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Bedarf an Pharmazeutika in Südkorea wird steigen
Südkorea importiert umfangreich innovative Arzneimittel. Das bietet Chancen für ausländische Anbieter. Die Alterung der Bevölkerung wird für steigende Nachfrage sorgen.
25.07.2024
Von Katharina Viklenko | Seoul
Der Markt für Pharmazeutika in Südkorea belief sich 2022 je nach Definition auf ein Volumen von 24,5 Milliarden bis 27 Milliarden US-Dollar (US$). Gemäß Angaben des Marktforschungsinstituts IQVIA war Südkorea der 13. größte Markt für Arzneimittel weltweit. Bis 2027 prognostiziert IQVIA eine Wachstumsrate von zwischen 4,5 und 7,5 Prozent.
Die Produktion bewegte sich 2023 auf einem ähnlichen Niveau wie 2022 und erreichte circa 22,4 Milliarden US$. Der Großteil der Erzeugung in Südkorea entfällt auf verschreibungspflichtige Medikamente: deren Anteil stieg in den letzten Jahren auf 86 Prozent. Der Rest sind rezeptfreie Arzneimittel.
Der Einzelhandelsumsatz mit Pharmazeutika betrug 2023 rund 22,5 Milliarden US$. Dies entsprach einer Abnahme von 1 Prozent auf US$-Basis, auf Basis der Inlandswährung blieb der Umsatz stabil. Laut dem Ministry of Food and Drug Safety (MFDS) gibt es 650 Betriebsstätten im Land, die Anzahl der Mitarbeiter in der Branche liegt gemäß Statistics Korea bei 60.000.
Demografischer Wandel sorgt für Wachstumspotenzial
Laut Angaben der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) beliefen sich die Arzneimittelausgaben in Südkorea 2022 auf rund 803 US$ pro Kopf. Der durchschnittliche Konsum von Medikamenten im Land lag 2022 bei täglich 1.243 eingenommenen Dosen pro 1.000 Einwohner.
Die überwiegende Anteil der Arzneimittel wird in Südkorea in Apotheken verkauft. Zwar versucht die Regierung, die Preise von Pharmazeutika zu senken. Die rapide Alterung der Gesellschaft, westliche Essgewohnheiten und zunehmender Bewegungsmangel dürften die Gesundheitsausgaben des Landes aber auch künftig in die Höhe treiben. Hinzu kommen steigender Wohlstand und die Zunahme chronischer Krankheiten.
Deutschland ist wichtiges Lieferland für Medikamente
Angaben zu Einfuhren sind je nach Abgrenzung unterschiedlich. Laut Handelsstatistik importierte Südkorea 2023 Arzneimittel im Wert von 10,5 Milliarden US$, das entspricht einem Rückgang von etwas mehr als 9 Prozent gegenüber dem Vorjahr.
der südkoreanischen Arzneimittelimporte stammten 2023 aus Deutschland.
Das MFDS gibt Deutschland als wichtigstes Bezugsland an, mit Lieferungen von 1,6 Milliarden US$ im Jahr 2023. Laut KITA lag die Bundesrepublik auf Rang 2 nach den USA (2 Milliarden US$). Weitere bedeutende Lieferländer sind daneben Irland (757 Millionen US$), China (574 Millionen US$), die Schweiz (560 Millionen US$) und Belgien (549 Millionen US$). In den Jahren 2022 und 2023 gingen insbesondere Einfuhren von Vakzinen zurück, die während der Coronapandemie Rekordwerte erreicht hatten.
Warengruppe | 2021 | 2022 | 2023 | Veränderung 2023/2022 |
---|---|---|---|---|
Pharmazeutika1, darunter | 11.018 | 11.660 | 10.581 | -9,3 |
HS 3004 Arzneiwaren, dosiert für den Einzelverkauf | 4.751 | 5.522 | 5.188 | -6,1 |
HS 3002 Immunologische Erzeugnisse, darunter | 4.904 | 4.603 | 3.990 | -13,3 |
HS 3002.20, 3002.41 Vakzine | 2.355 | 1.749 | 623 | -64,4 |
HS 3006 Pharmazeutische Zubereitungen | 312 | 317 | 349 | 10,2 |
HS 3005 Watte, Gaze, Binden, Pflaster, etc. | 294 | 303 | 163 | -46,4 |
HS 3822 Diagnostik-, Laborreagenzien auf einem Träger2 | 886 | 885 | 900 | 1,7 |
Südkoreanische Unternehmen sollen zu Global Playern werden
Südkoreanische Ausfuhren von Pharmazeutika sanken 2023 im Vergleich zum Vorjahr um 6,6 Prozent. Insbesondere ging der Export von Vakzinen sowie Diagnostik und Laborreagenzien auf Trägern zurück. Während der Coronajahre lieferten südkoreanische Firmen Vorprodukte für Testkits zum Nachweis von Covid-19. Wachstum gab es 2023 lediglich bei pharmazeutischen Zubereitungen.
Die südkoreanische Regierung will das Land zu einem globalen Marktführer im Pharma- und Gesundheitswesen machen und hat Biotechnologie zu einer strategischen High-Tech-Branche ernannt. So sollen bis 2023 unter den Top-50-Marktführern weltweit fünf Unternehmen aus Südkorea stammen. Die Exporte von Medikamenten will die Regierung von 2022 bis 2027 verdoppeln.
Warengruppe | 2021 | 2022 | 2023 | Veränderung 2023/2022 |
---|---|---|---|---|
Pharmazeutika1, darunter | 8.751 | 7.015 | 6.554 | -6,6 |
HS 3002 Immunologische Erzeugnisse | 7.152 | 5.236 | 4.903 | -6,4 |
HS 3002.20, 3002.41 Vakzine | 519 | 941 | 273 | -71,0 |
HS 3004 Arzneiwaren, dosiert für den Einzelverkauf | 865 | 908 | 842 | -7,2 |
HS 3006 Pharmazeutische Zubereitungen | 155 | 183 | 196 | 7,3 |
HS 3005 Watte, Gaze, Binden, Pflaster etc. | 162 | 178 | 150 | -15,8 |
HS 3822 Diagnostik-, Laborreagenzien auf Trägern2 | 2.047 | 3.349 | 796 | -76,2 |
Auch deutsche Firmen investieren im Land
Innerhalb der Branche kommen kräftige Impulse von Biopharmazeutika und insbesondere aus dem Segment der Biosimilars. Führende südkoreanische Unternehmen wie Samsung Biologics und Lotte Biologics halten an langfristig angelegten Investitionsprojekten zum Bau von Werken für Biopharmazeutika in Songdo fest. Auch Celltrion setzt auf Herstellung sowie Forschung in Südkorea.
Aus der Reihe der deutschen Unternehmen baut Sartorius für rund 300 Millionen US$ eine Fabrik zur Herstellung von Einwegbeuteln, Zellkulturmedien und Filtern ebenfalls in Songdo. Merck investiert mehr als 300 Millionen US$ in den Bau eines Bioprocessing Production Center in Daejeon. Dort sollen unter anderem Produkte wie Trockenpulver-Zellkulturmedien und Prozessflüssigkeiten sowie Systeme für die sterile Probenahme hergestellt werden. Es ist die bisher umfangreichste Investition des Unternehmens in Asien-Pazifik.
Firma | Investition | Zeitraum | Anmerkung |
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Samsung Biologics | ca. 5.733 | 2023-2032 | 5. - 8. Werk für Biopharmazeutika in Songdo |
Lotte Biologics | 2.320 | 2023-2030 | 3 Werke für Biopharmazeutika in Songdo |
Celltrion | 1.160 | 2020-2026 | 3. und 4. Werk sowie Forschungszentrum in Songdo |
Sartorius | 300 | 2023-2025 | Produktion etwa von Einwegbeuteln, Zellkulturmedien, Filtern und Membranen in Songdo |
SK Bioscience | 260 | 2023-2025 | Bau von Impfstoffforschungszentrum in Songdo (Global R&PD Center) |
Daewoong Bio * | 112 | 2023-2024 | Neue Fabrik für biologische Produkte in Hyangnam (Provinz Gyeonggi) |
Daewoong Pharmaceuticals | > 76 | 2023-2024 | Bau von 3. Fabrik für Botulinumtoxin in Hwaseong (Provinz Gyeonggi) |
Zu führenden Pharmazeutikaherstellern gehörten 2022 unter anderem Moderna Korea, Celltrion, Hanmi Pharmaceutical, Chong Kun Dang und GC Biopharma. Insbesondere Moderna Korea legte einen rasanten Aufstieg mit Impfstoffen gegen Covid-19 hin, indem es seinen Produktionswert 2022 gegenüber dem Vorjahr mehr als verdoppelte und so Celltrion überholte.
Unternehmen | 2021 | Veränderung* | 2022 | Veränderung* |
---|---|---|---|---|
Moderna Korea | 398 | k.A. | 986 | 147,7 |
Celltrion | 1.107 | -11,5 | 945 | -14,7 |
Hanmi Pharmaceutical | 986 | 14,7 | 929 | -5,8 |
Chong Kun Dang | 865 | 14,2 | 819 | -5,4 |
GC Biopharma | 736 | 19,3 | 630 | -14,5 |
Daewoong Pharmaceuticals | 553 | 3,8 | 602 | 8,7 |
HK inno.N | 582 | 5,0 | 597 | 2,5 |
LG Chem | 514 | 18,6 | 581 | 13,1 |
Yuhan | 504 | -3,1 | 466 | -7,6 |
Handok | 451 | 18,0 | 419 | -7,1 |
In-vitro-Diagnostika werden in Südkorea als Medizintechnik zugelassen, zuständig ist wie bei Arzneimitteln das MDFS. Große Produzenten des Landes sind SD Biosensors und Seegene, die während der Coronapandemie Testkits für den Nachweis des Coronavirus hergestellt und damit gute Geschäfte gemacht haben.
Unternehmen | 2021 | Veränderung 1 | 2022 | Veränderung 1 |
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SD Biosensor | 1.164 | 185,2 | 2.128 | 82,9 |
Seegene | 815 | -15,6 | 545 | -33,1 |
Abbott Korea | 529 | 54,7 | 465 | -12,2 |
Rapigen | 99 | 116,6 | 343 | 246,5 |
Humasis | 87 | 129,9 | 255 | 192,4 |
SugenTech | 108 | 10,8 | 112 | 3,3 |
Osang Healthcare | 81 | 60,8 | 74 | -8,0 |
I-sens 2 | 62 | 24,4 | 71 | 14,0 |
Zulassung von Arzneimitteln braucht langen Atem
Die hohe Importquote bei innovativen Arzneimitteln und pharmazeutischen Wirkstoffen zeigt, dass ausländische Anbieter auf dem südkoreanischen Markt gute Chancen haben. Die Preispolitik der Regierung bevorzugt Anbieter von Generika, insbesondere Biosimilars, was inländischen Lieferanten zugute kommt. Hersteller oder Importeure von Arzneimitteln müssen eine Zulassung beim zuständigen Ministry of Food and Drug Safety (MFDS) beantragen. Die Zulassung gilt nach Aussagen von Marktteilnehmern als aufwändig.