg hin zur Elektromobilität erfordert große Investitionen und Umstellungen im Zulieferbereich. Europa will sich von Batterieimporten unabhängiger machen. Spanien wird bei den geplanten Batteriewerken, in die auch europäische Fördermittel fließen, eine wichtige Rolle spielen. Die Nachricht des Jahres 2024 war die Entscheidung des chinesischen Batterieherstellers CATL, gemeinsam mit Stellantis in Saragossa eine milliardenschwere Gigafactory zur Herstellung von Lithium-Eisenphosphat-Batterien zu errichten. Das Vorhaben wird mit EU-Zuschüssen in Höhe von 358 Millionen Euro aus dem spanischen Aufbau- und Resilienzplan gefördert.

    Für die Batteriefabrik von PowerCo des Volkswagen-Konzerns in Sagunto (Region Valencia) wurden im Dezember 2024 die Fundamente errichtet. Laut Pressemeldungen fließen 600 Millionen Euro an Fördermitteln in das Großvorhaben. Das Basquevolt-Projekt wiederum verfolgt das Ziel, Feststoffbatterien mit besonders hoher Speicherkapazität zu entwickeln. Das Konsortium, hinter dem auch die baskische Regierung steht, investiert dafür 700 Millionen Euro nahe der baskischen Hauptstadt Vitoria. Die slowakische InoBat und die chinesische Envision sind weitere Unternehmen, die Batterieprojekte in Spanien avisieren.

    Strategieplan soll 24 Milliarden Euro Investitionen mobilisieren

    Die spanische Regierung hat einen Strategieplan für elektrifizierte und vernetzte Mobilität beschlossen. Der finanzielle Beitrag des Staates beläuft sich auf 4,3 Milliarden Euro für den Zeitraum 2021 bis 2026. Hinzu kommen 19,7 Milliarden Euro, die Unternehmen aus der Automobilbranche aufbringen.

    Das Land will sich damit als Hub für Elektromobilität an die europäische Spitze setzen. Alle wesentlichen Komponenten wie Batterien und Brennstoffzellen sollen in Spanien produziert werden, ebenso die Ladeinfrastruktur. Hinzu kommen Mikroprozessoren und weitere Teile, die zur Vernetzung der Fahrzeuge erforderlich sind.

    Von Friedrich Henle | Madrid

  • Rahmenbedingungen

    Deutschland und Spanien sind Teil des EU-Binnenmarktes. Entsprechend gelten grundsätzlich die gleichen Rahmenbedingungen. 

    Für die Normierung von Produkten ist in Spanien die Vereinigung AENOR zuständig. Im innergemeinschaftlichen Warenverkehr der Europäischen Union (EU) sind die Regelungen des Umsatzsteuerkontrollverfahrens in der EU zu beachten. Informationen hierzu finden sich auf der Internetseite des Bundeszentralamtes für Steuern. Hinsichtlich der Normierung gelten die einschlägigen EU-Richtlinien (siehe etwa Deutsches Institut für Normung e.V.).

    Germany Trade & Invest stellt ausführliche Informationen zum Wirtschafts- und Steuerrecht sowie zu Einfuhrregelungen, Zöllen und nicht tarifären Handelshemmnissen zur Verfügung. 

    Von Friedrich Henle | Madrid

  • Kontaktadressen

    Bezeichnung

    Anmerkungen

    Germany Trade & Invest

    Außenhandelsinformationen für die deutsche Exportwirtschaft

    AHK Spanien

    Anlaufstelle für deutsche Unternehmen

    Ministerio de Industria y Turismo (MINTUR)

    Ministerium für Industrie und Tourismus

    Asociacion Española de Fabricantes de Automoviles y Camiones (ANFAC)

    Verband der Hersteller von Automobilen und Nutzfahrzeugen

    Asociación Española de Fabricantes de Equipos y Componentes (Sernauto)

    Verband der Hersteller von Fahrzeugteilen

    Federacion Española de Concesionarios de Automocion (FACONAUTO)

    Dachverband der Kfz-Vertragshändler

    Asociación Nacional de Vendedores de Vehículos a Motor (GANVAM)

    Verband der Kfz-Händler 

    Asociación Empresarial para el Desarrollo e Impulso de la Movilidad Eléctrica (AEDIVE)Unternehmensverband für die Entwicklung und Förderung der Elektromobilität
    Asociación de Usuarios de Vehículos Eléctricos (AUVE)Verbraucherverband für die Entwicklung und Förderung der Elektromobilität
    Plataforma Tecnológica Española de Automoción y Movilidad (M2F)

    Digitale Automobilplattform zur Förderung von
    Produktinnovationen und Wettbewerbsfähigkeit

    Motortec Madrid

    Fachmesse für Kfz-Teile und Dienstleistungen; Madrid; nächster Termin: 23.-26. April 2025 

    Automobile Barcelona

    Kfz-Fachmesse; Barcelona; nächster Termin: 09.-18. Mai 2025

    Madrid Car Experience (MEC)

    Kfz-Fachmesse; Madrid; nächster Termin steht noch nicht fest

nach oben
Feedback
Anmeldung

Bitte melden Sie sich auf dieser Seite mit Ihren Zugangsdaten an. Sollten Sie noch kein Benutzerkonto haben, so gelangen Sie über den Button "Neuen Account erstellen" zur kostenlosen Registrierung.