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Usbekistans Schuh- und Lederindustrie steht vor Investitionsboom
Usbekistans Lederindustrie investiert mittelfristig 2 Milliarden US-Dollar. Das Land entwickelt sich zu einem internationalen Branchenhub. Dies birgt viele Geschäftschancen.
16.02.2024
Von Uwe Strohbach | Taschkent
Die Schuh- und Lederwarenindustrie in der zentralasiatischen Republik Usbekistan soll in den kommenden Jahren kräftig wachsen. Mit umfangreichen Förderungen flankiert die usbekische Regierung den Ausbau von Wertschöpfungsketten. So soll sich der Industriezweig zu einem Rückgrat des verarbeitenden Gewerbes und der Exportwirtschaft entwickeln.
Mehrere Hundert Projekte in Planung oder Abstimmung
Das Projektportfolio im Zeitraum 2024 bis 2026/2027 umfasst nach Abgaben der Regierung Vorhaben für mehr als 1 Milliarde US-Dollar (US$). Angestrebt wird ein Projektvolumen von bis zu 2 Milliarden US$. Darin inbegriffen sind alle gegenwärtig vorliegenden Projektvorschläge und -ideen einschließlich der vereinbarten Memoranden über Kooperationen mit ausländischen Partnern.
will Usbekistans Lederindustrie mittelfristig investieren
Im Zeitraum 2017, dem Start der Liberalisierung in Usbekistan, bis Ende 2023 sind Investitionen von mehr als 900 Millionen US$ in die Branche geflossen. Darin enthalten sind circa 300 Millionen US$ ausländische Direktinvestitionen.
Das Projektgeschehen in der usbekischen Leder-, Lederwaren- und Pelzindustrie konzentriert sich auf die Mitgliedsunternehmen der Branchenvereinigung O´zcharmsanoat. Hierhin floss das Gros der bisherigen Investitionen und diese stehen auch für die anvisierten Projekte.
Im Jahr 2024 soll der wertmäßige Gesamtausstoß der Unternehmen von O´zcharmsanoat auf rund 1 Milliarde US$ steigen. Dies entspricht fast einer Verdopplung des Niveaus von 2022. Für 2024 schon fest geplant sind neue Projekte mit einem Gesamtwert von 360 Millionen US$.
Hierfür werden Ausrüstungen für Gerbereien, die Schuhmontage und die Produktion von Ledergalanteriewaren und -bekleidung benötigt. Gebraucht werden auch Schuhteile, Hilfs- und Zusatzstoffe, Accessoires und Chemikalien (Gerbstoffe, Entfettungs-, Fettungs- und Bindemittel, Anilin, Pigmente und Leime). Bedarf besteht zudem an Know-how für die Produktentwicklung und die Produktion. Nicht zuletzt müssen Fachkräfte aus- und weitergebildet werden.
Branchenvereinigung O´zcharmsanoat
O´zcharmsanoat hat 570 Mitgliedsbetriebe mit rund 47.000 Beschäftigten: vorrangig Hersteller von Schuhen (Kapazität 2023: 280 Mio./Jahr) und Ledergalanterie, ferner 93 Schlachthöfe, 50 Gerbereien, 2 Produzenten von Kunstleder, 9 von Pelz- und Karakulfellerzeugnissen sowie 16 Zulieferer. Die Gerbereien fertigen Hart- und Oberleder, vor allem Chrom- und Juchtenleder. Auch gibt es Rohstofflager.
Strategische Entwicklungsziele
Im Herbst 2023 verabschiedete die usbekische Regierung die Strategie "Usbekistan – 2030" für die sozioökonomische Entwicklung des Landes bis 2030. Für die Leder- und Lederwarenindustrie stehen dabei folgende Ziele an:
Steigerung der Wertschöpfung der Produktion von Lederschuhen um das Fünffache; Grundlage ist die Fertigung von mindestens 30 ausländischen Lederschuhmarken,
Auf- und Ausbau von Gewerbegebieten für die Produktion und den Export von Erzeugnissen ausländischer Markenhersteller und -händler,
Ausweitung der Produktion hochwertiger Natur- und Kunstledererzeugnisse für die Möbelindustrie, den Automobilbau, für Sportartikel und andere Industriezweige und
verstärkte Investitionen in moderne Produktionsausrüstungen einschließlich Technologie für die chemische und biologische Behandlung von Leder.
Zahlreiche lokale Ledermarken, darunter Perfect, UzShoes, KFK, San+One, Iskander und Magna Sport, suchen Kooperationen mit ausländischen Markenherstellern für die Produktion und den Export. Gewünschte ausländische Partner sind dabei unter anderem Markenhersteller wie Berkemann und Adidas (Deutschland), Baldinini und Geox (Italien), Li-Ning, Anta Sports und Josiny (China), Gratto, Vakko, NGS und Hotiç (Türkei) sowie Avanti, Kari und Ortomda (Russland).
Internationale Geber unterstützen Modernisierung und Ausbau der Branche
Den Ausbau und die Modernisierung der usbekischen Leder- und Lederwarenindustrie begleiten auch internationale Geber und Förderinstitute finanziell, darunter die Europäische Bank für Wiederaufbau und Entwicklung (EBRD), die Weltbank und die Japan International Cooperation Agency (JICA).
Die Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) unterstützt die für 2024 geplante Gründung eines Lehrzentrums für Mode, Design und Innovation in der Leder- und Schuhindustrie. Hier sollen Fachkräfte unter anderem für Standardisierung und Marketing aus- und fortgebildet werden. An usbekischen Hochschulen werden mit Beginn des nächsten Studienjahres 800 neue Studienplätze für den Bedarf des Industriezweiges zur Verfügung stehen.
| 2021 | 2022 | 2023 | 2026 3) |
---|---|---|---|---|
Produktion insgesamt (in Mio. US$) | 415,5 | 506,4 | 655,0 1) | 1.600 |
Fertigleder, Erzeugnisse daraus (in Mrd. Quadratdezimeter) | 1,6 | 2,1 | 1,3 2) | 3,5 |
Schuhe (in Mio. Paar) | 115,0 | 160,2 | 107,5 2) | 470,3 |
Export (in Mio. US$) | 420,6 | 455,4 | 363,3 2) | 1.200,0 |
Regierung fördert Industriezweig
Die usbekische Regierung flankiert den Ausbau der Leder- und Lederwareindustrie mit Förderungen. Hierzu zählen Initiativen für den Auf- und Ausbau regionaler Wertschöpfungsketten (Cluster) sowie die Gewährung von Steuererleichterungen (Gewinn- und Vermögensteuer) und Zollpräferenzen (für den Import von Technologien, Komplettierungsteilen und bestimmten Roh- und Hilfsstoffen).
Außerdem unterstützt die Regierung zinsgünstige Kredite für die Beschaffung von Maschinen und Ausrüstungen. Darüber hinaus fördert sie Exporteure über die Vergabe günstiger kurzfristiger Exportkredite durch usbekische Geschäftsbanken.
Kontaktadressen
Bezeichnung | Anmerkung |
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Außenhandelsinformation für die deutsche Exportwirtschaft | |
Delegation der deutschen Wirtschaft für Zentralasien, Büro in Usbekistan | Anlaufstelle für deutsche Unternehmen |
Branchenvereinigung O´zcharmsanoat
| Branchenvereinigung (Mitgliedsunternehmen stehen für das Gros des Ausstoßes im Industriezweig) nimmt auch Aufgaben einer Behörde wahr, Ansprechpartner für Investoren, Zulieferer und Einkäufer |
Handels- und Industriekammer Usbekistans | Interessenvertretung usbekischer Unternehmen, Vermittlung von Geschäftspartnern, ab 2024 auch zuständig für die Ansiedelung in Gewerbegebieten und die Exportförderung |
Verwaltungen der Provinzen, der Autonomen Republik Karakalpakstan und der Hauptstadt Taschkent | Ansprechpartner für regionale Branchenprojekte |
UzCharmExpo, Hauptstadt Taschkent | Internationale Fachmesse, findet jährlich im Frühjahr (April/Mai) und Herbst (Oktober) statt |