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Markttrends
Importeure gewinnen in Südkoreas Automobilsektor Marktanteile. Hybridantriebe und SUV liegen im Trend. Viel Schwung gibt es bei Elektromobilität, autonomem Fahren und Wasserstoff.
31.03.2025
Von Katharina Viklenko | Seoul
Ausgehend von einem niedrigen Niveau gewinnen ausländische Fahrzeughersteller in Südkorea seit Jahren Marktanteile. Das ostasiatische Land importiert viele Fahrzeuge im oberen Preissegment, wovon bislang deutsche Marken profitiert haben. Der Anteil von Importen am Fahrzeugbestand erreichte Ende 2024 mit 13,5 Prozent einen Rekord. BMW und Mercedes-Benz liegen bei Neuzulassungen auf den Rängen 3 und 4 und sind die beliebtesten ausländischen Marken. Gleichzeitig bleiben die inländischen Produzenten Hyundai und Kia Platzhirsche im Markt.
der Neuzulassungen im Land entfielen 2024 auf die beiden südkoreanischen Hersteller Hyundai und Kia.
Hybridantriebe und SUV gefragt
Zwei große Trends setzen sich fort. Zum einen kletterte der Anteil von umweltfreundlichen Autos (Hybrid, Elektro und Wasserstoff) an den Neuzulassungen laut dem Ministry of Trade, Industry and Energy (MOTIE) 2024 auf den Höchstwert von nahezu 40 Prozent (2023: 31,5 Prozent). Für reine Elektroautos lag der Anteil mit 8,7 Prozent etwas niedriger als 2023. Mehrere Brandvorfälle im Jahr 2024 haben Sicherheitsbedenken bei den Verbrauchern geschürt.
Besonders beliebt sind Hybridfahrzeuge. Drei von vier der 2024 neu zugelassenen umweltfreundlichen Autos gehörten zu dieser Kategorie. Zudem gibt es immer mehr Sport Utility Vehicle (SUV). Deren Anteil am Bestand der im Inland zugelassenen Pkw stieg 2024 laut dem Ministry of Land, Infrastructure and Transport (MOLIT) auf fast 30 Prozent.
Regierung fördert E-Mobilität, Wasserstoffautos und autonomes Fahren
Die Regierung unterstützt Elektromobilität und die Verbreitung von Wasserstoffautos mit Subventionen beim Autokauf sowie finanzieller Unterstützung für den Ausbau der Ladeinfrastruktur. Sie stellt Mittel für die Entwicklung von Teilen für Elektroautos bereit und fördert Forschung zum autonomen Fahren. Ende 2020 traten Sicherheitsstandards für das hochautomatisierte Fahren der Stufe 3 in Kraft. Zudem will die Regierung von 2021 bis 2027 insgesamt circa 900 Millionen US-Dollar (US$) in die Kommerzialisierung von mindestens Stufe 4 (vollautomatisiert) investieren. Eine neue Roadmap soll 2025 veröffentlicht werden. MOLIT hat eine Reihe von Pilotzonen für autonomes Fahren bestimmt.
Absatz in Südkorea soll 2025 wachsen
Die Korea Automobile Manufacturers Association (KAMA) erwartet, dass sich der Inlandsabsatz 2025 erholt. Die Neuzulassungen inländischer Produzenten sollen um 1,4 Prozent, Verkäufe von Importeuren um 0,6 Prozent zunehmen. Die optimistischere Prognose des Korea Institute for Industrial Economics and Trade (KIET) erwartet für Importeure und inländische Autobauer zusammen eine Absatzsteigerung von 3,6 Prozent.
Zwar konnte die Automobilindustrie in Südkorea 2024 nicht die Rekordwerte des Vorjahres erreichen. Dennoch blieb die Produktion mit mehr als 4 Millionen im Land hergestellten Autos auf einem hohen Niveau. Die Exporte nach Volumen legten leicht zu. Aufgrund steigender Preise sowie hoher Zinsen und zurückhaltender Verbraucher fielen die Autoverkäufe in Südkorea 2024 um 6,5 Prozent auf den niedrigsten Wert seit 2013. Dabei fielen die Rückgänge bei den inländischen Anbietern kräftiger aus als bei den ausländischen Marken. Der Anteil von Importeuren an den Neuzulassungen summierte sich 2024 auf 17,9 Prozent (Höchstwert 2022: 18,7 Prozent).
Bei Nfz sanken die Neuzulassungen von Lkw 2024 um mehr als ein Viertel; bei Bussen gab es ein Plus von 4,8 Prozent. Die Mitglieder des Importeurverbands KAIDA steigerten ihre Nfz-Neuzulassungen 2024 um 4,6 Prozent auf 4.713 Fahrzeuge. Die wichtigsten Anbieter sind Volvo (1.690 Einheiten), Scania (1.126), MAN (754) sowie Mercedes-Benz (562).
Tesla und japanische Anbieter beim Absatz im Plus
Bis auf wenige Ausnahmen gingen die Verkäufe zahlreicher Anbieter zurück. Großer Ausreißer ist Tesla: Hohe Rabatte, um von Subventionen der Regierung für E-Autos zu profitieren, sorgten 2024 für einen regelrechten Kaufboom. Auch die Verkäufe von Renault Korea schnellten dank der Popularität des neu für Asien entwickelten Grand Koleo Hybrid-SUV in die Höhe. Daneben profitierten japanische Marken vom schwachen Yen. Die Zulassungen von Toyota kamen 2024 auf 9.714 Fahrzeuge (+14,3 Prozent), von Honda auf 2.507 Autos (+81 Prozent).
Die Verkäufe deutscher Marken brachen 2024 um 14 Prozent ein und erreichten mit 166.000 Einheiten den niedrigsten Wert seit 2019. Am besten konnte BMW den Rückgang wegstecken, während Audi (-47,9 Prozent), Porsche (-27 Prozent) und Volkswagen (-19,3 Prozent) jeweils weniger als 10.000 Einheiten in Südkorea verkauften.
Anteil ausländischer Hersteller bei Geschäftswagen sinkt
Seit Anfang 2024 gibt es neue Zulassungsregelungen, um die private Nutzung von Firmenfahrzeugen zu minimieren. Diese war im Zusammenhang mit möglicher Steuerumgehung in der Diskussion: Geschäftswagen, deren Wert 80 Millionen Südkoreanische Won (rund 59.000 US$) überschreiten, erhalten nun klar sichtbar ein grünes Kennzeichen. Dies betrifft vor allem das Premiumsegment, in dem Käufer Modelle von ausländischen Anbietern wie Mercedes-Benz, BMW, Porsche, Audi und Tesla bevorzugen. Der Anteil importierter Autos bei neu registrierten Geschäftswagen fiel im 1. Halbjahr 2024 laut KAIDA auf einen Tiefstand von 34 Prozent.
Kfz-Exporte werden 2025 sinken
Südkoreas Exporte von Kfz und -Teilen gingen 2024 mit 0,8 Prozent leicht zurück. Dabei war 2023 ein Rekordjahr mit Ausfuhren von mehr als 90 Milliarden US$. Auch Pkw-Exporte blieben auf einem hohen Niveau, wobei mehr Lieferungen in die USA gingen. Auch als Reaktion auf protektionistische Handelspolitik expandieren südkoreanische Hersteller weiter im Ausland. Daher wird ein Teil der Ausfuhren langfristig durch lokale Produktion in Drittländern ersetzt. Laut KIET sollen die Exporte von Kfz und -Teilen 2025 um 2,7 Prozent sinken.
Die Pkw-Importe brachen 2024 um 16,6 Prozent auf 12 Milliarden US$ ein. Aus Deutschland und den USA wurden weniger Pkw eingeführt. Mehr Pkw stammten jedoch mit einem Plus von mehr 83 Prozent aus China. Das Land war bei Importen von Rang 7 im Jahr 2022 schon 2023 auf den 3. Platz geklettert.