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Tiefbau: Marktlage und -entwicklung

Milliardeninvestitionen, insbesondere in die Entwicklung von Verkehrsinfrastruktur und Abwasserprojekten, lassen den Tiefbausektor der VAE boomen.

Von Heena Nazir | Dubai

Der Tiefbausektor spielt eine zentrale Rolle bei der Entwicklung der Infrastruktur in den Vereinigten Arabischen Emiraten (VAE). Der Ausbau des öffentlichen Verkehrsnetzes, die Erweiterung des Stromnetzes, der Ausbau des Al Maktoum Flughafens sowie bedeutende Wasser- und Abwasserprojekte gehen mit Investitionen in Höhe mehrerer Milliarden US-Dollar (US$) einher.

Ausbau der Metro in Dubai und Abu Dhabi steht an

Dubai investiert in den Ausbau seines öffentlichen Verkehrsnetzes, insbesondere in die Metro. Das bedeutendste Projekt ist die Dubai Metro Blue Line, die bis 2029 fertiggestellt werden soll. Mit einem Budget von 5 Milliarden US$ umfasst das Vorhaben die Errichtung von 14 neuen Stationen und die Erweiterung des Netzes um 30 Kilometer, davon 15,5 Kilometer unterirdisch. Diese Linie wird die südlichen Stadtbezirke und den Al Maktoum Flughafen (Dubai World Central, DWC) miteinander verbinden. Sie soll den Verkehr um 20 Prozent reduzieren und bis zu 56.000 Passagiere pro Stunde befördern. Die Ausschreibung wurde von August auf Oktober 2024 verschoben. Laut lokalen Zeitungsberichten sollen auch deutsche Unternehmen (darunter Siemens) ihr Interesse bekundet haben.

Auch Abu Dhabi belebt seine Metropläne neu. Der Ausbau wurde erstmals 2005 angekündigt, um das wachsende Verkehrsaufkommen zu bewältigen. Im Jahr 2012 wurden die US-Unternehmen Aecom und Parsons Brinckerhoff sowie die deutsche DB International mit einer Machbarkeitsstudie und Vorplanung beauftragt. Danach wurde das Projekt auf Eis gelegt. 

Im Jahr 2023 wurde eine neue Dringlichkeitsstudie bei der spanischen Sener Grupo de Ingenieria SA in Auftrag gegeben, um das Projekt weiterzuverfolgen. Die erste Phase des 7-Milliarden-US$-Projekts umfasst wichtige Standorte wie Al-Raha Beach und Saadiyat Island, während die zweite Phase Musaffah und Mohammed bin Zayed City abdecken soll. 

Die Gründung der Abu Dhabi Transport Company unter der Leitung von Sheikh Theyab bin Mohamed bin Zayed im Jahr 2023 stärkt das Vertrauen in die Realisierung des Projekts. Das erneute Interesse an Schienenprojekten in der Region ist ein weiterer positiver Indikator für eine baldige Umsetzung, erklären Branchenvertreter.

Geschäftschancen für deutsche Unternehmen

Der Ausbau der Metro in Dubai und Abu Dhabi eröffnet deutschen Firmen besonders im Bau- und Ingenieurwesen mögliche Aufträge. Auch die Nachfrage nach Technologien und Ausrüstungen für den Schienenverkehr, wo deutsche Unternehmen eine führende Rolle spielen, ist groß.

Weitere Gelegenheiten ergeben sich in den Bereichen Beratung und Planung, vor allem in der Stadtplanung und Transportlogistik. Angesichts des starken Engagements für Nachhaltigkeit können auch Unternehmen mit Fokus auf Umwelttechnologien von diesen Projekten profitieren.

Hohe Investitionen in das Stromnetz geplant

Die VAE setzen auf den Ausbau ihrer Stromübertragungs- und -verteilungsnetze, um den steigenden Energiebedarf zu decken und die Integration erneuerbarer Energien zu fördern. Obwohl das Planungsvolumen der VAE mit 1,2 Milliarden US$ im Vergleich zu anderen Golfstaaten relativ gering ist (Saudi Arabien: 25,7 Milliarden US$), werden bedeutende Projekte realisiert.

Der Wert der laufenden Stromübertragungsprojekte in den VAE beträgt insgesamt 5,1 Milliarden US$. Das größte dieser Projekte ist die Verlegung eines 3 Milliarden US$ teuren Hochspannungsunterwasserkabels, das Offshore-Plattformen der Abu Dhabi National Oil Company (ADNOC) mit dem Stromnetz der Emirates Water and Electricity Company verbindet. Hierbei sind Unternehmen wie Samsung, Jan De Nul und Prysmian beteiligt.

Großes Wasserprojekt in Dubai angekündigt

Dubai investiert 22 Milliarden US$ in das "Dubai Strategic Sewerage Tunnels" (DSST)-Projekt. Ziel ist es, ein nachhaltiges Abwassersystem zu schaffen. Das Vorhaben, das bis 2033 in mehreren Phasen umgesetzt wird, wechselt von einem Pumpen- auf ein Gravitationssystem, um die Effizienz zu steigern und die Betriebskosten zu senken. Dies eröffnet deutschen Unternehmen Chancen im Ingenieur- und Bauwesen, besonders im Bereich nachhaltiger Wassermanagement-Technologien.

Ausschreibungen werden Ende 2024 erwartet und sollen in Abständen von sechs bis zwölf Monaten veröffentlicht werden. Interessierte Konsortien, bestehend aus Sponsoren, EPC-Auftragnehmern (Engineering, Procurement, Construction) sowie Betriebs- und Wartungsauftragnehmern (O&M), müssen sich vorab für die Teilnahme qualifizieren.

Al Maktoum Airport soll für 35 Milliarden US$ erweitert werden

Der Al Maktoum International Airport (DWC) in Dubai wird für 35 Milliarden US$ ausgebaut, um die Kapazität auf 260 Millionen Passagiere und 12 Millionen bis 15 Millionen Tonnen Fracht pro Jahr zu erhöhen. Das Projekt umfasst fünf parallele Start- und Landebahnen sowie fünf Terminalgebäude. Es soll die Position Dubais als globales Luftfahrtdrehkreuz stärken und erhebliche wirtschaftliche Impulse vermitteln. 

Für deutsche Unternehmen bieten sich gute Chancen in den Bereichen Bau und Infrastruktur, Technologie und IT sowie Logistik und Transport. "Die Expertise und der gute Ruf deutscher Bauunternehmen sowie innovative Lösungen deutscher Technologieanbieter sind hier von Vorteil", bestätigt Markus Brandt, Senior Consultant bei der Deutsch-Emiratischen Industrie- und Handelskammer (AHK), in einem Interview mit Germany Trade & Invest (GTAI). 

Herausforderungen bestehen jedoch in der Komplexität und dem Umfang des Projekts. Es gibt Bedenken hinsichtlich der Bewältigung der hohen Nachfrage nach qualifizierten Arbeitskräften und spezialisierten Auftragnehmern. Zudem könnten potenzielle Verzögerungen und Kostenüberschreitungen auftreten, warnen Branchenkenner. 

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