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E-Mobility
Südkorea baut Elektromobilität aus und hegt große Ambitionen bei Wasserstoffautos. Nach Brandvorfällen richtet die Regierung den Fokus auf Sicherheit und Regulierung von E-Autos.
31.03.2025
Von Katharina Viklenko | Seoul
Rund 40 Prozent der 2024 neu zugelassenen Fahrzeuge in Südkorea hatten einen umweltfreundlichen Antrieb. Allerdings wuchs nur eine Kategorie: Bei drei von vier Käufen entschieden sich Konsumenten für ein Hybridauto. Noch 2022 wurden in Südkorea weltweit die meisten Wasserstoffautos zugelassen. Im Jahr 2023 lag dann China hier auf Platz 1.
Auch beim Kauf von Elektroautos werden Verbraucher zurückhaltender. Gegen den Trend verzeichnete Tesla dank Rabatten ein rasantes Wachstum. Der Anteil von Importeuren bei Neuzulassungen von E-Autos stieg laut des Ministry of Land, Infrastructure and Transport (MOLIT) Ende 2024 auf 36,1 Prozent (2023: 29,2 Prozent). Meist verkaufte Modelle waren Tesla Model Y, Hyundai Ioniq 5 und Kia EV3.
Hyundai-Kia bei Elektroautos führend
Der Anteil umweltfreundlicher Autos am Kfz-Bestand überschritt Ende 2024 laut MOLIT erstmals 10 Prozent; reine E-Autos lagen bei 2,6 Prozent. Ende 2024 waren mehr als 2 Millionen Hybride und 684.000 Elektrofahrzeuge zugelassen. Besonders stieg der Bestand zugelassener E-Busse von 8.000 Stück Ende 2023 um mehr als 40 Prozent auf fast 11.600 Einheiten.
Auch bei Elektroautos dominieren Hyundai und Kia den Markt, mit einem Anteil von rund 67 Prozent am Bestand Ende 2024. Tesla kam mit fast 93.200 Fahrzeugen auf einen Anteil von 13,6 Prozent. Deutsche E-Autos gewinnen seit 2021 ebenfalls an Popularität. BMW mit rund 22.800 Fahrzeugen (Anteil 3,3 Prozent) und Mercedes-Benz mit fast 20.500 Einheiten (Anteil 3 Prozent) lagen 2024 beim Bestand zugelassener E-Autos auf den Rängen 4 und 5. Damit rangieren sie vor GM Korea und Renault Korea. Von Audi-Volkswagen waren Ende 2024 rund 14.100 E-Autos zugelassen (Rang 7), von Porsche etwa 5.430 Stück (Rang 10).
Indikator | 2021 | 2022 | 2023 | 2024 |
---|---|---|---|---|
Hybridautos | 908 | 1.171 | 1.542 | 2.024 |
Elektroautos | 231 | 390 | 544 | 684 |
Pkw | 185 | 303 | 411 | 528 |
Lkw | 43 | 81 | 124 | 144 |
Wasserstoffautos | 19 | 30 | 34 | 38 |
Normale Ladestationen | 92 | 184 | 254 | 350 |
Schnellladestationen | 15 | 20 | 34 | 45 |
Chinesische Anbieter steigen bei Elektro-Pkw ein
BYD verkauft in Südkorea bereits erfolgreich kommerzielle E-Fahrzeuge wie Busse und Lkw. Nun stieg der Anbieter Anfang 2025 mit dem Modell Atto 3 für etwa 21.6000 US-Dollar (US$) in den Pkw-Markt ein und dürfte in einen Preiswettbewerb mit heimischen Branchenführern treten. Der Verkaufserfolg hängt von den südkoreanischen Konsumenten ab, die chinesische Produkte skeptisch sehen. Laut BYD sind in der ersten Woche jedoch mehr als 1.000 Vorbestellungen eingegangen.
Daneben nehmen weitere chinesische Anbieter den Markt ins Auge. Laut Pressemeldungen will Geely Ende 2025 mit Zeekr 007 oder Zeekr X sein erstes Premium-Elektrofahrzeug im Land anbieten. Renault Korea will in Busan ab Mitte 2025 den Polestar 4 produzieren. BAIC Motor hat im März 2024 eine Absichtserklärung mit der Stadt Goyang für ein E-Auto-Werk für 3 Milliarden US$ unterzeichnet. Die Investition ist bislang unbestätigt.
China liefert die meisten E-Autos
Südkoreas Importe von E-Autos sanken 2024 zweistellig: Die Bezüge aus Deutschland gingen um 38 Prozent zurück. Die Lieferungen aus den USA schrumpften sogar auf weniger als ein Fünftel des Vorjahres. Chinesische Hersteller bringen Elektroautos offensiv auf die Weltmärkte. China überholte Deutschland und stieg 2024 zum größten südkoreanischen Lieferanten auf. Südkoreas E-Auto-Exporte schrumpften 2024 um fast 30 Prozent, vor allem wegen der rekordhohen Vergleichsbasis. Nach Wert war Südkorea 2023 der drittgrößte Exporteur weltweit.
Regierung will E-Mobilität ausbauen
Ende 2024 standen laut der Korea Environment Corporation etwa 45.000 Schnell- und 350.000 reguläre Ladestationen für E-Autos in Südkorea zur Verfügung. Nach Regierungsplänen sollen schon 2025 mehr als 1 Million rein batteriebetriebene Autos auf der Straße fahren. Hyundai und Kia investieren kräftig in Elektromobilität. Daneben bestehen große Ambitionen bei Wasserstoff. Bei Hybriden ist das Land auf einem guten Weg. Bei den anderen Antrieben sind die Ziele angesichts von nur 142.000 verkauften E-Autos und 3.600 Wasserstoffautos in 2024 ambitioniert.
Indikator | Zulassungen 2025 | Zulassungen 2030 | Bestand 2025 | Bestand 2030 |
---|---|---|---|---|
Hybridautos | 580 | 900 | 1.500 | 4.000 |
Elektroautos | 270 | 440 | 1.130 | 3.000 |
Wasserstoffautos | 60 | 160 | 200 | 850 |
Gesamt | 910 | 1.500 | 2.830 | 7.850 |
Anteil | 51 | 83 | 11 | 30 |
Die Regierung kürzte 2025 die Förderung von E-Autos, um stärker in die Ladeinfrastruktur zu investieren. Sie erhöhte 2025 zwar die Anzahl der Elektroautos, die beim Kauf Subventionen erhalten können, auf 260.000 Pkw und rund 59.270 Nfz. Im Gegensatz sinkt aber der maximale Zuschuss pro Kfz. Bei der Infrastruktur sieht das Budget 2025 den Bau von 4.400 Schnell- und 91.000 normalen Ladestationen vor. Hinzu kommen bei Wasserstoff 10 Pkw- und 27 Nfz-Tankstellen.
Als Reaktion auf Brandfälle führt Südkorea ein staatliches Zertifizierungssystem für EV-Batterien ein. Bislang haben E-Autohersteller die Einhaltung von Sicherheitsstandards bei verbauten Batterien selbst garantiert. Ab Februar 2025 müssen sie ihre Batterien einer zusätzlichen Zertifizierung und Sicherheitstests durch MOLIT unterziehen. Zugleich werden Hersteller verpflichtet, Informationen zu Nennspannung, Hersteller, Batterietyp und Material ihrer Batterien offenzulegen.
Subventionen für Batteriesicherheit
Die Subventionsregeln legt die Regierung jährlich fest. Nach Brandfällen im Sommer 2024 gibt es seit 2025 Vorgaben zur Batteriesicherheit: Hersteller ohne eine Produkthaftpflichtversicherung werden von Subventionen ausgeschlossen. Gleiches gilt für E-Autos, die keine Informationen zum Ladegrad an Ladestationen übermitteln. Je nach Modell können Elektro-Pkw 2025 bis zu knapp 4.200 US$ an zentralstaatlichen Zuschüssen erhalten, Rabatte von Herstellern werden vom Staat zusätzlich belohnt. Hinzu kommen regionale Subventionen von bis zu 8.340 US$. Zusätzliche Förderung erhalten einkommensschwache Haushalte, Familien mit mehreren Kindern und junge Erstkäufer zwischen 19 und 34 Jahren. Für teure Elektro-Pkw ab 62.200 US$ gibt es keine Zuschüsse.
Hersteller | Modelle | Subvention |
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Hyundai Motor | Ioniq 5 N, The new Ioniq 5, Ioniq 6, Genesis GV60, Genesis Electrified GV70 AWD, Genesis Electrified GV80 AWD, Kona Electric 2WD | 1.697 bis 4.484 |
Kia | EV9, The new EV6, EV3, The all-new Kia Niro EV | 1.697 bis 4.462 |
Volkswagen | Volkswagen 2024 ID.4 Pro, Volkswagen 2024 ID.5 Pro, Volkswagen 2025 ID.4 Pro, Audi Q4 40 e-tron, Audi Q4 45 e-tron | 1.470 bis 3.087 |
KG Mobility | Torres EVX 2WD, Korando EV 2WD | 2.480 bis 2.604 |
Volvo | Volvo EX30 Single Motor ER | 1.807 |
Tesla | Model 3 RWD, Model 3 Long Range, Model 3 Performance, Model Y Long Range, Model Y RWD | 1.339 bis 1.478 |
Mercedes-Benz | EQB 300 (Pre-Facelift / Facelift), EQA250 (Facelift) | 1.112 bis 1.390 |
BMW | i4 eDrive40, i4 M50, iX1 XDrive 30 | 1.127 bis 1.383 |
Polestar | Polestar 4 Long Range Single / Dual Motor | 1.031 bis 1.324 |
Die höchsten zentralstaatlichen Zuschüsse für Nfz gibt es 2025 mit 8.800 bis 11.300 US$ für E-Lkw von Hyundai Motor (ST1) und Kia (Bongo). Mit rund 93.700 US$ erhält der Elec-City-Doppeldeckerbus von Hyundai Motor bei E-Bussen die höchste Förderung. Für Busse der chinesischen BYD sind die Subventionen mit 11.300 US$ bis 20.600 US$ geringer.
Höhere Zuschüsse für Wasserstoff
Bei Brennstoffzellen-Pkw gewährt der Zentralstaat 2025 rund 16.460 US$ pro Kfz. In den Regionen summieren sich die Zuschüsse 2025 zusätzlich auf maximal 11.000 US$ pro Auto. Bis zu 11.000 Wasserstoff-Pkw der Marke Hyundai Nexo können 2025 Subventionen erhalten. Im Vorjahr wurden die vorgesehenen Zuschüsse nicht vollständig abgerufen. Die Anzahl der subventionierten Wasserstoff-Nfz steigt 2025 auf 2.020 Einheiten: 2.000 Busse, 10 Lkw und 10 Reinigungsfahrzeuge.