Vor allem im Tiefbau sind die Marktzutritts- und Handelsbarrieren hoch. Doch es gibt Lösungen.
Wettbewerbssituation
Insgesamt sind in den USA rund 160.000 Baufirmen registriert. Vor allem im klassischen Hochbau aktive Großunternehmen bieten oft eine komplett integrierte Wertschöpfungskette an. Dazu gehören die Produktion, der Handel und der Transport von Baumaterial, die architektonische und ingenieurtechnische Bauplanung und -ausführung. Daneben haben sich einige Konzerne auf bestimmte Sparten des Tiefbaus spezialisiert.
Führende Bauunternehmen in den USAIn Milliarden US-Dollar | 2022 Umsatz | Schwerpunkte |
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The Turner Corp. | 16,1 | Hochbau (v. a. Gesundheit und Büros), Telekommunikation, Datenzentren |
Bechtel | 12,0 | Raffinerien, Energie, Industrie, Sonderabfall, Öl/Gas |
MasTec | 11,6 | Energie, Öl/Gas |
STO BUILDING GROUP | 11,4 | Hochbau, Verkehrsinfrastruktur |
KIEWIT | 11,2 | Verkehrsinfrastruktur (insb. Bahn), Öl/Gas |
DPR Construction | 9,2 | Hochbau (insb. Büros), Telekommunikation |
The Whiting-Turner Contracting | 8,4 | Energie, Industrie |
FLUOR | 7,9 | Öl/Gas, Raffinerien, Pipelines |
Clarc Construction | 7,2 | Hochbau, Verkehrsinfrastruktur |
Hensel Phelbs | 6,4 | Hochbau, Verkehrsinfrastruktur (insb. Airports) |
Quelle: ENR - Top 400 Contractors 2023; Building Design + Construction 2024
Der Marktführer Turner etwa ist stark im Hochbau engagiert. Hier dominiert er laut dem Engineering News Record die Büro-, Gesundheits- und Bildungssparte. Daneben hat sich das Unternehmen auf Datencenter und den Informations- und Telekommunikationssektor spezialisiert. Die Nummer zwei der Branche, Bechtel, konzentriert sich vor allem auf Kraftwerke, petrochemische Anlagen und Sondermüll. Im klassischen Hochbau spielt der Konzern nur eine nachgeordnete Rolle.
Der drittplatzierte, MasTech ist führend im Kraftwerks- und Leitungsbau. Kiewit (Rang fünf) wiederum dominiert den Bahnsektor und das Hafengeschäft. Daneben ist die Firma im Öl- und Gassektor bei Pipelines und Offshoreprojekten die Nummer eins. Hensel Phelps, das Schlusslicht unter den zehn größten Branchenunternehmen, ist führend beim Bau und der Modernisierung von Flughäfen.
Daneben gibt es eine Reihe mittlerer und großer Unternehmen, die Marktführer in bestimmten Sparten sind: Garney Construction im Wasser- und Abfallsektor, Gilbane Building im Erziehungsbereich, Suffolk bei Hotels und Messehallen sowie Aecom bei Sportstätten und Stadien. Beim Bau von industriellen Großanlagen sind die Hoffmann Corp und die DPR die größten Bauausführer. Doch bei Nahrungsmittel- und Getränkefabriken ist die Gray Construction Marktführer. Autofabriken werden hingegen vor allem von Walbridge und Barton Mallow errichtet.
Für deutsche Hersteller von Baumaschinen und Gebäudetechnik bestehen aufgrund der Konjunkturlage und der umfangreichen Konjunkturprogramme mittelfristig gute und steigende Geschäftschancen. Das gilt mit Einschränkungen auch für Architektur- und Planungsbüros sowie für Anbieter von Spezialbauleistungen. Im Dienstleistungsbereich sind die Markteintrittsbarrieren mitunter sehr hoch.
Ausgewählte Strukturdaten zur Bauwirtschaft in den USAIn Milliarden US-Dollar, nominale Veränderung in Prozent Kennziffer | 2022 | 2023 | Veränderung |
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Bautätigkeit nach Sparten (in Milliarden US$) | | | |
Insgesamt, davon | 1.848,7 | 1.978,7 | 7,0 |
Wohnungsbau | 927,4 | 875,3 | -5,6 |
gewerblicher Hochbau | 537,3 | 664,1 | 23,6 |
Tiefbau/Infrastrukturbau | 383,7 | 439,3 | 14,5 |
Bautätigkeit nach Projektbetreibern | | | |
öffentlich | 376,3 | 437,7 | 16,2 |
privat | 1.472,4 | 1.541,0 | 4,7 |
Daten zum Wohnbau (Einheiten in 1.000) | | | |
Baugenehmigungen | 1.665,1 | 1470,6 | -11,7 |
Baubeginn | 1.552,6 | 1.419,9 | -8,5 |
im Bau | 1.695,0 | 1.676,0 | -1,1 |
Private Hausverkäufe (Anzahl/Einheiten) | 641,0 | 666,0 | 3,9 |
Durchschnittlicher Verkaufspreis (in 1.000 US$) | 457,8 | 427,8 | -6,6 |
Quelle: Nationales Statistikamt März 2024
Geschäftspraxis
Beim Markteintritt sehen sich deutsche Firmen durch Bestimmungen zu Mindeststandards bei der lokalen oder regionalen Wertschöpfung sowie der Förderung ausschließlich lokaler Unternehmen vor schwierige Herausforderungen gestellt. Hinzu kommt die teilweise anzutreffende Beschäftigungspflicht für lokale Arbeitnehmer. Hier macht sich der Fachkräftemangel zusätzlich negativ bemerkbar.
Neben den Local Content-Anforderungen aus den großen Konjunkturprogrammen gibt es noch branchenspezifische Handelshemmnisse. So darf das Material für den Schienenwegebau des staatlichen Bahnkonzerns AMTRAK ab einem Projektwert von 1 Million US-Dollar (US$) nur von inländischen Herstellern bezogen werden. Gleiches gilt für Projekte gemäß dem Clean Water Act. Ähnliche Vorschriften erlassen die US-Bundesstaaten sowie Kommunen bei Bauausschreibungen.
Ein Ausweg zur Umschiffung der Local-Content- and "Local-Hire"-Anforderungen bei öffentlichen Infrastrukturausschreibungen stellt die Übernahme amerikanischer Firmen dar. Als Beispiele gelten Turner Construction (Hochtief Americas) in der Bauindustrie sowie Lehigh Hanson (Heidelberg Materials) in der Baustoffindustrie. Alternativ kann ein Joint Venture gegründet werden, bei dem der US-Partner den lokalen Wertschöpfungsanteil übernimmt.
Viele deutsche Firmen setzen auf den Aufbau eigener Kapazitäten vor Ort. Dabei handelt es sich oft um eher einfache Montage- und Anpassungsschritte. Dadurch lassen sich die Produkte rasch und problemlos an die Ansprüche der Endkunden anpassen. Der Aufbau höherwertiger Fertigungsaktivitäten ist angesichts des Fachkräftemangels und des niedrigen Ausbildungsniveaus im industriellen Sektor schwierig.
Bei öffentlichen Projekten werden nationale Unternehmen per Gesetz und Vergabepraxis bevorzugt. Es ist für internationale Firmen nur sehr schwer möglich, den Zuschlag für ein Gesamtvorhaben zu erlangen. Dies ist meist nur als Joint Venture-Partner oder durch die Übernahme einer US-Firma möglich. Letztendlich liegen die Chancen für deutsche Firmen im Spezial- und Zulieferbereich beziehungsweise überall dort, wo es US-Firmen an Expertise mangelt.
Das trifft im Infrastrukturbereich vor allem auf den Bahnsektor zu. Die USA verfügen über wenig praktische Erfahrung im Hochgeschwindigkeitsbereich, da die ersten Projekte erst Ende des Jahrzehnts in Betrieb gehen werden. Vorteilhaft aus deutscher Sicht dürfte dabei sein, dass die chinesische Konkurrenz - wegen Sicherheitsbedenken - nicht zum Zuge kommen wird. Im Hafenbereich etwa will die US-Regierung sämtliche Kräne "Made in China" demontieren.
Grundsätzlich ist ein vorsichtiger Umgang mit dem Logo "Made in Germany" zu empfehlen. Es kann sich nachteilig auswirken. "Made in America" erweist sich im Gegenzug eigentlich immer als absatzfördernd. Der Motorsägenhersteller Stihl beispielsweise hat es nach eigenen Angaben durch ein geschicktes Marketing erreicht, dass seine Marke als einheimisch wahrgenommen wird. Zusammengefasst bietet sich für deutsche Firmen das Motto "German Engineered - Manufactured in America" an.
Von Roland Rohde
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Washington, D.C.