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Tansanias Nahrungsmittelindustrie ist bereit für Investitionen
In einem verbesserten wirtschaftlichen Klima steigt die Investitionsbereitschaft seitens tansanischer Nahrungsmittelhersteller. Deutsche Firmen verfügen über gute Zulieferchancen.
22.02.2023
Von Carsten Ehlers | Nairobi
Angesichts einer wieder langsam an Fahrt aufnehmenden Konjunktur (detaillierte Informationen im GTAI-Wirtschaftsausblick) steigt auch die Investitionsbereitschaft in der tansanischen Nahrungsmittelindustrie. Dazu trägt auch die wirtschaftsfreundlichere Politik der seit 2021 regierenden Präsidentin Samia Suluhu Hassan bei. Alleine die großzügigere Vergabe von Arbeitsvisa für Nicht-Tansanier macht vielen Unternehmen das Leben leichter. Beispielsweise arbeiten in Tansanias Nahrungsmittelindustrie zahlreiche Kenianer.
Deutsche Zulieferer verfügen aktuell über gute Chancen, auch weil im Gegensatz zu anderen ostafrikanischen Währungen der Tansania-Schilling im Vergleich zum Euro stark bleibt. Importe, zum Beispiel von Maschinen, bleiben für tansanische Nahrungsmittelproduzenten daher erschwinglich. Gleichwohl muss im Jahresverlauf 2023 mit einer leichten Abwertung des Tansania-Schilling gerechnet werden.
Investitionen in Landwirtschaft vonnöten
Der Nahrungsmittelbedarf des Landes wächst schnell, angesichts einer jährlichen Bevölkerungszunahme von mehr als 1 Million Menschen. Um die gegenwärtig etwa 66 Millionen Tansanier mit Nahrungsmitteln versorgen zu können, sind umfangreiche Investitionen in die Landwirtschaft und die Nahrungsmittelverarbeitung unumgänglich. Ansonsten würde die Importabhängigkeit weiter ansteigen.
In den Städten fragt die wachsende Mittelschicht zunehmend industriell gefertigte und professionell verpackte Lebensmittel nach. Außerdem steigt der Investitionsbedarf im Bereich Agro-Processing durch den zunehmenden landwirtschaftlichen Anbau. Laut UN Comtrade importierte Tansania im Jahr 2021 Nahrungsmittel im Wert von etwa 583,4 Millionen US-Dollar (US$), vor allem Getreide, Speiseöl und Zucker, die in der Regel lokal weiterverarbeitet werden.
Deutsche Maschinenlieferanten sind gut im Geschäft
Die tansanische Nahrungsmittelindustrie importiert unter anderem Rohstoffe, wie Weizen und Milchpulver, Nahrungsmittelzusatzstoffe sowie Materialien für Verpackungen. Besonders umfangreich sind die Lieferungen von deutschen Nahrungsmittel- und Verpackungsmaschinen. Laut dem Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau (VDMA) lag der Exportwert bei etwa 8,7 Millionen Euro. Im Jahr 2022 dürfte dieser Wert deutlich angestiegen sein und auch für 2023 sind die Aussichten gut.
Deutsche Firmen bearbeiten den tansanischen Markt überwiegend von Deutschland oder Kenia aus. Gerade weil das Land, welches etwa doppelt so groß wie Deutschland ist, verschiedene Agrar-Regionen mit unterschiedlichen Produkten aufweist, könnte eine intensivere Markterkundung sinnvoll sein. Über die Rahmenbedingungen vor Ort informiert die GTAI-Publikation Investitionsklima Tansania. Fast alle technischen Ausrüstungen oder Inputgüter müssen nach Tansania importiert werden.
Lokale Nahrungsmittelhersteller expandieren
Unter den größeren Akteuren der tansanischen Nahrungsmittelindustrie befinden sich sowohl internationale Firmen, wie Coca-Cola, PepsiCo, AB Inbev und Diageo als auch lokale Mischkonzerne wie Bakhresa, Mohammed Enterprises Tanzania Limited (MeTL), Azania, Motisun, Oilcom und Asas. Hinzugekommen sind in den letzten Jahren auch kleinere Hersteller, primär in der Getränkeindustrie.
Insbesondere in der mächtigen Getränkeindustrie herrscht Dynamik. Die zunehmende Verwendung von PET-Flaschen ermöglicht es auch kleineren Unternehmen, in den Markt einzutreten. Dadurch steigt das Müllaufkommen und gleichzeitig wächst der Bedarf an Recyclinglösungen. Die Regierung möchte, dass Getränkehersteller möglichst lokale Produkte verwenden. So reaktiviert die zu AB InBev gehörende Tanzania Maltings Company (TMC) eine im Jahr 2017 still gelegte Mälzerei in Moshi.
In der städtischen Mittelschicht wächst die Nachfrage nach Milchprodukten. Daher dürften die großen Molkereien in den kommenden Jahren in den Ausbau ihrer Verarbeitungskapazitäten investieren. Die überwiegend kleinen Milchbauern benötigen hingegen mehr Kühllagerkapazitäten für eine bessere Lieferkette.
Mühlen und Silos für Getreide werden weiter gebaut
Betreiber von Mühlen für Weizen aber auch für Mais und Reis werden weiter in den Ausbau ihrer Kapazitäten investieren. Insbesondere der Bau von Silos steht bei staatlichen Stellen hoch im Kurs, angesichts der Furcht vor einer Weizenknappheit, hervorgerufen durch den Krieg in der Ukraine. So will das Cereals and Other Products Board (CPB) mit 8,7 Millionen US$ den Bau neuer Mühlen und Silos für Mais, Maniok und Reis finanzieren.
Der überwiegend importierte Weizen wird von kapitalkräftigen Großmühlen verarbeitet. Mais wird vor allem von kleineren Mühlen gemahlen. Denn größere Verarbeiter zeigen aufgrund des preissensiblen Maismarktes nur vereinzelt Interesse an einer Verarbeitung. Reis ist verstärkt auf die tansanische Speisekarte gerückt, sodass Marktkenner mit einer Ausweitung des Anbaus und der Weiterverarbeitung rechnen.
Fertigprodukte aus importiertem Weizen, wie Backwaren und Nudeln stehen ebenfalls hoch im Kurs bei den Städtern. Beispielsweise wird Toastbrot aus Weizen zunehmend zum Snack einer breiten Bevölkerungsschicht, weshalb Großbäckereien im Land ihre Kapazitäten kontinuierlich erweitern. Zudem gibt es mehrere Hersteller von Keksen und Nudeln.
Sonnenblumenöl soll verstärkt lokal produziert werden
Nach der Vorstellung der Regierung soll mehr Speiseöl lokal hergestellt werden, unter anderem aus Sonnenblumen, Ölpalmen, Soja, Sesam oder Erdnüssen. Insbesondere wünscht sich Präsidentin Hassan eine Steigerung der Sonnenblumenölproduktion. Ziel ist es, die teuren Speiseölimporte zu reduzieren.
Bislang wird ein Großteil des Speiseöls in roher Form importiert und von großen Importeuren in Tansania raffiniert und/oder in PET-Flaschen oder Kanister für Großkunden abgefüllt. Die lokale Nachfrage liegt bei 500.000 Tonnen, während die lokale Produktion rund 180.000 Tonnen beträgt.
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