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Branchen | USA | Holzbearbeitungsmaschinen

US-Nachfrage nach Holzbearbeitungsmaschinen stabilisiert sich

Trotz Überkapazitäten investieren die holzverarbeitenden Betriebe in ihre Fertigung. Die Importabhängigkeit ist hoch. Deutsche Anbieter können ihre Lieferanteile ausbauen.

Von Roland Rohde | Washington, D.C.

Vom US-Markt für Holzbearbeitungs- und Möbelmaschinen kommen gemischte Signale. Einerseits sorgt die Trendwende im Wohnungsbau für eine steigende Nachfrage. Andererseits sind in der Holzverarbeitung Überkapazitäten entstanden, getrieben durch die stark gestiegenen Preise für Baumaterialien in den Jahren 2022 und 2023. 

Die Überkapazitäten führten im Laufe des Jahres 2024 zu einem Preisverfall für Bauholz. Die Notierungen fielen Anfang Juli 2024 auf den niedrigsten Stand seit Mai 2020, so die National Association of Home Builders. Dies hat sinkende Umsätze und niedrigere Cashflows bei den Betrieben zur Folge, was sich negativ auf die Investitionsfähigkeit auswirkt. Die Branche steht vor einer Konsolidierungswelle. Betriebe, die nicht mehr rentabel wirtschaften können, werden vom Markt verschwinden.

Erhöhter Investitionsdruck

Zugleich gilt: Wer nicht investiert, dem droht ebenfalls ein rascher Exit. Die Hersteller von einfachen Holzprodukten und Möbeln können sich gegen die Importkonkurrenz aus Niedriglohnländern nur mit einer relativ hohen Automatisierungsquote behaupten. Der Fachkräftemangel, der in den USA noch stärker ausgeprägt ist als in Deutschland, erhöht den Druck zusätzlich.

Eines hat sich indes nicht verändert: Holz ist im US-Wohnungsbau das mit Abstand wichtigste Baumaterial. Das Gros der Bauten entfällt auf Einfamilienhäuser. Ihr Anteil liegt bei etwa 90 Prozent. Gleichzeitig ist der Wohnungsbau für nahezu die Hälfte aller Bauleistungen verantwortlich, so das nationale Statistikamt. Die Grundstruktur, die Außenwände sowie weite Teile der Innenausstattung von Einfamilienhäusern bestehen in der Regel aus Holz. Eine steinerne Fassade wird ausschließlich zu optischen Zwecken verwendet. 

Trendwende treibt Holznachfrage

Der Wohnungsbau durchlief im 1. Halbjahr 2023 in Folge der hohen Zinsen eine ausgeprägte Schwächephase. Jedoch besserte sich sein Zustand seitdem stetig und spürbar. In den ersten sechs Monaten 2024 lag die Anzahl der Baustarts und -genehmigungen zwar immer noch leicht unterhalb des Niveaus vom Vorjahr. Die wertmäßigen Bauleistungen legten aber um 9 Prozent zu. 

Damit setzt sich ein Trend fort, der überall mit dem bloßen Auge zu erkennen ist: Es wird immer größer und aufwendiger gebaut. Oft werden Häuser aus den 1950er- oder 1960er-Jahren abgerissen. An ihre Stelle treten doppelt bis dreimal so große Wohngebäude. Die ersten Städte und Gemeinden haben daher angefangen, Größenbeschränkungen für Einfamilienhäuser einzuführen. 

Sägewerke sind wichtigste Kunden

Die Holz- und holzverarbeitende Industrie ist eine beachtliche Branche in den Vereinigten Staaten. Laut IBIS World zählt der Sektor aktuell knapp 100.000 Betriebe mit einer Dreiviertelmillion Mitarbeitern. Der Gesamtumsatz liegt bei mehr als 200 Milliarden US-Dollar (US$).

In diesen Zahlen sind die Fenster- und Türenhersteller nicht enthalten. Der entsprechende Umsatz des Einzelhandels dürfte sich 2024 auf gut 13 Milliarden US$ summieren, so IBIS World. 

Übersicht über potenzielle Abnehmer für Hersteller von HolzbearbeitungsmaschinenPrognostizierte Angaben für 2024, gerundete Werte
Sparte

Umsatz in Mrd. US$

Angestellte

Betriebe

Forstwirtschaft

13,3

81.800

47.000

Sägewerke

48,8

76.300

2.500

Holzverarbeitung

34,6

114.000

9.200

Holzverkleidung

29,4

94.300

14.800

Fertighausteile

13,3

42.400

800

Möbelhersteller

69,2

328.800

23.400

Quelle: IBIS World 2024

Bedeutendster Kunde für die Hersteller von Holzbearbeitungsmaschinen sind die Sägewerke. Laut IBIS World stehen sie für einen Absatzanteil von rund zwei Dritteln. Zwar sind die Sägewerke nicht die größte Sparte innerhalb der Holzindustrie, doch generieren sie eine hohe Nachfrage nach komplexen und hochwertigen Maschinen. Die Betriebe sind zudem relativ groß und finanzkräftig. Im Durchschnitt erwirtschaftet ein Unternehmen dieser Sparte rund 20 Millionen US$ Umsatz pro Jahr.

Viel Konkurrenz aus dem Ausland

Der Markt für Holzbearbeitungs- und Möbelmaschinen fällt angebotsseitig übersichtlich aus. Laut IBIS World gibt es 2024 gut 160 Hersteller mit 3.300 Angestellten, die es auf einen Umsatz von 1,5 Milliarden US$ bringen. Auf dem Markt herrscht eine hohe Importkonkurrenz. Insbesondere komplexe Maschinen stammen vielfach aus dem Ausland. Daher sind Zolldaten ein guter Indikator für die Branchenkonjunktur. 

Im Jahr 2023 sanken die Einfuhren von Werkzeugmaschinen zur Holzbearbeitung und zum Pressen von Holzplatten (jeweils ohne Teile) um 14 Prozent auf 1,5 Milliarden US$, berichtet die International Trade Commission. Die Flaute am Wohnungsmarkt dürfte hauptverantwortlich für den Rückgang sein. In den ersten fünf Monaten 2024 hielten sich die Einfuhren in etwa auf dem Vorjahresniveau. 

Deutscher Marktanteil wächst

China und Taiwan sind für die Vereinigten Staaten traditionell die größten Lieferanten von Holzbearbeitungsmaschinen. Im Jahr 2023 konnte Deutschland aber auf Rang 2 vorrücken, knapp hinter die Volksrepublik. Diese Entwicklung setzte sich zwischen Januar und Mai 2024 weiter fort. 

Die Stimmung in den USA entwickelt sich zu Ungunsten von "made in China". Was ursprünglich von der öffentlichen Hand in Form von Zöllen oder Lieferboykotten ausging, schwappte auf den Privatsektor über. Deutsche Maschinen- und Anlagenbauer konnten im Gegenzug ihre Lieferungen in die USA ausbauen. 

"Local content" kein Riesenthema

Da die deutschen Hersteller von Holzbearbeitungsmaschinen überwiegend dem Privatsektor zuliefern, sind sie zumeist nicht vom stark zunehmenden Protektionismus in den USA betroffen. Vorschriften bezüglich der Erbringung von Mindestanteilen an lokaler Wertschöpfung ("local content") gelten nur für öffentlich geförderte Projekte. 

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