Die Energieversorgung teilen sich wenige heimische Großunternehmen. Starke Konkurrenz herrscht hingegen bei Anlagen und Ausrüstungen.
Energie als Wachstumsbranche
Die Energieversorger in Thailand erzielten 2023 eine Bruttowertschöpfung (Produktionswert abzüglich Vorleistungen) von 16,2 Milliarden US$. Der Wert lag preisbereinigt 3 Prozent über dem des Vorjahres, damit wuchs der Energiesektor stärker als die gesamte Wirtschaft, die 2023 nur um 1,9 Prozent zulegte.
Der Öl-, Gas-, Energie- und Chemiekonzern PTT ist das größte Unternehmen Thailands. Es gehört zu 51 Prozent dem thailändischen Finanzministerium und dies schreibt in sein Lastenheft, dass die PTT Energiesicherheit zu fairen Preisen gewährleisten soll. Der Staat gewährt PTT dafür Zugriff auf seine Öl-, Gasvorkommen und den Gashandel.
Die Eigentümer der PTT erwarten aber auch auskömmliche Erträge. Die Unternehmen der PTT-Gruppe werden daher gewinnorientiert geführt und investieren auch in großem Stil im Ausland.
Dominante Kräfte im Strommarkt
Die staatliche Firma Electricity Generating Authority of Thailand (EGAT) ist wiederum die dominierende Kraft im Strommarkt. Der EGAT gehört das gesamte Übertragungsnetz und sie betreibt Kraftwerke mit einer Kapazität von 16,2 Gigawatt.
Den meisten Strom (27,1 Gigawatt) kauft das Unternehmen inzwischen von privaten Stromproduzenten im Inland. Außerdem hat die EGAT Abnahmeverträge über 6,2 Gigawatt mit Erzeugern in Malaysia und Laos geschlossen. Thailändische Energiekonzerne betreiben in Laos acht Wasserkraftwerke und ein Kohlekraftwerk, die Strom nach Thailand liefern.
Unternehmen im Energiesektor in Thailand (Auswahl)Umsatz in Millionen US-DollarUnternehmen | Schwerpunkte | Umsatz in 2023 *) |
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PTT | Öl, Gas, Petrochemie, Energieversorger | 89.844 |
Electricity Generating Authority of Thailand | Betreiber von Kraftwerken und Eigentümer des Übertragungsnetzes | 21.070 |
Banpu | Förderung Kohle und Gas, Betreiber von Kraftwerken, Elektromobilität | 5.159 |
Gulf Energy Development | Betreiber von Kraftwerken und Infrastruktur | 3.341 |
B Grimm Power | Betreiber von Kraftwerken | 1.664 |
Ratch Group | Betreiber von Kraftwerken, Schienennahverkehr, Telekom, Wasser | 1.338 |
EGCO Group | Betreiber von Kraftwerken, Anlagenbau | 1.522 |
Energy Absolute | Solar-, Windkraftanlagen, Biodiesel, Elektromobilität | 903 |
TPI Polene Power | Kommunale Müllerverbrennung | 314 |
Gunkul Engineering | Solar-, Windkraftanlagen, Hochspannungsanlagen, Anlagenbau | 221 |
* Durchschnittskurs 2023: 1 US$ = 35 Baht.Quelle: The Stock Exchange of Thailand, Unternehmensangaben 2024
Die Regierung erlaubte privaten Firmen erst Anfang der 1990er Jahre, sich an der Stromerzeugung zu beteiligen, und führte ein Independent Power Producer-Programm (IPP) mit offenen Ausschreibungen ein. Das Programm sollte die Investitionslast der defizitären EGAT verringern und die privaten Investoren konnten zügig die wachsende Stromnachfrage bedienen.
Weitere Ausschreibungen von Kraftwerken mit Leistungen von mindestens 90 Megawatt, für die sich IPP bewarben, erfolgten 2007 und 2010. Die EGAT hat Verträge mit 12 IPP abgeschlossen. Diese sind zu Konzernen gewachsen, die auch in den Bereichen Infrastruktur und Mobilität tätig sind.
Eine weitere Kategorie sind kleine Stromerzeuger (Small Power Producer, SPP). Sie betreiben Anlagen mit Leistungen zwischen 10 Megawatt und 90 Megawatt. Sie müssen nur einen Teil der Leistung an die EGAT verkaufen und können den anderen Teil intern nutzen oder an Industriekunden veräußern. Ende Juni 2024 hatte die EGAT Stromabnahmevereinbarungen mit 165 SPP-Projekten unterzeichnet, die Leistung von 14,3 Gigawatt installiert haben.
Eine Regelung für noch kleinere private Investoren wurde 2002 eingeführt. Die Very Small Power Producer (VSPP) schließen Abnahmeverträge nicht mit der EGAT, sondern mit den Verteilnetzbetreibern ab. Ihre Anlagen mit maximal 10 Megawatt dürfen nur Biomasse, Sonnenenergie, Windkraft, Biogas und Abfall einsetzen. Im Juni 2024 hatten 990 VSPP-Projekte mit einer installierten Leistung von 5,2 Gigawatt den Zuschlag erhalten.
Aufdachanlagen mit starkem Aufwärtstrend
Endverbraucher können ihren Strombedarf auch selber decken und Stromerzeugungsanlagen errichten und betreiben. Sie benötigen für ein Photovoltaikanlage auf ihren Dächern mehrere bauliche Genehmigungen und Lizenzen zum Betrieb der Anlage. Die Investition lohnt sich insbesondere für mittlere und große Gewerbebetriebe sowie für größere Wohnanalagen.
Sie können überschüssigen Strom zwar an die Verteilnetzbetreiber MEA oder PEA verkaufen. Der Verrechnungspreis und die Konditionen gelten allerdings als wenig attraktiv, daher sind die Aufdachanlagen nur für den eigenen Verbrauch optimiert und dimensioniert.
Viel Konkurrenz bei Zulieferern
Die Betreiber von Strom- und Wärmeerzeugungsanlagen wählen ihre Zulieferer mit Bedacht aus. Sie achten auf Qualität, Preis und Referenzen. Auch langjährige Geschäftsbeziehungen werden gepflegt.
Mitsubishi Power aus Japan konnte nach eigenen Angaben rund die Hälfte der Kraftwerksturbinen in Thailand installieren. Dabei halfen Verbindungen nach Japan. Mitsubishi Power installierte 2024 im Auftrag von Mitsui (Japan) und Gulf Energy Development (Thailand) mehrere Gas-und-Dampf-Kombikraftwerke in den Provinzen Rayong und Chonburi mit einer Gesamtleistung von 5.300 Megawatt.
Weitere Lieferanten von Kraftwerkstechnik sind die US-amerikanische GE Power, sie installierte unter anderem Gasturbinen für die staatliche EGAT. Siemens Energy lieferte ebenfalls Gasturbinen an die EGAT sowie an den Energieversorger B.Grimm.
Solarpanele stammen hingegen aus China, aber auch aus thailändischer Produktion. Neben Canadian Solar oder Ocean Energy aus Singapur fertigen chinesische Konzerne wie Trina Solar oder Talesun in Thailand Solarzellen und -module. Insgesamt sollen es 41 Werke sein. Ihre Produktion geht überwiegend in den Export.
Unternehmensgründung in Thailand lohnt sich
Bauleistungen und Planungen erbringen meist lokale Unternehmen. Die Bauindustrie ist breit aufgestellt und nur bei schwierigen Aufgaben ist Expertise aus dem Ausland gefragt. Für ausländische Beratungs- und Ingenieurdienstleistungsunternehmen ist es vorteilhaft, wenn sie ein Büro vor Ort betreiben, das sich frühzeitig über Projekte informiert und Planungen mit eigenem lokalem Personal umsetzen kann.
Die internationalen Ingenieurfirmen haben daher Niederlassungen in Thailand gegründet. Das skandinavisches Unternehmen AFRY hat über 200 Angestellte in Bangkok, die für südostasiatische Kunden in den Bereichen Energie und Industrie planen und beraten.
Das deutsche Ingenieurbüro Dorsch mit 35 Mitarbeitenden in Bangkok und Südostasien profitiert von der Marktnähe, wenn es Infrastrukturprojekte in Thailand umsetzt. Die ILF Consulting Engineers mit Hauptsitz in Österreich hat ebenfalls eine Tochtergesellschaft in Bangkok gegründet.
GreenYellow, der französische Spezialist für Fotovoltaik (PV) und Energieeffizienz, hat 2015 eine Tochtergesellschaft in Thailand gegründet. Sie erstellt schlüsselfertige PV-Anlagen und weist Projekte mit einer Gesamtleistung von 190 Megawatt in ihrem Portfolio aus.
Von Thomas Hundt
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Bangkok