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Branchen | Usbekistan | Lederindustrie

Usbekistans Schuh- und Lederindustrie steht vor Investitionsboom

Usbekistans Lederindustrie investiert mittelfristig 2 Milliarden US-Dollar. Das Land entwickelt sich zu einem internationalen Branchenhub. Dies birgt viele Geschäftschancen. 

Von Uwe Strohbach | Taschkent

Die Schuh- und Lederwarenindustrie in der zentralasiatischen Republik Usbekistan soll in den kommenden Jahren kräftig wachsen. Mit umfangreichen Förderungen flankiert die usbekische Regierung den Ausbau von Wertschöpfungsketten. So soll sich der Industriezweig zu einem Rückgrat des verarbeitenden Gewerbes und der Exportwirtschaft entwickeln. 

Mehrere Hundert Projekte in Planung oder Abstimmung

Das Projektportfolio im Zeitraum 2024 bis 2026/2027 umfasst nach Abgaben der Regierung Vorhaben für mehr als 1 Milliarde US-Dollar (US$). Angestrebt wird ein Projektvolumen von bis zu 2 Milliarden US$. Darin inbegriffen sind alle gegenwärtig vorliegenden Projektvorschläge und -ideen einschließlich der vereinbarten Memoranden über Kooperationen mit ausländischen Partnern. 

2 Mrd. US$

will Usbekistans Lederindustrie mittelfristig investieren

Im Zeitraum 2017, dem Start der Liberalisierung in Usbekistan, bis Ende 2023 sind Investitionen von mehr als 900 Millionen US$ in die Branche geflossen. Darin enthalten sind circa 300 Millionen US$ ausländische Direktinvestitionen.

Das Projektgeschehen in der usbekischen Leder-, Lederwaren- und Pelzindustrie konzentriert sich auf die Mitgliedsunternehmen der Branchenvereinigung O´zcharmsanoat. Hierhin floss das Gros der bisherigen Investitionen und diese stehen auch für die anvisierten Projekte.

Im Jahr 2024 soll der wertmäßige Gesamtausstoß der Unternehmen von O´zcharmsanoat auf rund 1 Milliarde US$ steigen. Dies entspricht fast einer Verdopplung des Niveaus von 2022. Für 2024 schon fest geplant sind neue Projekte mit einem Gesamtwert von 360 Millionen US$. 

Hierfür werden Ausrüstungen für Gerbereien, die Schuhmontage und die Produktion von Ledergalanteriewaren und -bekleidung benötigt. Gebraucht werden auch Schuhteile, Hilfs- und Zusatzstoffe, Accessoires und Chemikalien (Gerbstoffe, Entfettungs-, Fettungs- und Bindemittel, Anilin, Pigmente und Leime). Bedarf besteht zudem an Know-how für die Produktentwicklung und die Produktion. Nicht zuletzt müssen Fachkräfte aus- und weitergebildet werden. 

Branchenvereinigung O´zcharmsanoat

O´zcharmsanoat hat 570 Mitgliedsbetriebe mit rund 47.000 Beschäftigten: vorrangig Hersteller von Schuhen (Kapazität 2023: 280 Mio./Jahr) und Ledergalanterie, ferner 93 Schlachthöfe, 50 Gerbereien, 2 Produzenten von Kunstleder, 9 von Pelz- und Karakulfellerzeugnissen sowie 16 Zulieferer. Die Gerbereien fertigen Hart- und Oberleder, vor allem Chrom- und Juchtenleder. Auch gibt es Rohstofflager.

Strategische Entwicklungsziele 

Im Herbst 2023 verabschiedete die usbekische Regierung die Strategie "Usbekistan – 2030" für die sozioökonomische Entwicklung des Landes bis 2030. Für die Leder- und Lederwarenindustrie stehen dabei folgende Ziele an:  

  1. Steigerung der Wertschöpfung der Produktion von Lederschuhen um das Fünffache; Grundlage ist die Fertigung von mindestens 30 ausländischen Lederschuhmarken,

  2. Auf- und Ausbau von Gewerbegebieten für die Produktion und den Export von Erzeugnissen ausländischer Markenhersteller und -händler,

  3. Ausweitung der Produktion hochwertiger Natur- und Kunstledererzeugnisse für die Möbelindustrie, den Automobilbau, für Sportartikel und andere Industriezweige und

  4. verstärkte Investitionen in moderne Produktionsausrüstungen einschließlich Technologie für die chemische und biologische Behandlung von Leder.

Zahlreiche lokale Ledermarken, darunter Perfect, UzShoes, KFK, San+One, Iskander und Magna Sport, suchen Kooperationen mit ausländischen Markenherstellern für die Produktion und den Export. Gewünschte ausländische Partner sind dabei unter anderem Markenhersteller wie Berkemann und Adidas (Deutschland), Baldinini und Geox (Italien), Li-Ning, Anta Sports und Josiny (China), Gratto, Vakko, NGS und Hotiç (Türkei) sowie Avanti, Kari und Ortomda  (Russland).

Internationale Geber unterstützen Modernisierung und Ausbau der Branche 

Den Ausbau und die Modernisierung der usbekischen Leder- und Lederwarenindustrie begleiten auch internationale Geber und Förderinstitute finanziell, darunter die Europäische Bank für Wiederaufbau und Entwicklung (EBRD), die Weltbank und die Japan International Cooperation Agency (JICA)

Die Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) unterstützt die für 2024 geplante Gründung eines Lehrzentrums für Mode, Design und Innovation in der Leder- und Schuhindustrie. Hier sollen Fachkräfte unter anderem für Standardisierung und Marketing aus- und fortgebildet werden. An usbekischen Hochschulen werden mit Beginn des nächsten Studienjahres 800 neue Studienplätze für den Bedarf des Industriezweiges zur Verfügung stehen.   

Entwicklung der Produktion und des Exports von Leder, Leder- und Pelzwaren

 

2021

2022

2023

2026 3) 

Produktion insgesamt (in Mio. US$) 

415,5

506,4

655,0 1)

1.600

  Fertigleder, Erzeugnisse daraus (in Mrd. Quadratdezimeter)

1,6

2,1

1,3 2)

3,5

  Schuhe (in Mio. Paar)

115,0

160,2

107,5 2)

470,3

Export (in Mio. US$)

420,6

455,4

363,3 2)

1.200,0

1 vorläufige Angabe; 2 1. Halbjahr; 3 Zielmarken des mittelfristigen Ausbauprogramms vom 26. Februar 2022. Quelle: O´zcharmsanoat, Germany Trade & Invest (2023)

Regierung fördert Industriezweig   

Die usbekische Regierung flankiert den Ausbau der Leder- und Lederwareindustrie mit Förderungen. Hierzu zählen Initiativen für den Auf- und Ausbau regionaler Wertschöpfungsketten (Cluster) sowie die Gewährung von Steuererleichterungen (Gewinn- und Vermögensteuer) und Zollpräferenzen (für den Import von Technologien, Komplettierungsteilen und bestimmten Roh- und Hilfsstoffen). 

Außerdem unterstützt die Regierung zinsgünstige Kredite für die Beschaffung von Maschinen und Ausrüstungen. Darüber hinaus fördert sie Exporteure über die Vergabe günstiger kurzfristiger Exportkredite durch usbekische Geschäftsbanken. 

SWOT-Analyse der usbekischen Leder- und Lederwarenindustrie

S

Stärken Strengths

  • Großes Angebot an lokalen und regional beziehbaren hochwertigen Rohstoffen (Häute) 
  • Günstige Produktionskosten inklusive wettbewerbsfähiger Löhne und langjähriger Traditionen
  • Großes Angebot an verfügbaren und motivierten Arbeitskräften
  • Staatliche Förderung und großes Interesse an der Internationalisierung der Branche 
  • Guter Zugang zu perspektivisch interessanten Absatzmärkten
W

Schwächen Weaknesses

  • Teils staatliche Überregulierung, häufige Änderungen (Gesetze, Steuern, Zölle und Fördermaßnahmen) 
  • Mangelnde Kennnisse und Erfahrungen in Hochqualitäts-Design und -Produktion,  kaum entwickelte Zulieferindustrie (teure Importe)
  • Mangel an hochqualifizierten Fachkräften (Designer, Ingenieure, Produktgestalter)
  • Unzureichende Erfolge bei der Einführung internationaler Standards und Zertifikate 
  • Hohe Transportkosten für das Exportgeschäft
O

Chancen Opportunities

  • Massiver Ausbau von Wertschöpfungsketten (Cluster) und spezialisierten Gewerbegebieten  
  • Nachholbedarf für eine umweltgerechte und ressourcenschonende Produktion (Reinhaltung von Wasser, Luft und Boden)
  • Gute Rahmenbedingungen und Stimuli für ausländische Investitionen und breite Förderung exportorientierter Unternehmen
  • Großes und wachsendes Interesse an Kooperationen mit dem westlichen Ausland (Produktion und Lohnveredelung)
  • Präferenzsystem APS+ ermöglicht wachsende zollfreie Exporte in die EU (Lieferungen von Lederwaren 2023 im Rahmen von APS+: 25 Mio. US$) 
T

Risiken Threats

  • Stockende Modernisierung bestehender Unternehmen
  • Unzureichende Fortschritte beim Aufbau einer leistungsfähigen Zulieferindustrie 
  • Mangelnde Erfolge bei der Aus- und Weiterbildung von Fachkräften
  • Zu wenig Fortschritte bei der Zertifizierung und Standardisierung nach international anerkannten Normen 
  • Unzureichende Sicherung zuverlässiger und kostengünstiger Transporte für den Export

Kontaktadressen

Ansprechpartner in Deutschland und Usbekistan

Bezeichnung

Anmerkung

Germany Trade & Invest

Außenhandelsinformation für die deutsche Exportwirtschaft 

Delegation der deutschen Wirtschaft für Zentralasien, Büro in Usbekistan

Anlaufstelle für deutsche Unternehmen 

Branchenvereinigung O´zcharmsanoat 

 

 

 

Branchenvereinigung (Mitgliedsunternehmen stehen für das Gros des Ausstoßes im Industriezweig) nimmt auch Aufgaben einer Behörde wahr, Ansprechpartner für Investoren, Zulieferer und Einkäufer 

Handels- und Industriekammer Usbekistans

Interessenvertretung usbekischer Unternehmen, Vermittlung von Geschäftspartnern, ab 2024 auch zuständig für die Ansiedelung in Gewerbegebieten und die Exportförderung     

Verwaltungen der Provinzen, der Autonomen Republik Karakalpakstan und der Hauptstadt Taschkent

Ansprechpartner für regionale Branchenprojekte 

UzCharmExpo, Hauptstadt Taschkent 

Internationale Fachmesse, findet jährlich im Frühjahr (April/Mai) und Herbst (Oktober) statt 

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