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Interview | Südkorea | Auslandsbau

"Ohne das Team vor Ort wären keine Drittmarktprojekte möglich"

Der Medizin- und Sicherheitstechnikhersteller Dräger aus Lübeck arbeitet mit koreanischen Firmen auch auf Drittmärkten zusammen. Dräger Korea spielt hierbei eine zentrale Rolle.

Von Katharina Viklenko | Seoul

Christian Bozsak, Managing Director, Dräger Korea Christian Bozsak, Managing Director, Dräger Korea | © Christian Bozsak, Dräger Korea

Christian Bozsak ist seit November 2023 Managing Director bei Dräger Korea. Das Familienunternehmen in fünfter Generation mit Stammsitz in Lübeck stellt Produkte der Medizin- und Sicherheitstechnik her und hat sich zu einem börsennotierten Konzern entwickelt. Im Jahr 2024 erzielte es einen Umsatz von 3,4 Milliarden Euro. Mehr als ein Drittel des Umsatzes entfällt auf Sicherheitstechnik. In Südkorea ist Dräger seit 1990 aktiv und beschäftigte Ende 2024 mehr als 60 Mitarbeitende. Im Gespräch erläutert Christian Bozsak, welche Besonderheiten bei der Kooperation mit südkoreanischen Firmen bei Bauprojekten im Ausland zu beachten sind.

 

Herr Bozsak, in welchen Bereichen arbeitet Dräger mit südkoreanischen Baufirmen?

Mit südkoreanischen Unternehmen arbeiten wir in zwei Feldern zusammen: Zum einen werden wir bei EPC-Großprojekten (Engineering, Procurement and Construction) aktiv, teils auch über alle Stufen hinweg. So sind wir ab und an schon bei der Planung mit Engineering-Dienstleistungen involviert. Im Bereich Sicherheitstechnik liefern wir unter anderem mobile und stationäre Gaswarntechnik, das betrifft etwa Gassensorik, entsprechende Warnanlagen und Detektoren. Hinzu kommen Kontrollsysteme und Schutzmaßnahmen, die infolge eines möglichen Gaslecks greifen. Neben Bauprojekten im Ausland beteiligen wir uns zum anderen im Schiffbau, beispielsweise für Spezialanwendungen bei der Förderung von Öl und Gas.

Wie funktioniert die Zusammenarbeit?

Wenn südkoreanische Firmen als Generalunternehmer EPC-Aufträge im Ausland etwa zum Bau von Industrieanlagen erhalten, vergeben sie einzelne Subprojekte. Da kommt Dräger zum Zuge. Regulär liefern wir unsere Produkte an die Auftraggeber in Südkorea, die sich dann wiederum um Transport und Montage im Zielland kümmern. In Destinationen, in welchen wir eigene Dräger-Niederlassungen unterhalten, übernehmen wir zudem die Installation, Wartung und Schulungen vor Ort. Insgesamt verfügt Dräger über eigene Vertriebs- und Servicegesellschaften in rund 50 Ländern weltweit.

Wie kommt Dräger an Projekte?

Ohne unser Team vor Ort in Südkorea hätten wir keine Aufträge mit südkoreanischen Firmen auf Drittmärkten. Komplexe Sachverhalte wollen südkoreanische Geschäftspartner in der Landessprache besprechen. Auch eine schnelle Kommunikation und der Aufbau einer Beziehung, die auf Vertrauen basiert, sind unerlässlich. Nicht zuletzt besteht ein hoher Anspruch auf Qualität und Service, dem man nur mit einem spezialisierten Engineering-Team vor Ort entsprechen kann. Insgesamt gilt der Anspruch "schnell und gut".

Wie sieht es mit Erfolgsbeispielen aus?

Das Team vor Ort konnte gemeinsam mit großen südkoreanischen Engineering-Firmen (z. B. Hyundai und Samsung) Projekte in Europa, Amerika, Afrika und Asien realisieren. Besonders hervorzuheben sind Raffinerie-Großvorhaben in Saudi-Arabien sowie mehrere Offshore und Schiffsbau-Projekte. Südkorea ist hierfür nach wie vor ein sehr wichtiger Standort.

Dabei hat die Zusammenarbeit mit südkoreanischen Partnern zugenommen. In den späten 1990'er Jahren haben wir mit einer Person vor Ort angefangen. Mittlerweile haben wir in Südkorea ein Team von 10 Mitarbeitern, die sich um Vertrieb, Technik und Projektabwicklung kümmern.

Wo besteht künftig Potenzial?

Bei Öl- und Gasanlagen, Kraftwerken für die Petrochemie sowie beim Ausbau der Stromerzeugung und Infrastruktur sind südkoreanische Anbieter schon fest etabliert. Trendthemen sind zum einen Digitalisierung und Vernetzung der industriellen Produktion mit Industrie 4.0 sowie intelligentes Bauen. Zum anderen dürften in Zukunft Nachhaltigkeit und Erneuerbare eine größere Rolle spielen. Das fällt in den Bereich "CleanTech", sei es beim Umgang mit Wasserstoff oder bei der Abscheidung und Speicherung von CO2 (CCUS). Im Schiffbau geht der Trend hin zu alternativen Antrieben wie Ammoniak und Methanol. Regional betrachtet dürften sich südkoreanische Firmen stärker in Schwellenmärkten engagieren.

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