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Branchenanalyse | China | Bauwirtschaft

In China wird 2021 kräftig weitergebaut

Für 2021 erwartet Chinas Baubranche ein Plus. Jedoch setzen hohe Landpreise und Schulden vielen Entwicklern zu. Selbst 2020 hatte der Bau trotz Corona zulegen können.

Von Stefanie Schmitt | Beijing

  • Hochbausektor bleibt in Schwung

    In Chinas Hochbausektor wird weiter kräftig gebaut. Er profitiert von zwei Effekten: mangelnden Alternativen zur Geldanlage und der anhaltenden Urbanisierung.

    Chinas Baubranche bleibt zwar weiterhin auf Wachstum gepolt, nachdem sie selbst im Krisenjahr 2020 nicht zuletzt dank starker staatlicher Unterstützung ein Wachstum verzeichnen konnte: Der Produktionswert stieg mit 6,2 Prozent sogar mehr als 2019 (Zuwachs von 5,7 Prozent). Dies ist umso beachtlicher, da in den ersten Monaten 2020 wegen des Lockdowns und weil kaum Bauarbeiter zurück an ihre Arbeitsstellen kommen konnten, quasi gar nichts lief. Mit anderen Worten: Nach kurzem „Coronaschock“ ist die Bauindustrie voll durchgestartet.

    Doch wirklich glücklich ist die Branche dennoch nicht. Denn zugleich gingen die Gewinne massiv zurück, und die Wertschöpfung war noch nie so niedrig wie 2020. Noch schlechter hat es die Bauzulieferer getroffen. Deren Umsätze rutschten sogar ins Minus. Und auch hier waren die Gewinne so niedrig wie noch nie. Manche Baugesellschaft ist deshalb mittlerweile angesichts astronomisch gestiegener Landpreise und hoher Schulden in eine finanzielle Schieflage gerutscht. Die Schweizer Bankengruppe UBS geht davon aus, dass die Politik die Bauentwickler in den kommenden Jahren zu einem Schuldenabbau zwingen werde, da sie hierin inzwischen eine Gefahr für die Finanzmarktstabilität sehe.

    Binnenmarkt noch lange nicht gesättigt

    Trotzdem sind die Erwartungen auch für 2021 insgesamt positiv. Tatsächlich ist der Binnenmarkt noch lange nicht gesättigt, da Anlagealternativen – etwa für die Altersvorsorge - fehlen und die Nachfrage daher starr bleibt. Nicht zu unterschätzen ist etwa der gesellschaftliche Druck, als junger Mann eine eigene Wohnung besitzen zu müssen, um heiraten zu können. Hinzu kommt nicht zuletzt die Freude an der Spekulation.

    Weitere Triebkräfte ist billiges Geld, zu dem viele Staatsunternehmen Zugang haben, sowie das Wiederanziehen der chinesischen Wirtschaft seit Sommer 2020, wodurch sich Investitionen in den Immobiliensektor erneut lohnen. Für 2021 hat der Internationale Währungsfonds im April 2021 seine Wachstumsprognose für China sogar auf 8,4 Prozent erhöht.

    Ein zuverlässiger Wachstumsmotor bleibt der anhaltende Urbanisierungsprozess: Ende 2019 lebten 60,6 Prozent (Ende 2018: 59,6 Prozent) der chinesischen Bevölkerung in Städten (17,1 Millionen Menschen mehr als im Vorjahr). Der im März verabschiedete neue 14. Fünfjahresplan (2021 bis 2025) geht bis Ende 2025 von 65 Prozent aus. Darüber hinaus liegt ein Fokus auf dem Aspekt der "neuen Urbanisierung". Diese betont die Entwicklung von Metropolregionen und City-Clustern.

    Architekten spüren Wiederanziehen der Nachfrage

    Vor diesem Hintergrund sprechen Architektur- und Stadtplanungsbüros von einer U-förmigen Entwicklung für 2020: In den ersten Monaten hielten alte Projekte aus der Zeit vor der Krise die Büros beschäftigt. Dann kam eine Delle im Juni/Juli und zum Teil auch noch im August, da im März/April quasi keine neuen Projekte akquiriert werden konnten. Doch seit August/September zog das Geschäft wieder massiv an.

    Trotzdem ist die Stimmung gespalten, einerseits verspüren auch private Auftraggeber angesichts der wieder anziehenden Konjunktur mehr Zuversicht in die kommende Wirtschaftsentwicklung, andererseits gibt es aber auch viele, bei denen das Geschäft noch nicht rund läuft und die ihre zumeist aus dem Cashflow finanzierten Projekte etwas in die Länge ziehen. Dies trifft speziell auf private Auftraggeber zu, die in aller Regel keinen Zugang zu Krediten aus dem staatlichen Bankensektor haben. Dabei ist bislang kaum etwas von einer verschlechterten Zahlungsmoral zu hören. Dass es mitunter sehr lange dauert, bis das Geld da ist, war bereits vor der Coronakrise so. Das gilt für private wie staatliche Auftraggeber.

    Projekte, die jetzt wieder ausgeschrieben werden, reichen im öffentlichen Bereich von Schulen und Kindergärten auf lokaler Ebene bis hin zu großen stadtplanerischen Maßnahmen mit ganzen Stadtvierteln plus Fernbahnhof. Weiterhin gefragt sind Museen und Ausstellungsgebäude/Messen. Auch in den Bau von Flughäfen oder neuen Terminals wird trotz des Corona-bedingt abgeflauten Luftverkehrs kräftig investiert. Dabei wollte China eigentlich das investitionsgetriebene Wachstum hinter sich lassen, aber jetzt „gehe man offensichtlich wieder in Beton“, so ein deutscher Architekt.

    Mehr Wettbewerb bei Ausschreibungen

    Allerdings spüren viele Büros derzeit einen größeren Wettbewerb. Selbst Starbüros wie etwa SOM (USA), die es sich bislang leisten konnten, sich auf die "Rosinen" zu beschränken, nähmen angesichts der weltweiten Krisenlage deutlich häufiger an "profaneren" Ausschreibungen teil. Andererseits ist davon auszugehen, dass es mit einer Verbesserung der Ausschreibungssituation wieder zu einer Entspannung kommt.

    Als besonders interessante Hotspots im Bausektor gelten nach wie vor Shenzhen und Umgebung sowie Hangzhou (im Vorfeld der Hangzhou Asian Games 2022). Aber auch im Westen und in Zentralchina finden sich immer wieder im Gefolge Chinas neuer Seidenstraße (Belt and Road Initiative - BRI) oder auch genannt interessante Projekte.

    Tabelle Kerndaten

    Von Stefanie Schmitt | Beijing

  • Chinas Hochbausektor zeigt differenziertes Bild

    Trotz Corona legten die Immobilieninvestitionen 2020 zu. Jedoch entwickelten sich die Verkäufe von Wohn-, Büro- und Handelsflächen uneinheitlich und die Landpreise steigen weiter.

    Im Gesamtjahr 2020 wuchsen die realisierten Immobilieninvestitionen laut National Bureau of Statistics (NBS) um 7,0 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum. Die "realisierten Immobilieninvestitionen" umfassen neben den eigentlichen Bauinvestitionen noch weitere Vorhaben wie Bauerschließung, beinhalten aber mit Wohn- und Bürogebäuden sowie Handelsflächen nicht alle Aspekte des Hochbaus. Die Summe aller Hochbauinvestitionen wird offiziell nicht ausgewiesen.

    Wohnungsbau auf Wachstumskurs

    Pfeiler dieses Zuwachses ist der Wohnungsbau (+7,6 Prozent), auf den ohnehin mit 74 Prozent fast drei Viertel der Immobilienbauten entfallen. Dagegen wurde - wie bereits 2019 - weiterhin weniger in den Bau von Handelsflächen investiert (-1,1 Prozent). Der Bürobau zeigte im Vergleich zum Vorjahr ein etwas höheres Wachstum (5,4 Prozent).

    T1

    Weniger verkaufte Immobilienfläche

    Ein uneinheitliches Bild vermitteln die Verkäufe von Immobilien 2020. Die Verkäufe von Handelsflächen nahmen sowohl flächenmäßig (-8,7 Prozent) als auch wertmäßig (-11,2 Prozent) wie auch im Vorjahr weiter ab, allerdings nicht mehr so stark wie 2019. Generell kämpft der Handel mit abnehmender Attraktivität angesichts des boomenden E-Commerce. Die Verkäufe von Büroflächen waren ebenfalls rückläufig, nämlich flächenmäßig um -10,5 Prozent und wertmäßig um -11,2 Prozent. Hier spiegeln sich die wirtschaftlichen Schwierigkeiten wider, mit denen sich die Unternehmen in Folge der Lockdown-Maßnahmen zur Pandemiebekämpfung konfrontiert sahen - aber auch eine gewisse Skepsis mit Blick auf die Zukunft.

    Ganz anders hingegen tendiert der Wohnungsmarkt: Flächenmäßig wurden 3,2 Prozent mehr Wohnungen verkauft als im Vorjahr, wertmäßig gaben die Käufer hierfür 10,8 Prozent mehr aus. Hieraus lässt sich ablesen, dass trotz oder vielleicht sogar wegen der Krise aufgrund fehlender Anlagealternativen die Wohnimmobilienpreise weiter gestiegen sind. In jedem Fall hat Corona keinesfalls zu dem befürchteten Sturz der Immobilienpreise geführt.

    T2

    Rückgang bei fertiggestellten Objekten

    Dass es angesichts des nicht selten monatelangen Stillstands auf vielen Baustellen, auf denen es an Arbeitern und oft auch an Zulieferungen fehlte, 2020 zu einem flächenmäßigen Rückgang der fertiggestellten Projekte kam (um 4,9 Prozent), ist wenig verwunderlich. Dazu passt, dass jedoch die laufenden Projekte um 3,7 Prozent zunahmen. Denn was nicht fertig wird, läuft eben zunächst einmal weiter. Gleichzeitig gingen die neu begonnenen Bauprojekte um 1,2 Prozent zurück. Hierbei war – der Nachfragesituation geschuldet – das Minus bei Wohngebäuden am niedrigsten und bei Handelsflächen am höchsten.

    T3

    Land wird noch teurer

    Auf die großen Bau- und Entwicklungsgesellschaften entfällt fast die gesamte Bautätigkeit des Landes. Dass diese auch künftig gute Geschäfte erwarten, lässt sich etwa an ihrer Landakquise ablesen: So kauften sie zwar 2020 mit 255,4 Millionen Quadratmetern von den lokalen Gebietskörperschaften 1,1 Prozent weniger Land (genauer: Landnutzungsrechte) als im Vorjahr – waren aber dafür bereit, mit knapp 644,8 Milliarden US-Dollar ganze 6,7 Prozent mehr auszugeben.

    T4

    Von Stefanie Schmitt | Beijing

  • Wohnpreise steigen wieder

    Fast drei Viertel des Hochbaus entfallen auf Wohnimmobilien. In dieser Sparte verkauften die Bauentwickler 2020 sowohl flächen- als auch wertmäßig mehr als im Vorjahr.

    Chinas Immobilienentwickler können mit der Marktentwicklung 2020 zufrieden sein: Trotz Coronakrise konnten sie die flächenmäßigen Verkäufe  2020 um 3,2 Prozent im Vergleich zum Vorjahr steigern - und hinsichtlich des Werts sogar um 10,8 Prozent. Obwohl es zu Jahresbeginn infolge der Lockdown-Maßnahmen zu monatelangen Baustopps gekommen war, wurden flächenmäßig nur 3,1 Prozent weniger Objekte fertig als 2019; Neubauprojekte gingen nur um 1,9 Prozent zurück. Dafür legten die laufenden Projekte um 4,4 Prozent zu.

    Tab. Wohn

    Sogar Preise in den kleineren Städte steigen

    Treiber des Wohnungsbaus sind nicht mehr die großen Städte, sondern diejenigen der zweiten, dritten, vierten Reihe und jenseits davon. Zunächst einmal gibt es dort noch mehr Platz zum Bauen. Überdies weichen Investoren, denen der Zugang zu den Wohnungsmärkten der meisten Städte der ersten und zweiten Reihe inzwischen verwehrt ist, auf kleinere Inlandsstädte (Städte ab der dritten Reihe) aus.

    Derweil erfahren Städte der zweiten und dritten Reihe wachsende Nachfrage durch Hochschulabsolventen, denen das Leben in den begehrten Metropolen zu teuer geworden ist - abgesehen von den Schwierigkeiten, dort eine Daueraufenthaltsgenehmigung ("hukou") zu erhalten. Zu einer zunehmend potenten Kaufschicht entwickeln sich Wanderarbeiter, die sich in ihrer Heimat eine Wohnung kaufen. In der Folge ziehen selbst dort die Preise kräftig an.

    Tab. regionale Wohnmärkte

    Generell war die Kauflust nach neuen Wohnungen im 1. Halbjahr 2020 unter dem Corona-Schock zunächst deutlich abgeebbt. Wie die China Index Academy ermittelte, sollen die flächenmäßigen Wohnungsverkäufe in 20 beobachteten Städten um 17 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum zurückgegangen sein, darunter Beijing um 23,4 Prozent, Shanghai um 24,9 Prozent und Guangzhou um 20,8 Prozent. Selbst die Wachstumsmetropole Shenzhen verzeichnete ein Minus von 3,6 Prozent.

    Im 2. Halbjahr war die Nachfrage dann wieder spürbar angezogen, sodass die Wohnungsverkäufe (nach Fläche) in 22 beobachteten Städten im Vergleich zum Vorjahr lediglich noch um -1,4 Prozent sanken. Die größten Rückgänge verzeichneten Shantou mit -61,5 Prozent und Xi’an mit -46,8 Prozent. Auf der anderen Seite der Skala lagen Dongguan mit einem Plus von 34,4 Prozent gefolgt von Guangzhou mit 27,0 Prozent und Wenzhou mit 24,2 Prozent.

    Nachdem die Preise selbst im nachfrageschwachen 1. Halbjahr, wenn auch mit starken regionalen Unterschieden, erstaunlich stabil geblieben waren (wozu nicht zuletzt entsprechende behördliche Maßnahmen vor Ort beigetragen hatten), ging die Preisentwicklung - von wenigen Ausnahmen wie beispielsweise Xi´an - im Gesamtjahr 2020 doch wieder in die Höhe.

    Tab. Preise

    Grundsätzlich verfolgen Chinas Behörden einen Kurs leicht steigender, aber keineswegs explodierender (oder gar stark fallender) Immobilienpreise. Dem Grundsatz folgend, Häuser sind zum Wohnen da und nicht zum Spekulieren, soll möglichst vielen Wohneigentum ermöglicht werden, andererseits nutzen viele Chinesen Wohnraum als Vermögensanlage zur Alterssicherung, ein vielfach befürchtetes Platzen der Immobilienblase hätte verheerende destabilisierende Folgen.

    Verlängerung der Landnutzungsrechte vorgesehen

    In diesem Sinne umfasst das neue chinesische Zivilgesetz, welches zum 1. Januar 2021 in Kraft trat, auch eine Passage zur Verlängerung der Landnutzungsrechte nach deren Ablauf für Wohnnutzung. Nach Paragraf 359 verlängert sich das Recht auf Weiternutzung automatisch; allerdings fehlen bisher die Ausführungsbestimmungen zu den gegebenenfalls erforderlichen (Nach-)Zahlungen.

    Von Stefanie Schmitt | Beijing

  • Geringe Nachfrage nach Büro- und Gewerbebauten

    Die Coronakrise hat die rückläufige Nachfrage nach Handels- und Büroflächen verstärkt. Der Hotelbau setzt sich indessen fort.

    In China waren die Verkäufe von neuen Büro- und Handelsflächen bereits 2019 angesichts der sich abschwächenden Konjunktur stark rückläufig gewesen und auch die Preise hatten nachgegeben, wenngleich auch nur geringfügig. Diese Entwicklung hätte sich 2020 sicherlich auch ohne den Ausbruch des neuartigen Coronavirus Sars-CoV-19 fortgesetzt, wird durch diesen aber verstärkt. Gerade der Offline-Handel hatte im 1. Quartal 2020 massive Einbrüche verbuchen müssen. Fast alle Geschäfte waren über Wochen geschlossen. Für das Gesamtjahr ging der Offline-Handel um 3,9 Prozent zurück.

    Büro- und Handelsflächen finden weniger Käufer

    Beide Faktoren ließen die nachfragenden Unternehmen vorsichtiger agieren. Entsprechend fanden flächenmäßig 2020 um 10,4 Prozent weniger Büroflächen neue Abnehmer, Handelsflächen um 8,7 Prozent. Angesichts dieser Absatzlage zögerten viele Bauentwickler die Fertigstellung von in Bau befindlichen Vorhaben etwas hinaus, um das Flächenangebot nicht weiter zu erhöhen und die Preise zusätzlich unter Druck zu setzen. Entsprechend verringerten sich die fertiggestellten Büroflächen um 22,5 Prozent und die der Handelsflächen um 20,3 Prozent.

    Diese landesweiten Daten korrespondieren beispielsweise mit der Entwicklung in Shanghai, wie auf der AHK-Veranstaltung "Real Estate and Construction" in Shanghai im September 2020 deutlich wurde. Nach den Ausführungen eines Vertreters der Sofia Group Shanghai steigt die Leerstandsquote für Büros dort seit 2019, weil die Nachfrage nicht im gleichen Umfang wächst, wie neue Büros hinzukommen.

    Tab. Umsätze

    Büroalltag kommt zur Normalität zurück

    Mancher Innenarchitekt, Bauherr oder Bürochef fragte sich während des Lockdowns, inwieweit Covid-19 Auswirkungen auf die künftige Gestaltung von Büros haben könnte. Inwieweit wären etwa Großraumbüros, in denen viele Menschen gedrängt nebeneinandersitzen, noch sinnvoll? Inzwischen hat die "neue Realität" die Fragen von selbst beantwortet: Die meisten Unternehmen sind nach überstandener Coronakrise in China wieder zum Alltag übergegangen.

    Hotelbau setzt sich fort

    Unter Covid-19 hatte in der ersten Jahreshälfte die Hotelbranche extrem gelitten. Viele Häuser standen über Monate hinweg quasi leer. Allerdings lief es im 2. Halbjahr 2020 deutlich besser. Zwar fielen ausländische Reisegruppen und Geschäftsreisende wegen des Einreisestopps nach wie vor als Kunden aus, hiervon waren besonders die „Standarddestinationen“ wie Shanghai, Beijing, Guilin oder Xi'an betroffen. Doch dafür reisten und reisen deutlich mehr Chinesen im Inland, da für sie wiederum die Auslandsziele weggefallen sind beziehungsweise immer noch wegfallen. Entsprechend setzt das Hotelgewerbe in China weiter auf Expansion.

    Nach Lodging Econometrics entfallen die meisten Hotelprojekte auf das südliche Guangzhou (die Stadt profitiert von der Greater Bay Area) gefolgt von Chengdu und Shanghai. Internationale Gesellschaften wie Hilton, InterContinental, Marriott oder Accor spielen in China eine bedeutende Rolle. Da ihre Häuser eine hochwertige und moderne Ausstattung erhalten, bestehen Zulieferchancen für internationale Anbieter von Gebäudetechnik, Küchen und Bädern.

    Industriebau mit positiver Perspektive

    Die Auswirkungen des Coronavirus hatte auch der Industriebau voll zu spüren bekommen. Die Firmen waren im Februar und März 2020 in erster Linie mit der Organisation des Alltags beschäftigt. An Expansion dachten in einer solchen Lage deutlich weniger Unternehmen als in den Jahren davor. Inzwischen überwiegt aber wieder der Optimismus, zumal angesichts der guten Wachstumsperspektiven des Landes.

    Tatsächlich leisten sich Chinas Privatfirmen immer wieder spektakuläre Bauprojekte, so befindet sich in Guangzhou seit April 2020 das 100.000 Zuschauer fassende Evergrande-Fußballstadion in Bau. Das Stadion des Baukonzerns in Form einer gewaltigen Lotosblume ist laut China Daily auf 1,7 Milliarden US-Dollar kalkuliert – und steht nicht zuletzt für Chinas Hoffnung, in den nächsten Jahrzehnten den Zuschlag als Austragungsort einer Fußballweltmeisterschaft zu erhalten. Insgesamt sollen im Land in den nächsten Jahren zwölf große und hochmoderne Fußballstadien entstehen, um 2021 den FIFA Club World Cup und 2023 den AFC Asian Cup "standesgemäß" ausrichten zu können.

    Grundsätzlich zunehmende Nachfrage im Gewerbebau besteht nach sogenannten „Dark Kitchen“ – professionelle Küchen, die allerdings keinem Restaurant angeschlossen sind, sondern ausschließlich liefern; nach Parkhäusern und Altenheimen beziehungsweise altersgerechtem Wohnen.

    Ein wichtiger Hinweis betrifft den Ablauf von Landnutzungsrechten: Für gewerbliche und industrielle Nutzung sieht das neue, seit 1. Januar 2021 geltende chinesische Zivilgesetz – anders als bei Wohnbauten - keine automatische Verlängerung der Landnutzungsrechte vor. Das bedeutet, wer daran interessiert ist, muss sich mindestens ein Jahr vor Ablauf um die entsprechenden Formalitäten kümmern. Kommt es zu keiner Verlängerung fallen alle Bauten und Strukturen auf dem betroffenen Grundstück ohne Kompensation an den Landeigentümer zurück.

    Von Stefanie Schmitt | Beijing

  • Industriebauten hauptsächlich in strategischen Branchen gefragt

    Viele Firmen überdenken derzeit ihre Lieferketten und planen weniger neue Werke in China. Dennoch profitiert der Industriebau von der Förderung einzelner strategischer Industrien. 

    Einige Unternehmen überdenken derzeit angesichts der Verletzlichkeit von Lieferketten oder drohender Handelseinschränkungen ihre Investitionsstrategien; manch chinesischer Unternehmer zieht ins Ausland, etwa um die Kunden in den USA von einem Drittland aus zu bedienen. Ausländische Hersteller vor Ort konzentrieren sich dagegen noch mehr als vorher darauf, in China für China zu produzieren, wickeln aber ihr Exportgeschäft dann vielleicht doch besser von einem Standort außerhalb Chinas ab. Beide Faktoren führen zu einer verringerten Tätigkeit im Industriebau.

    Trotzdem gibt es nach wie vor Bewegung. Beispielsweise begann im August 2020 der Bau des größten Gemeinschaftsprojekts zwischen China und Russland im Chemiebereich. Partner sind die China Petroleum and Chemical Corp. einerseits sowie der russische Petrochemiekonzern Sibur andererseits.

    Währenddessen entsteht in Zhangjiang/Guangdong ein gigantischer Petrochemiekomplex. Neben BASF (der Konzern errichtet dort seit 2019 sein größtes außerhalb Deutschlands gelegenes Verbundwerk) macht vor allem das Zhongke Refinery and Petrochemical-Projekt von sich reden. Bis Ende 2025 sollen dort über 10 Millionen Tonnen Rohöl raffiniert und 800.000 Tonnen Ethylen erzeugt werden können.

    Abgesehen von den Traditionssparten spiegelt der Industrie- und Bürobau vielfach die Umsetzung der Made in China 2025-Strategie wider. Außerdem wird der Ausbau der sogenannten "neuen Infrastruktur" forciert, worunter Themen fallen wie 5G und Telekommunikation, Elektromobilität und autonomes Fahren. China steckt Milliarden in die digitale Infrastruktur, auch im Ausland.

    In diese Sektoren fließen Milliardenbeträge, und so ist es nicht verwunderlich, dass sich etwa der chinesische Telekommunikationsriese ZTE von dem deutschen Stararchitekten Ole Scheeren in Shenzhen in prominenter Lage eine neue Konzernzentrale (Shenzhen Wave) errichten lässt (Baubeginn 2021).

    Derweil baut der Internet-Riese Tencent seit Juli 2020 bis 2022 ein Internet Data Center, das Platz für 300.000 Server bieten soll. Das Investitionsvolumen wird auf mehr als 1,4 Milliarden US-Dollar veranschlagt.

    Generell unterliegen Industrieflächen weitaus weniger den Marktkräften als Bürogebäude; vielmehr werden die Preise oft politisch gesetzt. Nach Informationen der Sofia Group Shanghai variierten sie daher allein in Shanghai innerhalb der verschiedenen Industrieparks zwischen 3.500 Renminbi Yuan (RMB) und 15.000 RMB pro Quadratmeter (rund 445 Euro bis 1.925 Euro). „Und wer aus einer politisch wirklich gewünschten Branche kommt, bekommt das Land fast umsonst“, so Bjarne Bauer auf der AHK-Veranstaltung "Real Estate and Construction" in Shanghai im September 2020.

    Von Stefanie Schmitt | Beijing

  • Viel Geld fließt in öffentliche Gebäude

    Ein wichtiger Impulsgeber für den Bau öffentlicher Gebäude ist die fortgesetzte Urbanisierung. Generell achten die Bauherren stark darauf, dass das investierte Geld im Land bleibt.

    Der sich fortsetzende Urbanisierungsprozess erfordert nicht nur die Errichtung von Wohnhäusern, sondern darüber hinaus von Schulen, Kindergärten, Verwaltungseinrichtungen, Krankenhäusern, Sportstätten, aber auch Museen, Bibliotheken, Theatern, Ausstellungshallen und ähnlichem. Beispielsweise hat die Stadt Shanghai im September 2020 im Rahmen ihres ersten Dreijahresplans für kindliche Früherziehung (2020 bis 2022) den Bau von 50 neuen Kinderkrippen angekündigt.

    Tab. Klinikbeispiele

    Außerdem besteht der Wille fort, die bereits dominierenden Riesenstädte zu dezentralisieren und stattdessen kleinere Städte zu fördern. Diese neuen Subzentren sollen dabei keinesfalls nur reine Schlafstädte sein, sondern eigene Attraktivität entwickeln. Entsprechend wird viel Wert auf repräsentative Sport- und Kulturbauten gelegt. Diese werden mitunter auch international ausgeschrieben und vergeben. Ein großer Trend sind nach wie vor Ausstellungs- und Messebauten.

    Eine Sparte, wofür in den letzten Jahren vermehrt Geld ausgegeben wird und bei dem auch immer wieder ausländische Stararchitekten herangezogen werden, sind repräsentative Museumsbauten. Hintergrund sind nicht zuletzt die regen Bauaktivitäten, die vielerorts archäologische Stätten zu Tage treten lassen, für die dann eine nicht selten gigantische Hülle gebaut werden muss.

    Aber auch im MINT-Bereich wird investiert: So ist für 2020 der Baubeginn für das Nationale Botanische Museum in Kunming angekündigt mit einer Gesamtbaufläche von 59.900 Quadratmetern und einem geschätzten Investitionsvolumen von umgerechnet 273 Millionen US-Dollar.

    Tab. Xingtai-Theater

    Prinzipiell achten die Bauherren Branchenangaben zufolge sehr viel stärker als früher allerdings darauf, dass das investierte Geld möglichst im Land bleibt. Das heißt, bei den Bauzulieferungen setzen sie nur in Ausnahmefällen (falls in China nicht verfügbar) Importprodukte ein. Sofern es sich bei Aufzügen, Fenstern, Kacheln, Dämmstoffen, Farben etc. allerdings um Produkte handelt, die von Firmen vor Ort mit ausländischem Hintergrund produziert werden, dann gibt es nach wie vor gute Lieferchancen.

    Von Stefanie Schmitt | Beijing

  • Chinesen legen mehr Wert auf Sanierung von Altbauten

    Die Sanierung von Altbauten und deren Umnutzung gewinnen in China an Stellenwert; doch angesichts schlechter Bausubstanz bleibt oft nur der Abriss.

    Einen gewissen neuen Schub nehmen Städteplaner bei Stadtrenovierungsprojekten wahr. Früher wurde ein altes Viertel in der Regel komplett abgerissen und durch Neubauten ersetzt. Heute kommt es immer häufiger vor, dass alte Gebäude nach ihrer Erhaltungswürdigkeit beurteilt werden, dann wird der Baubestand entsprechend „ausgedünnt", in die Lücken werden Neubauten gesetzt, während die anderen renoviert und/oder neuen Nutzungen zugeführt werden. Hierbei sollte es gewisse Knowhow-Vorteile für europäische beziehungsweise deutsche Stadtplaner und Architekten geben, weil diese (noch) mehr Referenzen solcher Projekte aufweisen als ihre chinesische Konkurrenz.

    Als zusätzlicher Impulsgeber könnte sich der neuerdings von oberster politischer Ebene geförderte „Wunsch“ zum Erhalt historischer Bausubstanz auswirken, wodurch die nationale Identität in der Bevölkerung gestärkt werden soll. So legt der im August 2020 vorgelegte Masterplan zur Reorganisation Kern-Beijings (92 Quadratkilometer) ausdrücklich Wert auf den Schutz des kulturellen Erbes einschließlich archäologischer Stätten, historischer Straßen, Wasserwege, Parks und Gedenkstätten.

    Marode Bausubstanz erschwert oft Renovierungen

    Außerdem steigt der Renovierungsbedarf von den in den 90er und 2000er-Jahren rasch hochgezogenen Gebäuden. Das deutsch-chinesische Architekturbüro Crossboundaries arbeitet beispielsweise gerade an einem Renovierungsentwurf für eine Grundschule in einem Vorort von Beijing. Die für rund 1.000 Schüler ausgelegte Schule wurde erst 2003 errichtet, aber "wie vor 60 Jahren" ohne Toiletten und ohne Waschräume im Haupttrakt. Wer "muss", muss das Gebäude verlassen und den Hof überqueren, um die in einem Seitengebäude befindlichen Räumlichkeiten aufzusuchen.

    Nachträglich Toiletten einzubauen, ist quasi unmöglich – und ob sich eine Sanierung angesichts der Statik lohnt, ist fraglich. Gebäude in ähnlichem Zustand stehen zu Zigtausenden im Land. Bei allen Umweltbedenken wie Kohlendioxidausstoß etc. ist unter diesen Umständen der Abriss dann doch der nachhaltigere Weg.

    Aus ähnlichen Gründen wurde 2020 das berühmte Beijing Workers Stadium abgerissen, obwohl es zu den sogenannten zehn "großartigen Gebäuden" zählte, mit denen die chinesische Hauptstadt zum zehnjährigen Bestehen der Volksrepublik 1959 an die "großen Metropolen" wie Paris, London oder New York aufschließen wollte. Es heißt, es solle originalgetreu und pünktlich zu den Asian Football Games 2022 wiederaufgebaut werden. Außerdem erhalte es ein neues Dach, was die alte Substanz nicht ausgehalten hätte. „Bei solch einem Pragmatismus bleibt kein Platz für historische Sentimentalitäten“, kommentierte ein deutscher Architekt.

    Shanghai als Pionier für den Erhalt von Altbauten

    Gerade in Shanghai wird derzeit – etwa im North-Bund-Bereich oder in Hongkou –viel getan, alte Bausubstanz zu bewahren sowie Wasserwege und Parkanlagen attraktiver zu gestalten. Beispielsweise wird dort ein 1930 errichtetes Lagerhaus am Huangpu-Fluss, das Wing On Warehouse, in ein WorldSkills Museum umgebaut. Es soll pünktlich zu der 46. WorldSkills Shanghai 2022 die Bedeutung beruflicher Ausbildung und Fähigkeiten dokumentieren.

    Zugleich soll das Gebiet durch spektakuläre Neubauten aufgewertet werden. Geplant ist einem Bericht der Shanghai Daily zufolge ein 480 Meter hoher Wolkenkratzer, welcher der dritthöchste Shanghais wäre. Nach den Vorstellungen der lokalen Stadtplaner soll der North Bund zahlreiche Firmenzentralen anziehen und neue Wachstumsmaschine für Shanghai werden.

    Zugleich werden viele ältere Wohnblocks Renovierungen unterzogen. Hierzu gehört oft auch der nachträgliche Ein-/oder Anbau von Aufzügen angesichts einer zunehmend älter werdenden Gesellschaft. Landesweit besitzt der Großteil der bis in die 90er-Jahre gängigen sechs- oder siebenstöckigen Wohnblöcke keinen Aufzug. Im Shanghaier Bezirk Binjiang beispielsweise wurden der Shanghai Daily zufolge seit 2019 nachträglich 182 Fahrstühle in Wohnblocks eingebaut. Die Bezirksregierungen subventionieren größtenteils die Kosten. Aber auch die Einwohner müssen sich beteiligen.

    Von Stefanie Schmitt | Beijing

  • Energieeffizientes Bauen bleibt auf der Strecke

    Der stark ausbaufähige Bereich der Energieeffizienz bleibt weiter hinter den Erwartungen zurück. Etwas Nachfrage gibt es bei Nachrüstungen bestehender Gebäude.

    Bei qualitäts- und energieeffizientem Bauen in China ist unter Branchenvertretern zunehmende Enttäuschung spürbar. Die jahrelang aufrechterhaltene Erwartung, beides müsse sozusagen mit steigenden Einkommen oder wachsendem Umwelt- und Anspruchsbewusstsein zunehmen, hat sich in der Masse nicht erfüllt.

    Außer wenigen Vorzeigeprojekten und im höchstpreisigen Villenbau, in dem keine Komponente teuer genug sein kann, spielen Fragen der Qualität oder der Energieeffizienz, sofern nicht gesetzlich vorgeschrieben, keine Rolle. „Oder hast du jemals den Käufer erlebt, der ernsthaft danach fragt, wie gut die Bausubstanz eines Hauses ist, in dem sich die Wohnung befindet, für die er sich interessiert?“, so ein deutscher Branchenvertreter.

    Tatsächlich wird nach wie vor so gebaut, „dass es gerade noch irgendwie passt“. Die Rendite ist für die Baugesellschaften das einzige Kriterium. Das Dilemma ist bekannt: Diejenigen, die in das Gebäude investieren und diejenigen, die es bauen, sind nicht die, die es später betreiben - oder gar nutzen. Außerdem sind Strom- und Heizkosten teilweise immer noch sehr niedrig und die Behörden riskieren es nicht, diese zu erhöhen, um keinen sozialen Unfrieden zu schüren.

    Somit bleibt Energieeffizienz ein Lippenbekenntnis, ohne das - im Verbund mit dem amerikanischen LEED-Standard - zwar kein Gebäude ausgeschrieben wird, aber die in der Ausführung komplett auf der Strecke bleibt.

    Etwas mehr Bewegung sehen Branchenvertreter gegenwärtig bei der energieeffizienten Nachrüstung bestehender Objekte, wobei zunächst Maßnahmen mit kurzer Amortisierung gefragt sind (etwa der Austausch konventioneller Lampen mit LED).

    Inwieweit sich das von Xi Jinping im September 2020 formulierte Ziel, China bis 2060 klimaneutral zu machen, auf den Bau auswirken wird, ist derzeit noch offen.

    Von Stefanie Schmitt | Beijing

  • Staat kurbelt mit Tiefbauprojekten die Konjunktur an

    Der Infrastrukturbau gehört zu den wichtigen Stellschrauben, mit deren Hilfe die politische Führung in China versucht, die ökonomischen Folgen der Coronakrise abzufedern.

    Um 1,4 Prozent sind die Investitionen in die Infrastruktur 2020 gegenüber dem Vorjahreszeitraum gewachsen, so das chinesische Statistikamt NBS (National Bureau of Statistics) – und dies, obwohl das 1. Quartal 2020 aufgrund der Coronakrise von einem quasi kompletten Stillstand geprägt gewesen war und es auch in den Folgemonaten nicht überall sofort wieder losgehen konnte. Unter anderem fehlte es an Wanderarbeitern auf den Baustellen. Zum Vergleich: 2019 hatten die Infrastrukturinvestitionen gegenüber dem Vorjahr um 3,4 Prozent zugelegt.

    China investiert in Logistikinfrastruktur

    Überdurchschnittlich flossen Gelder in Lagerhaltung (+9,9 Prozent), in den Ausbau der Wasserwege (einschließlich Häfen; +9,5 Prozent) und in den Pipelinebau (+8,8 Prozent). Straßen, auf die erfahrungsgemäß der Großteil der Infrastrukturinvestitionen entfällt, stiegen nur um 1,8 Prozent. Während die Investitionen in das Eisenbahnnetz wie bereits im Vorjahr leicht rückläufig waren (-2,2 Prozent), brachen diejenigen in die Luftfahrt sogar ein (-15,1 Prozent).

    Trotzdem ist im Luftfahrtsektor weiter mit Großprojekten zu rechnen. So planen die Staatliche Kommission für Entwicklung und Reform NRDC (National Development and Reform Commission) und die Zivile Luftfahrtbehörde der Volksrepublik China CAAC (Civil Aviation Administration of China) den Ausbau von Luftfrachtkapazitäten im Land. Vor allem soll bis 2025 in Ezhou/Hubei eine Drehscheibe für Luftfracht entstehen. Darüber hinaus sollen die Frachtkapazitäten in Beijing, Shanghai, Guangzhou und Shenzhen ausgebaut werden.

    Ziel ist es, bis 2035 ein oder zwei nationale Champions für Luftfahrtlogistik zu etablieren. Diese Vorhaben sind Teil vorgesehener zusätzlicher Logistikinfrastrukturinvestitionen, wodurch die politische Führung Chinas die Wirtschaft stabilisieren und Lieferketten sicherer machen will.

    T1

    Staat stützt Wirtschaft mit dem Bau neuer Straßen und Brücken

    Die Ausgaben in die Verkehrsinfrastruktur wurden 2020 laut Verkehrsministerium im Vergleich zum Vorjahr um 6,6 Prozent auf rund 497 Milliarden US-Dollar (US$) aufgestockt. Zur Stützung der Wirtschaft seien mit etwa 369 Milliarden US$ allein in den Ausbau von Straßen- und Wasserwegen rund 9,6 Prozent mehr als in der vergleichbaren Vorjahresperiode verausgabt worden. Bis Ende 2020 seien 232 Schlüsselprojekte unter der Federführung des Verkehrsministeriums mit einem Volumen von mehr als 1,5 Milliarden US$ zu 100 Prozent neu angestoßen worden, darunter etwa die jeweils über den Jangtse-Fluss führenden Qipanzhou- und Qingshan-Brücken.

    Prinzipiell gelten aber die staatlichen Möglichkeiten zur Abfederung der Coronakrise in China im Vergleich zu vorherigen Sondersituationen wie der SARS-Krise 2003 oder der Finanzkrise 2008 als beschränkter. Nicht nur sind seither bereits Tausende Kilometer Autobahnstrecken errichtet beziehungsweise Eisenbahnschienen gelegt worden, zugleich hat die Verschuldung des öffentlichen Bereichs stark zugenommen – Tendenz steigend. Darüber hinaus ist die Produktivität solcher Investitionen stark rückläufig.

    Milliarden für neue Infrastruktur geplant

    Trotzdem liegt auch im 14. Fünfjahresplan (2021 bis 2025) ein Schwerpunkt auf dem Ausbau der Infrastruktur, darunter speziell auf den Sparten Transport und städtische Einrichtungen. Ein besonderer Fokus gilt den neuen Infrastrukturausgaben ("New Infrastructure"). Darunter werden in China etwa Investitionen in Big Data, 5G, künstliche Intelligenz wie autonomes Fahren und Internet der Dinge (IoT) gezählt.

    Ebenfalls in diese Richtung weisend gab die NDRC im September 2020 neue Leitlinien zur Steigerung von Investitionen in neue strategische Industriezweige heraus (Dokument-Nummer 1409). Darin wurde erneut „die Beschleunigung des Aufbaus neuer städtischer Infrastruktur“ genannt.

    Nach einer Schätzung von Haitong Securities sollen die Gesamtinvestitionen in neue Infrastruktur bis Jahresende rund 441 Milliarden US$ erreichen, schrieb die China Daily im Juli 2020. Andere Schätzungen übertreffen diesen Wert angesichts der Dehnbarkeit des Begriffs bis hin zu Telemedizin und Smart Cities. Die China Academy of Information and Communications Technology geht jedoch "nur" von bis zu 110 Milliarden US$ aus, davon allein 56 Milliarden US$ für 5G.

    Zu den Gesamtinvestitionen in die neue Infrastruktur kursieren die unterschiedlichsten Zahlen. Beispielsweise geht die Bank of China für 2020 von umgerechnet rund 174 Milliarden US$ aus, IDC (International Data Corporation) rechnete mit 290 Milliarden US$, Goldman Sachs schätzt für 2020 bis 2025 insgesamt 2.176 Milliarden US$, die China Academy of Information and Communications Technology (CAICT)  für 2020 circa 230 Milliarden US$ und für 2021 etwas über 258 Milliarden. Für die Dauer des 14. Fünfjahresplan kalkuliert sie rund 1.527 Milliarden US$.

    Anders als klassische Infrastrukturausgaben können diese auch für private Geldgeber von Interesse sein, allerdings gilt hierbei dringend zu beachten, dass die Erzeugnisse unter Umständen auch zur stärkeren Überwachung von Minderheiten genutzt werde können. Firmen, die sich hier engagieren, müssen sich der politischen Risiken und des steigenden Rechtfertigungsdrucks von Seiten der Öffentlichkeit und der Kunden außerhalb Chinas gewahr sein.

    Als weiterer Impulsgeber für den Infrastruktur- und Städtebau hat sich Chinas neue Seidenstraße (Belt and Road Initiative - BRI) entwickelt. Landesweit gibt es in deren Namen Zuschüsse von der Zentralregierung. Interessant für deutsche Architektur- und Stadtplanungsbüros sowie Zulieferer sind beispielweise immer wieder städtische Vorhaben im Rahmen der Erweiterung des Hochgeschwindigkeits-Netzes sowie die geplante bessere Anbindung von Flughäfen an das Hochgeschwindigkeitsbahnnetz.

    Von Stefanie Schmitt | Beijing

  • China setzt auf stärkere regionale Vernetzung und Hyperloops

    China will die städtische Clusterbildung mit einer Verknüpfung verschiedener Verkehrssysteme fördern. Hochgeschwindigkeits-Magnetschwebebahnen sollen alltagstauglich werden.

    Generell soll ein verbesserter Ausbau der regionalen Infrastruktur zu einer verstärkten Integration benachbarter Städte und Regionen sowie zu einer balancierteren Entwicklung führen – ein Defizit, was schon seit vielen Jahren von Stadtplanern angemahnt wird.

    Zwischen Schiene und Flieger leichter umsteigen 

    Am 17. April 2020 veröffentlichte die Staatliche Kommission für Entwicklung und Reform NDRC (National Development and Reform Commission) eine Liste von elf internationalen und nationalen Flughafendrehkreuzen, die mit dem Hochgeschwindigkeitsnetz oder dem städtischen Schienennetz verbunden werden sollen, darunter neben Beijing, Shanghai und Shenzhen auch Xi'an und Kunming sowie Xiamen, Changsha, Lanzhou und Tianjin. Die Genehmigung für eine Schienenverbindung zwischen den beiden Hauptstadtflughäfen Beijing Capital International Airport und Beijing Daxing International Airport sowie mit Langfang im benachbarten Hebei liegt bereits vor.

    Ferner dürfte die Clusterregion Beijing-Tianjin-Hebei durch die Fertigstellung des Bahnhofs Xiong'an Ende 2020 weiteren Schub erhalten. Derweil wurde im August 2020 ein vom Staatsrat genehmigter Masterplan zur Reorganisation Kern-Beijings (92 Quadratkilometer) vorgelegt, einschließlich der weiteren Verlagerung städtischer Funktionen in den Bezirk Tongzhou.

    Chinas will Magnetschwebebahnen ausbauen

    Ein weiterer, wenn auch schon seit einigen Jahren köchelnder Wunsch ist der Ausbau der Magnetschwebebahnstrecken. Sie sollen bei Geschwindigkeiten von bis zu 800 Kilometern pro Stunde als Bindeglied zwischen dem Hochgeschwindigkeits- und dem Flugnetz dienen. Aber auch das 120 Kilometer südlich von Beijing gelegene Xiong'an soll mit einer Art "Pendler"-Maglev an die Kapitale angeschlossen werden. Gegenwärtig arbeiten mindestens 30 chinesische Firmen, darunter insbesondere CRRC, der größte Zughersteller der Welt, und Forschungseinrichtungen unter Hochdruck an der Fortentwicklung der Hyperloop-Technologie und ihren Einsatz als Massentransportmittel.

    So schrieb die China Daily im Juli 2020 von neun anvisierten Trassen mit einer Gesamtlänge von über 1.000 Kilometern, darunter etwa eine Touristenbahn in Yunnan oder die bereits nach Fertigstellung der Shanghaier Maglev-Bahn 2002 (damals noch von ThyssenKrupp errichtet – heute heißt der maßgebliche Akteur CRRC Qingdao Sifang) angedachte Verbindung zwischen Shanghai und Hangzhou. Auch zwischen Guangzhou und Shenzhen oder von Chengdu nach Chongqing sollen Magnetschwebebahnen für Verkehrsentlastung sorgen.

    Wie die Redaktion von China.Table recherchierte, wolle China bis 2030 über die erste Langstreckenverbindung von über 2.000 Kilometer Länge verfügen, durch die der Zug in einer Vakuumröhre mit mindestens 800 Kilometern pro Stunde "schwebe". Für die Strecke Beijing-Shenzhen wären dann nur noch dreieinhalb Stunden nötig, lediglich eine Stunde länger als mit dem Flugzeug.

    Vor diesem Hintergrund und aufgrund der fehlenden Rentabilität dürften die großen Zuwächse im Hochgeschwindigkeitsnetz also vorerst der Vergangenheit angehören. Wie aus einer Richtlinie des Staatsrates vom 15. März 2021 hervorgeht, sollen künftig zum Beispiel nur noch solche Hochgeschwindigkeits-Hauptstrecken neu errichtet werden, die Provinzhaupt- oder Großstädte verbinden und auf welchen mehr als 25 Millionen Fahrgäste pro Jahr befördert werden und/oder die einen Anteil an Mittel- und Langstreckenreisenden von über 70 Prozent aufweisen.

    Für neue Regionalstrecken mit einer Höchstgeschwindigkeit von 250 Kilometern pro Stunde gilt ein Mindestbeförderungsvolumen von 15 Millionen Fahrgästen. Für die Genehmigung von Parallelstrecken zu bestehenden Hochgeschwindigkeitstrassen müssen die bestehenden Verbindungen zu mindestens zu 80 Prozent ausgelastet sein.

    Von Stefanie Schmitt | Beijing

  • China baut grüne Energie aus

    Der Energieverbrauch des Landes ist nicht nur enorm, er steigt zudem weiter. Um ihn zu decken, investiert die Politik in erneuerbare Energieträger, darunter auch in die Kernkraft.

    Seit 2009 ist China weltweit der größte Energieverbraucher – Tendenz nach wie vor steigend. Rückgrat der chinesischen Energieversorgung bildet die Kohle. Allerdings wird ihr Anteil allmählich zugunsten sauberer Energieträger - insbesondere Gas - zurückgedrängt. Auf Erdgas könnten 2020 bis zu 10 Prozent des chinesischen Primärenergieverbrauchs entfallen sein (2019: 8,1 Prozent).

    China erhöht Gasspeicher

    Um Kapazitätsengpässen insbesondere während der Hochverbrauchsphase im Winter vorzubeugen, werden derzeit die Speichermöglichkeiten für Erdgas gezielt ausgebaut. Einem Bericht der China Daily von Mitte 2020 zufolge verfügt China über Untergrundspeicherkapazitäten von etwa 2 Prozent bis 5 Prozent des Gesamtgasverbrauchs. Ziel der Regierung bis Ende 2020 sind jedoch mindestens 10 Prozent. Es seien etwa zehn Untergrundspeicher für Erdgas in Bau (darunter etwa Wen-23 in Henan unter der Ägide von Sinopec mit einer Gesamtlagerkapazität von 10,4 Milliarden Kubikmeter), weitere 20 befänden sich Stand 2020 in der Planungsphase.

    Tab. Gasspeicher

    Kohle bleibt im Rennen

    Kohle bleibt hingegen ein ambivalentes Thema. Zwar sinkt der Anteil am Primärenergieverbrauch seit Jahren (von 63,8 Prozent 2015 auf 56,8 Prozent 2020), aber einem Bericht des Nationalen Kohleverbandes zufolge soll der Kohleverbrauch bis 2025 um 6 Prozent zulegen. Entsprechend werden die installierten Kapazitäten weiter ausgebaut und dürften laut GIZ-Newsletter Energy and China bis Ende 2020 rund 1.100 Gigawatt erreicht haben (Ende 2019 rund 1.040 Gigawatt). Weitere Kraftwerke mit insgesamt 48 Gigawatt seien genehmigt oder in Bau.

    Tab. Kohle

    China setzt weiter auf "grüne" Atomkraft

    Darüber hinaus wächst der Anteil der Atomkraft, welche in China ebenfalls zu den „grünen Energieträgern“ zählt. Speziell wird dabei Wert auf die Verwendung eigenständiger Technologie (homegrown nuclear tech) gelegt – als Ausweis dafür, dass das Land auf dem Weg zur Hightech-Nation einen weiteren Meilenstein zurückgelegt hat.

    So berichtete die China Daily im September 2020 über die erfolgte Genehmigung von Hainan Changjiang Phase 2 und Zhejiang San'ao Phase 1 (Investitionsvolumen insgesamt umgerechnet rund 10,2 Milliarden US-Dollar). Für beide kommt die lokale Technologie der dritten Generation des "Hualong One"-Reaktors zum Einsatz. Die Inbetriebnahme ist in den nächsten fünf oder sechs Jahren anvisiert. Bei Erfolg ist zu erwarten, dass China seine Technologie auch international vermarkten wird. Bereits jetzt befinden sich zwei "Hualong One"-Kraftwerke in Pakistan in Bau.

    Ende 2019 verfügte China über installierte Atomkraftkapazitäten von 49 Gigawatt und stand damit weltweit an dritter Stelle. Allerdings trug Kernenergie nur etwa fünf Prozent zur landesweiten Stromerzeugung bei. Innerhalb des 14. Fünfjahresplans (2021 bis 2025) ist der zügige Ausbau auf rund 70 Gigawatt Leistung geplant.

    Vor diesem Hintergrund hofft die China General Nuclear Power Corp., die Erzeugungskapazitäten des Landes bis 2030 auf mindestens 150 Gigawatt hochfahren zu können. Während viel von den günstigen Kosten des Atomstroms, der hohen Kraftwerkssicherheit und Einsparungen beim Kohlenstoffdioxidausstoß gesprochen wird, ist die erforderliche Endlagerung des Atommülls kein viel diskutiertes Thema.

    Die Redaktion des China.Table schreibt, ein Endlager konnte selbst in einem so großen und geografisch vielfältigen Land wie China bisher nicht identifiziert werden. Im Gespräch sei jedoch eine Granitformation in der Wüste Gobi, wo der Atommüll in 500 Metern Tiefe in festen Behältnissen eingegossen gelagert werden könnte. Dagegen gehe es mit dem Bau von Wiederaufbereitungseinrichtungen voran.

    Tab. Energiestruktur

    Von Stefanie Schmitt | Beijing

  • China verzeichnet Erfolge bei erneuerbaren Energien

    Über ein Drittel der 2020 installierten Stromerzeugungskapazitäten entfielen auf erneuerbare Energieträger.

    Seit Jahren nimmt der Anteil erneuerbarer Energiequellen an den installierten Stromerzeugungskapazitäten zu. Ende 2020 erreichte er 41,1 Prozent. Im Jahr 2020 kamen laut Angaben des China Electricity Council insgesamt 190,9 Gigawatt hinzu, davon entfielen 69,7 Prozent auf Erneuerbare. Aus erneuerbaren Energien wurden 2.083 Terawattstunden an Strom gewonnen und damit 7,9 Prozent mehr als im Vorjahr.

    Nach einer Prognose der Internationalen Energieagentur werden 40 Prozent des weltweiten Kapazitätsausbaus erneuerbarer Energieträger zwischen 2019 und 2024 auf China entfallen. Der Ausblick fiel aufgrund der verbesserten Systemintegration und der niedrigeren Abregelungsraten höher aus als noch im Vorjahr (2018 bis 2023). Stark anziehen soll speziell der Photovoltaik-(PV-)Bereich. Die Volksrepublik dürfte 2021 die Europäische Union (EU) bei den installierten PV-Kapazitäten überflügelt haben – und dies, obwohl sich das Land mitten in der Umstellung von subventionierten hin zu Marktpreisen befindet. Dies soll 2021 abgeschlossen sein.

    Schwierige Suche nach neuen Standorten für Wasserkraftwerke

    Laut dem Bericht sollen 2020 an installierten Kapazitäten 340 Gigawatt aus Wasserkraft ans Stromnetz angeschlossen worden sein, 230 Gigawatt aus Wind- und 250 Gigawatt aus Solarenergie. Generell nimmt das Gewicht der Wasserkraft ab. Deren Beitrag zu den Erneuerbaren betrug 2011 noch 87 Prozent und ging bis 2019 auf 46 Prozent zurück. Hauptursachen sind die abnehmende Profitabilität und zunehmende Umweltauflagen bei neuen Anlagen. Weil gute Standorte schon besetzt sind, können Anlagen fast nur noch an unzugänglichen Flussoberläufen mit weniger Wasserdurchfluss errichtet werden.

    Dessen ungeachtet wurde etwa im Juni 2020 mit der Wudongde Hydropower Station das bislang viertgrößte Wasserkraftwerk des Landes in Betrieb genommen. Die installierte Kapazität beträgt 10,2 Gigawatt; die Jahresleistung beläuft sich auf 38.910 Gigawatt pro Stunde.

    Tab. Wasserkraft

    Offshore-Windkraft mit Potenzial

    Bis Ende 2020 besaß China 281,5 Gigawatt installierte Windkraft-Kapazitäten, davon rund 9,9 Gigawatt im Offshore-Bereich, so die Nationale Energieagentur (National Energy Administration; NEA) und der Global Wind Energy Council (GWEC). Damit waren im vergangenen Jahr 71,7 Gigawatt neu hinzugekommen, davon fast 3,1 Gigawatt offshore. Die Abregelungsrate betrug 3,5 Prozent (2019: 4,0 Prozent).

    Generell gilt der Onshore-Windmarkt bereits als recht saturiert. Dafür boomt der Ausbau im Offshore-Bereich. Allerdings ließ sich das Ziel von 30 Gigawatt Offshore-Kapazitäten für 2020 nicht erreichen,  trotz solch ehrgeiziger Vorhaben wie den "Drei Schluchten der Meere" vor Jiangsu. Weitere Großprojekte befinden sich vor der Küste Guangdongs.

    Im Solarbereich wurden 2020 neue Kapazitäten in Höhe von 48,2 Gigawatt installiert. Damit erreichten die installierten Kapazitäten insgesamt 253,4 Gigawatt. Die Abregelungsrate konnte auf 2 Prozent gedrückt werden.

    Energiespeicher werden gebraucht

    Ganz großes Potenzial wird vor diesem Hintergrund dem Energiespeichermarkt zugetraut. Dem Bloomberg New Energy Finance Report zufolge soll China bis 2040 der größte Markt für Energiespeicher werden. Gemäß der China Energy Storage Alliance erreichten die Speicherkapazitäten bis Ende 2020 35,6 Gigawatt und damit einen Weltanteil (191,1 Gigawatt) von 18,6 Prozent.

    Biogas bleibt ausbaufähig

    Als noch sehr ausbaufähig wird der Bereich Biogas gesehen. Laut der Ausgabe von Econet Monitor vom August 2020 soll Biogas eine zunehmend wichtige Rolle für die Wärmeerzeugung in Nordchina einnehmen. Allerdings seien die Prozesse bislang noch wesentlich ineffizienter als in Deutschland. Nach den Leitlinien der chinesischen Regierung soll die entsprechende Kapazität bis Ende 2020 auf 2 Milliarden Kubikmeter gestiegen sein und sich bis 2025 auf 10 Milliarden beziehungsweise bis 2030 auf 20 Milliarden Kubikmeter vergrößern. Hierfür sollen nicht zuletzt Steuervergünstigungen sorgen. Besonders gefördert werden weiterhin zentralisierte, mittlere und große Projekte.

    Eine wichtige Voraussetzung für den erfolgreichen Betrieb von Biogasanlagen ist, dass die Mülltrennung der Haushalte weiter vorangetrieben wird. Darüber hinaus haben staatliche Netzbetreiber oft kein Interesse, Biogasanlagen an das Stromnetz anzuschließen, weil der erzeugte Niederstrom vor der Netzeinspeisung zunächst in Strom mittlerer oder hoher Spannung transformiert werden muss. Dessen ungeachtet beschreibt Econet Monitor eine Reihe von Zuliefermöglichkeiten für deutsche Firmen, etwa Pumpen, Rührwerke oder Messtechnik.

    Neuerdings wird des Weiteren ein besonderes Augenmerk auf die Erforschung und Entwicklung von Möglichkeiten der Nutzung von Wasserstoff als Energieträger gelegt.

    Von Stefanie Schmitt | Beijing

  • Telekommunikationsbranche entwickelt sich im Zeichen von 5G

    Die Vorbereitungen auf die Einführung des neuen 5G-Standards laufen in China auf Hochtouren. Damit sollen die Möglichkeiten der Digitalisierung auf ein neues Niveau gehoben werden.

    Obwohl die Einführung des neuen Mobilfunknetzes der fünften Generation (5G) erst für 2021 vorgesehen ist, zählte China schon Ende 2020 rund 300 Millionen 5G-Smartphone-Nutzer. Die Nachfrage nach und die Neugier auf die zusätzlichen Möglichkeiten des neuen Standards, etwa in der Automobilindustrie oder Medizintechnik sowie in der Digitalisierung (künstliche Intelligenz, Big Data, Cloud Computing, Internet of Things), ist in dem technikaffinen Land groß.

    Ende 2020 waren bereits 700.000 Basisstationen des 5G-Standards installiert, darunter knapp 400.000 Anlagen durch Chinas größten Netzbetreiber China Mobile. Die China Academy of Information and Communications Technology schätzt, dass die Volksrepublik bis 2025 rund 173 Milliarden US-Dollar für den Ausbau des 5G-Netzes ausgeben wird.

    Im September 2020 gab die Staatliche Kommission für Entwicklung und Reform NRDC (National Development and Reform Commission) neue Leitlinien zur Aufstockung von Investitionen in neue strategische Industriezweige heraus (Dokument-Nummer 1409). Darin wird auch ausführlich zu erhöhten Investitionen in das 5G-Netz und dessen kommerzielle Verwendung aufgerufen.

    Der Aufbau von Basisstationen soll auf allen Ebenen vorangetrieben werden – sowohl von Behördenseite als auch durch Unternehmen und andere öffentliche Einrichtungen. Spezielle Erwähnung fanden die Aspekte Forschung und Förderung der Integration von Basisstationen in die Bauspezifikationen für gewerbliche und Wohnbauten. Derweil konkurrieren die Metropolen des Landes darum, wer 5G-Nutzern als erstes einen funktionierenden Service anbieten kann.

    Tab. Beispiel

    Von Stefanie Schmitt | Beijing

  • Beschaffungs- und Ausschreibungswesen bleibt intransparent

    Deutsche Baufirmen gibt es überwiegend nur im Beratungsgeschäft. Dagegen haben sich eine Reihe von Architekturfirmen aus Deutschland erfolgreich etabliert.

    Der chinesische Bausektor gehört zu den am stärksten abgeschotteten Branchen des Landes. Dies wurde erneut im Positionspapier 2020/21 der Europäischen Handelskammer in China (EUCCC) deutlich. Ausländische Baufirmen spielen nahezu keine Rolle, da die rechtlichen Möglichkeiten, als ausländisches Generalunternehmen allein tätig zu werden, äußerst beschränkt sind.

    Speziell das Dekret 113 verbietet es ausländischen Baufirmen, mit projektbezogen gegründeten 100-prozentigen Töchtern vor Ort zu arbeiten. Tatsächlich registrierte das China Statistical Yearbook im Jahr 2019 insgesamt rund 103.800 Baufirmen in China – davon lediglich 190 Unternehmen mit ausländischem Kapitalanteil.

    Beratungsgeschäft bietet attraktive Nische

    In der Regel beschränken sich ausländische Baufirmen daher auf das Beratungsgeschäft. Dabei handelt es sich allerdings um eine bislang kaum ausgeschöpfte Nische, beispielsweise für wohlhabende private Auftraggeber, die etwa aufgrund von Auslandsaufenthalten erfahren haben, was gesundes beziehungsweise ökologisches Wohnen tatsächlich bedeutet, so die Erfahrungen eines deutschen Branchenvertreters. Sehr gesucht sind außerdem resolute, unbestechliche und kompetente Bauleiter in Fragen wie „Wie baue ich ein Haus richtig? Wie spare ich Energie? Wie kann ich gesund wohnen?“.

    Teilnahme an Wettbewerben für Architekturfirmen lukrativ

    Darüber hinaus hat sich in China eine Reihe deutscher Architektur- und Stadtplanungsbüros etabliert. Dabei spielt die Teilnahme an Wettbewerben eine wichtige Rolle. Mit anderen Worten: „Von Wettbewerbsgewinnen kann man ganz gut leben“, selbst wenn das Projekt im Nachgang ganz anders umgesetzt wird.

    Tatsächlich ist die Realisierung dann oftmals mit viel Ärger und Mühe verbunden, zumal schon relativ früh mit lokalen Partnern zusammengearbeitet werden muss und der Einfluss auf das eigentliche Baugeschehen oft sehr begrenzt ist. Positiv anzumerken ist, dass ausländische Architektenbüros allerdings auch in Haftungsfragen außen vor bleiben. Inwieweit die anstehende Überarbeitung der Verordnung für Architekten hieran gravierende Änderungen mit sich bringt, ist bislang offen. Infolge des zum 1. Januar 2020 in Kraft getretenen revidierten Foreign Investment Law werden durch den Staatsrat eine Reihe an Durchführungsverordnungen überarbeitet.

    Generell spüren aber auch etablierte ausländische Büros, auf die ohnehin nur ein Bruchteil des Baugeschehens entfällt, die erstarkende lokale Konkurrenz. Ausschreibungsteilnahmen laufen sehr häufig nur mit lokalen Partnern. „Unser Zeitfenster schließt sich“, heißt es aus der Branche. Auftraggeber von Bauprojekten sind entweder staatliche Einrichtungen (beispielsweise das Kulturministerium bei einem Museum), teilstaatliche oder private Bauherren (Büro- oder Fabrikgebäude) sowie große Entwicklungsgesellschaften des Landes. Individuelle Hausbauer kommen quasi nicht vor.

    Staatliches Beschaffungswesen bleibt intransparent und national

    Die rechtlichen Grundlagen des öffentlichen Beschaffungs- und Ausschreibungswesens bilden das Government Procurement Law von 2003 und das seit 2000 gültige Law on Bid Invitation. Demnach müssen grundsätzlich heimische Produkte und Dienstleistungen eingekauft werden, sofern diese nicht oder nur zu einem kommerziell unvernünftigen Preis zu beschaffen sind. Die Vermutung liegt nahe, dass diese Formulierung bewusst schwammig gehalten wurde.

    Nicht selten werden lokale Firmen mehr oder weniger offen bevorzugt. Soweit der Preis ausschlaggebend ist, sind sie von deutscher Seite nicht zu unterbieten. Nur in besonderen Fällen, wenn etwa spezielle Technologien und ein hohes Qualitätsniveau gefragt sind, werden auch ausländische Architekturbüros eingeladen, ihre Vorschläge abzugeben. Erst dann ist es für diese überhaupt sinnvoll, ein Angebot zu unterbreiten. Grundsätzlich bleibt die Vor-Tender-Marktbearbeitung äußerst wichtig, um Ausschreibungen in Sachen Qualität auf ein hohes Niveau zu heben.

    Allerdings ist es oft schwierig, rechtzeitig von einer Ausschreibung zu erfahren, denn eine zentrale Plattform für wichtige Vorhaben gibt es nicht. Meist wird ausschließlich auf Chinesisch ausgeschrieben; die Fristen sind sehr kurz bemessen. Die wenigen englischsprachigen Plattformen wie Chinabidding sind nicht vollständig. Auch soll es bei den dort vorhandenen Projekten in der Praxis immer wieder zu Problemen bei der Kontaktaufnahme kommen.

    Anders ist die Situation bei privaten Kunden, denn diese können, müssen aber nicht ausschreiben. Des Weiteren entscheiden sie nach gänzlich anderen Kriterien als der staatliche Sektor.

    Von Stefanie Schmitt | Beijing

  • Marktchancen im Luxusvillenbau bestehen für deutsche Zulieferer

    Viele deutsche Bauzulieferer sind mit eigener Produktion vor Ort und verbuchen spartenabhängig mehr oder weniger gute Geschäfte. Sehr eng wird es dagegen für reine Importprodukte.

    Die meisten deutschen Firmen aus dem Baugeschäft sind als Zulieferer in China tätig: vom Hersteller von Baumaschinen und großen Baufirmen bis hin zum Sanitärkeramikfabrikanten für Bauentwickler oder Privatkunden. Diese sehen sich derzeit mit sehr unterschiedlichen Perspektiven konfrontiert.

    Einsparpotenziale werden, wo immer möglich, genutzt

    Speziell im Massenmarkt besteht der Trend seitens vieler Bauherren fort, möglichst preiswert zu bauen. Aufgrund der schrumpfenden Margen infolge exorbitant gestiegener Landpreise und der zunehmend drückenden Schuldenlast versuchen die Entwickler, möglichst viele Einsparpotenziale zu nutzen. Dies gelingt auch häufig, da es in China zwar viele Vorschriften – etwa zur Energieeffizienz – gibt, deren Erfüllung aber oftmals nicht ernst genommen wird.

    Schon deshalb haben viele deutsche Anbieter, außer der Auftraggeber besteht auf der Einhaltung bestimmter Standards, das Nachsehen. Branchenangaben zufolge achten insbesondere öffentliche Bauträger viel stärker als früher darauf, dass das investierte Geld möglichst im Land bleibt. Das heißt, dass Importprodukte bei Bauzulieferungen nur in Ausnahmefällen, sofern die Ware in China nicht verfügbar ist, eingesetzt werden.

    Wenn es sich bei den Aufzügen, Fenstern, Kacheln, Dämmstoffen oder etwa Farben allerdings um Produkte handelt, die von auslandsinvestierten Firmen vor Ort produziert werden, bestehen nach wie vor Lieferchancen. Hintergrund ist die politische Motivation, mithilfe öffentlicher Gelder den Wirtschaftsabschwung abzufedern und möglichst lokale Arbeitskräfte zu erhalten.

    Starker internationaler und lokaler Wettbewerb vor Ort

    Die Konkurrenzsituation ist allerdings massiv, denn auf dem chinesischen Markt treffen nicht nur viele gute ausländische Wettbewerber aufeinander – etwa aus Europa oder Japan. Hinzu kommt das gigantische lokale Angebot. Beispielsweise gibt es unter den rund 2.000 Fensterherstellern in China durchaus Anbieter mit vernünftiger Qualität und akzeptabler Vertriebskompetenz. Ihre Produkte sind außerdem, solange es sich nicht um Spezialitäten wie Holz- oder Holz-Aluminiumfenster handelt, preislich wesentlich günstiger.

    Generell müssen Qualitätsanbieter zunächst einmal Überzeugungsarbeit leisten. So müssen sie den Kunden davon überzeugen, dass es sinnvoll ist, eine bestimmte Qualität einzusetzen und dass die benötigten Produkte überdies aus dem eigenen Hause stammen sollten. Aber es gibt auch Ausnahmen. „Bei den von uns entworfenen oder umgebauten Schulen und Kindergärten konnten wir bisher immer importierte Böden durchsetzen, weil die lokalen Erzeugnisse etwa mit Blick auf den Schadstoffgehalt nicht den Vorgaben entsprachen“, so Binke Lenhardt, Mitgründerin von Crossboundaries. „Jetzt muss man sehen, ob das so bleibt.“

    Importware nur noch in Nischen absetzbar

    Dessen ungeachtet greifen auch private Bauherren, die sich noch im vergangenen Jahr gerne das eine oder andere Importprodukt gönnten, seit dem Coronajahr 2020 fast ausschließlich zu heimischen Erzeugnissen.

    Als Hauptgründe gelten die stark eingeschränkten Transportmöglichkeiten und die erhöhten Lieferzeiten infolge der Coronakrise. Des Weiteren agieren die Konsumenten vorsichtig und wollen ihr Geld in unsicheren Zeiten zusammenhalten. Damit fallen zahlreiche Kunden aus der Mittelschicht weg, die etwa zur Renovierung ihrer inzwischen in die Jahre gekommenen Wohnung ehemals gerne Importware kauften. Andererseits könnten die Absatzchancen für europäische Hersteller mit dem Anziehen der Wirtschaft wieder zulegen, zumal viele chinesische Abnehmer angesichts des eskalierenden Konflikts zwischen China und den USA amerikanische Produkte zunehmend meiden und gezielt auf europäische Anbieter umsteigen. Besonders bevorzugt sind allerdings Waren, die vor Ort erzeugt werden.

    Bei qualitativ hochwertigen Gebäuden gibt es nach wie vor eine gewisse Nachfrage nach Produkten mit deutschem Hintergrund, sei es "made in China" oder importiert. Dies gilt vor allem in den Segmenten Aufzugstechnik, Brandschutz (Brandschutztüren, Verkleidung), Schalttechnik oder Sicherheitsausstattung. Ein wichtiger Impulsgeber ist der Hotelbau. Insbesondere Luxushäuser legen Wert auf beste Gebäudetechnik, hochwertige Badausstattungen, Hotelküchen bis hin zu Einrichtungsgegenständen. Geschäftsentscheidend ist die Frage nach dem richtigen Kontakt.

    Eine lukrative Nische bleibt der Luxusvillenbau, denn in diesem Segment ist den Bauherren nichts zu teuer. Viele bestehen zudem aus Prinzip auf importierte Markenware aus dem jeweiligen Höchstpreissegment. Hinzu kommt, dass gerade im Anwendungsbereich noch erhebliche Komfortunterschiede bestehen, ob „ich beispielsweise eine Küche von Gaggenau oder Bulthaup oder von Fotile aus Ningbo/Zhejiang einbauen lasse“, so eine deutsche Architektin.

    Doch abgesehen vom Villensegment, wo kein Accessoire teuer und edel genug sein kann, und von einigen Prestigeobjekten, die sich der ein oder andere Bauherr gönnt, lässt die Qualität des Massenmarktes nach. Selbst Qualitätsanbieter reagieren auf den Trend, indem sie ihre Produktpalette zunehmend nach unten anpassen.

    Von Stefanie Schmitt | Beijing

  • Verschuldung großer chinesischer Baufirmen nimmt zu

    In China dominieren vorwiegend riesige Baufirmen und Immobilienentwickler. Sorgen bereiten die wachsende Unternehmensverschuldung in Kombination mit steigenden Leerständen.

    Trotz einer Vielzahl kleiner Firmen in der chinesischen Bauwirtschaft dominieren nach wie vor einige große – fast ausschließlich staatliche – Unternehmen das Geschäft. Bauherren sind – speziell im Hochbau – in der Regel Immobilienentwicklungsgesellschaften sowie in Einzelfällen öffentliche oder private Auftraggeber.

    Tab. Bauunternehmen

    Projektrisiko liegt immer häufiger beim Lieferanten

    Strategische Vereinbarungen mit den Bauentwicklern wie Evergrande oder Vanke helfen, verlieren aber an Gewicht, da neuerdings vermehrt Generalunternehmer zwischengeschaltet werden. Die Entwickler wälzen so das Realisierungsrisiko ab, während der Generalunternehmer alles daransetzt, seine Kosten zu minimieren.

    Zunehmend müssen deshalb gleich zwei Parteien vom eigenen Produkt überzeugt werden. Nicht selten werden außerdem die Projektrisiken auf den Lieferanten übertragen. In hart umkämpften Segmenten werden oft gar keine Anzahlungen mehr geleistet. Hinzu kommen irrationale Zahlungsziele, sodass sich viele Aufträge nicht mehr rechnen. Deutsche Zulieferer bleiben deshalb immer häufiger außen vor.

    Tab. Immobilienentwickler

    Immobilienentwickler in finanzieller Schieflage

    Nicht zuletzt wegen ihrer enormen Vorleistungen zählen einige der Immobilienentwickler zu den größten Schuldnern des Landes. Doch solange sich die Preise stabil halten oder weiter nach oben bewegen, seien größere Rückzahlungsprobleme nicht zu erwarten, heißt es aus der Branche.

    Aber ganz so entspannt ist die Lage wohl doch nicht. Der Immobilienriese Evergrande hat laut einem Bericht des Mercator Institute for China Studies (MERICS) vom Oktober 2020 Schulden in Höhe von 120 Milliarden US-Dollar (US$) angehäuft, von denen in den kommenden Monaten 5,8 Milliarden US$ fällig werden. Nur eine Vereinbarung mit der Regierung auf höchster Ebene, schrieb der Thinktank, habe Evergrande vorerst retten können. Vermutlich ist das Unternehmen nicht der einzige Immobilienkonzern in finanzieller Schieflage.

    Vor diesem Hintergrund achtet der Staat mit Blick auf die Finanzmarktstabilität zunehmend darauf, dass "die drei roten Linien" nicht überschritten werden: Das Verhältnis zwischen Verbindlichkeiten und Vermögenswerten muss unter 70 Prozent liegen. Der Nettoverschuldungsgrad der Entwickler darf maximal 100 Prozent betragen. Des Weiteren sind Grenzen für das Verhältnis Barmittel zu kurzfristigen Schulden festgelegt.

    Beunruhigend wirkt zudem, dass der Bestand an unverkauftem Wohnraum, welcher 2016 und 2017 rückläufig war, seit 2018 wieder zunimmt – und dies vor allem 2020 mit wachsender Geschwindigkeit. Er betrug laut Angaben von E-House China Ende August 2020 in 100 untersuchten Städten rund 483 Millionen Quadratmeter und damit 7,5 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum. Schon 2019 hatte der Bestand mit knapp 483 Millionen Quadratmetern im Jahresvergleich um 5,7 Prozent zugenommen. Die Tendenz ist angesichts der anhaltenden Bautätigkeit und immer neu fertig werdenden Baukomplexen steigend.

    Von Stefanie Schmitt | Beijing

  • Geschäftspraxis – Sorgfältiger Umgang mit Zahlungen wichtig

    Coronabedingt leiden viele ausländische Firmen unter fehlender internationaler Reisefreiheit. Zumindest hat die Pandemie die Zahlungsgepflogenheiten nicht weiter verschlechtert.

    Generell waren bei privaten Firmen in jüngerer Vergangenheit und noch vor dem Ausbruch des Coronavirus zunehmend Liquiditätsengpässe zu spüren, selbst wenn dies nur selten zugegeben wird. Infolgedessen liefen Projekte langsamer oder wurden gar nicht mehr angegangen. Mit den neuen Finanzspritzen, die der Staat als Wirtschaftshilfe derzeit bereitstellt, könnte sich dies jedoch ändern.

    Dessen ungeachtet ist bei privaten, im Gegensatz zu öffentlichen Auftraggebern, bei denen zumindest eine gewisse Zahlungssicherheit gegeben ist, Vorsicht geboten. Tatsächlich ist die Unternehmensverschuldung seit der Finanzkrise 2008/2009 drastisch gestiegen. Viele Firmen klagen deshalb schon seit Längerem über die mangelhafte Zahlungsmoral und sich stark verlängernde Zahlungsfristen. Selbst bei den als verlässlich geltenden öffentlichen Auftraggebern ist mit Zahlungsfristen zwischen ein und zwei Jahren zu kalkulieren.

    Vor diesem Hintergrund sei der Cashflow 2020 immer noch recht gut gewesen, heißt es aus der Branche. Hinzu komme aber die stärkere Konkurrenz. „Man ist heute in einer schwächeren Situation“, so ein deutscher Branchenvertreter. „Vor zwei Jahren konnte man noch spürbar bessere Zahlungsbedingungen aushandeln, beispielsweise größere Anzahlungen. Heute werden die Bedingungen diktiert.“

    Absicherung bei Zahlungen wird angeraten

    Umso wichtiger ist es, bei längerfristigen Vorhaben immer "irgendwie im Plus" zu bleiben. Einige Zulieferer liefern ohnehin nur nach 100 Prozent Vorkasse aus – auch, wenn dies in Zeiten von geringer Liquidität den ein oder anderen Kunden abschreckt.

    Darüber hinaus scheinen die Vertragsrisiken gewachsen zu sein. So wird die erste Rate mitunter erst nach der Lieferung der Ware bezahlt, die zweite Rate nach der Installation und die dritte nach Akzeptanz. Dabei geht es nicht um die Akzeptanz des eingebauten Fensters oder der eingebauten Tür, sondern es kann sich etwa um die Feuerschutzabnahme der gesamten Immobilie handeln. Zwar sollen komplette Ausfälle noch in vertretbaren Grenzen verbleiben, aber die Fristen, innerhalb derer die Firmen ihr Geld erhalten, ziehen sich in die Länge.

    Daher ist es von größter Wichtigkeit, sich sehr diszipliniert abzusichern. Das heißt, neben dem Liefervertrag auch die Back-up-Dokumente sorgfältig zu führen, um hieb- und stichfest nachweisen zu können, dass ordnungsgemäß geliefert und installiert wurde. Dies gilt umso mehr aufgrund der hohen Personalfluktuation auf beiden Seiten, da einzelne Vorgänge somit im Nachhinein nur schwer nachvollziehbar sind. Des Weiteren ist es maßgeblich, regelmäßig die Kommunikation mit den Kunden zu suchen, um gegebenenfalls Gründe für den Verzug nachvollziehen zu können. Zur Not müsse man dann eben auch einmal klagen. Aber schon offizielle Anwaltsschreiben könnten Zahlungen befördern, heißt es aus der Branche.

    Übergang vom Großkundengeschäft zu Privatkunden

    Für viele Firmen, die sich bislang vor allem mit Großkunden befasst haben, dürfte es zu den Herausforderungen der Zukunft gehören, das bislang eher kleine Endkundengeschäft zu entwickeln. Dies könnte beispielsweise notwendig sein, um sich das wachsende Renovierungsgeschäft zu erschließen.

    Gerade Angehörige des Mittelstandes, die sich vor zehn oder 15 Jahren eine Wohnung gekauft haben und ihr inzwischen in die Jahre gekommenes Eigenheim auf Vordermann bringen möchten, wollen keine Billigprodukte mehr, wie sie im Regelfall zur Erstausstattung gehörten. Stattdessen wollen sie sich etwas Gutes gönnen. Nachfrager sind nicht selten auch jüngere Verbraucher auf der Suche nach einem qualitativ hochwertigen Lebensstil. Hierbei ist es dringend erforderlich, sich an die Konsumgepflogenheiten vor Ort anzupassen – etwa über die Einrichtung eigener Webseiten oder Konten auf WeChat, um Endkunden auf Plattformen wie T-Mall und JP gezielt ansprechen zu können. Zwar sind Renovierungen nicht das Massengeschäft, aber dessen ungeachtet im Kommen, so die vielfache Überzeugung der Branche.

    Für Privatkunden ist nach wie vor der gute Ruf von "made in Germany" von Vorteil, den Produkte mit deutschem Hintergrund genießen. Die Voraussetzung für den Geschäftserfolg bleibt seit Jahrzehnten dennoch der Leitspruch "Präsenz, Präsenz, Präsenz". Dies gilt im Vertrieb, im Service und auch beim Design. Hilfreich ist überdies das Argument, mit eigenen Leuten vor Ort auf den korrekten Einbau zu achten. Ein weiteres wesentliches Kriterium ist eine gute Sichtbarkeit in Form von Referenzprojekten und persönlichen sowie WeChat-Empfehlungen.

    Einreise ausländischer Mitarbeiter bleibt coronabedingt schwierig

    Akut beschäftigt ausländische und deutsche Unternehmen derzeit über alle Branchen hinweg jedoch ein ganz anderes Problem: Wie bekomme ich meine deutschen beziehungsweise ausländischen Mitarbeiter ins Land? Wie kann ich neue Architekten einstellen, ohne sie von der Konkurrenz abzuwerben, etwa um mein "Gesicht" zu bewahren beziehungsweise meine Sichtbarkeit als deutsche Firma zu gewährleisten? Doch in Anbetracht der erschwerten Lebensumstände verlassen gegenwärtig deutlich mehr Ausländer China, als dass neue Fachkräfte überhaupt ins Land kommen - auch angesichts der noch bestehenden Einreisebeschränkungen. An freies internationales Reisen ist nach wie vor nicht zu denken.

    Von Stefanie Schmitt | Beijing

  • Stahlfirmen befinden sich auf Wachstumskurs

    Für Baustoffe und Zulieferprodukte verlief das Jahr 2020 bisher enttäuschend. Aufgrund der Nachfrage im Bausektor verzeichnen Stahlfirmen jedoch trotz Coronakrise eine Steigerung.

    Baustoff- und Zulieferfirmen in China sahen sich 2020 mit schwierigen Zeiten konfrontiert – und dies besonders im 1. Halbjahr 2020. Zunächst waren sie unmittelbar von dem durch die Coronapandemie hervorgerufenen wirtschaftlichen Stillstand betroffen. Viele Hersteller nahmen ihre Produktion erst im April 2020 oder noch später wieder auf. Doch selbst wer produzierte, konnte die Güter aufgrund der massiven Transporteinschränkungen zunächst nur mit großen Schwierigkeiten ausliefern.

    Außerdem wurde auf den meisten Baustellen noch nicht oder nur sehr eingeschränkt gebaut, sodass die Erzeugnisse vor Ort vorerst nicht gebraucht wurden. Infolgedessen gingen die Umsätze in der Baustoffindustrie im 1. Halbjahr 2020 um 5,1 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum zurück. Die Gewinne verzeichneten sogar ein Minus von 8,7 Prozent. Im 2. Halbjahr liefen die Geschäfte jedoch schon wieder deutlich besser, sodass im Gesamtjahr fast der gleiche Umsatz wie 2019 erzielt werden konnte und die Gewinne sogar leicht stiegen.

    Kerndaten

    Stahlfirmen blicken optimistisch in die Zukunft

    Stahlfirmen in China blieben jedoch auf Wachstumskurs. Nach einer Analyse der China Daily ist dies in erster Linie auf die anhaltende Nachfrage aus dem Bausektor zurückzuführen. Tatsächlich waren es unter ausgewählten Bauzulieferprodukten allein die Sparten Rohstahl und Stahlprodukte, die 2020 einen Zuwachs von 7,7 Prozent gegenüber dem Vorjahr verzeichneten.

    Tab. Produktion Baustoffe

    Generell profitiert Chinas Stahlbranche vom hohen Wirtschaftswachstum der Volksrepublik, das 2021 bei 9 Prozent liegen könnte. Hinzu kommen die hohe international vorhandene Liquidität sowie Stimulationsprogramme in anderen Ländern – mit positiven Nachfrageeffekten auf Chinas Stahlwirtschaft.

    Speziell kommt der Impetus indessen aus zahlreichen Schlüssel-Bauprojekten auf Provinz- und Landesebene, die zur Abmilderung des Wirtschaftsabschwungs beziehungsweise zur Stabilisierung des Aufschwungs im 3. und 4. Quartal 2020 forciert vorangetrieben wurden. So wurden laut Informationen des Verkehrsministerium Ministry of Transport (MOT) bis Ende Juli 2020 insgesamt 232 Schlüsselprojekte mit einem Investitionsvolumen von umgerechnet mehr als 1,5 Milliarden US-Dollar wieder aufgenommen.

    Die Investitionen in die Transportinfrastruktur verzeichneten im Juli 2020 ein Plus gegenüber dem Vorjahresmonat von 26,7 Prozent. Davon profitieren auch nachgeordnete Branchen, die wiederum Kunden der chinesischen Stahlhersteller sind. Beispielsweise verkauften laut dem Verband für die Baumaschinenbranche China Construction Machinery Association die 25 größten Baggerhersteller des Landes 2020 mit 327.605 Stück 39 Prozent mehr Bagger als im Vorjahr. Davon gingen 292.864 Fahrzeuge an lokale Kunden. 


    (Stand: April 2021)

    Von Stefanie Schmitt | Beijing

  • Kontaktadressen

    Zahlreiche Stellen bieten Informationen zum Bau. Die Branchenmesse bauma ist für 2022 sowie die Shanghai Intelligent Building Technology für August 2021 angesetzt.
     

    Bezeichnung

    Anmerkungen

    Germany Trade & Invest

    Informationen über Auslandsmärkte

    AHK Greater China

    Anlaufstelle für deutsche Unternehmen

    Ministry of Housing and Urban-Rural Development of the People's Republic of China (MOHURD)

    Ministerium für Wohnungs- und Städtebau, zuständig für Bauplanung, -überwachung, etc.

    Ministry of Natural Resources of the People's Republic of China (MNR)

    Ministerium für natürliche Ressourcen (u. a. Land), zuständig für Planung und Überwachung von Landnutzung

    China Construction Industry Association

    Oberster Branchenverband für die Bauindustrie

    China Real Estate Association (CREA)

    Branchenverband der Immobilienwirtschaft

    Architectural Society of China

    Nationale akademische Gesellschaft für Architekten und Bauingenieure

    Von Stefanie Schmitt | Beijing

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