Wirtschaftsumfeld | Kasachstan | Investitionsklima
Staatliche Förderung verbessert das Investitionsklima
Ausländischen Investitionen fließen vor allem in Kasachstans Ölsektor. Das Interesse an anderen Branchen bleibt noch recht verhalten.
03.05.2024
Die in Kasachstan getätigten ausländischen Direktinvestitionen schwanken in den letzten Jahren. Während im Jahr 2022 in dieser Hinsicht mit rund 6,5 Milliarden US-Dollar (US$) der höchste Wert seit Jahren erreicht wurde, halbierten sich die Zuflüsse laut kasachischer Zentralbank 2023 auf nur gut 3,2 Milliarden US$.
Die deutschen Direktinvestitionen in Kasachstan zogen nach einem schwächeren Vorjahr wieder auf 174 Millionen US$ an. Kumuliert stammten Ende 2023 rund 1,2 Milliarden US$ Direktinvestitionen aus Deutschland, so die kasachische Zentralbank.
Öl und Bergbau stehen bei ausländischen Investoren hoch im Kurs
Insgesamt haben ausländische Akteure mittlerweile mehr als 157 Milliarden US$ in Kasachstan investiert. Hauptherkunftsländer sind die Niederlande, die USA, Frankreich, China und Russland. Die Ölförderung sowie andere Bereiche des Bergbaus gelten als wichtigste Zielbranchen, die mehr als drei Viertel aller ausländischen Direktinvestitionen in Kasachstan auf sich vereinen. Die Spitzenstellung der Niederlande ist auf die dort registrierten Holdingstrukturen international agierender Konzerne zurückzuführen, die auch in Kasachstans Rohstoffsektor aktiv sind.
Deutsche Investitionen setzen "grüne" Akzente
Größere deutsche Engagements sind vor allem in der Baustoffindustrie zu finden. Auch der Ausbau erneuerbarer Energien in Kasachstan zieht Investitionen aus der Bundesrepublik an. Zu den Vorreitern aus Deutschland gehört das Unternehmen Goldbeck Solar, das Bau und Betrieb von zwei großen Solarparks mit insgesamt 175 Megawatt Leistung im Gebiet Karagandy verantwortet.
Zudem steht das Großprojekt Hyrasia One eines deutschen Projektentwicklers in den Startlöchern. Dabei ist der Bau von Wind- und Solaranlagen mit einer Nennleistung von rund 40 Gigawatt geplant, um ab etwa 2032 bis zu 2 Millionen Tonnen grünen Wasserstoffs pro Jahr zu produzieren. Die Svevind Energy Group beziffert als Initiator des Vorhabens den Investitionsbedarf für Hyrasia One auf etwa 50 Milliarden US$.
Unternehmen | Branche | Volumen in Millionen US$ |
---|---|---|
Heidelberg Materials | Baustoffe | 500 |
Linde Group | Technische Gase | 250 |
Goldbeck Solar | Grüner Strom (Fotovoltaik) | mehr als 200 *) |
Knauf | Baustoffe | 42 |
Isoplus | Fernwärmetechnik | 20 |
Investitionsförderung: Breitgefächerte Förderinstrumente für in- und ausländische Investoren
Der größte Teil der vielfältigen Maßnahmen zur Investitionsförderung spricht in Kasachstan einheimische Unternehmen und solche mit ausländischer Beteiligung gleichermaßen an. Im Mittelpunkt stehen verschiedene Arten von Investitionsvereinbarungen mit der öffentlichen Hand. Wichtige Anlaufstelle für ausländische Investoren ist die staatliche Agentur Kazakh Invest. Sie bietet eine umfassende Betreuung vor allem für Vorhaben, die ein Investitionsvolumen von 50 Millionen US$ und mehr umfassen. Bei diesen Großprojekten winken im Rahmen individueller Übereinkünfte erhebliche Erleichterungen steuerlicher Art und Vergünstigungen bei den Zollabgaben.
Darüber hinaus gibt es Projekte mit Vorrangstatus: Das Ziel ist hier, gänzlich neue Industriezweige in Kasachstan zu etablieren. Im Rahmen dieser Vorhaben ist die Errichtung neuer Produktionsstätten sowie Ausbau oder Modernisierung bestehender Kapazitäten förderfähig. Die Laufzeit verschiedener Steuervergünstigungen bewegt sich zwischen acht und zehn Jahren. Für einfache Investitionsprojekte sind nur Zollbefreiungen für fünf Jahre, aber keine steuerlichen Präfenzen vorgesehen.
Sonderwirtschaftszonen dienen als Standort für Branchencluster
Verschiedene Steuervergünstigungen winken zudem in derzeit 13 Sonderwirtschaftszonen mit jeweiligen Branchenschwerpunkten. Ihr spezieller Status gilt zunächst für 25 Jahre, den die Regierung verlängern kann. Investoren in Sonderwirtschaftszonen zahlen keine Umsatz-, Körperschaft-, Vermögen- und Grundsteuer. Auch fallen Zollgebühren dort weg. Vereinzelt erfolgt in Sonderwirtschaftszonen auch eine Befreiung von der Sozialsteuer und/oder von sämtlichen Zollzahlungen. Darüber hinaus gelten vorteilhafte Abschreibungsregeln. Hinzu kommt ein vereinfachtes Verfahren für die Beschäftigung ausländischer Fachkräfte.
Astana International Financial Centre spricht vor allem Finanzdienstleister an
Eine Sonderrolle bei Steuervergünstigungen genießt das Astana International Financial Centre (AIFC). Seine Gründung geht auf ein spezielles Verfassungsgesetz zurück, womit dem AIFC auch eine eigene Investitionsgerichtsbarkeit zugestanden wurde. Steuervorteile können im AIFC registrierten Unternehmen zunächst bis 2065 beanspruchen. Finanzdienstleister sind dort von Körperschaft-, Umsatz-, Vermögen- und Grundsteuer befreit. Hinzu kommt eine weitestgehende Befreiung von der Quellensteuer auf Dividenden und Veräußerungsgewinne. Demgegenüber haben Dienstleister der Bereiche Recht, Unternehmensberatung, Buchhaltung und Buchprüfung die Umsatzsteuer zu zahlen und sind nur eingeschränkt von der Körperschaftssteuer befreit. Unternehmen in sonstigen Bereich winkt lediglich eine Befreiung von der Quellensteuer.
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