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Wirtschaftsausblick | Tansania

Wirtschaft könnte nach den Wahlen an Fahrt gewinnen

Tansania hat sich zu einem der interessantesten Märkte in Afrika entwickelt. Nach den Wahlen im Oktober 2025 könnte die Dynamik noch zunehmen.

Von Carsten Ehlers | Nairobi

Top Thema: Präsidentschaftswahlen im Oktober 2025

Die im Oktober 2025 anstehenden Präsidentschaftswahlen werfen ihre Schatten voraus – auch auf die Wirtschaft. Fachleute glauben, dass die amtierende Präsidentin Samia Suluhu Hassan von der Partei Chama Cha Demokrasia (CCM) wiedergewählt werden wird. Im Vorfeld der Wahl werden vom Staat kaum noch neue Infrastrukturprojekte begonnen. Landeskenner glauben daher, dass die staatlichen Investitionen nach der Wahl umso höher ausfallen werden. Die Investitionsbehörde meldet aktuell steigende Investitionen aus dem Privatsektor mit hohem Anteil an ausländischen Direktinvestitionen. Eine Wiederwahl Hassans dürfte die Planungssicherheit erhöhen.

Unter Präsidentin Hassan, die das Land seit 2021 regiert, haben sich die Rahmenbedingungen für Investitionen in Tansania deutlich verbessert. Beispiele sind die großzügigere Vergabe von Arbeitsvisa für Ausländer sowie die als Aufwertung zu verstehende Ansiedlung der Investitionsbehörde Tanzania Investment Centre (TIC) direkt unter dem Präsidialamt. Als Verbesserung sehen viele Beobachter auch die im Jahr 2022 geschaffenen rechtlichen Rahmenbedingungen im Bergbau

Es gibt aber auch negative Entwicklungen. Unternehmen berichten von einer deutlichen Zunahme der Korruption. Aufgrund leerer Kassen erhöht der Staat an verschiedenen Stellen die Abgaben, was vor allem den formellen Sektor belastet.

Wirtschaftsentwicklung: Insgesamt positive Aussichten

Die Konjunkturaussichten für Tansania sind für 2025 insgesamt zufriedenstellend. Die Economist Intelligence Unit (EIU) rechnet nach etwa 5,6 Prozent im Jahr 2024 mit einem realen Anstieg des Bruttoinlandsprodukts (BIP) von etwa 6 Prozent. Für ein Entwicklungsland mit hohem Bevölkerungswachstum bedeutet ein solches Wachstum keinen Boom, aber eine durchaus solide Konjunktur. Durch die zuletzt guten Ernten geht es den meisten Menschen aktuell gut. Hinzu kommen steigende Deviseneinnahmen durch den dynamischen Tourismus und den hohen Goldpreis von aktuell fast 2.800 US-Dollar je Feinunze. Tansania ist einer der führenden Goldexporteure Afrikas.

Das Land zählt derzeit zu den interessantesten Märkten in der Region Subsahara-Afrika. Allein der Binnenmarkt zählt mit fast 70 Millionen Einwohnern zu den größten des Kontinents bei gleichwohl überschaubarer Kaufkraft. Für den Bausektor, die Konsumgüterindustrie und den Agrarsektor ist dieser Markt von großem Interesse. Im Gegensatz zu Kenia verfügt Tansania noch über riesige freie Agrarflächen. Unter dem Boden liegen zudem Mineralienvorkommen von Gold, Nickel und Grafit, die gerade erst dabei sind, erschlossen zu werden. Hinzu kommen zahlreiche Investitionen seitens ausländischer Unternehmen in den sehr attraktiven Tourismus (Sansibar und Safaris).

Wertverlust des Tansania-Schillings verteuert Importe

Die Inflation dürfte mit unter 4 Prozent auch 2025 recht niedrig bleiben. Negativ wirkt sich hingegen der Wertverlust des Tansania-Schillings (T.Sh.) auf die Wirtschaft aus. Vieles muss importiert werden und wird dadurch teurer. Der Wertverlust des T.Sh. gegenüber dem US-Dollar lag in den letzten zwei Jahren bei über 20 Prozent. Experten glauben, dass sich dieser Trend im Jahr 2025 deutlich verlangsamen wird. Devisen bleiben jedoch weiter knapp und sind für Unternehmen nicht immer einfach zu bekommen.

Herausragend sind einige Großprojekte. Bereits im Bau sind die elektrifizierte Normalspurbahn von Daressalam quer durch das Land nach Westen, das Wasserkraftwerk Julius Nyerere mit 2.115 Megawatt und die East African Crude Oil Pipeline (EACOP) von Uganda zur Hafenstadt Tanga durch die Konzessionäre TotalEnergies und die China National Offshore Oil Corporation (CNOOC). Wichtig für die regionale Integration ist auch der gegenwärtige Bau der Küstenstraße, die in Kürze Daressalam mit Mombasa in Kenia verbinden soll.

Zudem hat China im September 2024 angekündigt, 1 Milliarde US-Dollar in die Modernisierung der bereits existierenden Tazara-Bahntrasse von Daressalam in den sambischen Kupfergürtel zu investieren. Dies wird auch als geopolitische Antwort auf den überwiegend von den USA finanzierten Bau der Lobito-Bahntrasse von der angolanischen Atlantikküste in den Kupfergürtel interpretiert.

Ausbau des Hafens soll Abfertigung von Waren verbessern

Gut für den Handel ist der geplante Ausbau des Hafens in Daressalam. Dieser hinkt in punkto Effektivität deutlich hinter dem Konkurrenzhafen in Mombasa (Kenia) hinterher. So wurden seit 2023 erstmals Konzessionen für je einen Terminal an die privaten Betreiber Dubai Ports World und Adani Ports (Indien) vergeben. Die Vergabe von Konzessionen an private Betreiber und die daraus folgenden geplanten Investitionen dürften die Abfertigung im chronisch ineffizienten Hafen von Daressalam mittelfristig deutlich verbessern. Die Seefracht hingegen bleibt vorerst teuer, weil fast alle Schiffe aus Europa statt der Route durch den Suezkanal den langen Umweg über Südafrika nehmen müssen. Verantwortlich sind Attacken der von Jemen aus operierenden Huthi-Milizen auf Frachtschiffe.

GTAI-Informationen zu Tansania

Deutsche Perspektive: Deutliche Zunahme bei den Lieferungen

Gerade die in Nairobi ansässigen deutsche Unternehmen, die ganz Ostafrika im Blick haben, betonen immer wieder, dass Tansania aktuell einer der interessantesten Märkte ist. Die deutschen Lieferungen nach Tansania werden im Jahr 2024 noch einmal deutlich steigen. Bis einschließlich August lagen sie bereits bei etwa 162,9 Millionen Euro. Im Gesamtjahr 2023 erreichten sie mit rund 184 Millionen Euro einen Rekordwert. Auch wenn ein Teil der Wertsteigerung inflationsbedingt ist, verdeutlicht das Tansanias gestiegene Bedeutung als Liefermarkt. Mit Kenia liegt man damit aktuell auf Augenhöhe und in Subsahara-Afrika auf Rang 7.

Tansania ist für deutsche Unternehmen einer der wichtigsten Absatzmärkte in Ostafrika. Deshalb betreiben wir als AHK Ostafrika in Daressalam auch eine Zweigstelle, mit der wir unsere Firmen zum Beispiel beim Markteintritt unterstützen können.

Dr. Monika Erath Delegierte der deutschen Wirtschaft in Ostafrika

Die Präsenz deutscher Unternehmen in Tansania ist noch ausbaufähig. Investoren gibt es bei der Produktion von Baustoffen, in der Landwirtschaft und im Tourismus. Hinzu kommen Dienstleister in den Bereichen Handel und Logistik. Viele Unternehmen bearbeiten den Markt vom regionalen Wirtschaftszentrum in Nairobi (Kenia) aus oder von Deutschland.

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