Branchen | Chile | Bergbau und Rohstoffe
Bergbaufirmen investieren Milliarden in Chile
Die hohen Rohstoffpreise geben Chiles Bergbau Anlass zu Optimismus: Allein 2025 dürften die Konzerne 8 Milliarden US-Dollar investieren. Wie können deutsche Firmen partizipieren?
26.03.2025
Von Stefanie Schmitt | Santiago de Chile
Die Stimmung in Chiles Wirtschaft ist gedrückt. Ausbleibende Reformen und ein zunehmender Bürokratieaufwand lasten auf dem Geschäfts- und Investitionsklima. Eine Ausnahme bildet der Bergbau: In den nächsten Jahren wird der Sektor Milliarden in den Ausbau und die Modernisierung von Minen stecken.
Dies zeigt eine Übersicht der dem Bergbauministerium unterstehenden Gesellschaft Cochilco: Allein 2025 hält sie Investitionen in Höhe knapp 8 Milliarden US-Dollar (US$) für wahrscheinlich, heißt es auf der Homepage. Diese Summe ergibt sich aus Projekten, deren Umsetzung die Gesellschaft für sehr wahrscheinlich und wahrscheinlich erachtet. Davon entfällt das Gros auf den Kupferbergbau, das Herzstück des chilenischen Bergbaus. Auch in den nächsten Jahren geht Cochilco von hohen Investitionen aus, da der Sektor mit einer wachsenden Kupfernachfrage und steigenden Preisen für das rote Metall rechnet.
Kategorie | Kriterien | 2025 | 2026 | 2027 |
---|---|---|---|---|
Realisierung höchst wahrscheinlich ("base") | Investitionsprojekte mit erhaltener Umweltgenehmigung (Resolución de Calificación Ambiental, RCA); Umsetzung der Projekte könnte theoretisch sofort beginnen | 6.348 (6.248) | 4.601 (4.601) | 4.181 (4.181) |
Realisierung wahrscheinlich ("probable") | Investitionsprojekte mit RCA-Zertifikat; Machbarkeitsstudien für Engineering stehen noch aus | 1.603 (1.472) | 617 (607) | 460 (110) |
Realisierung möglich ("posible") | Projekte in Mach- oder Vormachbarkeitsstudie; ausgesetzte Projekte; Umweltverträglichkeitsstudie 2) oder Umweltverträglichkeitserklärung 3) in Bearbeitung oder schwebend | 2.567 (2.210) | 3.299 (3.068) | 2.222 (2.171) |
Realisierung denkbar ("potencial") | Projekte, deren Durchführung mit großen Unsicherheiten behaftet ist. | 29 (23) | 201 (23) | 1.060 (882) |
Summe | 10.547 (9.953) | 8.718 (8.299) | 7.923 (7.344) | |
"Es ist zwar nicht sicher, ob all diese Projekte realisiert werden", sagt Ricardo Muñoz, Geschäftsführer der Plattform Sistema de Calificación de Empresas Proveedoras (SICEP), "sicher ist jedoch, dass die Bergbauindustrie nicht den Pessimismus der übrigen chilenischen Industrie teilt." Davon können auch deutsche Zulieferer profitieren:
Deutsche Firmen sind in Chile präsent
Zwar gibt es keine exakten Daten zum deutschen Lieferanteil für den chilenischen Bergbau. Klar ist aber, dass deutsche Firmen präsenter sind als es die bloßen Exportstatistiken vermuten lassen. So betrug der Export branchentypischer Maschinen und Anlagen nach Chile nach den neuesten verfügbaren Zahlen von Destatis 2023 rund 44,5 Millionen Euro. Das waren 6,7 Prozent mehr als im Vorjahr. Diese Angaben beziehen sich auf Produkte wie selbstfahrende Maschinen, Geräte für Erdbewegungen oder Maschinen und Apparate zum Sortieren, Trennen oder Waschen von Gestein.
Daneben gibt es noch Positionen wie Fördertechnik oder Tunnelbohr- und Schrämmmaschinen, die nicht unbedingt, aber meist im Bergbau verwendet werden, sowie zahlreiche Produkte, die sich komplett hinter anderen Positionen verbergen. Außerdem liefern laut VDMA viele Maschinenbauer aus Drittländern wie den USA, von anderen europäischen Standorten oder auch aus Asien nach Chile. Nicht unüblich sei es zum Beispiel, einfache, aber großvolumige Stahlarbeiten in Brasilien machen zu lassen.
Neue Lösungen und Produkte gefragt
Gleichzeitig öffnet der gegenwärtige Wandel, dem die Minenbetreiber ausgesetzt sind, das Fenster für Newcomer mit neuen Lösungen. Hierzu zählen der Trend weg vom Tagebau und hin zum Untertagebau oder der Zwang, Kosten einzusparen und effizienter zu werden. All dies geht oft mit mehr Automatisierung und Digitalisierung einher.
Hinzu kommen die Ziele der Firmen in Bezug auf Nachhaltigkeit und Dekarbonisierung. Auch die Kreislaufwirtschaft gewinnt stark an Bedeutung. Das gilt besonders für die Nutzung von Wasser, aber auch den Umgang mit Bergbauhalden, den Einsatz von Ölen und Plastik sowie die sachgerechte Entsorgung und Wiederverwertung der Reifen. Hierfür schreibt das chilenische Abfallgesetz (Ley REP) wachsende Recyclingquoten vor.
Minenfirmen sind sehr anspruchsvoll gegenüber ihren Lieferanten
Deutsche Firmen, die bisher noch keinen Fuß in der Tür haben, haben einen kleinen Bonus dank des guten Rufs deutscher Produkte. Aber das genügt nicht. Gefragt sind Qualität und Hartnäckigkeit.
Dabei ist es schwierig, mit Produkten auf den Markt zu kommen, für die der Bergbausektor noch keinen Bedarf oder kein Bewusstsein entwickelt hat. In der Regel, so Ricardo Muñoz von der Plattform zur Lieferantenqualifizierung SICEP, reagierten die Unternehmen erst, wenn sie mit einem Problem konfrontiert seien, für das sie dann eine Lösung suchten. "Neue Technologien, für die es noch kein Problembewusstsein gibt, haben es sehr schwer."
So steht der Bergbau erst am Anfang, sich darüber klar zu werden, inwieweit die zunehmende Vernetzung der Systeme den Sektor anfällig macht für mögliche Cyber- oder andere Angriffe oder auch nur Informationslecks – trotz aller Effizienzvorteile von Automatisierung, Robotik oder der Nutzung künstlicher Intelligenz. Lösungen stehen noch aus.
Tipps für den Markteintritt
Ein wichtiger Schritt, um auf dem chilenischen Markt zum Zuge zu kommen, ist die Aufnahme in die Plattform SICEP. Auf diese greifen die in Chile aktiven privaten Bergbaufirmen bei der Vorauswahl ihrer Zulieferer in der Regel zurück. Der staatliche Kupferkonzern Codelco nutzt dagegen ein eigenes Qualifizierungsverfahren.
Generell ist es hilfreich, sich mit einem chilenischen Partner zusammenzutun, der als direkter Ansprechpartner vor Ort fungiert. Seit 2013 besteht eine deutsch-chilenische Rohstoffpartnerschaft. Zu den Aktivitäten gehören ein an der AHK Chile angesiedeltes Kompetenzzentrum Bergbau und Rohstoffe und die Organisation eines jährlichen Rohstoffforums. Das nächste ist für Oktober 2025 in Berlin angesetzt. Darüber hinaus finden jeweils im Wechsel die Messen Expomin (2025) in Santiago und Exponor (2026) in Antofagasta statt.
Unterstützen können auch die chilenischen Verbände der Bergbauzulieferer APRIMIN und SUTMIN sowie weitere Regionalverbände, darunter für Antofagasta AIA, für Iquique AII und für Atacama CORPROA.
Bergbau ist Rückgrat der chilenischen Wirtschaft
Der Bergbau ist von zentraler Bedeutung für die chilenische Volkswirtschaft. Im Jahr 2023 trug der Sektor rund 11,9 Prozent zur Entstehung des Bruttoinlandsprodukts bei. Der Andenstaat verfügt über die weltgrößten Reserven an zwei für die globale Energiewende unerlässlichen Rohstoffen: Kupfer und Lithium. Auf Kupfer allein entfielen 2024 rund 51 Prozent der chilenischen Exporte. Rohstoffe insgesamt kamen auf 57 Prozent, zeigen Zahlen der chilenischen Zentralbank.
Der größte Teil der Vorkommen befindet sich in Wüsten oder wüstenähnlichen Gebieten im Norden des Landes. Wichtige Zentren des Bergbaus sind Antofagasta, Atacama und Coquimbo sowie die Region Libertador General Bernardo O’Higgins nahe der Hauptstadt Santiago de Chile.
Produkt | Menge in Tonnen |
---|---|
Feinkupfer | 5.250.400 |
Lithium | 270.947 (Lithiumäquivalent) |
Molybdän | 44.118 |
Gold | 35,8 |
Silber | 1.262 |
Blei | 325 |
Zink | 22.059 |
Eisen | 11.443.400 |