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Wissenschaftsparks leisten wichtigen Wachstumsbeitrag

In Taiwan ist die Entwicklung von Science Parks ein Gradmesser für die wirtschaftliche Stärke der Insel. Hier siedeln sich auch deutsche Firmen an.

Von Jürgen Maurer | Taipei

Taiwans Regierung plant den Ausbau von Science Parks, um Schlüsselindustrien zu fördern. Diese Ansiedlungen von Tech-Firmen mit starken Forschungs- und Entwicklungsaktivitäten sollen die Entwicklung der Insel in den Bereichen digitale Transformation, Dekarbonisierung sowie künstliche Intelligenz voranbringen. 

Science Parks ermöglichen Kooperationsnetzwerke

Die Science Parks bieten eine gut ausgebaute Infrastruktur sowie enge Zulieferer- und Kooperationsnetzwerke. Dadurch bilden sie ein Ökosystem, in dem Forschungsinstitute und Branchenunternehmen zusammenarbeiten können. Somit sind sie auch für ausländische Unternehmen interessant. Obwohl sie sich Wissenschaftsparks nennen, sind sie stärker produktionsorientiert, als der Name vermuten lässt. Die drei Parks umfassen 13 Einzelparks.

Die Umsätze sind erheblich. Diese beliefen sich nach neuesten Zahlen für das 1. Halbjahr 2024 auf umgerechnet etwa 68,5 Milliarden US-Dollar (US$). Die Aufsichtsbehörde der Science Parks, die National Science and Technology Council (NSTC), sieht die drei über die Insel verteilten Science Parks auf einem guten Wachstumskurs. Die Behörde erwartet für das Gesamtjahr 2024 ein Rekordergebnis mit einem Umsatz von rund 140 Milliarden US$. Bis 2030 soll dieser auf mehr als 200 Milliarden US$ steigen. 

Umsatz von Science Parks in Taiwanin Milliarden US-Dollar, 1. Halbjahr 2024
 

Gesamt

darunter Chipfirmen

Hsinchu

23,4

16,4

Central 

15,7

12,8

Southern

29,4

24,3

Umrechnung zum Wechselkurs 1 US-Dollar (US$) = circa 31,5 Neue Taiwan-Dollar (NT$)Quelle: National Science and Technology Council 2024

Auch deutsche Firmen engagieren sich

Merck ist ein deutscher Investor im Southern Science Park in Kaohsiung. Dort baut der internationale Technologiekonzern aus Darmstadt derzeit Fertigungskapazitäten auf, um künftig Materialien zur Halbleitererzeugung liefern zu können. In unmittelbarer Nachbarschaft hat der taiwanische Chipproduzent TSMC seine bislang modernste Technologiebasis errichtet. Sie beginnt 2025 mit der Massenproduktion von Chips mit 2 Nanometer-Strukturgröße. 

Laut der NSTC beabsichtigt die Firma igus aus Deutschland, im Central Taiwan Science Park eine Produktion zu errichten. Sie will damit ihre bereits bestehenden Aktivitäten auf der Insel ausweiten. Der Hersteller von Hochleistungspolymeren will dies mit einem Forschungs-, Entwicklungs- und Testzentrum verbinden.

Chipindustrie dominiert

In den Industrieparks sticht, wie auch im der Gesamtwirtschaft, die Halbleiterindustrie hervor. Der weltweit größte Auftragshersteller TSMC betreibt seine Produktionsstätten für Halbleiter (Fabs) in den Science Parks. Das gilt auch für viele andere Branchenunternehmen und Zulieferer. 

Chips stellen das wichtigste Exporterzeugnis der Parks dar. Die Chipexporte der Science Parks betrugen in den ersten sechs Monaten des Jahres 2024 insgesamt etwa 51,8 Milliarden US$ und stiegen im Vergleichszeitraum 2023 um 45 Prozent. Allerdings war 2023 ein vergleichsweise schwaches Jahr für die Chipindustrie. Seit 2024 explodiert die Nachfrage nach Halbleitern für künstliche Intelligenz (KI). Bei deren Erzeugung nimmt TSMC eine herausragende Stellung ein. 

Auch beim Umsatz dominieren die Chiphersteller. Es folgen mit Abstand Nutzer und Zulieferer von Halbleiterprodukten, darunter Firmen der Optoelektronik sowie Hersteller von Computer- und Peripheriegeräten. Getrieben durch den Ausbau von Cloud-Infrastrukturen und die Servernachfrage für KI-Anwendungen zeigten Letztere im 1. Halbjahr 2024 mit 37 Prozent den größten Wachstumsschub. 

Viele neue Firmen im Bereich Biotech und Präzisionsmaschinen 

Zahlenmäßig sind jedoch Firmen aus den Bereichen Biotechnologie und Präzisionsmaschinenbau Maschinenbau (MB) Taiwan sehr stark vertreten. Ende Juni 2024 übertraf die Biotechnologiebranche mit 231 Firmen die Zahl der Halbleiterunternehmen mit 222 Firmen. Hersteller von Präzisionsmaschinen kamen auf knapp 160 Firmen. 

Insgesamt sind in den Science Parks bisher weniger als 1.000 Firmen ansässig. Genehmigungen für eine Ansiedlung sind aber für 1.128 Firmen erteilt. Stark steigen soll dabei die Ansiedlung von Unternehmen aus den Bereichen Biotechnologie und Präzisionsmaschinen, wie die Statistik der NSTC ausweist.

Ausbau der Park-Infrastruktur geht weiter

Der begrenzende Wachstumsfaktor ist der verfügbare Platz. So ist die aktuell vorhandene Fläche im Southern Taiwan Science Park fast vollständig vergeben. Im Hsinchu Science Park liegt die Quote bei 91 Prozent und im Central Taiwan Science Park bei rund 83 Prozent. Erweiterungen sind vor allem für die Wissenschaftsparks im Süden und in der Mitte Taiwans geplant. 

Limitierender Faktor ist neben der generell verfügbaren Fläche auch die Versorgung mit Wasser und Elektrizität. Der Tainan Science Park und der Kaohsiung Science Park, beide Teile des Southern Taiwan Science Park, profitieren vom Ausbau der fortschrittlichsten Chipgeneration. Dort bauen TSMC und andere Halbleiterfirmen ihre Kapazitäten auf und aus.

Science Parks als Erfolgskonzept

Die erfolgreiche Entwicklung der Science Parks in den vergangenen Jahrzehnten hat Überlegungen reifen lassen, im Ausland ähnliche Wissenschaftsparks einzurichten. Der erste derartige Park in Übersee soll in Japan entstehen. Da auf der südlichen Insel Kyushu zwei Werke von TSMC im Aufbau sind und diese eine Vielzahl von Zulieferfirmen anziehen dürften, stehen hier die Chancen für einen Science Park gut.

Taiwans erster Science Park entstand 1979 in Hsinchu und war die Wiege der Halbleiterindustrie. Seither hat das Netzwerk von Wissenschaftsparks einen hohen Beitrag in der wirtschaftlichen Entwicklung Taiwans geleistet. Der Anteil der Science Parks an der volkswirtschaftlichen Leistung der Insel bewegt sich im Jahr 2024 auf etwa 20 Prozentpunkte zu. 

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