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Branche kompakt | Thailand | Energiewirtschaft

Energiewende nimmt Fahrt auf

Energie soll in Thailand günstig, sicher und nachhaltig sein. Regierung und Wirtschaft wollen mit der Energiewende diese Ziele erreichen. Ausländische Energietechnik profitiert.

Von Thomas Hundt | Bangkok

Ausblick der Energiewirtschaft in Thailand

  • Umsätze und Investitionen der Energiewirtschaft legen zu.
  • Ausschreibungen von Kraftwerken mit erneuerbaren Energien laufen.
  • Energietechnik kommt auch aus dem Ausland.

Anmerkung: Einschätzung des Autors für die kommenden zwölf Monate auf Grundlage von prognostiziertem Umsatz- und Produktionswachstum, Investitionen, Beschäftigungsstand, Auftragseingängen, Konjunkturindizes etc.; Einschätzungen sind subjektiv und ohne Gewähr; Stand: JUNI 2024

  • Politische Ziele

    Thailand will die Treibhausgase senken. Die Regierung formuliert dafür neue Zielvorgaben. Wer die Investitionen bezahlt, ist nicht geklärt.     

     

    Klimapolitik erfordert mehr erneuerbare Energien 

    Thailand hat 2022 auf der Weltklimakonferenz angekündigt, dass das Land im Jahr 2050 netto CO2-neutral sein möchte. Das heißt, einschließlich der Emissionsabbaugutschriften soll die Kohlendioxid-Bilanz dann ausgeglichen sein. Im zweiten Schritt will das Schwellenland im Jahr 2065 das Netto-​Null-Ziel für sämtliche Treibhausgase erreichen.

    Die Regierung lässt daher einen neuen nationalen Energieplan (NEP) schreiben, der nach vielen Verzögerungen im Herbst 2024 vorgestellt werden soll. Er führt die Einzelpläne für den Stromsektor, für alternative Energien, Energieeffizienz sowie die Nutzung von Öl und Gas zusammen. Diese beziehen sich noch auf einen alten Planungshorizont aus dem Jahr 2018.

    Emissionen müssen runter

    Das nationale Büro für Klimastrategie hat bei den Vereinten Nationen bereits grob die Schritte zur Verringerung von Treibhausgasemissionen hinterlegt. Der Energieplan wird genaue und ambitionierte Sektorziele formulieren, die zu der klimaneutralen Zukunft beitragen sollen.

    Die Stromproduktion ist für ungefähr ein Viertel der Emissionen an Treibhausgasen verantwortlich, daher wird ein massiver Umbau der Stromerzeugung notwendig sein. Erneuerbare Energien sollen gemäß der Klimastrategie 2040 rund 68 Prozent und 2050 sogar 74 Prozent des Strommixes ausmachen. Die kurzfristigen Ziele bis 2030 sind jedoch überschaubar. Der gegenwärtige Anteil der Erneuerbaren lässt keine Quantensprünge vermuten. So kamen sie im Jahr 2023 lediglich auf einen Anteil von 11 Prozent an der erzeugten Elektrizität und machten rund 20 Prozent der installierten Kapazitäten aus.

    Der Umbau des Kraftwerkssektors wird also umfangreich und teuer sein. Gas und Kohle sind die wichtigsten Energieträger bei der Stromerzeugung und nach Berechnungen des staatlichen Stromversorgers Electricity Generating Authority of Thailand ist Kohle- und Gasstrom bislang noch am günstigsten.  

    Energieimporte und die Frage nach dem Preis

    Noch bedient Gas aus heimischen Vorkommen ungefähr die Hälfte des nationalen Gasbedarfs. Aber die Fördermengen in den Feldern im Golf von Thailand gehen zurück, daher muss das heimische Erdgas zunehmend durch teure Flüssiggas-Importe ersetzt werden.

    Wenn die Kosten für importierte Brennstoffe (Gas und Öl) steigen, schützt der Staat Bürger und Gewerbebetriebe vor steigenden Energiepreisen und legt niedrige Preise für Diesel, Elektrizität und Kochgas fest. Günstige Energiepreise zählen zu den wichtigen politischen Wahlversprechen. 

    Subventionen verhindern dann, dass steigende Beschaffungskosten vollumfänglich an Verbraucher weitergegeben werden. Die Gelder dafür stammen aus dem Staatshaushalt und aus einem Ölfonds.

    Dieser "Oil Fuel Fund" gleicht Schwankungen von Kraftstoffpreisen aus. Er subventioniert auch die Beimischung von Biokraftstoffen zu Benzin und Diesel. Der Ölfonds soll sich eigentlich über Abgaben aus den Kraftstoffverkäufen finanzieren, diese reichen aber nicht aus. Er fährt seit Jahren hohe Defizite ein. Auch deshalb muss die Energiepolitik umdenken, den Markt neu sortieren und auf neue Energieträger setzen.

    In Zukunft auch Kernenergie und Wasserstoff

    Kernkraft, die bislang nicht im Einsatz ist, soll eventuell eine Rolle spielen. Nach ersten Ankündigungen wird der künftige Power Development Plan den Bau von zwei 700 Megawatt Atomkraftwerksblöcken enthalten.

    Regierungsstellen überlegen auch, ob sie atomare Mini-Reaktoren erproben wollen. Hier ist ein Pilotvorhaben der Firma Global Power Synergy aus Thailand und Seaborg Technologies aus Dänemark geplant. Sie haben im April 2024 angekündigt, den Einsatz von schwimmenden Mini-Reaktoren in Thailand untersuchen zu wollen.

    Der NEP soll gemäß Pressemeldungen in einer ersten Phase ebenfalls den Einsatz von Wasserstoff im Kraftwerkssektor vorsehen. In einer ersten Stufe würden Kraftwerke noch blauen Wasserstoff verwenden. Das heißt, Erdgas wird in Wasserstoff umgewandelt und das freigesetzte CO2 wird gespeichert oder industriell weiterverarbeitet.

    Später werde nach den ersten Entwürfen grüner Wasserstoff erzeugt und eingesetzt. Grüner Wasserstoff wurde bisher nur in Pilotanlagen hergestellt.  

    Das Programm H2Uppp des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz unterstützt Thailand seit dem Jahr 2022 bei der Entwicklung eines Wasserstoffsektors. Das Programm identifiziert Möglichkeiten für Produktion und Einsatz von grünem Wasserstoff. H2Uppp untersucht auch Verfahren, die aus Ökostrom chemische Energieträger zur Stromspeicherung erzeugen oder Ökostrom in Kraftstoffe sowie Rohstoffe für die Chemieindustrie umwandeln (sogenannte Power-to-X  Anwendungen).

    Von Thomas Hundt | Bangkok

  • Markttrends

    Thailand schreibt wieder Erneuerbare-Energie-Projekte aus. Diese gehen an thailändische Energieversorger. Ingenieurleistungen und Energietechnik kommen aber auch aus dem Ausland.

    In Thailand herrschte beim Zubau von netzgebundenen erneuerbaren Energien seit dem Jahr 2018 eine Flaute. Gut dotierte Programme waren ausgelaufen. Investoren in Solar-, Wind- und Bioanlagen konnten damit gutes Geld verdienen. Das Energieministerium schwenkte um und ließ kaum noch größere Vorhaben ausschreiben.

    Die Kapazitäten der Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien wuchsen dementsprechend von 2018 bis 2023 nur um 1,4 Gigawatt auf 12,6 Gigawatt. Dies wird sich ändern.

    9 Gigawatt

    an Ausschreibungen von Erneuerbaren-Energien-Projekten. 

    Thailand hat 2022 Erneuerbare-Energie-Projekte mit einer Gesamtleistung von 5,2 Gigawatt ausgeschrieben. Bewerben durften sich nur Firmen, die in Thailand registriert waren. Ausländer durften nicht mehr als 49 Prozent der Firma besitzen. Das Interesse lokaler Investoren war sehr hoch. Die vorher festgelegten Vergütungen und Konditionen lockten viele Bewerber an. 

    Die zuständige Behörde Energy Regulatory Commission (ERC) wählte nach Qualifikationskriterien schließlich 175 Unternehmen aus, die Vorhaben mit einer Gesamtleistung von 4,8 Gigawatt, darunter hauptsächlich Solaranlagen, errichten werden. Die Gewinner schließen daraufhin Stromabnahmeverträge mit den staatlichen Netzbetreibern ab. 

    Ihre Anlagen werden von 2024 bis 2030 installiert und den Betrieb aufnehmen. Weil die Nachfrage nach Ökostrom zulegt, soll die ERC in der zweiten Jahreshälfte 2024 nochmal 3,7 Gigawatt an Erneuerbaren Energie-Projekten ausschreiben. Davon wird voraussichtlich wieder der Großteil auf Solaranlagen, zum Teil mit Batteriespeichern, entfallen. Solarmodule stammen in der Regel aus China. Zum Beispiel bei Wechselrichtern finden aber auch deutsche Modelle den Zuschlag. 

    Projekte der erneuerbaren Energien in ThailandLeistung in Megawatt, Investitionen in Millionen US-Dollar

    Projektbezeichnung (Standort)

    Leistung 

    Unternehmen 

    Status

    Investitionsvolumen

    Bau von 16 schwimmenden Solaranlagen 

    2.725

    EGATPlanung genehmigt, zwei Anlagen in Betrieb, 182 MW in Ausschreibung

    k.A

    Bau von Solarparks, teilweise mit Batteriespeichern

    2.396

    Gulf

    Inbetriebnahme 2024 bis 2029

    k.A.

    Bau von Solar- und Windkraftanlagen

     652 (Solar), 180 (Wind)

    Gunkul EngineeringInbetriebnahme 2026 bis 2029

    636

    Fünf Windparks (Nordost Thailand)

    436

    ACCIONA Energia (Spanien), The Blue Circle (Singapur)Bauzeit 2024 bis 2030 

    k.A.

    Solar Projekt (Provinz Saraburi)

    80

    INSEE B.Grimm Solar

    Ankündigung

    53

    Bau von Müllverbrennungsanlagen 

    80

    Gulf, Earth Tech 
    Environment
    Inbetriebnahme 2026

    417

    Bau von vier Solarparks mit Batteriespeichern  

    85

    WHA Utilities and PowerInbetriebnahmen 2029 bis 2030

    k.A.

    1 US$ = 36 BahtQuelle: Unternehmensangaben, Pressemeldungen 2024

     

    Wirtschaft will Emissionen senken und benötigt dringend Ökostrom

    Alleine Fabriken in Industriegebieten benötigen künftig eine Gesamtkapazität von 10 Gigawatt an Ökostrom, meint der staatliche Industrieparkbetreiber Industrial Estate Authority of Thailand (IEAT). Das europäische CO2-Grenzausgleichssystem (Carbon Border Adjustment Mechanism, CBAM) wirkt sich schon aus. Vom CBAM potenziell betroffene Ausfuhren in die EU beliefen sich 2022 auf rund 480 Millionen US$. Hauptsächlich sind dies Exporte von Eisen, Stahl und Aluminium. 

    Die thailändische Stahlindustrie sucht daher Lösungen, um grünen Stahl zu produzieren. Der Hersteller Meranti Green Steel aus Singapur kündigte Anfang 2024 beispielsweise an, dass er mit dem italienischen Anlagenbauer Danieli ein grünes Stahlwerk im IRPC Industriepark in Rayong errichten werde. Das Elektrostahlwerk soll ausschließlich Ökostrom einsetzen. Andere Stahlhersteller wie Sahaviriya Steel Industries oder Millcon Steel haben ebenfalls angekündigt, dass sie emissionsfrei produzieren wollen. 

    Auch die Zementindustrie stellt seit einiger Zeit von Kohle auf erneuerbare Energien um. Alleine der Branchenprimus Siam Cement Group will von 2022 bis 2027 rund 2,9 Milliarden US$ in seine grüne Transformation investieren.  

    Andere Branchen möchten ebenfalls klimaneutral produzieren und wirtschaften. Über 100 Unternehmen haben sich im Verband "RE100 Club" zusammengeschlossen und wollen nur noch grünen Strom verwenden.  

    Abfälle energetisch nutzen

    Abfälle aus der Industrie, dem Gewerbe und den Haushalten sind ebenfalls ein oft ungenutzter Energieträger. Müll landet überwiegend auf Deponien. Kommunen und Betreiber von Industrieparks wie die IEAT und WHA wollen die Abfallstoffe energetisch nutzen. Sie lassen Müllverbrennungsanlagen errichten, die auch in Kooperation oder als Gemeinschaftsunternehmen mit internationalen Firmen wie der Suez aus Frankreich betrieben werden.

    Der nach eigenen Angaben größte Betreiber von Waste-to-Energy (WTE)-Anlagen, die Aktiengesellschaft TPI Polene Power, die zum Baustoffhersteller TPI Polene gehört, baut ebenfalls neue Anlagen und hat von Kommunen Aufträge für weitere WTE-Projekte erhalten. Die thailändische Gesellschaft Earth Tech Environment gewann Anfang 2024 ebenfalls eine Ausschreibung von 10 WTE-Anlagen mit einer Gesamtkapazität von 80 Megawatt.

    Chancen bestehen auch bei der Nutzung von Biomasse. Reisstroh oder Reste der Ernten von Zuckerrohr, Ölpalmen und Mais sowie Abfälle aus der Fleischwirtschaft werden in Biomasse- oder Biogasanlagen energetisch eingesetzt. Die Biogas-Anlagen werden in der Regel aber mit einfacher Technik aus dem Inland oder von asiatischen Zulieferern versehen.

    Von Thomas Hundt | Bangkok

  • Branchenstruktur

    Die Energieversorgung teilen sich wenige heimische Großunternehmen. Starke Konkurrenz herrscht hingegen bei Anlagen und Ausrüstungen. 

    Energie als Wachstumsbranche

    Die Energieversorger in Thailand erzielten 2023 eine Bruttowertschöpfung (Produktionswert abzüglich Vorleistungen) von 16,2 Milliarden US$. Der Wert lag preisbereinigt 3 Prozent über dem des Vorjahres, damit wuchs der Energiesektor stärker als die gesamte Wirtschaft, die 2023 nur um 1,9 Prozent zulegte.

    Der Öl-, Gas-, Energie- und Chemiekonzern PTT ist das größte Unternehmen Thailands. Es gehört zu 51 Prozent dem thailändischen Finanzministerium und dies schreibt in sein Lastenheft, dass die PTT Energiesicherheit zu fairen Preisen gewährleisten soll. Der Staat gewährt PTT dafür Zugriff auf seine Öl-, Gasvorkommen und den Gashandel. 

    Die Eigentümer der PTT erwarten aber auch auskömmliche Erträge. Die Unternehmen der PTT-Gruppe werden daher gewinnorientiert geführt und investieren auch in großem Stil im Ausland.

    Dominante Kräfte im Strommarkt

    Die staatliche Firma Electricity Generating Authority of Thailand (EGAT) ist wiederum die dominierende Kraft im Strommarkt. Der EGAT gehört das gesamte Übertragungsnetz und sie betreibt Kraftwerke mit einer Kapazität von 16,2 Gigawatt.  

    Den meisten Strom (27,1 Gigawatt) kauft das Unternehmen inzwischen von privaten Stromproduzenten im Inland. Außerdem hat die EGAT Abnahmeverträge über 6,2 Gigawatt mit Erzeugern in Malaysia und Laos geschlossen. Thailändische Energiekonzerne betreiben in Laos acht Wasserkraftwerke und ein Kohlekraftwerk, die Strom nach Thailand liefern.

    Unternehmen im Energiesektor in Thailand (Auswahl)Umsatz in Millionen US-Dollar

    Unternehmen

    Schwerpunkte

    Umsatz in 2023 *)

    PTTÖl, Gas, Petrochemie, Energieversorger

    89.844

    Electricity Generating Authority of ThailandBetreiber von Kraftwerken und Eigentümer des Übertragungsnetzes

    21.070

    BanpuFörderung Kohle und Gas, Betreiber von Kraftwerken, Elektromobilität 

    5.159

    Gulf Energy DevelopmentBetreiber von Kraftwerken und Infrastruktur

    3.341

    B Grimm PowerBetreiber von Kraftwerken 

    1.664

    Ratch GroupBetreiber von Kraftwerken, Schienennahverkehr, Telekom, Wasser

    1.338

    EGCO GroupBetreiber von Kraftwerken, Anlagenbau

    1.522

    Energy AbsoluteSolar-, Windkraftanlagen, Biodiesel, Elektromobilität

    903

    TPI Polene PowerKommunale Müllerverbrennung

    314

    Gunkul EngineeringSolar-, Windkraftanlagen, Hochspannungsanlagen, Anlagenbau

    221

    * Durchschnittskurs 2023: 1 US$ = 35 Baht.Quelle: The Stock Exchange of Thailand, Unternehmensangaben 2024

    Die Regierung erlaubte privaten Firmen erst Anfang der 1990er Jahre, sich an der Stromerzeugung zu beteiligen, und führte ein Independent Power Producer-Programm (IPP) mit offenen Ausschreibungen ein. Das Programm sollte die Investitionslast der defizitären EGAT verringern und die privaten Investoren konnten zügig die wachsende Stromnachfrage bedienen.  

    Weitere Ausschreibungen von Kraftwerken mit Leistungen von mindestens 90 Megawatt, für die sich IPP bewarben, erfolgten 2007 und 2010. Die EGAT hat Verträge mit 12 IPP abgeschlossen. Diese sind zu Konzernen gewachsen, die auch in den Bereichen Infrastruktur und Mobilität tätig sind. 

    Eine weitere Kategorie sind kleine Stromerzeuger (Small Power Producer, SPP). Sie betreiben Anlagen mit Leistungen zwischen 10 Megawatt und 90 Megawatt. Sie müssen nur einen Teil der Leistung an die EGAT verkaufen und können den anderen Teil intern nutzen oder an Industriekunden veräußern. Ende Juni 2024 hatte die EGAT Stromabnahmevereinbarungen mit 165 SPP-Projekten unterzeichnet, die Leistung von 14,3 Gigawatt installiert haben. 

    Eine Regelung für noch kleinere private Investoren wurde 2002 eingeführt. Die Very Small Power Producer (VSPP) schließen Abnahmeverträge nicht mit der EGAT, sondern mit den Verteilnetzbetreibern ab. Ihre Anlagen mit maximal 10 Megawatt dürfen nur Biomasse, Sonnenenergie, Windkraft, Biogas und Abfall einsetzen. Im Juni 2024 hatten 990 VSPP-Projekte mit einer installierten Leistung von 5,2 Gigawatt den Zuschlag erhalten. 

    Aufdachanlagen mit starkem Aufwärtstrend

    Endverbraucher können ihren Strombedarf auch selber decken und Stromerzeugungsanlagen errichten und betreiben. Sie benötigen für ein Photovoltaikanlage auf ihren Dächern mehrere bauliche Genehmigungen und Lizenzen zum Betrieb der Anlage. Die Investition lohnt sich insbesondere für mittlere und große Gewerbebetriebe sowie für größere Wohnanalagen. 

    Sie können überschüssigen Strom zwar an die Verteilnetzbetreiber MEA oder PEA verkaufen. Der Verrechnungspreis und die Konditionen gelten allerdings als wenig attraktiv, daher sind die Aufdachanlagen nur für den eigenen Verbrauch optimiert und dimensioniert. 

    Viel Konkurrenz bei Zulieferern 

    Die Betreiber von Strom- und Wärmeerzeugungsanlagen wählen ihre Zulieferer mit Bedacht aus. Sie achten auf Qualität, Preis und Referenzen. Auch langjährige Geschäftsbeziehungen werden gepflegt. 

    Mitsubishi Power aus Japan konnte nach eigenen Angaben rund die Hälfte der Kraftwerksturbinen in Thailand installieren. Dabei halfen Verbindungen nach Japan. Mitsubishi Power installierte 2024 im Auftrag von Mitsui (Japan) und Gulf Energy Development (Thailand) mehrere Gas-und-Dampf-Kombikraftwerke in den Provinzen Rayong und Chonburi mit einer Gesamtleistung von 5.300 Megawatt.

    Weitere Lieferanten von Kraftwerkstechnik sind die US-amerikanische GE Power, sie installierte unter anderem Gasturbinen für die staatliche EGAT. Siemens Energy lieferte ebenfalls Gasturbinen an die EGAT sowie an den Energieversorger B.Grimm.

    Solarpanele stammen hingegen aus China, aber auch aus thailändischer Produktion. Neben Canadian Solar oder Ocean Energy aus Singapur fertigen chinesische Konzerne wie Trina Solar oder Talesun in Thailand Solarzellen und -module. Insgesamt sollen es 41 Werke sein. Ihre Produktion geht überwiegend in den Export.  

    Unternehmensgründung in Thailand lohnt sich

    Bauleistungen und Planungen erbringen meist lokale Unternehmen. Die Bauindustrie ist breit aufgestellt und nur bei schwierigen Aufgaben ist Expertise aus dem Ausland gefragt. Für ausländische Beratungs- und Ingenieurdienstleistungsunternehmen ist es vorteilhaft, wenn sie ein Büro vor Ort betreiben, das sich frühzeitig über Projekte informiert und Planungen mit eigenem lokalem Personal umsetzen kann.

    Die internationalen Ingenieurfirmen haben daher Niederlassungen in Thailand gegründet. Das skandinavisches Unternehmen AFRY hat über 200 Angestellte in Bangkok, die für südostasiatische Kunden in den Bereichen Energie und Industrie planen und beraten. 

    Das deutsche Ingenieurbüro Dorsch mit 35 Mitarbeitenden in Bangkok und Südostasien profitiert von der Marktnähe, wenn es Infrastrukturprojekte in Thailand umsetzt. Die ILF Consulting Engineers mit Hauptsitz in Österreich hat ebenfalls eine Tochtergesellschaft in Bangkok gegründet.

    GreenYellow, der französische Spezialist für Fotovoltaik (PV) und Energieeffizienz, hat 2015 eine Tochtergesellschaft in Thailand gegründet. Sie erstellt schlüsselfertige PV-Anlagen und weist Projekte mit einer Gesamtleistung von 190 Megawatt in ihrem Portfolio aus.

    Von Thomas Hundt | Bangkok

  • Marktorganisation und Rahmenbedingungen

    Große Kraftwerke müssen ihren Strom an einen staatlichen Versorger und Netzbetreiber verkaufen. Rufe nach einem freien Strommarkt werden lauter. 

    Nachfragemonopol lähmt den Markt

    Die privaten Unternehmen, die Strom mit großen Kraftwerken von mehr als 90 Megawatt Leistung erzeugen, dürfen ihren Strom nur an die EGAT verkaufen und nur in bestimmten Fällen an andere Großkunden. Dies schreibt das sogenannte "Enhanced Single Buyer Model" vor. Die EGAT verfügt als Monopolist auch über das gesamte Übertragungsnetz.

    Die EGAT gibt den Strom an zwei Verteilnetzbetreiber weiter. Die Metropolitan Electricity Authority (MEA) hält das Verkaufsmonopol im Großraum Bangkok und die Provincial Electricity Authority (PEA) bedient die Endkunden im Rest des Landes.

    Betreiber von kleinen Kraftwerken mit einer Leistung bis 10 Megawatt, die erneuerbare Energien nutzen, schließen Abnahmeverträge mit der MEA oder PEA ab. Zahlreiche Genehmigungen und lange Verhandlungen erschweren auch hier für ausländische Investoren den Markteinstieg. 

    Reformen sind in Arbeit

    Der Strom aus erneuerbaren Energien wird meistens auf flexibler Basis verkauft, das heißt ohne eine vertraglich festgelegte Kapazität, die geliefert werden muss. EGAT, PEA oder MEA verpflichten sich wiederum nicht, eine Mindestmenge abzunehmen. 

    Die ERC möchte die Versorgung mit Ökostrom aber verstetigen und vereinbart bei Projekten mit Batteriespeichern feste Stromliefermengen. Die ERC arbeitet derzeit auch an einem Utility Green Tariff (UGT). Ziel ist es, dass Gewerbe- und Industriekunden künftig von Netzbetreibern Strom aus erneuerbaren Energien kaufen können.

    Experten und Wirtschaftsvertreter fordern seit Längerem eine Öffnung des Strommarktes und kritisieren das Nachfragemonopol der EGAT, damit sich neue Geschäftsmodelle etablieren können und Investitionen sich schneller rentieren. Die ERC ermöglicht bisher nur in Ausnahmefällen einen direkten Stromhandel zwischen Erzeugern und Verbrauchern, zum Beispiel in Industrieparks. 

    Auch der Peer-to-Peer (P2P)-Handel von erneuerbarem Strom ist nur in Pilotvorhaben möglich. Der Handel zwischen Betreibern von Solar-Aufdachanlagen wird daher nur im Rahmen von Sandbox-Projekten getestet. Prosumer, die Photovoltaik-Strom gleichzeitig produzieren und selber konsumieren, können dann Stromüberschüsse untereinander austauschen und verrechnen. Für diese Sandbox-Vorhaben und die Integration von Ökostrom werden intelligente Stromnetze (smart grid) benötigt.

    Ein Gremium legt die Energiepreise fest

    Der National Energy Policy Council ist ein Gremium, dem 13 Minister angehören. Es formuliert die Bedingungen, welche die Behörde Energy Regulatory Commission (ERC) für die Berechnung von Energiepreisen einhalten muss. Die ERC berechnet gemäß politischen Vorgaben einen Brennstoffaufschlag (sogenannten Fuel Tarif). Er legt den Anteil von Brennstoffkosten - hauptsächlich von Gas - am Strompreis fest. Ist der berechnete Brennstoffaufschlag zu hoch, wird er über Subventionen nach unten gedrückt. Der neue Fuel Tarif gilt dann für jeweils vier Monate. 

    Endverbraucher bezahlen auf Basis dieses Tarifes an die MEA und PEA Einheitspreise pro verbrauchte Kilowattstunde. Die Strompreise hängen vom Typ des Verbrauchers (Privathaushalt, Gewerbe oder Industrie) und vom Gesamtverbrauch ab. Das heißt, je höher der Verbrauch, desto höher der Preis. Haushalte und Gewerbe zahlen von Januar bis August 2024 ab einem Verbrauch von 400 Kilowattstunden umgerechnet rund 0,12 US$ pro Kilowattstunde plus Mehrwertsteuer.

    Finanzierungen bei großen Vorhaben möglich

    Die Finanzierung von Energieprojekten stellt kaum Probleme, wenn das Vorhaben technisch machbar und wirtschaftlich tragfähig ist. Viele Unternehmen haben sich auf den Bau und Betrieb von Aufdachanlagen spezialisiert und schließen mit den Kunden mehrjährige Betreiber- und Stromabnahmeverträge ab.  

    Banken verfügen über eigene Abteilungen und Kreditprogramme, die sich um größere Investitionen in die Energiewirtschaft kümmern. Der thailändische Betreiber von EE-Projekten Sermsang Palang Ngan erhielt im März 2024 sogar eine Vorfinanzierung in Höhe von 64 Millionen US$ von der International Finance Corporation, die zur Weltbank gehört. Mit dem Geld sollen neue EE-Projekte in Thailand, Indonesien und Vietnam entwickelt werden. Kleineren Unternehmen fällt es hingegen schwer, die notwendigen Geschäftspläne und Sicherheiten für Fremdfinanzierungen vorzulegen und sie müssen mit eigenen Geldern ihre Vorhaben finanzieren.

    Markt erfordert gute Kontakte und Informationen 

    Ausländische Zulieferer sollten für den Markteinstieg gute Kontakte knüpfen, sich eventuell einem Konsortium anschließen und Erfahrungen von etablierten Lieferanten einholen. Dies gilt insbesondere, wenn sie öffentliche Betriebe als Kunden gewinnen möchten.

    Einen ersten Überblick gewähren die Webseiten der Energiekonzerne. Die EGAT schreibt Beschaffungen und internationale Tender auf ihrer Procurement Webseite aus. Und die privaten Aktiengesellschaften berichten in ihren Quartalsberichten über ihre laufenden Vorhaben. 

    Die privaten Stromproduzenten (Independent Power Producers, IPPs) verfügen auch über professionelle Einkaufsabteilungen. Die Lieferanten werden nach Qualität, Preis, Lieferfähigkeit und anderen Kriterien ausgewählt. Sie müssen unter anderem einen Verhaltenskodex für Nachhaltigkeit erfüllen. 

    Tipps für den Markteinstieg
    • Vor dem Einstieg sich mit der AHK Thailand beraten 
    • Lokale Verbindungen aufbauen, ggfs. eine eigene Niederlassung
    • Referenzen mitbringen
    • Sich früh über Projekte und Ausschreibungen informieren
    • Mit Verzögerungen rechnen

     

    Die GTAI stellt ausführliche Informationen zum Wirtschafts- und Steuerrecht sowie zu Einfuhrregelungen, Zöllen und nichttarifären Handelshemmnissen zur Verfügung.

    Von Thomas Hundt | Bangkok

  • Kontaktadressen

    Bezeichnung

    Anmerkungen

    Germany Trade and InvestAußenwirtschaftsinformationen für die deutsche Exportwirtschaft

    Exportinitiative Energie

    Informationen zu Veranstaltungen, Markt- und Länderinformationen

    Factsheet Thailand
    Energieeffizienz in der Industrie

    Factsheets mit Energieinformationen über Thailand (teilweise mit Technologie- oder Anwendungsfokus)

    AHK Thailand

    Anlaufstelle für deutsche Unternehmen

    Ministerien/Behörden/Institutionen

     
    Ministry of EnergyEnergieministerium
    Energy Policy and Planning OfficeEnergiepolitische Vorschläge und Pläne
    Energy Regulatory Commission of ThailandRegulierungs- und Aufsichtsbehörde

    Nationale Branchenverbände

     
    THAI RENEWABLE ENERGY (RE100) ASSOCIATIONVereinigung von Unternehmen, die erneuerbare Energien einsetzen wollen
    Carbon Markets ClubClub will Treibhausgase reduzieren, Handel mit Emissionsgutschriften und Zertifikaten für erneuerbare Energien unterstützen
    Thai Wind Energy AssociationBetreiber von Windkraftanlagen
    Thai Photovoltaic Industries AssociationPhotovoltaikbranche (Betreiber und Ausrüster)
    Association of Private Power ProducersVerband der Betreiber von Kraftwerken

    Fachmessen/-konferenzen

     
    ASEAN Sustainable Energy WeekMesse erneuerbare Energien mit deutschem Gemeinschaftsstand, 3. bis 5.7.2024 in Bangkok
    Sustainable Energy Technology Asia 2024Messe für nachhaltige und smarte Energietechnik,  15. bis 17.8.2024 in Bangkok
    Solar & Storage Live Thailand 2024Messe der Solarbranche, 11. bis 12.11.2024 in Bangkok

     

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