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Special | Vietnam | Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz | Umsetzungshilfe Risikoanalyse

Verstoß gegen das Verbot von Kinderarbeit

Der Länderbericht Umsetzungshilfe Risikoanalyse Vietnam unterstützt bei der Ermittlung und Vermeidung menschenrechtlicher Risiken gemäß dem Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz.

(Vgl. § 2 Abs. 2 Nr. 1 u. 2 LkSG)

Kurzbeschreibung: Verbot der Beschäftigung eines Kindes unter dem zulässigen Mindestalter. Das zulässige Mindestalter richtet sich grundsätzlich nach dem Recht des Beschäftigtenortes und darf ein Alter von 15 Jahren nicht unterschreiten. Ausnahmen sind unter bestimmten Voraussetzungen möglich (vgl. § 2 Abs. 2 Nr. 1 LkSG). Darüber hinaus sind schlimmste Formen der Kinderarbeit verboten. Hier sind vor allem Sklaverei und sklavereiähnliche Praktiken sowie Arbeiten gemeint, die für die Gesundheit, Sicherheit oder Sittlichkeit des Kindes schädlich sind.

Gesetzliche Grundlagen

Vietnam ist Mitglied der Internationalen Arbeitsorganisation (International Labour Organization; ILO) und hat neun von zehn Kernübereinkommen ratifiziert (Stand: November 2024). Dazu gehören die hier relevanten Übereinkommen über das Mindestalter für die Zulassung zur Beschäftigung (ILO-Übereinkommen Nr. 138) und über das Verbot und unverzügliche Maßnahmen zur Beseitigung der schlimmsten Formen der Kinderarbeit (ILO-Übereinkommen Nr. 182). Die jeweiligen nationalen gesetzlichen Vorgaben für das Mindestalter für die Zulassung zur Beschäftigung der Mitgliedstaaten des ILO-Übereinkommens Nr. 138 sind in der Datenbank NORMLEX abrufbar: Übersicht. Das gesetzlich festgelegte Mindestalter für die Zulassung zur Beschäftigung liegt in Vietnam bei 15 Jahren, für bestimmte gefährliche Arbeiten bei 18 Jahren. 

Das Kinderschutzgesetz (No. 102/2016/QH13) und das vietnamesische Arbeitsgesetz (No. 45/2019/QH14) enthalten umfassende nationale Rechtsvorschriften zum Schutz von Kinderrechten. Überstunden und Nachtschicht sind für Arbeitnehmende zwischen 15 und 18 Jahren nur für bestimmte Tätigkeiten erlaubt. Kinder zwischen 13 und 15 Jahren dürfen nur leichte Arbeiten verrichten, darunter auch leichte Tätigkeiten in der Agrarwirtschaft, Viehzucht und Fischerei. Die erlaubten und verbotenen Tätigkeiten sind in der Verordnung Nr. 09/2020/TT-BLĐTBXH festgelegt. Informationen zu Mitgliedschaften in internationalen Abkommen sind in der Datenbank NORMLEX (Information System on International Labour Standards) der ILO verfügbar: Ratifications by country.

Weiterführende Informationen zu Definition und rechtlichen Instrumenten bezüglich des Verbots von Kinderarbeit bietet der Praxislotse Wirtschaft & Menschenrechte.

Risiken

Vietnam belegt nach dem Children`s Rights und Business Atlas 2023 den Workplace Index 5,6 von 10 Punkten. Bewertet werden rechtliche Rahmenbedingungen, deren administrative Durchsetzung und Ergebnisindikatoren, darunter Anteil und Prävalenz von Kinderarbeit. Der Children´s Rights and Business Atlas orientiert sich an den UN-Leitprinzipien für Wirtschaft und Menschenrechte. Je höher der Wert, desto höher fällt das Risiko in Bezug auf Anfälligkeit für Kinderarbeit aus und desto höhere Anforderungen sind an die gebotene Sorgfalt von Unternehmen zu stellen, um die Rechte der Kinder zu respektieren und zu unterstützen. 

Unternehmen wird für Vietnam ein erhöhtes Maß (Kategorie: enhanced) an Sorgfalt empfohlen, um mögliche nachteilige Auswirkungen des eigenen Engagements auf die Rechte von Kindern zu identifizieren und zu vermeiden. Vietnam wird mit der Bewertung 5,6 von 10 Punkten schlechter eingeschätzt als der weltweite Durchschnitt (4,4/10 Punkten) und die Nachbarländer Indonesien (4,9/10 Punkten), Philippinen (4,5/10 Punkten) und Malaysia (4,6/10 Punkten).

Innerhalb der Unterkategorien des Workplace Index werden die rechtlichen Rahmenbedingungen (Legal Framework score) mit 3,0 von 10 Punkten bewertet und damit besser als der weltweite Durchschnitt (3,5/10 Punkten). Beim Indikator der administrativen Durchsetzung (Enforcement score) schneidet Vietnam hingegen mit 6,5 von 10 Punkten schlechter ab als der weltweite Durchschnitt (5,5/10 Punkten); ebenso bei den Ergebnissen (Outcome score), die mit mit 6,5 von 10 Punkten bewertet werden (weltweiter Durchschnitt 4,2/10 Punkten). Dieser Bewertung liegt laut UNICEF eine mangelhafte Durchsetzung rechtlicher Normen vor allem in ländlichen Gebieten und im informellen Sektor zu Grunde. Es besteht Bedarf an mehr spezialisierten staatlichen Arbeitsinspektoren. Zudem sind die Strafen für Verstöße häufig nicht abschreckend genug, um Arbeitgeber von der Beschäftigung von Kindern abzuhalten. 

Kinderarbeit ist zwar in vielen Wirtschaftsbereichen zu finden, aber die folgenden Sektoren weisen in Vietnam ein besonders hohes Risiko auf: Landwirtschaft, die Herstellung von Bekleidung, Schuhen und Möbeln sowie Fischerei und Tourismus. In der Industrie betrifft das heute jedoch nicht mehr die direkten Zulieferer in den Hauptexportindustrien. Kinderarbeit kann jedoch weiter unten in der Produktions- und Lieferkette vorkommen. 

Kinderarbeit ist oft unbezahlte Mitarbeit im (landwirtschaftlichen) Kleinstunternehmen der Eltern oder des Familienverbands beziehungsweise zur Unterstützung der Eltern bei deren Tätigkeit als Saisonkraft bei den Fruchternten aber auch zu Stoßzeiten in Textil-, Schuh- oder Möbelfabriken sowie in Ziegeleien. 

Nach letzten Umfragen aus dem Jahr 2018 verrichteten nach Angaben des Arbeitsministeriums (Ministry of Labour, Invalids and Social Affairs) 1,7 Millionen Kinder in Vietnam im Alter zwischen 5 und 17 Jahren eine Arbeit. Bei knapp 1 Millionen Kindern dürfte es sich dabei um verbotene Kinderarbeit handeln. Letztere sind etwa 5,4 Prozent der Altersgruppe. Die vietnamesische Regierung hat sich das Ziel gesetzt, diesen Anteil bis 2025 auf 4,9 Prozent und bis 2030 auf 4,5 Prozent zu senken. 

Helfen soll dabei das im Dezember 2021 gestartete zweite Programm zur Verhütung und Verringerung von Kinderarbeit für den Zeitraum 2021 bis 2025, das vom Arbeitsministerium und mit fachlicher Unterstützung der ILO und UNICEF erarbeitet worden ist und drei Hauptziele verfolgt: Verhinderung und Aufdeckung von Kinderarbeit sowie Unterstützung und Bereitstellung von Maßnahmen für Kinder, die von Kinderarbeit betroffen oder bedroht sind; Sensibilisierung für die Verhinderung und Verringerung von Kinderarbeit; Schulungen und Kapazitätsaufbau zur Verhinderung und Verringerung von Kinderarbeit.

Um mögliche Kinderarbeitsrisiken in verschiedenen Branchen Vietnams zu ermitteln, können Unternehmen auf den CSR Risiko-Check zurückgreifen.

Präventions- und Abhilfemaßnahmen

Die AHK Vietnam bietet eine Nachhaltigkeitsberatung an, insbesondere in Bezug auf Lieferketten. Die ILO ist ein weiterer möglicher Ansprechpartner vor Ort. Außerdem sind Prüforganisationen wie TÜV Nord und TÜV Süd in Vietnam vertreten und bieten die Möglichkeit, Unternehmen nach internationalen Sozialstandards (SA 8000, SMETA, BSCI, ISO 45001 etc.) zu zertifizieren. Auch das Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen (UNICEF) engagiert sich zum Thema Kinderarbeit. Hinzu kommen zahlreiche wichtige Nichtregierungsorganisationen (NGO). Dazu zählen unter anderem Save the Children, VUFO-NGO RESOURCE CENTER Vietnam.

Am 14. Dezember 2024 wurde der Responsible Business Helpdesk (RBH) in Vietnam offiziell eingerichtet. Der Helpdesk wird von der vietnamesischen Industrie- und Handelskammer (VCCI) in Zusammenarbeit mit der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) betrieben. Das Netzwerk der Responsible Business Helpdesks (RBH) ist eine Unterstützungsstruktur, die lokale Unternehmen über die Vorschriften des LkSG und der EU-Richtlinie CSDDD sowie nachhaltige Lieferketten im Allgemeinen berät. 

Das Netzwerk wird von der GIZ im Auftrag des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) unterstützt. Für Beratungen ist der Helpdesk in Vietnam zu erreichen unter: T +84 90 61 11 622 oder rbh.vietnam.vcci@gmail.com; Adresse 5th Floor, VCCI, No 9 Dao Duy Anh Street, Dong Da District, Hanoi, Vietnam.

Für Präventions- und Abhilfemaßnahmen im Bereich Kinderarbeit in Unternehmen steht die Eliminating and Preventing Child Labour: Checkpoints app der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) zur Verfügung. Für den Austausch von Unternehmen in Lieferketten und dem Aufsetzen gemeinsamer Programme bietet sich die Child Labour Plattform an. Weiterführende Informationen zu Präventions- und Abhilfemaßnahmen hinsichtlich des Verbots von Kinderarbeit können über den Praxislotsen Wirtschaft & Menschenrechte unter Kinderarbeit im Sorgfaltsprozess adressieren eingesehen werden.

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