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Branchenanalyse | Vietnam | Bauwirtschaft

Hochbau könnte sich endlich erholen

Die Aussichten für den Industrie- und Infrastrukturbau sind gut. Der Wohnungsbau dürfte 2024 und 2025 immerhin wieder langsam zulegen.

Von Peter Buerstedde | Hanoi

Ausblick der Bauwirtschaft in Vietnam

Bewertung:

 

  • Der Wohnungsbau wird sich 2024 und 2025 wieder langsam erholen, aber die Situation der Bauunternehmen ist zum Teil weiter kritisch.
  • Die Segmente Industrie- und Infrastrukturbau laufen weiterhin gut. Investoren bauen Fabriken auf und der Autobahnausbau schreitet voran.
  • Im Baustoffsektor gibt es immer mehr Konkurrenz durch ausländische und immer bessere lokale Anbieter.

Anmerkung: Einschätzung des Autors für die kommenden zwölf Monate auf Grundlage von prognostiziertem Umsatz- und Produktionswachstum, Investitionen, Beschäftigungsstand, Auftragseingängen, Konjunkturindizes etc.; Einschätzungen sind subjektiv und ohne Gewähr; Stand: April 2024

  • Hochbau: Marktlage und Marktentwicklung

    Der Wohnungs-, Büro- und Hotelbau kommt langsam aus einer tiefen Krise. Neue Fabriken und Gewerbegebiete treiben den Industriebau an.

    Der Hochbau in Vietnam erfolgt zu etwa 90 Prozent als Selbstbau oder durch informelle Bau- und Handwerksbrigaden. Die Auftragnehmer sind hier vielfach Architekten, Planer und Bauleiter in Personalunion. Sie suchen sich für individuelle (meist private Wohnbau-) Vorhaben Bautrupps zusammen, die von Projekt zu Projekt gehen. Dieser Teil des Hochbaus hängt stark von der Konjunkturentwicklung und den Auslandsüberweisungen der vietnamesischen Diaspora ab. Diese sind nach Weltbankschätzungen von einem Rekordwert von 19 Milliarden US-Dollar (US$) im Jahr 2022 auf 14 Milliarden US$ im Jahr 2023 gesunken. Sie machten damit aber immer noch 4,1 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP) aus. 

    Wohnungsbau kommt langsam aus der Krise

    Der kommerzielle Wohnungsbau durch große Bauentwickler ist vor allem auf Investoren ausgerichtet und dient noch vergleichsweise wenig der Eigennutzung. Vor der Coronapandemie hatte sich der Wohnungsbau sehr kräftig entwickelt. Viele Entwicklerfirmen nahmen Schulden auf, um das schnelle Wachstum zu finanzieren. Mit der Coronakrise kamen zahlreiche Projekte zum Stillstand. Viele Firmen legten Anleihen auf, um nicht zahlungsunfähig zu werden. 

    Im Nachkrisenjahr 2022 hatten steigende Zinsen und Baumaterialkosten die Finanzlage der Firmen weiter verschlechtert, während Skandale bei großen Entwicklerfirmen viele Unregelmäßigkeiten aufdeckten. Laut Bauministerium (Ministry of Construction) sind sowohl die Anzahl der Baugenehmigungen als auch die der fertiggestellten Wohnungen seit 2020 stark gesunken. Seit 2023 gibt es aber Anzeichen für eine Erholung.

    Entwicklung des Wohnungsbaus Veränderung in Prozent
     

    2020

    2021

    2022

    2023

    Veränderung 2023/2022

    Anzahl der Baugenehmigungen (Wohnungen)

    232.559

    97.737

    55.732

    24.993

    -55,2

    Anzahl fertiggestellter Wohnungen

    57.146

    22.321

    18.206

    29.612

    76,5

    Anzahl im Bau befindlicher Wohnungen

    197.934

    271.566

    228.029

    402.570

    62,6

    Quelle: Ministry of Construction 2024

    Nach Daten des Bauministeriums wurden vor allem im 2. Halbjahr 2023 wieder deutlich mehr Wohnungen fertiggestellt. Auch wurde der Bau vieler Projekte wieder aufgenommen, wie die Daten zu den im Bau befindlichen Wohnungen zeigen. 

    Die Regierung will den Wohnungsbau in Gang bringen. Sie hatte Städte und Kommunen 2023 angewiesen, Listen mit Immobilienprojekten und deren Umsetzungsschwierigkeiten zu erstellen und diese aktiv anzugehen. Änderungen an etlichen Gesetzen, die den Bausektor betreffen, sollen die Umsetzung von Projekten beschleunigen. 

    Anfang 2025 wird in Vietnam ein neues Landgesetz in Kraft treten. Zum einen soll es die Enteignung von Baugrundstücken und Entschädigungen beschleunigen. Zum anderen soll es Auslandsvietnamesen aus der 1,6-Millionen-starken Diaspora erlauben, auch ohne Staatsangehörigkeit Wohnungen in Vietnam zu kaufen. Das könnte die Nachfrage nach hochwertigen Wohnungen antreiben. Die Erholung wird 2024 aber erst langsam Fahrt aufnehmen, da viele der Gesetzesänderungen noch umgesetzt werden müssen.

    Hotel- und Bürobau nimmt Projekte wieder auf

    Auch Büro- und Hotelbau kommen langsam wieder in Bewegung. Im Hotelbau gibt es viele unfertige Bauten, die in den Boomjahren bis 2019 begonnen worden sind. Zum Teil wurden sie 2023 wieder in Angriff genommen. 

    Die Erholung im Tourismus hat sich 2023 beschleunigt. Nach 12,6 Millionen internationalen Touristen 2023 peilt die Regierung 2024 mit 20 Millionen wieder mehr Besucher an als im Vorkrisenjahr 2019 (18 Millionen). Viele internationale Hotelgruppen wie Accor, Marriott und Tui Blue weiten ihre Präsenz im Land aus und haben mit lokalen Hotelbesitzern Managementverträge abgeschlossen. Auch der Bau vieler unfertiger Hotels wird wieder aufgenommen. 

    Noch besser als im Hotelbau ist die Nachfrage im Bürobau, wo ein begrenztes Angebot die Mieten antreibt. Auch hier konnten viele Projekte in den letzten Monaten weitergebaut werden. In Hanoi bilden sich mit dem Stadtgebiet West of Westlake und in Ho-Chi-Minh-Stadt mit dem Stadtviertel Thu Thiem zwei Wachstumspole für Bürotürme und Einkaufszentren heraus.  

    Sozialbau noch weit vom Ziel entfernt

    Angesichts stark steigender Grundstückspreise hatten Immobilienunternehmen in den letzten Jahren vor allem in den Bau hochpreisiger Wohnungen investiert. Hier will die Regierung gegensteuern. Sie hat das Ziel von 450.000 zusätzlichen Sozialwohnungen bis 2025 vorgegeben bis 2030 sollen es 1 Million sein. Im Gegenzug erhalten die Unternehmen vergünstigte Kredite, wofür der Staat 5,1 Milliarden Euro zur Verfügung stellt. Bauunternehmen beklagen aber weiterhin langwierige Genehmigungsverfahren und wünschen sich niedrigere Zinsen. 

    Nach Angaben des Bauministeriums waren bis Ende 2023 immerhin 70 Bauprojekte mit 35.566 Sozialwohnungen abgeschlossen worden. Weitere 127 Vorhaben mit 107.896 Einheiten befanden sich im Bau. Das Ministerium hat für 2024 das Ziel von 135.000 Sozialwohnungen vorgegeben. Entwickler  haben aber für das Jahr nur 47.000 angemeldet.

    Gute Aussichten für Industriebau

    Ausländische Investoren kommen weiter ins Land und bauen Fabriken auf. Der Zustrom an Auslandsinvestitionen erreichte im Jahr 2023 mit 23 Milliarden US$ ein Rekordniveau. Gekoppelt mit einer anhaltenden Ausweitung im E-Commerce, treibt dies auch den Ausbau im Bereich Lager/Logistik an. Ein Großteil der Industriebetriebe siedelt sich in Industrieparks an, die sich nach Aussagen von Parkbetreibern rapide füllen. Nach Daten von Cushman & Wakefield wuchs die angemietete Fläche 2023 landesweit um 5,7 Prozent an.

    Vor allem der Zuzug von Firmen aus der Elektronik hält an, mit großen Investitionsvorhaben durch Auftragshersteller von Apple. Im Norden siedeln sich immer mehr chinesische Investoren an, während US-amerikanische und europäische Firmen vielfach in den Süden gehen.

    Der Boom beim Bau bezugsfertiger Fabrik- und Lagerhallen (Ready Built Factories/Warehouses) hält an. Im Jahr 2023 wurden vor allem im Norden des Landes neue Objekte eröffnet. Die Beratungsgesellschaft CBRE erwartet, dass 2024 auch der Süden einen starken Zubau erfährt. Die Mieten sind hier deutlich höher als im Norden und die Industrieparks besonders stark ausgelastet. 

    Baukosten vergleichsweise günstig

    Die Baukosten in Vietnam sind im regionalen Vergleich noch relativ günstig. Sie liegen in den städtischen Zentren Vietnams etwas unter dem Niveau anderer asiatischer Metropolen wie Manila oder Bangkok.

    Durchschnittliche Baukosten in asiatischen Städten 2023 Pro Quadratmeter in US-Dollar

    Sparten

    Ho-Chi-Minh-Stadt

    Singapur

    Manila

    Bangkok

    Standardwohnungen in Hochhäusern

    653-809

    1.775-1.920

    956-1.282

    701- 857

    Standardbüros in Hochhäusern

    763-873

    2.285-2.535

    875-1.143

    776-941

    Einkaufszentren High-End

    713-923

    2.715-2.970

    1.017-1.425

    889-941

    Einstöckige Fabrikgebäude

    314-391

    1.085-1.270

    497-640

    526-659

    5-Sterne-Hotels

    1.787-2.120

    3.730-4.130

    1.756-3.332

    1.809-2.113

    Quelle: Arcadis 2024

    Von Peter Buerstedde | Hanoi

  • Hochbau: Marktchancen für deutsche Produkte und Dienstleistungen

    Nachhaltigkeit und Klimaschutz am Bau bieten deutschen Unternehmen begrenzte Geschäftschancen. Der Wettbewerb wird in allen Bereichen härter.

    Die finanzielle Schieflage vieler lokaler Entwickler erleichtert ausländischen Immobilienfirmen den Markteinstieg. Im Jahr 2023 gab es eine Reihe von Übernahmen im Immobiliensektor durch ausländische Entwickler vor allem aus Singapur, Südkorea, Taiwan, Japan und Malaysia. Allerdings gilt der Markt als undurchsichtig und schwierig. Der Einstieg von mehr ausländischen Entwicklern könnte nach Meinung von Beobachtern mehr hochqualitative Vorhaben anstoßen. Er könnte so mehr Chancen für ausländische Anbieter hochwertiger Materialien und Ausrüstungen eröffnen.   

    Nachhaltigkeit am Bau bietet erste Geschäftschancen 

    Der Wirtschaftsbau wächst in vielen Segmenten. Ausländische Investoren drängen ins Land und brauchen Produktionsstätten und Lagerhallen. Ein wachsender E-Commerce benötigt Distributionszentren. Kühlhäuser gewinnen für die exportorientierte Nahrungsmittelindustrie sowie das expandierende Netz des modernen Einzelhandels an Bedeutung. Die Digitalisierung, die sich langsam in allen Lebensbereichen ausdehnt, benötigt Datenzentren.

    Zunehmend ist die Tendenz hin zu qualitativ anspruchsvolleren Fabrikationsstätten und Lagerhäusern erkennbar. Produzenten hochwertiger und für den Weltmarkt bestimmter Güter stellen höhere und spezifischere Anforderungen an Bauweise und Ausstattung von Produktionsstätten, Lagern und Industrieparks. 

    Auch Nachhaltigkeit, Klimaneutralität und Energieeffizienz am Bau wird im Wirtschaftsbau wichtiger. Große Entwickler von bezugsfertigen Fabrik- oder Lagerhallen (Ready-Built-Factories, RBF) wie BW Industrial, KTG Industrial, Core5 oder Gaw NP nutzen oft anerkannte Bausiegel für nachhaltiges Bauen wie Leadership in Energy and Environmental Design (LEED), Eagle, Building and Construction Authority Green Mark (BCA-Green Mark) oder das lokale Siegel Lotus. Bei LEED Zertifizierungen handelt es sich um die unteren beiden Stufen "zertifiziert" und "Silber". Die Anzahl zertifizierter Gebäude ist zuletzt stark angestiegen. Im Jahr 2023 kamen 130 hinzu, was einer Steigerung von 30 Prozent entspricht.

    Neues Dekret zu Industrieparks

    Immer mehr Industrieparks schmücken sich mit Begriffen wie "nachhaltig", "grün" oder "öko". Ein neues Dekret (Dekret 35 vom 28. Mai 2022) gibt Kriterien für Öko-Industrieparks vor. Allerdings sind diese noch recht allgemein und deren Umsetzung hängt von der jeweiligen Provinzregierung ab. Laut Dekret sollen 25 Prozent der Fläche für Bäume, Verkehrswege, Arbeiterwohnungen oder andere Infrastruktur wie Feuerwehrstationen genutzt werden. Die Regierung will, dass 40 bis 50 Prozent aller Industrieparks nach diesen Kriterien bis 2030 zu Ökoindustrieparks werden. Derzeit sind es etwa eine Handvoll.  

    Allerdings gibt es seitens einiger Industrieparkentwickler wie DEEP C auch auf Druck von Investoren immer mehr nachhaltige Initiativen. Darunter die Errichtung von Solardächern, Windkraftanlagen und Grünflächen. In Nachhaltigkeitsthemen fehlt es vietnamesischen Unternehmen in der Regel an Know-how. 

    Private Bauherren zeigen wachsendes Interesse an ausländischem Baumanagement, effizienten Bautechnologien und hochwertigen Baumaterialien. Die Folgekosten für Wartung und Instandsetzung, insbesondere der Haustechnik, berücksichtigen Bauherren allerdings noch selten. Kaufen private Investoren Leistungen oder Produkte "Made in Germany", erwarten sie nicht nur tatsächlich in Deutschland gefertigte Produkte, sondern auch erstklassige Beratung und Service.

    Wettbewerb im Planungsbereich wird härter

    Bauherren vergeben den Architekturentwurf, das Innendesign und die Bauaufsicht meist an unterschiedliche Firmen. Um wettbewerbsfähige Angebote abgeben zu können, benötigen Entwurfsplaner einen hohen lokalen Wertschöpfungsanteil, denn der Preiswettbewerb gerade im Planungsbereich wird immer härter.

    Bei anspruchsvollen Projekten bevorzugen Bauherren durchaus Entwürfe von ausländischen Architekturbüros, greifen für die Umsetzung und Bauausführung aber gern auf lokale Anbieter zurück. Zu den größeren inländischen Firmen zählen Vietnam National Construction Consultants Corporation (VNCC), Nagecco, VCC Engineering Consultants, Vietnam Architectural Design and Consultancy Company (CDC), DP Consulting sowie die HTT Group (Ho Thieu Tri Architect & Associates).

    Deutsche Unternehmen gewinnen Projekte

    Zu den vor Ort tätigen ausländischen Ingenieur- und Beratungsbüros im Industriebau gehören unter anderem Baumschlager Eberle Architekten (Deutschland), Royal HaskoningDHV (Niederlande), Archetype (Frankreich) und Meinhardt (Australien). Auch Architekturbüros aus Singapur, Japan und Südkorea sind vertreten, die von Firmen aus diesen Ländern vorgezogen werden. Ausländische Planer übernehmen entweder den gesamten Prozess von der Anfangsberatung bis zum Projektende, arbeiten auf Basis von EPCM (Engineering, Procurement and Construction Management) oder liefern nur Einzelleistungen wie beispielsweise die Ausgangsplanung.

    Auch die deutschen Ingenieurfirmen Inros Lackner, Fichtner und GBC Engineers sowie die deutschen Architekturbüros GMP und Korn Design Group betreiben Niederlassungen in Vietnam. Sie sind regelmäßig an prestigeträchtigen Projekten beteiligt. So war Inros Lackner Generalplaner des Neubaus des Obersten Volksgerichtshofs in Hanoi. GMP hat im März 2022 einen Architekturwettbewerb zum Bau des Viettel-Towers in Danang gewonnen. Aufgrund der Verfügbarkeit guter, aber günstigerer Ingenieure erbringen deutsche Ingenieursfirmen in Vietnam zum Teil auch planerische Leistungen für Projekte in anderen Ländern. Aber auch in Vietnam berichten die Firmen 2024 wieder von neuen Aufträgen und von der Wiederaufnahme von Vorhaben, die lange auf Eis lagen.

    Kontakte zu den deutschen Unternehmen in Vietnam können die AHK Vietnam und die German Business Association in Vietnam vermitteln.

    Von Peter Buerstedde | Hanoi

  • Hochbau: Projekte

    Neben neuen Wohnkomplexen entstehen derzeit auch eine Reihe größerer Fabriken und Luxusvorhaben.

    Ausgewählte Großprojekte im vietnamesischen Wohnungs- und WirtschaftsbauInvestitionssumme in Millionen US$

    Vorhaben

    Investitionssumme

    Projektstand

    Projektträger

    Wohnkomplex "Lam vien" Plateau, Provinz Lam Dong 

    10.000

    Projektrecherche im Jahr 2022

    Investor: Novaland (Vietnam)

    Wohnkomplex von Vinhomes, Provinz Long An

    3.000

    Projekt im Jahr 2023 neu registriert 

    Thai Son Investment & Construction JSC (Vietnam)

    Stahlfabrik, Provinz Ha Tinh

    1.570

    Projektvorschlag im September 2023

    VFT Industry UG (Deutschland)

    Luxuswohnkomplex "Eaton Park Thu Duc", Ho-Chi-Minh-Stadt

    1.100

    Baubeginn 4. Quartal 2023, Fertigstellung 2027

    Investor: Gamuda Land (Malaysia)

    Chemiefabrik, Provinz Ba Ria- Vung Tau

    1.000

    Investition genehmigt im März 2023

    Hyosung TNC (Südkorea)

    Elektronikfabrik, Provinz Bac Ninh 

    800

    Unterzeichnung des Grundstückspachtvertrags im März 2024, Fertigstellung 2025

    Investor: Victory Giant Technology (China)

    Wohnkomplex "Binh Duong New City", Provinz Binh Duong

    797

    Unterzeichnung des Kooperationsvertrags im Dezember 2021, Fertigstellung Phase 1 geplant 2024 , vollständige Fertigstellung geplant 2027

    CapitaLand Development (Singapur)

    Luxuswohnskomplex "Lumi Hanoi", Ha Noi

    662

    Baubeginn 1. Quartal 2024

    Investor: Capital Land (Singapur)

    Wohnkomplex, Provinz Binh Duong

    605

    Projekt genehmigt im Januar 2024

    Investor: Kim Oanh Gruppe (Vietnam)

    Solarzellenfabrik, Provinz Thai Nguyen 

    454

    Investitionslizenz Februar 2024, Fertigstellung März 2025

    Investor: Trinasolar Cell (Vietnam) Co., Ltd

    Quelle: Recherchen von Germany Trade and Invest 2024; Pressemeldungen 2024

    Weitere Informationen zu Projekten bietet die GTAI-Datenbank "Entwicklungsprojekte".

    Von Peter Buerstedde | Hanoi

  • Tiefbau: Marktlage und -entwicklung

    Im Tiefbau wird auch 2024 auf Hochtouren gearbeitet. Zahlreiche Großprojekte werden weiter umgesetzt.

    Die starke Baudynamik im Infrastrukturausbau wird sich 2024 unvermindert fortsetzen. Nach Informationen des Finanzministeriums plant der Staat, der für das Gros der Infrastrukturinvestitionen verantwortlich ist, im Jahr 2024 Investitionen von rund 27,5 Milliarden US$. Das sind 5 Prozent weniger als der Plan des Vorjahres, aber 12 Prozent mehr als 2023 tatsächlich umgesetzt wurde. Damit verbleiben die Investitionen auf einem hohen Niveau.

    Unter Hochdruck versucht die Regierung, die Fertigstellung einiger Großprojekte bis 2025 sicherzustellen. Dann feiert Vietnam am 30. April das 50-jährige Jubiläum der Wiedervereinigung von Nord und Süd 1975. Vor allem endet 2025 aber auch die aktuelle Planungsphase (2021-2025) im Infrastrukturausbau. 

    Der Ausbau wichtiger Transportwege sowie Häfen und Flughäfen hat in den vergangenen Jahren nicht mit dem Wirtschaftswachstum und der Industrialisierung des Landes Schritt gehalten. Frühere Ausbaupläne wurden nicht nur durch die Coronakrise verzögert. Eine Antikorruptionskampagne führt seit 2021 verstärkt dazu, dass staatliche Entscheidungsträger auf allen Ebenen sehr zögerlich sind. Hinzu kommen Engpässe bei Baumaterialien (vor allem Sand) und Verzögerungen bei der Enteignung von Grundstücken. 

    Trotzdem ist es der Regierung gelungen, den Ausbau seit 2022 mit politischem Druck drastisch zu beschleunigen. Dabei sollen höhere Infrastrukturausgaben auch die Konjunktur antreiben, die sich 2024 erneut schwächer entwickelt, als von der Regierung erhofft. 

    Ausbau der Transportinfrastruktur schreitet voran

    Der beschleunigte Ausbau betrifft vor allem die Nord-Süd-Autobahn (North-South-Expressway). Anfang 2024 waren von insgesamt 2.063 Autobahnkilometern 1.078 fertiggestellt. Allein 2023 waren 475 Kilometer eingeweiht worden. Von den verbleibenden Strecken sind 927 Kilometer im Bau, nur 43 Kilometer müssen noch vergeben werden. Die Regierung strebt eine Fertigstellung bis zum 30. April 2025 (Tag der Wiedervereinigung von Nord- und Südvietnam) an.

    Auch über 2025 hinaus dürfte der Autobahnausbau auf hohem Niveau weiterlaufen. Bis 2025 dürfte die Regierung ihr Ziel von 3.000 Autobahnkilometern voraussichtlich erreichen. Für 2030 hat sie bereits eine neue Zielmarke von 5.000 Kilometern vorgegeben.  

    Neuer Umschlaghafen im Gespräch

    Den Investitionsbedarf in See- und Binnenhäfen beziffert die Regierung bis 2030 mit etwa 17 Milliarden US$. Bis 2025 sind es 6,3 Milliarden US$. In Da Nang wird der Hafen an einen neuen Standort verlegt, wo seit September 2023 die Fundamente aufgeschüttet werden. Ab 2025 sollen in drei Phasen für rund 3 Milliarden US$ die Hafenanlagen gebaut werden.  

    Im Gespräch und noch nicht Teil staatlicher Planung ist weiter ein Umschlaghafen in Can Gio für etwa 6 Milliarden US$. Er soll 2030 in Betrieb gehen. Das Vorhaben wird von der weltgrößten Reederei MSC vorangetrieben und genießt inzwischen breite politische Unterstützung.

    Flughäfen und Terminals im Bau

    Der Flughafenbau hat 2023 Fahrt aufgenommen. Die Regierung plant den Bau elf neuer Flughäfen bis zum Jahr 2050. Das größte Vorhaben, der Bau des Flughafens Long Thanh, hatte zuletzt mit einigen Verzögerungen zu kämpfen. Die erste Bauphase soll bis Ende 2025 fertiggestellt werden. Im 1. Halbjahr 2024 sollen weitere fünf Lose vergeben werden. Gleichzeitig werden in Ho-Chi-Minh-Stadt und Hanoi neue Terminals gebaut. In ferner Zukunft (ab 2040) soll Hanoi südlich des Stadtgebiets einen zweiten Flughafen erhalten. 

    Metroprojekte sollen in Betrieb gehen

    Der Bau einer Hochgeschwindigkeitsstrecke von Hanoi nach Ho-Chi-Minh-Stadt für geschätzte 60 Milliarden US$ ist weiterhin im Gespräch. Derzeit konkret umgesetzt werden die bestehende Zugstrecke zwischen den beiden Metropolen und der Ausbau einiger Strecken und Stationen für etwa 410 Millionen US$ bis 2025. Für die Instandsetzung sind rund 128 Millionen US$ veranschlagt. Nach langen Verzögerungen sollen Metroprojekte in Hanoi und Ho-Chi-Minh-Stadt 2024 in Betrieb gehen.  

    Kreislaufwirtschaft gewinnt an Bedeutung

    Erst etwa 10 Prozent des Abwassers wird in Vietnam ordnungsgemäß aufbereitet. Vor allem die beiden Metropolen Hanoi und Ho-Chi-Minh-Stadt hegen umfassende Pläne für neue Kläranlagen. Die Stadtverwaltung von Ho-Chi-Minh-Stadt hat im Oktober 2023 verkündet, sie werde weitere sieben Anlagen in Form von PPP-Projekten (public private partnerships) ausschreiben, die bis 2030 in Betrieb gehen sollen. Hanoi plant vier neue Aufbereitungsanlagen bis 2027.

    Die German Water Partnership informiert über die zahlreichen deutschen Aktivitäten im vietnamesischen Wassersektor und hat ein reges Netzwerk aufgebaut.

    Auch die Müllverbrennung wird derzeit stark ausgebaut. Anfang 2024 befanden sich 15 Müllverbrennungsanlagen (Waste-to-Energy-Anlagen) im Bau. Durch die Coronakrise und administrative Hürden, aber vor allem durch Widerstände in lokalen Gemeinden hatten sich Projekte verzögert. In Hanoi wurde 2023 im Stadtteil Soc Son eine Anlage mit einer Kapazität von 4.000 Tonnen pro Tag in Betrieb genommen. Sie verwendet chinesische Technologie und gilt als die zweitgrößte der Welt.

    Energiesektor steht vor neuer Investitionswelle

    Nach der Veröffentlichung der mittelfristigen Energieplanung für 2021 bis 2030 (Power Development Plan 8) im Mai 2023, arbeitet die Regierung an der Umsetzung. Die Investoren stehen in den Startlöchern. Im Jahr 2024 versucht der staatliche Energiekonzern EVN eine Hochspannungstrasse zwischen dem Süden und Norden des Landes fertigzustellen, um Stromausfälle wie aus dem Vorjahr zu vermeiden. Der Bau hat sich aber verzögert. 

    Von Peter Buerstedde | Hanoi

  • Tiefbau: Marktchancen für deutsche Unternehmen

    Deutsches Engagement ist vor allem gefragt, wenn Spezialkompetenzen und komplexe Technologie benötigt werden. Auch Umwelttechnologie und Klimaschutzprojekte bieten Chancen. 

    Die Planung, Bewertung, Auswahl und Durchführung von regionalen Infrastrukturprojekten obliegt in Vietnam den 58 Provinzen und den fünf unabhängigen Stadtverwaltungen. Das betrifft vor allem den Straßenbau und den Wasser- und Abfallbereich. Projekte mit gesamtstaatlicher Bedeutung werden dagegen auch zentralstaatlich gesteuert. Hierzu zählen insbesondere große Energieprojekte.

    Der Zentralstaat hat in den vergangenen Jahren die Verantwortung für Infrastrukturvorhaben stärker dezentralisiert. Die Provinzen stehen untereinander in einem starken Standortwettbewerb und einige, wie etwa Quang Ninh, gelten als sehr erfolgreich im Infrastrukturausbau. Die staatlichen Planungen aber hinken den aktuellen Investitionsbedürfnissen oft hinterher. Daher gelten etwa die Logistikkosten in Vietnam im regionalen Vergleich als hoch. Gerade Energieprojekte verzögern sich seit 2021, da der mittelfristige Ausbauplan mit den Klimazielen des Landes in Einklang gebracht werden muss.

    Internationale Geber finanzieren Infrastrukturvorhaben

    In Vietnam wird eine Vielzahl von großen Infrastrukturprojekten von internationalen Entwicklungsorganisationen finanziert. Auch im Bereich von Klimaschutzprojekten sind internationale Geber aktiv. Allerdings ist die vietnamesische Regierung vielfach zurückhaltend bei der Aufnahme von Entwicklungskrediten, obwohl das Land im internationalen Vergleich eine geringe Staatsverschuldung aufweist. 

    Vergleichsweise gut sind die Auftragschancen für deutsche Unternehmen bei Projekten der Weltbank und der Asiatischen Entwicklungsbank. Die Weltbank hat im Januar 2024 das Binh Duong Province Water Environment Improvement Project aufgelegt, um die Wasseraufbereitung in der Provinz auszuweiten. Das Projektvolumen beträgt 311 Millionen US$, davon 231 Millionen US$ von der Weltbank. Die Europäische Investitionsbank (EIB) und die KfW finanzieren ebenfalls laufend neue Infrastrukturvorhaben, bei denen sich eine Angebotsabgabe lohnen kann. Seit dem 1. Januar 2019 schreiben beide Banken Projekte über die vietnamesische E-Bidding-Seite aus.

    Bei Projekten, die Japan (Japan International Cooperation Agency, JICA) oder auch zunehmend Südkorea finanzieren, kommen in der Regel allerdings nur Firmen aus diesen Geberländern zum Zuge. Deutsche Firmen können immerhin Unteraufträge akquirieren.

    Internationale Ausschreibungen können in der Datenbank von Germany Trade & Invest abgerufen werden.

    Komplexe Technologien kommen noch oft aus dem Ausland

    Die Teilnahme an lokalen Ausschreibungen hingegen bleibt häufig schwierig. Zwar eröffnet das EU-Vietnam-Free Trade Agreement (in Kraft seit dem 1. August 2020) europäischen Anbietern verbesserte Beteiligungsmöglichkeiten. In Bereichen wie dem Straßenbau, in denen vietnamesische Anbieter bereits Erfahrung gesammelt haben, sind europäische Lösungen allerdings oft zu teuer. Gute Chancen eröffnen sich überall da, wo Spezialkomponenten oder technisch komplexe Lösungen gefragt sind, die im Land noch nicht oder wenig vorhanden sind.  

    Im Straßenbau zeichnen sich Konzentrationstendenzen ab. Die Lose bei der zweiten Phase der Nord-Süd-Autobahn wurden bewusst größer gestaltet als in der ersten Phase. Gleichzeitig setzt die Regierung auf erfahrene Unternehmen, die in der ersten Phase gut gearbeitet haben. Viele Teilprojekte der ersten Phase hatten sich stark verzögert oder wurden schlecht durchgeführt.

    Im Bereich erneuerbarer Energien, vor allem Windenergie und Umweltinfrastruktur, verfügt Vietnam bislang kaum über moderne Technologien, aber zum Teil über Erfahrung in der Projektumsetzung. Damit benötigt das Land ausländische Ausstattung in weitem Umfang. Der Staat engagiert sich allerdings nur wenig in diesen Bereichen. Geberfinanzierte Projekte oder Privatvorhaben können hingegen interessante Möglichkeiten bieten. Renommierte Industrieparks, die sich an europäische und international agierende Unternehmen richten, stellen auf Druck der Investoren immer höhere Ansprüche an die Abwasserbehandlung und -entsorgung sowie Nachhaltigkeitslösungen. Hierfür setzen sie international anerkannte Technologien ein. Sie bilden für deutsche Firmen eine interessante Kundengruppe.

    Regierung will PPP-Vorhaben erleichtern

    Für die Finanzierung von Projekten will die Regierung verstärkt auf Public-Private-Partnerships (PPP) setzen. Bislang halten sich aber gerade ausländische Unternehmen mit einer Beteiligung an PPP-Projekten zurück. Denn das regulative Umfeld ist auch nach dem Erlass eines PPP-Gesetzes im Juni 2020 in weiten Bereichen noch nicht ausgereift. Daher sind seit 2021 nur vereinzelt Vorhaben als PPP durchgeführt worden.

    Die Verwirklichung größerer Infrastrukturprojekte, vor allem als PPP-Vorhaben, wird nicht nur durch finanzielle Engpässe behindert. Probleme bei der Enteignung und Räumung des benötigten Baugrunds spielen ebenso eine Rolle. Bei erforderlichen Grundstücksübertragungen treten lange Verzögerungen auf, auch weil Einträge in den Grundbüchern nicht immer klar sind und Bewohner um angestammte Rechte fürchten. 

    Enteignungen und Verhandlungen über Entschädigungszahlungen verteuern und verzögern Projekte häufig um Jahre. Ein neues Landgesetz, das am 1. Januar 2025 in Kraft tritt, dürfte dazu führen, dass Entschädigungszahlungen sich stärker am Marktwert orientieren. Das könnte Enteignungen erleichtern. Die Trennung der Bodenbereitstellung (und Entschädigungen) und der eigentlichen Bauphasen bei Infrastrukturprojekten wird diskutiert und es gibt auch schon Pilotprojekte.

    Von Peter Buerstedde | Hanoi

  • Tiefbau: Projekte

    Das mit Abstand ambitionierteste Projekt im Tiefbau ist die Nord-Süd Bahnlinie. Auch in neue Autobahnen und Flughäfen wird reichlich investiert.

    Ausgewählte Großprojekte im vietnamesischen Tief-/Infrastrukturbau Investitionssumme in Millionen US-Dollar
    VorhabenInvestitionssumme

    Projektstand

    Projektträger

    Metro-Bau /Schienenbau:   
    Nord-Süd Bahnlinie, 1.545 Kilometer; 1. Phase von Hanoi bis Vinh und von Nha Trang bis Ho Chi Minh City bis 2032; 2. Phase von Vinh bis Nha Trang bis 2050

    58.710

    Bahnmasterplan 2021-2030, Vision 2050: Baustart 2028-2029

    Staatsbudget

    Bahnstrecke Lao Cai - Ha Noi- Hai Phong (Verbindung mit China), 380 Kilometer, zweigleisig, 1.435 Millimeter Spurweite, Elektrifizierung

    10.000

    Vormachbarkeitsstudie 2024 erstellt, Baustart bis 2025 Noch unklar

    Zugverbindung zwischen Vientiane (Laos) - Vung An-Port (Vietnam), 554,7 Kilometer, zweigleisig, 1.435 Millimeter Spurweite

    6.432

    Absichtserklärung zu Joint Venture Februar 2023 unterzeichnet, Vormachbarkeitsstudie bevor Oktober 2024

    Projektentwicklung: Deo Ca Group JSC (Vietnam), Petro Trading Lao (Laos)

    Ho-Chi-Minh-Stadt: Metro-Linie 5/New Can Giuoc Busstation-Sai Gon Bridge-Depot Da Phuoc

    1. Phase: 1.922; 
    2. Phase: 2.183  

    Überprüfung der Machbarkeitsstudie 2024 geplant; Baubeginn: 2025; geplante Fertigstellung: 2030

    1. Phase: Finanzierung durch Spanien, ADB, EIB, KfW und Vietnam; 2. Phase: Finanzierung voraussichtlich durch Südkorea und Vietnam; Consultant: IDOM (Spanien)

    Hanoi: Metro-Linie 5/ Van Cao- Ngoc Khanh- Lang- Hoa Lac 

    2.637

    Bewertungsplan für die Vormachbarkeitsstudie im September 2023 genehmigt Staatsbudget
    Ho-Chi-Minh-Stadt: Metro-Linie 2/An Suong Bus Terminal-Thu Thiem

    1.931

    Baustart 2025 geplant, Fertigstellung 2030

    Finanzierung durch ODA aus ADB, KfW, EIB und Staatbudget

    Ho-Chi-Minh-Stadt: Metro-Linie 3A/ Ben Thanh- Tan Kien

    2.700

    1. Phase: 2023-2031;
    2. Phase. 2029-2034
    Noch unklar
    Straßen:   
    Nord-Süd Expressway 

    6.500

    Bauarbeiten der 2. Phase haben Ende 2022 begonnen; Fertigstellung bis 2025

    729 km Straßen durch 32 Provinzen; Finanzierung durch Staatsbudget; 12 Komponenten

    Ringstraße 4, Hanoi Stadt, Provinz Bac Ninh und Hung Yen

    3.705

    Im Bau; Fertigstellung 2027, Länge: 112,8 km

    Finanzierung durch Staatsbudget, verschiedene Lose

    Ringstraße 3, Ho-Chi-Minh-Stadt, Provinz Dong Nai, Binh Duong und Long An  

    3.255

    Im Bau; Fertigstellung 2026; Länge: 76,3 km in fünf Teilabschnitten

    Finanzierung durch Staatsbudget, verschiedene Lose

    Khanh Hoa-Buon Ma Thuot Highway

    1.290

    Im Bau; Fertigstellung geplant 2026

    Finanzierung durch Staatsbudget

    Flughäfen:   
    Long Thanh Internationaler Flughafen, Provinz Dong Nai 

    16.030

    Baustart 2020; Fertigstellung der 1. Phase für 25 Millionen Passagiere im Jahr 2025 geplant

    Finanzierung durch Staatsbudget; Umsetzung durch Airports Corporation of Vietnam (ACV) und VATM

    Tan Son Nhat Flughafen, HCMC, Neubau Terminal 3,16 Hektar

    474

    Baubeginn April 2022; Fertigstellung 2025

    Investor: Airports Corporation of Vietnam (ACV)

    Sapa Flughafen, Provinz Lao Cai

    307

    Baubeginn März 2022; Fertigstellung 1. Phase 2025

    Finanzierung durch PPP und Staatsbudget

    Ha Noi: 2. Flughafen, Phu Xuyen- Ung Hoa (südlich)

    k. A.

    VorschlagsphaseNoch unklar
    Häfen:   
    Can Gio Saigon Umschlaghafen, Ho-Chi-Minh-Stadt

    6.000

    Machbarkeitsstudie Januar 2023

    Viet Nam Maritime Corporation (VIMC, Vietnam) und MSC Gruppe

    Lach Huyen Hafen, Haiphong; Bau von Terminal 5 und 6

    280

    Investitionslizenz März 2021

    Investor: Hateco (Vietnam)

    Lien Chieu Hafen, Da Nang City

    147,5

    Baubeginn Dezember 2022; Fertigstellung geplant 2025

    Finanzierung durch Staatsbudget; Projektträger Volkskomitee Da Nang

    Energie:   
    Offshore-Windkraftwerk, Provinz Binh Dinh, Gesamtkapazität 2.000 Megawatt

    4.800

    Genehmigungsprozess läuft

    PNE Gruppe (Deutschland)

    LNG-Kraftwerk, Provinz Bac Lieu; Kapazität 3.200 Megawatt

    3.000

    Investitionslizenz März 2021; Baubeginn noch unklar

    Investor: Delta Offshore Energy (Singapur)

    LNG- Kraftwerk Nghi Son, Provinz Thanh Hoa, Kapazität 1.500 Megawatt

    2.800

    Investorenauswahl im 2. Quartal 2024 geplantNoch unklar
    LNG-Kraftwerk Quang Ninh, Provinz Quang Ninh (1.500 Megawatt)

    2.029

    Investition im Oktober 2021 genehmigt; Fertigstellung geplant: 2027

    PV Power (Vietnam), Marubeni Corp. (Japan) und Tokyo Gas Co. Ltd. (Japan)

    LNG-Kraftwerk Nhon Trach III und IV, Provinz Dong Nai, Kapazität 1.500 Megawatt

    1.400

    Unterzeichnung EPC-Vertrag März 2022; Fertigstellung geplant 2024/2025

    Investor: PV Power (Vietnam), EPC-Contractor Samsung C&T (Korea),  Lilama (Vietnam); Turbinen und Wartung: General Electrics

    Quelle: Recherchen von Germany Trade & Invest 2024; Pressemeldungen 2024

    Weitere Informationen zu Projekten finden Sie in der GTAI-Datenbank "Entwicklungsprojekte".

    Von Peter Buerstedde | Hanoi

  • Wettbewerbssituation und Geschäftspraxis

    Vietnamesische Immobilien- und Baufirmen beherrschen den Markt. Deutsche Firmen und Bauprodukte kommen zum Einsatz, wenn hohe Qualität gefragt ist. 

    Vietnamesische Unternehmen haben den Hauptanteil an Immobilienentwicklung und -transaktionen. Sie verfügen über Vorteile beim Landerwerb sowie bessere lokale Kenntnisse und Verbindungen. Die größte Entwicklungsgesellschaft, Vinhomes, gehört zur größten Unternehmensgruppe des Landes, Vingroup. Wichtige Immobilienfirmen wie Sun Group, BIM Group, BRG Group, SonKim und Ecopark veröffentlichen keine Bilanzzahlen. 

    In den Jahren 2022 und 2023 kam es zu einer Reihe von Skandalen. Einige Entwicklerfirmen wie Tan Hoang Minh, FLC und Van Thinh Phat hatten über Manipulationen am Anleihenmarkt Investoren geprellt. Die Aufarbeitung ist noch im Gange. Viele Firmen konnten sich Ende 2023 wieder erfolgreich refinanzieren. Weiter gibt es einen starken Nachfrageüberhang nach Wohnungen. Daher gilt der Immobiliensektor insgesamt nicht als gefährdet, auch wenn einige Firmen finanziell stark angeschlagen sind.

    Große Immobilienfirmen in Vietnam Umsatz in Millionen US$; Veränderung in Prozent
    Unternehmen

    Umsatz 20231)

    Veränderung 2023/20222)

    Vinhomes (Vingroup)

             4.340,0

    66,0

    Becamex IDC

    338,3

    24,1

    TTC Group

    315,6

    25,5

    Kinh Bac City

    236,6

    494,0

    Novaland

    199,4

    -57,3

    Nam Long

    133,3

    -26,7

    Hado

    120,8

    -19,5

    Khang Dien

    87,7

    -28,1

    Sonadezi

    86,5

    19,0

    Van Phu Invest

    78,7

    -12,8

    1 Umsatz umgerechnet nach Jahresdurchschnittskurs 2023: 1 US$ = 23.861 D; 2 Veränderung auf Basis der Umsätze in Landeswährung.Quelle: Jahresberichte der Unternehmen für 2023; Deutsche Bundesbank 2024

    Für ausländische Firmen ist der Immobilienmarkt schwierig und undurchsichtig. Eine Reihe von ausländischen Investoren sind im Wohnungs- und Gewerbebau aber aktiv. Sie stammen aus Japan (Mitsubishi, Taisei, Sanyo Homes, Aeon, Toshiba), Hongkong (Chow Tai Fook, Sunwah) sowie insbesondere Singapur (Keppel Land, CapitaLand und Mapletree) und Südkorea (Lotte, SunKyung). BW Industrial ist ein Joint Venture von Becamex und dem US-amerikanischen Fonds Warburg Pincus, der auch an Novaland beteiligt ist. 

    Ostasiatische Investoren verfügen in der Regel über eigene Ausrüstungslieferanten und Baudienstleister. Deutsche Unternehmen und auch deutsche Bauprodukte werden von vietnamesischen Entwicklern immer dann einbezogen, wenn beim Bau hohe Qualität gefragt ist. High-End- und Luxusprojekte sowie auf Nachhaltigkeit abzielende Vorhaben bieten für deutsche Produkte interessante Marktchancen. 

    Krise wirkt nach

    Die finanzielle Schieflage mancher Entwickler macht sie zu möglichen Übernahmekandidaten für ausländische Entwickler. 2023 kam es zu etlichen Übernahmen durch ausländische Gruppen. So haben Gamuda Land aus Malaysia sowie einer der größten Immobilienkonzerne aus Hongkong ESR 2023 Anteile an vietnamesischen Immobilienkonzernen erworben. Vingroup hatte im März 2024 angekündigt, es werde die Mehrheit der Anteile am Betreiber von Einkaufszentren Vincom Retail verkaufen. Vincom Retail betreibt landesweit 83 Einkaufszentren. 

    Vietnamesische Baufirmen beherrschen den Markt 

    Nicht nur bei der Projektentwicklung, sondern auch beim Bau sind vietnamesische Firmen führend. Private Baufirmen erbrachten im Jahr 2023 ungefähr 65 Prozent der Bauleistungen. Der Beitrag ausländischer Bauunternehmen belief sich im selben Zeitraum auf lediglich 4,4 Prozent. Gerade westliche Bauunternehmen finden sich in der Regel eher im Spezialbau. 

     

    Ausgewählte Strukturdaten zur Bauwirtschaft in Vietnam 2023 In Milliarden US-Dollar; Veränderung in Prozent 1)
    Kennziffer

    2022

    2023

    Veränderung 2023/22 2)

    Wert der Bauinvestitionen insgesamt, davon

    93,1

     

    99,1

     

    8,3

      Staatsbetriebe

    3,0

     

    3,3

     

    9,6

      Private Baufirmen

    60,3

    65,1

    9,9

      Ausländische Baufirmen

    3,9

    4,4

    13,0

      Sonstige

    25,9

    26,4

    3,8

    Nach Sparten:

     

     

     

      Hochbau

    36,7

    38,0

    5,4

      Tief-/Infrastrukturbau

    28,2

    31,4

    13,3

      Vorbereitende Baustellenarbeiten, Bauinstallation

    11,5

    12,3

    8,7

    1 Durchschnittswechselkurse: 2022: 1 US$ = 23.448 D; 2023: 1 US$ = 23.861 D; 2 Nominale Veränderung auf Landeswährung, aufgrund von Wechselkursschwankungen kommt es bei der Berechnung der Veränderung zu Abweichungen bei US$/VND-Basis.Quelle: Statistikamt Vietnam 2024; Deutsche Bundesbank 2024

    Über die Zahl der aktiven Baufirmen liegen sehr unterschiedliche Angaben vor. Oft wird für einen neuen Bauauftrag eine neue Tochtergesellschaft gegründet. Das Projektgeschäft dominieren die größeren nationalen Konzerne. Als Dachorganisation der Branche fungiert die Vietnam Federation of Civil Engineering Association, der 13 Fachverbände angehören.

    Die größten inländischen Bauunternehmen sind privat, aber auch staatliche Firmen spielen eine wichtige Rolle. Newtecons und Delta Construction zählen zu den größten privaten Akteuren. Sie veröffentlichen aber keine Umsatzzahlen. Größter staatlicher Akteur ist die zum Bauministerium gehörende Vietnam Construction and Import-Export Joint Stock Corporation (Vinaconex). Dem Bauministerium unterstehen auch Branchengrößen wie Lilama, Song Da und Licogi. Das Verteidigungsministerium verfügt unter anderem mit der 319 Corporation über ein eigenes, insbesondere im Straßenbau aktives Großbauunternehmen. 

    Große Baufirmen in Vietnam Umsatz in Millionen US$; Veränderung in Prozent
    Unternehmen

    Umsatz 20231)

    Veränderung 2023/20222)

    Vinaconex

    532,5

    50,3

    Newtecons

    482,0

    4,5

    Tasco

    460,0

    922,7

    PC1 Group

    327,0

    -6,6

    Hoa Binh

    316,3

    -46,7

    Ricons

    301,7

    -37,0

    Coteccons

    282,7

    -53,6

    Construction Company No. 1

    235,5

    -12,7

    Lilama

    212,8

    75,6

    Bamboo Capital

    168,1

    -11,5

    1 Umsatz umgerechnet zum Jahresdurchschnittskurs 2023: 1 US$ = 23.861 D; 2 Veränderung auf Basis der Umsätze in Landeswährung.Quelle: Jahresberichte der Unternehmen für 2023; Deutsche Bundesbank 2024

    Wenn ausländische Baukonzerne bei EPC-Verträgen (Engineering, Procurement, Construction) zum Zuge kommen, stammen sie meist aus Asien. Insbesondere chinesische Unternehmungen sind stark vertreten. Die südkoreanischen Unternehmen Samsung Construction, Posco, Hyundai und Daewoo E&C sowie die japanischen Firmen Taisei, Idemitsu Kosan, Toyo und Nikken Sekkei konnten beim Bau von Anlagen und Großprojekten ebenfalls mehrfach punkten. Wichtige westliche Bauunternehmen sind die französische Bouygues Group sowie die Bouygues-Tochter Colas.

    Gerade komplexere, technisch anspruchsvolle oder auf Nachhaltigkeit abzielende Projekte bieten Geschäftsmöglichkeiten für westliche Branchenunternehmen. Allerdings ist das Projektgeschäft stark personenbezogen. Die Anwesenheit vor Ort und persönliche Verhandlungen sind unabdingbar. 

    Zahlungsmoral bleibt ein Schwachpunkt

    Bei der Formulierung von Verträgen sollte auf jeden Fall eine Rechtsberatung eingeholt werden, um Fragen wie Zahlungsmodalitäten, Zahlungssicherung und Streitschlichtung so wasserdicht wie möglich zu regeln. Wenn deutsche Bauunternehmen mit lokalen Unternehmen zusammenarbeiten, ist es ausgesprochen wichtig, dass Verträge einen wirksamen Durchgriff auf den Partner gewährleisten.

    Im Baugewerbe gilt die Zahlungsmoral als schwach. Verträge legen die Zahlungsweise am besten klar nach Baufortschritten und erbrachter Leistung fest. So weit wie möglich ist Vorkasse das Zahlungsformat der Wahl, da Insolvenzen des Bauträgers oder der jeweiligen Projektgesellschaft keine Seltenheit sind. Zudem kommt es immer wieder vor, dass Abschlusszahlungen einbehalten werden, um tatsächliche oder auch weniger ersichtliche Baumängel zu kompensieren.

    Bei der Vergabe von öffentlichen Bauaufträgen ist zu beachten, dass dieser Bereich als anfällig für Korruption gilt. Öffentliche Ausschreibungen werden auf einem durch das Ministerium für Planung und Investitionen betriebenen Tender-Portal auf Vietnamesisch veröffentlicht. Die hauseigene Zeitung des Ministry of Planning and Investment berichtet auf Vietnamesisch umfänglich über Bauprojekte und -vergaben. Für lokale Ausschreibungen sind ein gutes lokales Informationsnetzwerk und umfangreiche Projektarbeit lange vor der tatsächlichen Ausschreibung unabdingbar.

    Von Peter Buerstedde | Hanoi

  • Zulieferprodukte: Marktlage

    Mit der langsamen Erholung im Hochbau haben sich die Aussichten für die Baustoffindustrie verbessert. Ab Mitte 2024 könnte die Nachfrage in den meisten Segmenten wieder anziehen.

    Der Baustoffsektor hatte 2023 einen schweren Stand. Der Hochbau kam in Vietnam nahezu zum Stillstand, während die Preise für viele Inputs stark fluktuierten. Nach einer Erhebung von Vietnam Report erlitten ganze 77,5 Prozent der an Börsen in Vietnam gelisteten mehr als 80 Baustoffunternehmen Umsatzrückgänge. Lediglich 13,2 Prozent konnten ihre Umsätze ausbauen. Industrieexperten erwarten ab der 2. Jahreshälfte 2024 eine langsame Erholung, angetrieben vom Aufschwung im Hochbau. Allerdings dürften die Umsätze 2024 von niedrigem Niveau erst zaghaft ansteigen. 

    Vietnam ist wichtiger Exporteur von Baumaterial

    Vietnam ist wichtiger Produzent grundlegender Baumaterialien wie Zement, Stahl oder keramischer Fliesen und Sanitärkeramik und zählt in diesen Bereichen zu den führenden Exportnationen der Welt. Allerdings arbeiten lokale Unternehmen aller Bereiche häufig noch mit veralteter Technologie und müssen auf moderne Produktionstechniken umstellen. Zwar hat sich die Regierung in ihrer Branchenstrategie "Strategy for the development of building materials in 2021-2030" die Modernisierung des Baumaterialsektors auf die Fahne geschrieben. Viele der angestrebten Ziele werden aber bislang nur wenig aktiv umgesetzt.

    Der Wettbewerb ist hart und wird in der Regel über den Preis ausgefochten. Zum Teil werden Billigwaren als gefälschte Markenprodukte angeboten. Für Investitionen fehlt es gerade kleineren Branchenunternehmen an finanziellen Mitteln.

    Klimafreundlichkeit gewinnt an Relevanz

    Das Thema Klimafreundlichkeit wird bei energieintensiven Sektoren wie der Zement- und Fliesenproduktion immer bedeutender. Die auf der UN-Klimakonferenz 2021 (COP 26) eingegangene Verpflichtung Vietnams, bis 2050 klimaneutral zu werden, sowie drohende Exporteinschränkungen wie das CO₂-Grenzausgleichssystem (CBAM) der EU zwingen Branchenunternehmen zu Investitionen in den Klimaschutz.

    Unfertige Gebäude brauchen Ausrüstung

    Gebäude- und Sicherheitstechnik sowie Smart-Home-Anwendungen gewinnen in Vietnam an Bedeutung. Allerdings ist der Markt für hochwertige Gebäudetechnik noch klein. Bauherren kalkulieren mit einer kurzen Lebensdauer von Gebäuden und vermeiden Investitionen in Technik, die sich nicht zeitnah rechnen. Gerade im Bereich Energieeffizienz, beispielsweise bei Lüftungs- und Klimaanlagen in gewerblichen Gebäuden, ist der Markt noch lange nicht ausgereizt.

    Im Bauboom bis 2019 wurden viele Bürotürme und Hotels in den Metropolen und den Touristenregionen Zentralvietnams begonnen und in den Krisenjahren nicht fertiggestellt. Sie könnten in den kommenden Jahren weitergebaut werden und müssen ausgerüstet werden. Die Wiederaufnahme vieler Vorhaben läuft aber erst langsam an. Viele Entwicklerfirmen sind finanziell angeschlagen, bürokratische Hürden bestehen fort und die verhaltene Konjunkturentwicklung bremst den Inlandstourismus und schwächt die Nachfrage nach Wohnraum.

    Große Baustoffhersteller in Vietnam Umsatz in Millionen US-Dollar; Veränderung in Prozent
    Unternehmen

    Umsatz 2023 1)

    Veränderung 2023/2022 2)

    Wichtigste Produktgruppen

    Hoa Phat

    4.985,2

    -15,9

    Baustahl

    Ton Nam Kim

    779,3

    -19,4

    Baustahl
    Viglacera

    552,9

    -9,6

    Bauglas, Fliesen

    Hoa Sen

    380,3

    11,9

    Baustahl, Wellblech

    Viet Duc Steel Pipe

    316,7

    -10,9

    Stahlrohre

    Vicem

    295,4

    -21,0

    Zement

    Phu Tai

    235,5

    -18,4

    Bausteine

    Tien Phong Plastic

    216,9

    -9,0

    Kunststoffrohre und andere Kunststoffprodukte

    Binh Minh Plastic

    216,1

    -11,2

    Kunststoffrohre

    Vicostone

    182,5

    -23,1

    Bausteine

    1 Umsatz umgerechnet nach Jahresdurchschnittskurs 2023: 1 US$ = 23.861 D; 2 Veränderungsrate auf Basis inländischer Währung.Quelle: Recherchen Germany Trade & Invest; Jahresberichte der Unternehmen für 2023; Deutsche Bundesbank 2024

    Von Peter Buerstedde | Hanoi

  • Zulieferprodukte: Zement, Beton und Holz

    Die Zementnachfrage dürfte 2024 wieder anziehen. Überkapazitäten heizen aber den Preiswettbewerb an. 

    Überkapazitäten bei Zement und Beton steigen

    Vietnam ist nach China und Indien der drittgrößte Zementproduzent der Welt und die vietnamesischen Hersteller haben in den vergangenen Jahren die Produktion ausgeweitet. Nach Informationen der Vietnam Cement Association (VNCA) erreichten die 58 Fabriken mit 89 Produktionslinien 2023 etwa eine Jahreskapazität von 123 Millionen Tonnen Zement. 

    Angesichts schwacher Absatzmärkte sind die Überkapazitäten weiter gestiegen. Der Finanzdienstleister SSI Research schätzt sie 2023 auf 30 Prozent nach 21 Prozent im Jahr 2022. Nach Angaben von VNCA standen Mitte Februar 2024 acht Produktionslinien still. Trotzdem sollen 2024 noch einige neue Anlagen in Betrieb gehen.

    Verbrauch und Exporte an Zement und Klinker in Vietnam* In Millionen Tonnen
     

    2021

    2022

     2023

    Veränderung 2023/2022 (in %)

    Inlandsverbrauch

    62,5

    62,7

    57,1

    -8,9

    Export

    45,7

    31,7

    31,3

    -1,2

    Produktion

    108,2

    94,3

    88,6

    -6,0

    *Unterschiede durch Lagerhaltung.Quelle: Vietnam Cement Association 2024; General Department of Vietnam Customs 2024

    2023 war ein schwieriges Jahr. Der heimische Hochbau steckte weiter in der Krise, die Exporte fielen leicht zurück und die Preise für Strom und Kohle stiegen stark an. Vor allem China hat erneut weniger Zement aus Vietnam bezogen, während die Lieferungen nach Bangladesch stark zulegten. Die Exportpreise waren auch etwas schwächer. Dadurch sanken die Exporte wertmäßig um 4,1 Prozent.

    Für das Jahr 2024 erwartet die Vietnam Cement Association eine langsame Erholung. Ab dem 2. Quartal werde die Nachfrage im Inland durch einen zaghaften Aufschwung im Hochbau und kräftige Infrastrukturinvestitionen ansteigen. Damit könnte der Inlandsabsatz nach Verbandsprognose etwa 60 bis 62 Millionen Tonnen erreichen. Exportmärkte sollen 30 Millionen Tonnen abnehmen.

    Nachhaltigkeit gewinnt an Bedeutung

    Der Druck auf die Unternehmen, nachhaltiger zu produzieren, steigt. Nach Plänen der Regierung sollen die Fabriken den CO2-Ausstoß bis 2050 auf 530 Kilogramm je Tonne senken und damit um 140 Kilogramm. Die Hersteller fürchten zudem immer mehr Einschränkungen auf Exportmärkten, wenn es ihnen nicht gelingt, ihren CO2-Ausstoß zu reduzieren. 

    Das CO2-Grenzausgleichssystem der EU (CBAM) sieht etwa ab 2026 einen CO2-Importzoll auf Zement vor. Die EU ist derzeit kein wichtiger Abnehmer für vietnamesischen Zement, aber derartige Mechanismen könnten international Schule machen. 

    Vietnam will in den kommenden Jahren einen inländischen Emissionshandel aufbauen. Die Zementindustrie soll ab 2025 an einem Pilotprojekt teilnehmen. Ab 2028 soll dann der Emissionshandel starten. Noch sind die Modalitäten der Teilnahme sowie die Zuteilung von Emissionsrechten allerdings unklar.

    Der jüngste Baumaterial-Masterplan der vietnamesischen Regierung von 2018 sieht vor, dass alle Produktionslinien mit einer Kapazität von mehr als 2.500 Tonnen pro Tag bis Ende 2025 mit Wärmerückgewinnungsanlagen ausgestattet werden müssen. Mitte 2023 hatten die Hersteller in 40 Anlagen bereits Vorhaben abgeschlossen. Insgesamt sind etwa 60 Anlagen von der Verpflichtung betroffen. Anfang 2024 hatte das Staatsunternehmen Vicem zwei Wärmerückkopplungsanlagen des chinesischen Ausrüsters Sinoma in Betrieb genommen. Weitere sollen folgen. Vicem galt bisher als Nachzügler, während vor allem private Firmen schnell vorgeprescht waren. 

    Kleine Firmen mit geringer Finanzkraft

    Der Markt ist zersplittert. Viele Branchenunternehmen sind zu klein, um angesichts eines hart geführten Preiskampfes Skaleneffekte zu erzielen. Entsprechend fehlt es gerade den kleineren Branchenunternehmen an den finanziellen Mitteln, aber auch Anreizen für eine Modernisierung. Größere Unternehmen hatten hingegen in den letzten Jahren in der Erwartung steigender internationaler Nachfrage aggressiv neue Produktlinien hochgezogen.

    Wichtigstes Branchenunternehmen ist das staatliche Unternehmen Vicem, das 2023 rund 31 Prozent der heimischen Zementproduktion abdeckte. Joint Venture mit ausländischen Firmen kommen auf 21 Prozent und inländische private Hersteller auf 48 Prozent. Die größten privaten Firmen sind INSEE, ein Joint Venture von Holcim und der Siam City Cement Group aus Thailand, Nghi Son Cement (Joint Venture von Vicem mit japanischen Firmen), Fico, Vissai, Xuan Thanh und Bim Son Cement. 

    Ein Großteil der Werke arbeitet mit chinesischer Ausrüstungen. Ein wichtiger Anbieter ist der chinesische Anlagenbauer Sinoma Nanjing. Zwar ist durchaus Interesse an hochwertiger, westlicher Technologie vorhanden, allerdings ist diese meist zu teuer. Der Verkauf von Gesamtanlagen an vietnamesische Zementunternehmen scheitert daher oft am Preis. Für wichtige Kernkomponenten hingegen kann sich durchaus ein Markt finden, so Brancheninsider.

    Nachfrage nach Holzböden zieht an

    Holz als Werkstoff verliert vor allem im gewerblichen Bereich sowie bei Wohnbauten Marktanteile. Anstelle von Holz verwenden Bauherren vorzugsweise Glas, PVC und zunehmend auch Aluminium. In der Regel nutzen lediglich Menschen auf dem Land sowie eher traditionell eingestellte Vietnamesen für den Wohnbedarf Fenster und Türen aus dem Naturmaterial. Dieser Bedarf wird in der Regel durch lokale Firmen abgedeckt.

    Holz als Bodenbelag aber gewinnt gerade im hochwertigen Hotelbau und Wohnungsbau hinzu. In der im Norden gelegenen Hauptstadt Hanoi, wo die Winter kühl und die Sommer extrem heiß sind, wird für etwa 30 Prozent der Böden Holz genutzt. In Ho-Chi-Minh-Stadt im Süden des Landes sind es etwa 10 Prozent. Die Nachfrage nach Holzböden soll nach einer Studie des Beratungsunternehmens PWC und des Verbandes der holzverarbeitenden Industrie HAWA von 2021 etwa 13,3 Millionen bis 2025 auf 14,3 Millionen Quadratmeter ansteigen. Davon könnte der Einsatz von Laminatböden von 8,6 Millionen auf 9,3 Millionen Quadratmeter zunehmen. Etwa 40 Prozent wird importiert.

    Vietnam hat eine starke holzverarbeitende Industrie. Große Hersteller wie An Cuong haben sich in den letzten Jahren neben dem Export verstärkt dem Inlandsmarkt zugewandt. Ausländische Branchenunternehmen produzieren vorwiegend für den Export. Rein vietnamesische Firmen hingegen sind oft noch klein und können nur selten die durch internationale Auftraggeber geforderten Mengen- und Qualitätsvorgaben erfüllen. Wachsende Kundenansprüche erfordern Investitionen in die technologische Ausstattung der Betriebe.

    Von Peter Buerstedde | Hanoi

  • Zulieferprodukte: Glas, Fliesen und Sanitär

    Die langsame Erholung im Hochbau verheißt den Herstellern 2024 und 2025 etwas bessere Absatzchancen.

    Glas: Nachfrage erholt sich langsam

    Das Jahr 2023 hat die Glasindustrie hart getroffen. Bei sinkender Nachfrage sind aufgrund von Überkapazitäten in der Produktion trotz steigender Inputpreise (für Natron und Energie) die Absatzpreise gefallen. Der zweitgrößte Hersteller Viglacera hat bei Bauglas 31 Prozent weniger Umsatz erzielt. Nach dem starken Einbruch dürfte die Nachfrage nach Bauglas 2024 und 2025 mit der Erholung im Hochbau erst langsam wieder anziehen.

    Viglacera und andere größere Hersteller wollen angesichts starker Konkurrenz bei Basisprodukten die Produktion von Spezialglas ausbauen, das deutlich höhere Margen verspricht. Im Jahr 2023 ging es stärker um kurzfristige Einsparungen und Effizienzgewinne, aber mit besseren Konjunkturaussichten dürften derartige Projekte ab 2024 wieder aktiver verfolgt werden. Viglacera plant etwa den Aufbau einer Dünnglasproduktion für Solarpanele. 

    Immerhin ist im November 2023 die erste Phase einer ersten Fabrik in Vietnam für Ultraklarglas in Betrieb gegangen mit einer Kapazität von 600 Tonnen pro Jahr. In einer zweiten Phase soll die Produktion auf 1.500 Tonnen ansteigen. Das Werk gehört zum Joint Venture Phu My Super White Glass zwischen Viglacera und den lokalen Firmen Idico und Khai Thinh. Das Unternehmen ist auch zahlreiche Joint Venture mit ausländischen Firmen eingegangen. In dem Gemeinschaftsunternehmen Vietnam Float Glass produziert Viglacera mit Nippon Sheet Glass Flachglass. Der Staat will sich bis 2025 von seiner Minderheitsbeteiligung an Viglacera trennen. Der größte lokale Hersteller ist aber die Indevco Group.  

    Inlandsnachfrage von Glas, Fliesen und Sanitärprodukten fällt weiter zurückProduktion und Inlandsverbrauch 2023; Veränderung in Prozent
     

    Produktion

    Veränderung 2023/2022

    Inlandsmarkt

    Veränderung 2023/2022

    Bauglas (in Mio. Quadratmetern)

    211,0

    -2

    168

    -21

    Keramikfliesen (in Mio. Quadratmetern)

    386,5

    -25,5

    291,5

    -43

    Sanitärprodukte (in Mio. Produkteinheiten)

    12,5

    -25

    11

    -33

    Quelle: Ministry of Construction 2024

    Fliesen/Keramik: Produktionsanlagen gelten als veraltet

    Auch die Inlandsnachfrage und Produktion von Fliesen hatten 2023 stark unter der Krise im Hochbau zu leiden. Einer der größten Hersteller, Viglacera, vermeldete eine Auslastung von 75 Prozent und einen Rückgang der Umsätze um 4 Prozent. Andere vietnamesische Produzenten wie Vicostone (-23,1 Prozent) und CMC (-9,4 Prozent) erlitten stärkere Rückgänge. Eine Erholung dürfte sich 2024 erst sehr zaghaft einstellen. 

    Mit einer Produktion von etwa 579 Millionen Quadratmetern im Jahr 2022 (inklusive Keramikfliesen, Terracottafliesen, Granitsteine) ist Vietnam laut Ceramic World der viertgrößte Fliesenproduzent der Welt nach China, Indien und Brasilien. Der Sektor ist mit 82 mittleren und großen Herstellern und einer Reihe kleiner Produktionsstätten stark differenziert. Eine Reihe Hersteller sind Joint Venture mit ausländischen Firmen und eher im hochpreisigen Segment angesiedelt. Dazu zählen Prime, Royal, Vitto, Tasa und Toko. 

    Wichtigster inländischer Produzent ist Viglacera. Nach einem Ranking von Ceramic World liegt die Firma als Fliesenhersteller mit sieben Fabriken in Vietnam und einer in Kuba weltweit auf Rang 19. Heimische Unternehmen wie Viglacera, CMC, Thach Ban oder Dong Tam konzentrierten sich traditionell eher auf das mittlere bis einfache Produktsegment. Sie haben aber ihre Produktionsqualität in den letzten Jahren stetig verbessert, auch um der Konkurrenz durch Kleinunternehmen zu entgehen. Die Konkurrenz steigt durch weitere Fabriken und fallende Importzölle (etwa für Fliesen aus Indien). Der Hersteller Trung Do baut in Nghe An eine Fabrik für Vorstoffe, um die eigenen Fliesenfabriken zu versorgen. Kamado will rund 400 Millionen Euro in eine neue Granitfliesenfabrik in Bin Dinh investieren.

    Der Markt tendiert in Vietnam weg von Keramikfliesen hin zu größeren Granitfliesen. Die Produktionsanlagen in einem Großteil der vietnamesischen Werke gelten aber weiter als veraltet und vor allem im Hinblick auf den Energieverbrauch als ineffizient. 

    Sanitärprodukte: Wasserhähne aus Vinh Phuc

    Vietnam war 2022 laut Ceramic World nach Thailand der zweitgrößte Sanitärkeramikexporteur in Südostasien und weltweit an zehnter Stelle. Der Sektor leidet 2023 unter einer schwachen Inlandsnachfrage durch die Krise im Hochbau. Wie bei Glas und Fliesen ist Viglacera ein wichtiger inländischer Akteur, der auch stark exportiert. Das Unternehmen erlitt 2023 im Bereich Sanitärkeramik einen Umsatzeinbruch von 20 Prozent. 

    Nach einer Analyse des Finanzinstituts Vietcap Securities kommt Viglacera auf etwa 10 Prozent Marktanteil. Etwa 40 Prozent entfällt auf Importe mit Marken wie Toto, Kohler und American Standard. Weitere 45 Prozent sind Produkte ausländischer Hersteller, die in Vietnam Fabriken aufgebaut haben, allen voran Toto und Lixil aus Japan. 

    Toto Vietnam hat im Dezember 2023 eine Fabrik für Wasserhähne in der nördlichen Provinz Vinh Phuc für 100 Millionen US$ in Betrieb genommen. Das ist die fünfte Fabrik des japanischen Sanitärherstellers in Vietnam. Die Industrie in Vietnam exportiert auch stark nach Ostasien und in die USA.

    Luxusausstattungen sind gefragt

    Der lokale Markt bietet zunehmend Chancen für europäische Ausstatter. Gerade wohlhabende Vietnamesen legen bei Küchen und Bädern Wert auf ein modernes, europäisches Design. Bei Luxusimmobilienprojekten sowie im Hotelbau sind Ausstattungen aus Europa, besser noch "Made in Germany", beliebt. Die Kunden verlangen dafür entsprechende Belege, zum Beispiel Ursprungszeugnisse und Zertifikate. Sie wollen sichergehen, dass sie keine Nachahmerprodukte erwerben, die im Markt stark präsent sind. Zudem erwarten Kunden zu dem gehobenen Preis entsprechende Beratung und Service. Der Lieferant sollte wiederum bei seinen Kunden strikte Richtlinien bezüglich der Zahlungsmodalitäten durchsetzen. Stärker gefragt sind auch smarte Badmöbel, wie sie vor allem von den japanischen Herstellern Toto und Inac angeboten werden.

    Von Peter Buerstedde | Hanoi

  • Zulieferprodukte: Kunststoffe, Türen und Fenster

    Bauherren sparen gerne noch bei Fenstern und Türen. Steigende Sicherheitsstandards erzwingen auch auf dem lokalen Markt eine höherwertige Produktion.

    Kunststoffe: Umsatz leicht zurückgegangen

    Die etwa 4.000 Unternehmen im vietnamesischen Kunststoffsektor erzielten laut Angaben des Fachverbands Vietnam Plastics Association (VPA) 2023 Umsätze von 25 Milliarden US-Dollar (US$). Das sind 0,7 Prozent weniger als im Vorjahr. Baukunststoffe machen nach Angaben der VPA etwa ein Viertel aus. 

    Vor allem die zwei größten Hersteller in Vietnam, Tien Phong Plastic und Binh Minh Plastic, vermeldeten stärkere Umsatzrückgänge. Es wird erwartet, dass die langsame Erholung im Hochbau die Nachfrage nach Kunststoffprodukten für den Bau 2024 und 2025 antreiben wird. Rohre, Türen und Fenster sind die wichtigsten Produktgruppen, die von der Nachfragebelebung profitieren dürften. 

    Um dem wachsenden Preiskampf bei Kunststoffprodukten für Verpackungen und Haushalt zu entgehen, verlagern die großen Hersteller in Vietnam ihre Aktivitäten stärker auf Kunststoffbaustoffe und technische Kunststoffe, die im Bau- und Industriebereich eingesetzt werden. Bislang ist die vietnamesische Produktion aber noch durch qualitativ und technologisch einfache, auf dem Weltmarkt wenig konkurrenzfähige Herstellung geprägt.  

    Die wichtigsten Unternehmen im Bereich Kunststoffrohre sind das vorwiegend im nördlichen Landesteil aktive Unternehmen Tien Phong Plastic (NTP) sowie das den Süden des Landes abdeckende Unternehmen Binh Minh Plastic (BMP). BMP gehört mehrheitlich zur thailändischen Siam Cement Group (SCG), einem der größten Baustoffmischkonzerne in Südostasien. Beide Unternehmen haben 2023 Umsatzeinbußen erlitten, BMP 11 Prozent und NTP 9 Prozent. 

    Dies dürfte auch auf niedrigere PVC-Preise zurückgehen, während die Gewinne nach Steuern angestiegen sind. BMP hat mit knapp 47 Millionen US$ den höchsten Gewinn in der Firmengeschichte erreicht bei einem Plus von 49 Prozent gegenüber 2022. NTP konnte die Gewinne nach Steuern um 17 Prozent auf 23 Millionen US$ steigern.

    Tien Phong hält regional im Norden einen Marktanteil von 53 Prozent, Binh Minh bedient 43 Prozent des Bedarfs an Baukunststoffen im Süden des Landes. Jeweils halten sie etwa 30 Prozent des vietnamesischen Marktes. Die Hoa Sen Group, die sonst vor allem Baustahl herstellt, sowie das aufstrebende, zunehmend in umweltfreundliche Kunststofflösungen investierende Unternehmen An Phat machen den Marktführern Konkurrenz. Hoa Sen setzt für die Rohrproduktion auch Maschinen des deutschen Herstellers Battenfeld-Cincinatti ein. Die vier Unternehmen kommen gemeinsam etwa auf einen Marktanteil von 80 bis 90 Prozent.

    Führende Hersteller von Kunststoffrohren in Vietnam 2023 1)Umsatz in Millionen US$; Veränderung in Prozent
     Umsatz 20232)

    Veränderung 2023/20223)

    Binh Minh Plastics

    216,1

    -11,2

    Tien Phong

    216,9

    -9,0

    1 Rückgang auch durch fallende Preise. 2 umgerechnet nach Jahresdurchschnittskurs 2023: 1 US$ = 23.861 D.; 3 Veränderung auf Basis inländischer Währung.Quelle: Jahresberichte der Unternehmen für 2023; Deutsche Bundesbank 2024

    Türen und Fenster: Energieeffizienz ist noch kein großes Thema

    Vietnamesische Privat- und auch Geschäftskunden interessieren sich vorrangig für günstige Türen und Fenster aus heimischer Produktion oder Importe aus China. Innovative, hochpreisige Fenster sind laut Branchenkennern dann gefragt, wenn der Kunde neben den reinen Baukosten auch Wert auf Betriebskosten, international anerkannte Zertifizierungen (wie das LEED-Zertifikat) oder technische Finesse legt. Energieeffizienz am Bau ist bei privaten und gewerblichen Bauherren bisher kaum ein Thema. In der Regel liegt der Fokus eher auf Kosteneinsparungen am Bau.

    Der Türenmarkt leidet stark unter der Flaute im Hochbau und der derzeitigen Konsumzurückhaltung. Die Erholung im Wohnungsbau sollte dem Absatz ab dem zweiten Halbjahr 2024 etwas Schwung geben. Branchenbeobachtern zufolge steigen die Vorgaben an Sicherheit von Türen und Fenstern. Angesichts einiger Großbrände mit Todesopfern in den vergangenen Jahren hat der Gesetzgeber Baustandards für den Feuerschutz in Gewerbeimmobilien sowie dem Wohnungsbau verschärft und setzt diese auch verstärkt um. Dies verbessert in einem stark umkämpften Markt die Wettbewerbsposition von Unternehmen, die bereits heute nach internationalen Standards arbeiten.

    Aluminium verdrängt Holz

    Menschen auf dem Land sowie eher traditionell eingestellte Vietnamesen bevorzugen für den Wohnbedarf Fenster und Türen aus Holz. Der Werkstoff verliert jedoch vor allem im gewerblichen Bereich sowie bei modernen Neubauten an Bedeutung. Vollholztüren und -fenster weichen Elementen aus PVC, Aluminium und beschichteten Materialien.

    Die industriellen Hersteller von Türen und Fenstern setzen mehrheitlich auf Kunststoff und der Sektor ist weniger konzentriert als bei Rohren. Bedeutende Fensterhersteller sind die lokalen Unternehmen Dong A Plastic mit der Marke Smartwindow, Eurowindow sowie die Firma Hung Phat mit der Marke Austdoors. Bei letzterem Unternehmen handelt es sich um ein vietnamesisch-australisches Joint Venture.

    Dong A Plastic gilt als der größte Hersteller von Kunststoff- sowie von Aluminiumprofilen. Bei Kunststoffprofilen soll das Unternehmen einen Marktanteil von etwa 20 Prozent haben. Dong A Plastic ist allerdings 2023 in eine finanzielle Schieflage geraten. Der Jahresumsatz ist 2023 um 46 Prozent auf rund 50,4 Millionen US$ eingebrochen. Im 4. Quartal 2023 sanken die Umsätze nahezu auf null.

    Eurowindow stellt in eigenen Fabriken Fassaden sowie Türen und Fenster aus PVC, Aluminium und Holz her. Die Firma ist gleichzeitig einer der größten Projektentwickler im Wohnungsbau in Vietnam. Seit 2018 arbeitet Eurowindow mit dem deutschen Farbunternehmen Rhenocoll bei der Beschichtung von Rahmen und Türen zusammen. Deutsche Unternehmen wie Hörmann oder Schüco sind mit eigenen Niederlassungen vor Ort vertreten.

    Die Firma European Building Materials gehört einer polnischen Muttergesellschaft. Die Fabrik in der Provinz Dong Nai setzt deutsche Profile von Inoutic sowie Beschläge von Roto, G-U, Winkhaus und Avocet (Großbritannien) ein. Die gleichen Materialien verwenden die drei Fabriken des Unternehmens Dong Tam. Die japanische Lixil ist seit 2014 mit einer Produktionsstätte für Fenster sowie Türen aus Aluminium und Kunststoffen in Vietnam vor Ort.

    Von Peter Buerstedde | Hanoi

  • Zulieferprodukte: Bauchemikalien

    Die vietnamesische Farbindustrie leidet 2023 unter der Schwäche im Hochbau. Trotzdem investieren die Hersteller in den Ausbau und die Modernisierung der Produktion.

    Nach Informationen des Branchenverbands Vietnam Paint and Ink Association (VPIA) hat die Schwäche im Hochbau die Farbenindustrie 2023 stark in Mitleidenschaft gezogen. Viele Unternehmen waren demnach schwach ausgelastet und erlitten Umsatzeinbußen. Allerdings sind die Preise für Vorstoffe, die weitgehend importiert werden müssen, gefallen. 

    Ein größerer lokaler Hersteller, A Dong Paint (ADP), hat daher zwar 2023 rund 12 Prozent weniger Umsatz erzielt, aber aufgrund fallender Kosten 47 Prozent mehr Gewinn nach Steuern. Spezialisierten Herstellern ging es zum Teil noch besser. Son Hai Phong (HPP) produziert vor allem Farben für den Tiefbau sowie für industrielle Anwendungen wie den Schiffsbau und ist in diesen Bereichen der führende inländische Anbieter. Das Unternehmen hat seinen Umsatz 2023 ausbauen können (+6,5 Prozent) und den Gewinn nach Steuern nahezu verdreifacht (+181 Prozent). Mit der Erholung im Hochbau erwarten die Hersteller von dekorativen Farben für den Hochbau ab Mitte 2024 wieder bessere Umsätze.

    Der Baubereich ist mit einem Marktanteil von rund 70 Prozent der wichtigste Umsatzposten der vietnamesischen Farbindustrie. Nach Informationen von VPIA wurden in den letzten Jahren in Vietnam jährlich bis zu 250 Millionen Liter Farbe verbraucht. Davon sind 180 Millionen Liter dekorative Farben. 

    Höhere Ansprüche an Qualität und Verträglichkeit

    Laut dem Branchenverband VPIA sind gut 600 Branchenunternehmen am Markt aktiv, darunter 70 ausländisch investierte Unternehmen. Diese allerdings beherrschen mit einem Anteil von 65 Prozent den Markt und konzentrieren sich auf höherwertige Segmente. Marktführer im oberen und High End-Segment sind ausländische Hersteller wie 4Orange, Akzo Nobel (in Vietnam unter anderem mit der Marke Dulux vertreten), JOTUN, TAO und Nippon. Im mittleren Preis- und Qualitätssegment gewinnen vietnamesische Unternehmen wie Kansai Paint, A Dong Paint, HPP oder Kova Paint an Präsenz. A Dong Paint plant zum Beispiel die Einführung von Zinkfarbe, PU-Lacken, Anti-Fingerabdruck-Farbe, Farben mit geringem Schwermetallgehalt, Alkydfarbe und UV-Lack. HPP will in neue Fabriken für Industriefarbe und Resine investieren. 

    Alle Branchenunternehmen sind auf Importe von Rohmaterialien angewiesen. Rund 70 Prozent der für die Produktion benötigten Bindemittel, Pigmente und andere Grundstoffe müssen mangels einer eigenen Zulieferindustrie im Ausland eingekauft werden. Auch Maschinen und Anlagen werden überwiegend im Ausland beschafft. Hier liegen die Importquoten sogar bei 85 Prozent, so der Branchenverband VPIA. 

    Unternehmen in Vietnam müssen auf einen sich verändernden Markt reagieren. Gerade im Hochpreissegment und hochwertigem Hotelbau steigen die Anforderungen, die Kunden an Anstriche stellen. Qualität, Langlebigkeit, Schutz gegen Fäulnis, Sicherheit und Umweltverträglichkeit der Produkte gewinnen an Bedeutung. Ab Mitte 2027 sinkt nach staatlichen Vorgaben der maximal zulässige Bleigehalt von 600 Teile pro Million auf 90 Teile pro Million, wie von der Weltgesundheitsorganisation empfohlen wird.

    Von Peter Buerstedde | Hanoi

  • Zulieferprodukte: Gebäudetechnik

    Der Markt für hochwertige Gebäudetechnik entwickelt sich uneinheitlich. Haushalte statten sich zunehmend mit Sicherheitstechnik und Smart-Home-Anwendungen aus. 

    In Vietnam haben sich in den letzten Jahren in der Gebäudetechnik große, spezialisierte Ingenieursfirmen herausgebildet. Unternehmen wie REE, P69, Doan Nhat, Vinadic, Searee und Hawee sind mit staatlichen Vorhaben sowie Hotel- und Industrieprojekten groß geworden. REE war vielfach an staatlichen Prestigeprojekten beteiligt, P69 und Doan Nhat an zahlreichen Vorhaben der Vingroup für Wohnsiedlungen und Einkaufszentren und Searee vor allem an Hotelbauten. Weitere wichtige Firmen sind TTSC, Tedco, Alphanam, HVC Group, Sigma, Phu Hai, Delco und TDI.

    Der Markt für Gebäudetechnik dürfte sich 2023 uneinheitlich entwickelt haben. Der Zustrom ausländischer Investoren, die im Land Fabriken hochziehen, hält an, während der Wohnungsbau stockte. REE hat im Bereich Gebäudetechnik 5,8 Prozent weniger Umsätze erzielt. Der Wert neuer Projekte fiel aber um 57 Prozent zurück. Das Unternehmen erhofft sich 2024 eine deutliche Wende mit einem Umsatzwachstum von 22,3 Prozent. 

    Die Firma HVC, die auf Wohnsiedlungen und Vergnügungsparks spezialisiert ist, erlitt 2023 einen Umsatzrückgang von 46 Prozent. Aufgrund der schwachen Hochbaukonjunktur will sich Searee stärker auf Industrieprojekte konzentrieren, wo die Konkurrenz unter Generalunternehmern in der Gebäudetechnik als weniger stark gilt.

    Heizungs-, Klima- und Lüftungstechnik

    Chancen für hochwertige und energieeffiziente Klima- und Lüftungstechnik finden sich vor allem im hochwertigen Hotel- und Industriebau. Ausländische Hotelgesellschaften errichten ihre Gebäude meist gemäß ihren eigenen Energieeffizienzstandards. Dazu gehört eine moderne Klima- und Lüftungstechnik. Ähnlich sieht es im Industriesektor aus. Den hohen internationalen Ansprüchen folgen Bauherren aus Westeuropa, Australien und teilweise Südkorea, berichten Marktkenner. Ostasiatische Investoren ziehen Ausrüster aus ihren Herkunftsländern in der Regel vor.

    Vietnamesische Auftraggeber müssen angesichts niedriger Elektrizitätspreise von den Vorteilen moderner Klimatechnik meist erst überzeugt werden. Hierbei ist ein nachhaltiger Investitionsplan von Bedeutung, der die Kostenersparnis effizienter Klimatechnik klar verdeutlicht. 

    Hausautomatisierung und Gebäudesicherheit

    Die Märkte für Hausautomatisierungs- und Sicherheitstechnik sind noch überschaubar. Viele Bauherren sind bei Investitionen in Gebäudetechnik, die grundlegende Standards überschreitet, zurückhaltend. Intelligente Haustechnik im Sinne zentraler Steuerungssysteme oder digitalisierter Lüftungs- und Klimatechnik wird kaum nachgefragt. Selbst dann, wenn Projekte unter der Firmierung "smart" laufen, ist die Digitalisierung, nach Einschätzung von Branchenkennern, auf Anwendungen im Privatbereich ("Smart Home") beschränkt. 

    Bauherren wie Hotelbetreiber, die Energie- und Unterhaltskosten selber tragen müssen, oder Unternehmen, die bei ihrer Produktion auf gleichbleibende hohe Standards bei Temperatur, Luftfeuchtigkeit oder sonstigen Umweltfaktoren angewiesen sind, stellen hingegen steigende Ansprüche an ihre Gebäudemanagementsysteme. 

    Sicherheitstechnik wird immer beliebter 

    Die Gebäudesystemtechnik wird fast ausschließlich importiert. Die wichtigsten Anbieter stammen aus Japan (Mitsubishi, Fuji, Toshiba, Azbil), Südkorea (LSIS), den USA (GE und Honeywell) und Europa (Siemens, Bosch, ABB und Schneider Electric).

    Bei Sicherheitstechnik liegen Chancen insbesondere in den Bereichen Überwachungs- und Einbruchsicherungstechnologie oder bei hochwertigen Gefahrenmeldern wie Hochwasser-, Rauch- oder Gasmeldern. Moderne Sicherheitstechnik wird vorwiegend von Unternehmen nachgefragt. So finden Sicherungssysteme wie Videoüberwachungsanlagen und Zugangskontrollsysteme in modernen Shoppingcentern, Hotelanlagen, hochwertigen Büroanlagen und anderen Premiumgebäuden AnwendungNach einer Studie von 6Wresearch könnte der vietnamesische Markt für Sicherheitskameras bis 2026 um jährlich 8,6 Prozent pro Jahr wachsen. 

    Wichtige vietnamesische Händler und Integratoren für Sicherheitskameras sind Vantech und Questek. Nach einer Studie der Beratungsfirma B&Company sind die chinesischen Firmen Hikvision und Dahua vor Kbone aus Südkorea Marktführer. Andere ausländische Anbieter sind ebenfalls gut vertreten, wie Axis (Schweden), Panasonic (Japan), Honeywell (USA) und Bosch (Deutschland). Die inländischen Hersteller FPT und BKAV fokussieren sich stärker auf Exportmärkte.

    Smart Home-Anwendungen vor allem in Haushalten

    Die Coronakrise hat die Verbreitung smarter Haustechnik in Privathaushalten deutlich beschleunigt. Das Statistikportal Statista schätzt, dass 2022 etwa 15 Prozent der Haushalte in Vietnam Smart-Home-Anwendungen nutzten. Der Markt erreichte demnach ein Volumen von 232 Millionen US$. Bis 2027 erwartet das Statistikportal im Durchschnitt ein jährliches Wachstum von 12,5 Prozent auf dann 460 Millionen US$.

    Die junge urbane Mittelschicht des Landes ist technikaffin und gerade bei digitalen Anwendungen experimentierfreudig. Dem Schutz eigener Daten wird noch eine geringe Bedeutung beigemessen. "Smart Speaker"- und Steuerungsanlagen wie Echo von Amazon oder chinesische Konkurrenz insbesondere von Xiaomi finden zunehmend Verbreitung.     

    Bei der Entwicklung von passenden Produkten sind vietnamesische Unternehmen immer besser aufgestellt. Firmen wie FPT, Bkav SmartHome, Vsmarttek, OnSky und Lumi bieten grundlegende Smart Home-Konzepte in der Preisklasse von umgerechnet 400 bis 2.000 US$ an und wollen damit vietnamesische Privatleute ansprechen. Vietnamesischer Technik stehen die Verbraucher im Lande aber vielfach noch skeptisch gegenüber.

    Ausländische Unternehmen wie Bosch, Siemens und Häfele (alle Deutschland), Smartg4 (USA) sowie Arteor und Schneider Electrics (beide aus Frankreich) bieten sowohl hochpreisige als auch kostentechnisch auf die Mittelklasse ausgelegte Systeme an.

    Stand: April 2024

    Von Peter Buerstedde | Hanoi

  • Kontaktadressen

    Bezeichnung

    Anmerkungen

    AHK Vietnam

    Anlaufstelle für deutsche Unternehmen in Vietnam

    Ministry of Construction

    Bauministerium

    Ministry of Transport

    Transportministerium

    Department for Urban Planning and Architecture (Hanoi; Ho-Chi-Minh-City)

    Bauplanungsamt

    Vietnam Association for Building Materials

    Verband für Baumaterialien

    Vietnam Green Building Council

    Non-Profit-Organsiation zur Förderung der Nachhaltigkeit am Bau

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