Die Emirate wollen ihre Häfen weiter ausbauen. Darüber hinaus sind große Projekte in der Wasserwirtschaft sowie im Abwassermanagement angekündigt.
Der Gesamtwert der Projektvergabe in den Vereinigten Arabischen Emiraten (VAE) ging im Jahr 2022 gegenüber dem Vorjahr um 25 Prozent auf etwa 19,4 Milliarden US-Dollar (US$) zurück. Die Aussichten für das Jahr 2023 sind jedoch positiv. Vorhaben in Milliardenhöhe wurden ausgeschrieben. Das größte Projekt kündigte Etihad Rail im Februar 2023 an. Dabei handelt es sich um den Bau einer neuen Hochgeschwindigkeitsstrecke, die Abu Dhabi und Dubai verbinden soll. Zwei weitere Linien werden in Betracht gezogen: eine Strecke zwischen Abu Dhabi und Al-Ain sowie eine weitere von Dubai nach Schardscha. Das Vorhaben hat ein Investitionsvolumen von 10 Milliarden US$ und soll in drei Phasen bis Dezember 2027 fertiggestellt werden.
Golfstaat investiert Milliarden in den Hafenbau
Eine moderne Passagier-, Transport- und Lagerlogistik bietet für die VAE einen wichtigen Standortvorteil im globalen Wettbewerb. Die Regierung forciert daher Ausbaupläne für die zugehörige Infrastruktur. Der Datenbank MEED Projects zufolge befanden sich im April 2023 Vorhaben im Wert von 9,2 Milliarden US$ in der Planung. Projekte mit einem Volumen von 2,6 Milliarden US$ sind in der Bauphase.
Der Khalifa Port im Emirat Abu Dhabi verfügt über eine Kapazität von 7,8 Millionen TEU (Twenty-foot Equivalent Unit), die bis zum Jahr 2030 auf 15 Millionen TEU verdoppelt werden soll. Die Containerterminals CPS 1 und 2 sind bereits in Betrieb. Der Bau des dritten CSP-Terminals mit einer Jahreskapazität von 1,8 Millionen TEU befindet sich im Planungsstadium. Das Vorhaben hat ein Investitionsvolumen von 154 Millionen US$ und soll Ende 2024 fertiggestellt werden. Das Terminal wird von einem Joint Venture verwaltet, das zu 70 Prozent der französischen CMA CGM und zu 30 Prozent der emiratischen AD Ports Group gehört.
Das größte Projekt ist der Ausbau der Khalifa Industrial Zone für 7,8 Milliarden US$. Unter anderem soll ein neuer Logistikhub entstehen. Das Vorhaben wurde 2012 angekündigt und befindet sich seitdem in der Designphase. Die weitere Entwicklung war Experten zufolge im April 2023 weiterhin ungewiss.
DP World kündigte kürzlich einen Ausbau seiner Häfen und Terminals an und plant, dafür mehr als 5 Milliarden US$ zu investieren. Der Hafenbetreiber startete bereits die Pilotphase von "BoxBay". Dabei handelt es sich um ein neues Hochregallager, das eine höhere Lagerkapazität mit einem effizienteren Containerumschlagsystem kombinieren soll.
Auch in den anderen Emiraten des Golfstaats wird investiert: Die Fujairah Port Authority entwickelt in Dibba einen neuen Hafen für 200 Millionen US$. Die Zoll- und Hafenbehörde von Ajman plant in Al Zawaraa einen Seehafen im Wert von 545 Millionen US$. Dieser soll jährlich 5.000 Gütercontainer transportieren können und im Laufe des Jahres 2023 fertiggestellt werden.
VAE setzen auf neue Projekte zur Wassergewinnung
In Abu Dhabi sollen bis 2026 insgesamt 1,5 Milliarden US$ in den Ausbau weiterer Meerwasserentsalzungsanlagen investiert werden. Mit 950 Millionen US$ gehört der Bau einer Anlage mit einer Tageskapazität von 1,4 Millionen Kubikmetern zum größten Projekt. Weiterhin plant EWEC die Errichtung einer Entsalzungsanlage für Meerwasser auf der Basis von Umkehrosmose (RO-Anlage) für 400 Millionen US$ in Al Mirfa.
In Dubai beabsichtigt DEWA, auf dem Gelände des ersten Kohlekraftwerks der VAE (Hassyan; in der Bauphase) eine RO-Anlage mit einer Tageskapazität von 0,5 Millionen Kubikmeter zu errichten. Das Hassyan-Projekt hat ein Investitionsvolumen von 450 Millionen US$ und ist Dubais erste Meerwasserentsalzungsanlage mit privaten Investoren. Das indische Unternehmen WABAG erhielt bei der Ausschreibung den Zuschlag für einen Vertrag über 100 Millionen US$, um Engineering- und Beschaffungsaktivitäten für das Projekt durchzuführen.
Auch die nördlichen Emirate bauen Kapazitäten aus. Das Emirat Sharjah beispielsweise kündigte Projekte im Wert von über 270 Millionen US$ an und saniert eine Meerwasser-Umkehrosmoseanlage in Al Hamriyah für 120 Millionen US$. Die Bauarbeiten sollen im Jahr 2025 abgeschlossen werden.
Im Emirat Abu Dhabi ist das "Project Wave" im Wert von 4,5 Milliarden US$ in der Planung. Dabei sollen zwei eigenständige Nanofiltrationsanlagen für Meerwasser mit einer kombinierten Behandlungskapazität von 0,9 Millionen Kubikmeter pro Tag entstehen. Der Ausschreibungsprozess steht noch aus.
Kanalisation und Abwasseraufbereitung werden modernisiert
Die Abu Dhabi Transmission & Dispatch Company (Transco) plant die Modifikation und Modernisierung von Desinfektionsanlagen zur Bromatkontrolle in Dubai. Das Projekt befindet sich in der Planungsphase, hat ein Volumen von 60 Millionen US$ und soll im Jahr 2025 in Betrieb gehen. Unter anderem sollen Übertragungsleitungen verlegt sowie Pumpstationen und zugehörige Einrichtungen gebaut werden.
Kleinere Projekte sind auch für die nördlichen Emirate geplant. Die Behörde Directorate of Public Works beabsichtigt den Bau einer Kläranlage mit einer Kapazität von 30.000 Kubikmeter pro Tag in Al Houmah in Sharjah. Das Vorhaben hat ein Volumen von 25 Millionen US$. Ein Joint Venture aus der emiratischen Al Darwish Engineering und der französischen Veolia Water arbeiten als Hauptauftragnehmer für das Projekt. Die Bauarbeiten sollen noch 2023 finalisiert werden.
Die Federal Electricity & Water Authority (FEWA) baut für 40 Millionen US$ ein Versorgungssystem für die Tanqia Waste Water Treatment Plant (TWWTP) von Tanqia nach Fujairah. Hauptauftragnehmer ist Dhafir Technologies. Die geplante Fertigstellung ist für 2023 vorgesehen. Die Ras Al Khaimah Waste Management Authority baut im Rahmen des Sheikh-Zayed-Housing-Projekts ein Kanalisationsnetz im Al Samer Urban Quarter B. Das Vorhaben kostet 12 Millionen US$ und soll ebenfalls noch bis zum Jahresende 2023 abgeschlossen werden.
Von Heena Nazir
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