Die Hyundai Motor Group gehört weltweit zu den führenden Branchenkonzernen. Erweiterungsinvestitionen südkoreanischer Automobilhersteller finden vor allem im Ausland statt.
Die Kfz-Industrie ist einer der Kernsektoren der südkoreanischen Wirtschaft. Der Konsum im Inland ist allerdings aufgrund der niedrigen Geburtenrate, der fortschreitenden Alterung der Gesellschaft und der insgesamt schrumpfenden Bevölkerung begrenzt. Gemäß Daten der Korea Automobile Manufacturers Association (KAMA) von Anfang 2024 kauft vor allem die jüngere Generation seltener Autos, während der Anteil der älteren Konsumenten bei den Autokäufern zunimmt.
Mittelfristiges Marktpotenzial begrenzt
Rang 3
belegt Hyundai Motor Group 2023 weltweit bei der Anzahl von verkauften Kfz.
Gleichzeitig schwächen über viele Jahre hinweg stark gestiegene Lohnkosten die Wettbewerbsfähigkeit der lokalen Hersteller. Aus diesem Grund haben Hyundai und Kia ihre Fertigungskapazitäten im Ausland deutlich erweitert, sodass die Produktion von Hyundai-Kia im Ausland größer ist als die Fertigung im Inland. Dennoch verteidigte Südkorea bei der Automobilproduktion mit 4,24 Millionen Autos nach Daten der International Organization of Motor Vehicle Manufacturers 2023 weltweit den 5. Platz.
Produktion geht 2024 leicht zurück
Die Produktion von Kfz in Südkorea stieg 2023 kräftig um 13 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Damit kämpfte sich die Automobilindustrie des Landes aus dem Produktionstief der Coronapandemie und erreichte etwa das Niveau von 2016. In den ersten sechs Monaten 2024 sank jedoch die Fertigung nach vorläufigen Angaben um 2,4 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum. Im Gesamtjahr soll die Produktion nach einer Prognose von KAMA vom März 2024 um 0,6 Prozent gegenüber dem Vorjahr auf 4,22 Millionen Einheiten leicht zurückgehen. Das Korea Institute for Industrial Economics and Trade (KIET) ist etwas pessimistischer und erwartet eine Abnahme um 1,4 Prozent.
Die Mehrheit der Kfz-Produktion in Südkorea entfällt auf die beiden Hersteller Hyundai und Kia. Deren Fertigung nahm von Januar bis Juni 2024 um 4,1 Prozent respektive 4,5 Prozent ab. Im Gegensatz dazu steigerte GM Korea die heimische Produktion um rund ein Viertel im Vergleich zur Vorjahresperiode. Beim Export waren die Ausfuhren von Hyundai in Stückzahlen im 1. Halbjahr 2024 mit 6,4 Prozent im Plus, Lieferungen von Kia sanken um 6,4 Prozent.
Eckdaten wichtiger Kfz-Hersteller in Südkorea 2023 und im 1. Halbjahr 2024 in 1.000 Einheiten; in Klammern Veränderung im Vergleich zum entsprechenden Vorjahreszeitraum in ProzentHersteller | Produktion 2023 | Produktion 1. Halbjahr 2024 *) | Export 2023 | Export 1. Halbjahr 2024 *) |
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Hyundai | 1.946 (12,4) | 954 (-4,1) | 1.150 (14,0) | 611 (6,4) |
Kia | 1.606 (9,0) | 816 (-4,5) | 1.047 (16,5) | 534 (-6,4) |
GM Korea | 465 (79,9) | 269 (25,7) | 431 (89,3) | 257 (31,1) |
KG Mobility | 120 (4,0) | 58 (-16,4) | 53 (17,6) | 33 (25,4) |
Renault Korea | 98 (-42,0) | 45 (-26,8) | 82 (-29,7) | 31 (-41,2) |
Gesamt | 4.244 (13,0) | 2.145 (-2,4) | 2.767 (20,3) | 1.467 (3,2) |
* vorläufige Angaben.Quelle: Ministry of Trade, Industry and Energy 2024; KAMA 2024; Korea Automobile Importers & Distributors Association 2024
Hyundai Motor verzeichnete im 2. Quartal 2024 Rekordumsätze in Höhe von 32,6 Milliarden US-Dollar (US$), mit einem Wachstum von 6,6 Prozent gegenüber der Vorjahresperiode. Das gute Ergebnis führt Hyundai auf die gestiegene Popularität von Hybridfahrzeugen sowie den günstigen Wechselkurs und damit höhere Exporte zurück, vor allem kräftige Verkäufe in die USA. Außer nach China stieg der weltweite Absatz des Unternehmens. Auch die Umsätze von Kia lagen von April bis Juni 2024 um 5 Prozent im Plus.
Investitionen stellen auf Elektromobilität ab
Die Hyundai Motor Group will mit Hyundai und Kia 2024 bis 2026 insgesamt rund 51 Milliarden US$ in Südkorea investieren. Ein großer Teil wird in den Ausbau von F&E-Zentren und in die Erweiterung des Angebots an Elektrofahrzeugen fließen. Kia hat erst Anfang 2024 den Umbau seines zweiten Werkes in Gwangmyeong zur ausschließlichen Produktion von E-Autos abgeschlossen. Hyundai will bis 2030 einen Anteil an der globalen E-Auto-Produktion von 34 Prozent einnehmen. Dafür baut das Unternehmen bis 2026 eine Fabrik für E-Autos in Ulsan für 1,5 Milliarden US$. Es ist das erste neue Hyundai-Werk in Südkorea seit 29 Jahren.
Wichtige Investitionsprojekte südkoreanischer Firmen in der Kfz-IndustrieInvestitionssumme in Millionen US-DollarVorhaben | Investition | Projektstand | Anmerkungen |
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Hyundai Motor Group (Hyundai Motor und Kia) | 51.000 | 2024-2027 | Investitionen von Hyundai und Kia in Südkorea, darunter Ausbau von F&E-Zentren und Erweiterung des Angebots an E-Autos |
Hyundai | 1.500 | 2024-2026; Baubeginn: November 2023 | Bau einer Fabrik für Elektroautos in Ulsan, Kapazität: 200.000 E-Autos pro Jahr |
SK On | 1.100 | Fertigstellung bis 2025 | Absichtserklärung mit Provinzregierung Süd-Chungcheong und Stadt Seosan zum Bau der dritten Batteriefabrik in Seosan (Provinz Süd-Chungcheong); Produktionskapazität von 14 GWh |
Samsung SDI | 750 | Absichtserklärung im Januar 2024 | Absichtserklärung zum Bau einer Produktionsanlage für Kathodenmaterialien und Batterien in Ulsan (Provinz Süd-Gyeongsang) |
Hyundai Mobis | 65 | Fertigstellung 2025 | Werk zur Produktion von Kfz-Teilen für E-Autos in Ulsan |
Quelle: Informationen der Unternehmen 2024; Recherchen von Germany Trade & Invest 2024
Neue Kfz-Werke entstehen in Südkorea angesichts hoher Löhne in der Branche und der hohen Streikbereitschaft der Belegschaft nur in Ausnahmefällen. Der Ausbau der Kapazitäten der südkoreanischen Hersteller erfolgt im Wesentlichen im Ausland. Das größte Vorhaben ist der Bau eines Werkes für Elektroautos und Batterien in Bryan County in den USA von Hyundai Motor für rund 5,5 Milliarden US$ bis 2025.
Zulieferer meist nur mit wenigen Abnehmern
Die Kfz-Zulieferindustrie in Südkorea umfasste 2022 circa 4.700 Firmen. Gemäß Angaben der Korea Auto Industries Cooperative Association (KAICA) belieferten davon 729 Unternehmen die Endhersteller direkt. Im Durchschnitt hätten sie jeweils nur zwei Abnehmer, was zu einer hohen Abhängigkeit der Lieferanten führt. Der Umsatz der südkoreanischen Zuliefererindustrie sank laut KAICA 2022 auf US$-Basis um 5,8 Prozent auf 111,7 Milliarden US$. Davon wurden 46,2 Milliarden US$ im Geschäft mit Autobauern im Inland, 19,4 Milliarden US$ über Exporte und 3,2 Milliarden US$ im Ersatzteilgeschäft erwirtschaftet. Die übrigen 42,7 Milliarden US$ entfielen auf sonstige Umsätze.
Der mit Abstand größte südkoreanische Kfz-Zulieferer ist das zur Hyundai Motor Group gehörende Unternehmen Hyundai Mobis. Weitere große heimische Zulieferer sind etwa Hyundai Transys, Hanon Systems, Hyundai Wia, HL Mando, SL, Seoyon E-Hwa, Yura Corporation, Hyundai Kefico und Heesung Catalysts. Zu den größten Reifenherstellern in Südkorea gehören Hankook Tire, Kumo Tire und Nexon Tire.
Alle wichtigen internationalen Zulieferer sind in Südkorea präsent und haben über die Jahre mehrere Milliarden US-Dollar im Land investiert. Besonders aktiv sind Zulieferer aus Deutschland, den USA sowie Japan. Dazu zählen Bosch, Continental, Delphi, Denso, Faurecia, Johnson Controls, Magna, Schaeffler, Valeo und ZF, aber auch Brose, ElringKlinger, Mahle, Mann+Hummel und Webasto. BASF hält die Hälfte der Anteile an Heesung Catalysts.
Importe von Kfz-Teilen deutlich geringer als Exporte
Die Einfuhr ausgewählter Kfz-Teile stieg 2023 gegenüber dem Vorjahr auf 9,5 Milliarden US$. Die wichtigsten Lieferländer waren 2023 China mit 4,2 Milliarden US$, Mexiko mit 1,2 Milliarden US$ (+115 Prozent gegenüber 2022), Vietnam mit 1 Milliarde US$, Deutschland (663 Millionen US$) sowie Japan mit 510 Millionen US$. In den ersten sechs Monaten 2024 gingen die Importe von Kfz-Teilen um 2,6 Prozent zurück. Lieferungen aus Deutschland verringerten sich um 6,6 Prozent. Gemäß der KIET-Prognose vom Mai 2024 dürften südkoreanische Importe von Kfz und entsprechenden Teilen 2024 um 3,4 Prozent im Vergleich zum Vorjahr abnehmen.
Südkoreas Einfuhr ausgewählter Kfz-Teilein Millionen US-Dollar; Veränderung gegenüber dem Vorjahreszeitraum in ProzentWarenkategorie | 2023 | Veränderung | aus Deutschland | 1. Halbjahr 2024 | Veränderung |
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Karosserien, Stoßstangen etc. (HS 8706, 8707, 8708) | 5.086 | 2,0 | 585 | 2.617 | -3,6 |
Zündkabelsätze (HS 8544.30) | 2.892 | 12,5 | 1 | 1.478 | -1,6 |
Motoren (HS 8407.31-.34, 8408.20) | 894 | 164,4 | 22 | 689 | 75,0 |
Kfz-Elektrik (HS 8511, 8512) | 631 | 5,3 | 56 | 344 | 1,4 |
Summe | 9.504 | 11,9 | 663 | 4.440 | -2,6 |
Quelle: Korea International Trade Association 2024
Südkoreas Exporte von Kfz-Teilen gemäß Abgrenzung sanken 2023 mit einem Rückgang von 0,3 Prozent marginal auf 23,7 Milliarden US$. Nach Deutschland gingen Lieferungen in Höhe von fast 560 Millionen US$ - ein Plus von 8,1 Prozent. Von Januar bis Juni 2024 exportierte Südkorea 12,6 Prozent weniger Kfz-Teile, Deutschland lieferte aber gegen den Trend 7,7 Prozent mehr.
Von Katharina Viklenko
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Seoul