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Branche kompakt | Ungarn | Medizintechnik

Rahmenbedingungen

Das öffentliche Gesundheitswesen soll neu aufgestellt werden. Fehlende finanzielle Mittel könnten die Reformen ausbremsen.

Von Kirsten Grieß | Budapest

Ungarn ist seit 2004 Mitglied der EU und profitiert vom gemeinsamen Binnenmarkt. Im Land gelten die europäischen Vorgaben für Produktregistrierung und Zulassung. Die Zuständigkeit für das Gesundheitswesen liegt beim ungarischen Innenministerium. Für November 2024 kündigte Gesundheitsstaatssekretär Péter Takács eine umfassende Reform des Gesundheitswesens an. Ziel ist es, das System weiter zu zentralisieren, die ambulante Behandlung zu stärken und den Apparat insgesamt effizienter zu machen. Brancheninsider bezweifeln, ob das angesichts knapper Kassen und mangelnder Fachkräfte ohne Einschnitte bei den Leistungen gelingt. 

Hohe Summen an EU-Geldern sind blockiert

Ungarns Gesundheitssystem fehlen hohe Summen aus EU-Fördertöpfen, die von der EU-Kommission Ende 2022 aufgrund von Verstößen gegen Rechtsstaatsprinzipien und europäische Grundwerte blockiert wurden. Allein aus dem EU-Wiederaufbaufonds (ARF) waren ursprünglich rund 1,3 Milliarden Euro für Investitionen in das Gesundheitswesen vorgesehen. Selbst bei einer zeitnahen Freigabe der Mittel ist fraglich, ob die Gelder voll ausgeschöpft werden können, da alle ARF-finanzierten Projekte bis Ende 2026 abgeschlossen sein müssen.  

Steigende Arbeitskosten belasten Hersteller 

Die Arbeitskosten Ungarns gehören zu den niedrigsten in der EU. Das machte das Land lange als Produktionsstandort attraktiv. Doch das ändert sich gerade: Mit einem Plus von 17 Prozent sind die Lohnkosten 2023 deutlich gestiegen. Auch für 2024 werden Lohnzuwächse im zweistelligen Bereich erwartet. Steigende Kosten und die immer aufwändigere Suche nach Arbeitskräften stellen für Medizintechnikproduzenten im Land eine wachsende Herausforderung dar. Das hat auch erste Folgen: Coloplast aus Dänemark verkündete Ende 2023, Teile der Produktion nach Portugal zu verlegen. 

Erfahrene Vertriebspartner sind gefragt

Die Ausstattung öffentlicher Gesundheitseinrichtungen wird zentral gesteuert. Für die Beschaffung von Medizinprodukten ist das Hauptdirektorat der Krankenhäuser (OKFŐ) zuständig. Ausnahme sind Verbrauchsgüter, die über den Versicherungsfonds NEAK eingekauft werden. In der Regel erfolgt das für beide Stellen über öffentliche Ausschreibungen, die im Amtsblatt der EU veröffentlicht werden. Private Einrichtungen regeln ihren Einkauf unabhängig. Alle importierten Produkte müssen über einen lokalen Händler vertrieben werden. Dieser sollte idealerweise bei der staatlichen Stelle für Zertifizierung und Konformitätsbewertung NEOEMKI LLC zugelassen sein. Aktuell ist die Auswahl an Vertriebshändlern groß. Marktkenner raten zu etablierten Partnern, die langjährige Erfahrung mitbringen.

Die Erstattung von Medizinprodukten wird über die nationale Krankenversicherungskasse verwaltet. Der Katalog der erstattungsfähigen Medizinprodukte wird gesetzlich im Jahresturnus neu bewertet. Ungarn verfügt über eine nationale Organisation für die Bewertung von Gesundheitstechnologien (HTA). Die Ergebnisse müssen bei Entscheidungen berücksichtigt werden. Bereits in den 1990er Jahren hat Ungarn DRG-Abrechnungssysteme eingeführt.

Im innergemeinschaftlichen Warenverkehr der Europäischen Union (EU) sind die Regelungen des Umsatzsteuerkontrollverfahrens in der EU zu beachten. Informationen hierzu finden sich auf der Internetseite des Bundeszentralamtes für Steuern. Hinsichtlich der Normierung gelten die einschlägigen EU-Richtlinien (siehe etwa die Website des Deutschen Instituts für Normung e.V.).

Germany Trade & Invest stellt ausführliche Informationen zum Wirtschafts- und Steuerrecht sowie zu Einfuhrregelungen, Zöllen und nichttarifären Handelshemmnissen zur Verfügung.

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