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Landwirtschaft in Uganda: Klimawandel zwingt zu Investitionen

Ugandas Agrarsektor gehört zu den potenzialträchtigsten in Ostafrika. Für deutsche Zulieferer gibt es interessante Abnehmer.

Von Carsten Ehlers | Nairobi

Ugandas Landwirtschaft wächst. Einerseits wegen der lokalen Nachfrage, die alleine schon aufgrund der jährlich um 1,2 Millionen Menschen wachsenden Bevölkerung  und dem damit verbundenen höheren Bedarf an Nahrungsmitteln zulegt. Andererseits nimmt auch die Agrarproduktion für den Export zu. Die Voraussetzungen für landwirtschaftlichen Anbau sind in Uganda, der "Kornkammer Ostafrikas", aufgrund der Böden und des Klimas sehr gut. Anders als viele afrikanische Staaten ist Uganda derzeit nicht von Nahrungsmittelimporten abhängig, sondern erwirtschaftet sogar einen Überschuss.

Besorgniserregend sind Meldungen der Welternährungsorganisation (FAO) über steigende Temperaturen, Dürren, Starkregen und zunehmende Überschwemmungen als Folge von Klimaveränderungen. Das erhöht die Gefahr von Missernten und damit auch von Nahrungsmittelknappheit in einigen Regionen Ugandas. Aktuell fließen daher Gelder in den Bau von Dämmen und Bewässerungssystemen seitens des Ministry of Agriculture, Animal Industry and Fisheries (MAAIF). Ein anderes wichtiges Thema in Uganda sind aktuell Aflatoxine. Dabei handelt es sich um natürlich vorkommende Gifte von Schimmelpilzen. "Insbesondere Hersteller von Mais investieren daher vermehrt in adäquate Lagerhaltung und Trocknung", sagt Matthias Grabe, Managing Director des schweizerischen Mühlenherstellers Bühler in Kenia und von dort für den ostafrikanischen Markt zuständig.

Große Agrarproduzenten sind potenzielle Kunden für Zulieferer

Neben Kleinbauern treten vermehrt größere Agrarunternehmen auf den Markt, vor allem für die Produktion von Zuckerrohr, Milchprodukten, Hühnerfleisch, Mais und Soja. Bei der Produktion für den Export von Kaffee, Tee und Hortikulturen dominieren ohnehin Unternehmen mit hohem Professionalisierungsgrad. Sie alle sind potenzielle Kunden für hochwertige Technik und Agrar-Inputs. In den kommenden Jahren ist angesichts der Marktentwicklung mit weiteren größeren Agrarinvestitionen zu rechnen.

Kleinbauern haben dagegen wenig Kapital und sind sehr preisbewusst. Deutsche Anbieter haben bei diesen Kunden begrenzte Absatzchancen. Es sei denn, ein internationaler Geber hilft. Geber kooperieren dann in der Regel mit dem MAAIF, über das oft auch die Ausschreibungen laufen. Interessant ist mitunter auch der große Bestellungsumfang bei MAAIF-Ausschreibungen. Marktkenner berichten indes von Korruption, die im Zusammenhang mit Bestellungen seitens des MAAIF immer wieder auftaucht.

GTAI-Informationen zu Uganda

Investitionen sind mit Risiken behaftet

Bei allem Potenzial verhalten sich Investoren zögerlich, weil die Investitionsbedingungen in Uganda mäßig sind. Das betrifft unter anderem die eingeschränkte Rechtssicherheit, gerade beim Eigentum von Grund und Boden, und Korruption. Aktuell macht den Unternehmen auch das recht aggressive Eintreiben von Steuern durch die Uganda Revenue Authority (URA) zu schaffen. Wer in Uganda investiert, sollte Geduld und möglichst Afrika-Erfahrung mitbringen sowie gut vernetzt sein.

Mit der Hamburger Neumann Kaffeegruppe (NKG) gibt es einen größeren deutschen Agrarinvestoren in Uganda. NKG betreibt dort eine ihrer größten Robusta-Kaffeeplantagen Afrikas.

Der ugandische Kaffeesektor ist für uns von großem Interesse. Die Produktion wächst seit mehr als zehn Jahren stetig und das Exportvolumen hat inzwischen Äthiopien und Kenia überholt. Wir investieren in eine neue Exportaufbereitungsanlage, um unsere Kapazitäten zu erweitern, und kooperieren eng mit Kleinbauern, um das weitere Wachstum zu unterstützen.

Marten Sievers Regional Managing Director von NKG East Africa

Lieferchancen werden bislang nur wenig genutzt

Lieferchancen bestehen vor allem in den Bereichen Landtechnik, Düngemittel, Saatgut und Agrochemie. Das Marktvolumen ist in den letzten Jahren kontinuierlich gewachsen. Bei stabilen politischen Rahmenbedingungen und guter Konjunktur dürfte der Trend anhalten. Uganda ist der drittgrößte Agrarmarkt in Ostafrika, gemessen am Umfang der Importe für wichtige Agrar-Inputs.

Entwicklung der Importe von Agrar-Inputs nach Uganda (in Millionen US$)
 

2017

2018

2019

2020

2021

Landtechnik 1)

37,4

21,7

39,6

34,4

37,4

Dünger 2)

27,2

39,1

40,6

32,6

38,1

Saatgut 3)

9,9

12,7

11,4

16,2

13,5

Agrochemie 4)

66,9

82,6

73,5

108,6

75,9

Gesamt

141,3

156,1

165,1

191,7

164,9

1 SITC Rev Nr. 721, 722, 74184, 74564; 2 Nr. 272, 562; 3 Nr. 2925, 2926; 4 Nr. 591.Quelle: UN Comtrade 2024

Ob deutsche Zulieferer ins Geschäft kommen, hängt wesentlich von der Marktpräsenz ab. Uganda gilt als schwieriger Standort. Oft wird der ugandische Markt daher über Handelsvertreter oder aus dem Wirtschaftszentrum in Nairobi heraus bedient. Über den kenianischen Hafen Mombasa laufen auch die Lieferungen für Uganda, bevor sie per Lkw über die 1.150 Kilometer bis nach Kampala transportiert werden. Von Kenia aus können auch weitere Agrarmärkte wie Tansania, Ruanda und eventuell Äthiopien bedient werden.

Dünger wird in Uganda sehr wenig eingesetzt. Aufgrund der hohen Bodenfruchtbarkeit in der Vergangenheit, konnte die Nachfrage fast immer gedeckt werden. Mit dem starken Bevölkerungswachstum entsteht nun aber ein großer Druck zur Steigerung der Erträge. Aus dem Grund betrachten wir Uganda als riesigen Potenzialmarkt.

Florian Pickert Leiter der K+S-Niederlassung in Kenia

Aktuelle GTAI-Agrar-Berichte zu Ostafrika

  • Kenia: Produktion von Hortikultur, Milch und Fleisch wächst
  • Äthiopien: Über 200 Millionen Menschen müssen versorgt werden
  • Tansania: Exportfarmen sind wichtige Kunden
  • Ruanda: Wenig Land zwingt zu innovativer Landwirtschaft

Billigprodukte dominieren den Agrarmarkt

Indes wird der Markt für Landmaschinen, Dünger, Agrochemie und Saatgut bislang von der günstigen Konkurrenz aus Asien dominiert. Deutsche Produkte spielen eine geringe Rolle, verfügen aber über Verkaufschancen insbesondere bei Farmen mit hohem Professionalisierungsgrad. Diese haben nicht selten auch ausländische Anteilseigner und können sich gute Qualität leisten.

"Die meisten in Uganda verkauften Agrochemikalien sind unreguliert ins Land gekommen, was sich nachteilig auf die Qualität auswirkt. Die Regierung ist bemüht, den regulativen Rahmen zu modernisieren und das könnte dazu beitragen, dass das Geschäftsumfeld auch ein Stück weit fairer wird", sagt Gift Mbaya, Country Manager von BASF East Africa für Agrochemie. Derzeit verkaufe BASF Pflanzenschutzlösungen an Farmen, die in die EU exportieren und hohe Standards für die verwendeten Agrochemikalien haben.

Kontaktadressen

Bezeichnung

Anmerkungen

Germany Trade & Invest (GTAI): Publikationen zu Uganda

Außenhandelsinformationen für die deutsche Exportwirtschaft

AHK Ostafrika

Anlaufstelle für deutsche Unternehmen

Ministry of Agriculture, Animal, Industry and Fisheries (MAAIF)

Landwirtschaftsministerium

National Agriculture Advisory Services (NAADS)

Halb-autonome Behörde unter dem MAAIF. Zuständig für die Verteilung von Agro-Inputs an die Farmer

Uganda National Bureau of Standards (UNBS)

Normenamt

Food Business Africa

In Nairobi herausgegebene Fachpublikation für die gesamte Region

 

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