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Weltgrößter Fleischmarkt stellt Importeure vor Hürden
Chinas Fleischkonsum steigt über 5 Prozent jährlich. Dazu muss das Land immer mehr importieren. Doch die Einfuhrbestimmungen sind herausfordernd.
18.04.2024
Von Robert Herzner | Hongkong
China ist nicht nur der größte Absatzmarkt für Fleisch mit der größten Fleischproduktion, sondern auch der größte Fleischimporteur der Welt. Bei Schweine- und Schaffleisch ist das Land Importweltmeister, bei Rindfleisch global an Rang 2. Der Fleischkonsum des Landes steigt, zumal der Pro-Kopf-Verbrauch noch hinter dem vieler westlicher und lateinamerikanischer Länder zurückbleibt.
Die hohe Nachfrage lässt sich mit heimischer Produktion nicht decken. Im Jahr 2023 importierte China Nahrungsmittel im Wert von 209,5 Milliarden US-Dollar (US$), dies entsprach einem Anteil von 10,9 Prozent an Chinas Lebensmittelumsatz. Der Importanteil von Fleischwaren lag mit 30,9 Milliarden US$ bei 14,7 Prozent. Großbetriebe verdrängen Kleinbauern und benötigen zudem Futter und Ausrüstung für die Tierzucht.
Importe aus Deutschland: von Platz 4 auf fast Null
Im Jahr 2020 war Deutschland mit 1,217 Milliarden US$ nach Spanien, den USA und Brasilien noch das viertwichtigste Herkunftsland für Chinas Import von Schweinefleisch gewesen. Mit dem Aufkommen der Afrikanischen Schweinepest im September 2020 in Brandenburg setzen die chinesischen Behörden die Einfuhr von Schweinefleisch aus Deutschland aus, seit April 2021 außerdem den Import von sämtlichen deutschen Fleischwaren. Insgesamt gingen Chinas Importe von Schweinefleisch von 4,39 Millionen Tonnen im Jahr 2020 auf 1,55 Millionen Tonnen im Jahr 2023 zurück.
Traditionell importierte China aus Deutschland hauptsächlich tiefgefrorene Schlachtnebenprodukte vom Schwein, die für den chinesischen Markt angepasst wurden. Diese Produkte exportierten neben wenigen Mittelständlern vor allem die großen deutschen Fleischkonzerne. Nach Angaben der chinesischen Zollbehörden beliefen sich die deutschen Fleischimporte, die sich auf insgesamt drei Produktkategorien Schweinefleisch (HS 0203) und genießbare Schlachtnebenerzeugnisse von Rindern, Schweinen, Schafen oder Ziegen (HS 0206) begrenzen, im Jahr 2020 auf 633.646 Tonnen. Im Jahr 2021 erfolgte ein Rückgang auf 3.144 Tonnen.
Wenn das Importverbot für deutsches Schweinefleisch aufgehoben würde, ergäbe sich ein Exportpotential für Deutschland von mindestens 1,8 Milliarden US$. Rund 1,6 Milliarden US$ importierte China aus Deutschland noch 2020 vor Ausbruch der Schweinepest.
EU profitiert von Chinas Importabhängigkeit
Auf China entfällt die Hälfte der Schweinefleischausfuhren der Europäischen Union. Im Vergleich zu den Vorjahren zeigt sich, dass innerhalb der EU insbesondere Spanien, die Niederlande und Dänemark von dem Importstopp deutscher Fleischwaren nach China mit ihrerseits gestiegenen Exporten profitiert haben.
An Bedeutung gewinnt Chinas Einfuhr von Rindfleisch, die sich 2023 auf 2,74 Millionen Tonnen belief. Aufgrund des Platzes für eine ausgedehnte Weidewirtschaft profitieren vor allem Brasilien, die USA sowie Australien und Neuseeland. Seit der BSE-Krise in den 2000er Jahren war die Einfuhr von deutschem Rindfleisch nach China nicht möglich. Im Zuge des Besuches des Bundeskanzlers in China im April 2024 einigten sich beide Seiten auf die Aufhebung der Importsperre für deutsches Rindfleisch.
Des Weiteren benötigt China Futtermittel für Zuchtbetriebe sowie umfangreiche Mengen an Ölen und Fetten für lebensmittelproduzierende Betriebe. Die chinesische Agrarindustrie steht vor einem großen Wandel. Einhergehend mit Industrialisierung und Ein-Kind-Politik stehen weniger Arbeitskräfte zur Verfügung, Familienbetriebe werden nicht weitergeführt und Farmland verkommt. Dies steigert die Abhängigkeit von Importen von Fleisch und Grundnahrungs- und Futtermitteln wie Getreide.
Deutsche Rindfleischexporteure können wieder Zulassung beantragen
Für den Export von Fleisch und Fleischprodukten müssen sich die Exportfirmen unter CIFER registrieren. Derzeit sind keine deutschen Exporteure für Fleisch und -waren im chinesischen Generalzollamt zugelassen, ihre Produkte nach China auszuführen. Mit Ankündigung der Aufhebung des Importstopps für deutsches Rindfleisch Mitte April 2024 können deutsche Exporteure von Rindfleisch nun wieder eine Zulassung beantragen.
Zugelassene Lebensmittelexporteure gesucht?
Die chinesische Zollbehörde bietet eine Suchfunktion nach offiziell zugelassenen ausländischen Lebensmittelexporteuren. Die Kategorie 1 führt Fleischprodukte auf, dann entsprechend unter China Customs, CATEGORY auf "01" und COUNTRY auf "DEU" setzen.
Die deutschen Behörden stehen weiterhin mit dem chinesischen Zoll (GACC) und dem Landwirtschaftsministerium (MARA) zu einer Aufhebung der Importbeschränkungen für deutsches Schweinefleisch im Austausch. Übersichten zu Nahrungsmittelimporten bieten die AHK China und das EU SME Center sowie der GTAI Zollbereich.
Zwei EU-Staaten erhalten weitere Zulassung
Mitte Februar 2024 erhielt Spanien die Zulassung für den Export von Rindfleisch, dies wurde nach einem Treffen der beiden Außenminister bekanntgegeben. Ebenso erhielt Belgien die Zulassung, der erste Container mit Rindfleisch wird in China am 21. März 2024 erwartet. Zuvor war ein Mitarbeiter der belgischen Lebensmittelbehörde über drei Jahre nach Beijing zur Zusammenarbeit mit dem Ministry of Agriculture und Rural Affairs und der Abwicklung des Protokolls entsandt. Die Bekanntgabe erfolgte nach einem Besuch des Premierministers in Beijing. Diese Entwicklungen zeigen, dass China offen für einen Dialog zu Fleischimporten ist.
Hoffnung für die deutsche Industrie könnte ein Regionalisierungsabkommen bieten, wonach vereinbart werden kann, dass Schweinefleisch und Nebenprodukte aus Schweinepest-freien Regionen Deutschlands wieder nach China exportiert werden dürfen. In der Sonderverwaltungsregion Hongkong sind hingegen 134 Firmen aus Deutschland auf der Import-Liste zugelassen.