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Special | Brasilien | Klimaschutzatlas

Klimaschutz-Atlas

Klimaziele: Klimaneutralität bis 2050

Brasilien passte die Ziele des Pariser Klimaschutzabkommens 2022 zum zweiten Mal an. Somit muss das Land die Emissionen bis 2030 auf 1,3 Millionen Tonnen CO2-Äquivalent reduzieren.

Von Gloria Rose | São Paulo

Bei der UN-Klimakonferenz in Glasgow im November 2021 kündigte Brasilien eine Verschärfung des Klimaziels an. Bis 2030 will das Land die Treibhausgasemissionen gegenüber dem Basisjahr 2005 nun um 50 Prozent statt um 43 Prozent senken. Die CO2-Neutralität soll bis 2050 statt erst 2060 erreicht werden. Da Landnutzung in Brasilien die größten Herausforderungen für den Klimaschutz bedeutet, beziehen sich drei wichtige Maßnahmen auf eben diesen Bereich. 

Maßnahmen zur Umsetzung des Klimaziels
  • Bekämpfung der illegalen Abholzung: graduelle Minderung der jährlich gerodeten Flächen bis zur Verhinderung jeglicher illegaler Rodungen im Jahr 2028
  • Wiederaufforstung von 18 Millionen Hektar Wald bis 2030
  • Wiederherstellung von 30 Millionen Hektar degradierter Weideflächen
  • Anteil erneuerbarer Energieträger am Bruttoendenergieverbrauch 2021 bis 2030 soll zwischen 48 und 50 Prozent schwanken
  • Anreize für den Ausbau des Schienennetzes

Brasilien war für die Neubestimmung der Emissionsgrenzwerte im Jahr 2020 stark kritisiert worden. Denn eine neue Berechnungsgrundlage gestattete dem Land deutlich höhere Emissionen als die Werte, die 2015 festgelegt wurden. Damit verringerte Brasilien de facto seinen nationalen Klimaschutzbeitrag (nationally determined contributions – NDC), was gegen das Abkommen von Paris verstößt.

Die Plattform Climate Action Tracker stuft Brasiliens Ziele derzeit als fast ausreichend ein. Als erster oberster Gerichtshof weltweit erkannte der Supremo Tribunal Federal (STF) im Juli 2022 Klimaschutz als Menschenrecht an und verlieh dem Übereinkommen von Paris damit Verfassungsrang.

Emissionswerte und -ziele Brasilien (Treibhausgasemissionen in Millionen Tonnen CO2-Äquivalente)

Jahr

Ist-Werte

Ziele

1990

1.640

2000

1.810

2010

2.110

2015

1.370

2019

1.450

2025

1.610

2030

1.280

2050

0

Quelle: Climate Watch Data 2023

 

Sektorübergreifender Handel mit Emissionsrechten verzögert sich

Auf dem Kraftstoffmarkt begünstigt der Handel mit den sogenannten CBIOS-Zertifikaten bereits die Biokraftstoffe. Ungewissheit besteht allerdings bezüglich der Einrichtung eines nationalen Marktes für CO₂-Emissionsrechte. Die Regierung unter Lula erwägt, die Richtlinie der Vorgängerregierung von Mai 2022 zurückzunehmen und die Gesetzesgrundlage neu zu strukturieren. 

Im Gegensatz zu Ländern wie Indien, China, Russland und Australien unterzeichnete Brasilien im November 2021 das Abkommen, den Methanausstoß bis zum Jahr 2030 um mindestens 30 Prozent im Vergleich zu 2020 zu reduzieren. Als weltweiter Pionier will das Land den Zertifikatehandel für Methanemissionen einführen. Das Programm Metano Zero fokussiert zunächst auf Reststoffe aus der Hühner- und Schweinezucht, Müllhalden, die Milchwirtschaft und den Zuckerrohr-Ethanol-Sektor.

Klimaschutz rückt in den Vordergrund

Brasilien gehört zu den Ländern, die besonders hart vom Klimawandel getroffen werden. Aber auch durch den Druck aus dem Ausland gewinnt die Klimaschutzagenda stark an Bedeutung. Im Kongress sowie auf den unteren politischen Ebenen wächst das Engagement. Nicht nur die föderale Regierung, sondern auch die Regierung des Bundesstaates São Paulo bewirbt Brasilien aktiv als "grünen" Wirtschaftsstandort und will über diese Agenda Industrieinvestitionen stimulieren. Durch ambitionierte Umwelt- und Klimaschutzpläne hoffen sie, die Verschlechterung des Länderimages unter der Regierung von Jair Bolsonaro wett zu machen. Einzelne Bundesstaaten versuchen sich zu profilieren, um beispielsweise potenzielle Investoren der Wasserstoffwirtschaft für sich zu gewinnen. Die Bundesstaaten schlossen sich 2021 zu dem Konsortium Brasil Verde zusammen und veröffentlichten teilweise eigene Klimaziele und -strategien. Brasiliens Wirtschaftszentrum São Paulo erarbeitete seinen Klimaplan in Kooperation mit der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ).

Unternehmen engagieren sich zunehmend

Auch ohne politische Vorgaben streben immer mehr Konzerne Klimaschutzziele an. Schließlich richten sich Finanzmärkte und internationale Handelsströme zunehmend auf Nachhaltigkeit aus. Mehr als 170 brasilianische Unternehmen unterzeichneten die von den Vereinten Nationen unterstützte globale Kampagne Race to Zero. Die Anzahl der Mitglieder des GHG-Protocol stieg innerhalb von drei Jahren auf mehr als das Doppelte. Im Jahr 2021 veröffentlichten insgesamt 305 Unternehmen integrierte Klimastrategien. Bereits seit 2008 unterstützt das Programm Unternehmen in Brasilien dabei, ihre Treibhausgasemissionen zu erfassen.

 

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