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Branchen | Frankreich | Auslandsbau

Französische Baufirmen erweitern ihren Aktionsradius

Baufirmen aus Frankreich sind weltweit im Einsatz. Der Staat hilft bei der Erschließung neuer Märkte.

Von Frauke Schmitz-Bauerdick | Paris

Französische Baukonzerne gehören international zu den führenden Baufirmen der Welt. Vor allem die Branchenriesen, das Trio Vinci, Bouygues und Eiffage erzielen weltweit einen wesentlichen Teil ihrer Umsätze auf Auslandsmärkten. Aber auch die 2. Riege der Baufirmen wie Fayat, NGE und Spie Batignolles sind im Ausland aktiv. Die Studie Global Powers of Construction 2023 der Beratungsfirma Deloitte führt Vinci und Bouygues bei den im Ausland erzielten Umsätzen an 1. und 3. Stelle, Rang 2 bei den Auslandsumsätzen belegt die spanische Firma ACS. Die Studie listet die 30 Baukonzerne weltweit auf, die die höchsten Umsätze außerhalb ihres Heimatmarktes erwirtschaften. Eiffage liegt auf Rang 17. Vinci ist nach Gesamtumsatz der größte nicht chinesische Baukonzern weltweit und siebtgrößter, gefolgt von Bouyges auf dem achten Rang.

Französische Konzerne im Auslandsbau weltweit führend

Die französischen Branchengrößen sind in der Vergangenheit vor allem durch staatliche Großprojekte im Inland gewachsen, Bouygues über den Wohnungsbau und Vinci über Autobahnkonzessionen. Aus dieser dominanten Position im Inland heraus konnten sie dann ihre globale Expansion finanzieren. Heute verfügen die Konzerne international über ein starkes Fundament aus Konzessionen für Autobahnen, Flug- und Seehäfen sowie im Bahnverkehr, die stabile Einnahmen generieren.

Das Trio konnte seine Umsätze im Ausland in den vergangenen Jahren deutlich steigern. Vinci erwirtschaftete 57 Prozent seiner Umsätze im Jahr 2023 im Ausland gegenüber 38 Prozent 2014. Bouygues kam 2023 sogar auf 62 Prozent (2014: 49 Prozent). Eiffage ist weniger global unterwegs, mit einem Auslandsanteil 2023 von 31 Prozent an den Umsätzen (2014: 17 Prozent).

Die französischen Baukonzerne sind damit sehr viel internationaler aufgestellt als der Durchschnitt der 30 Firmen mit den höchsten Auslandsumsätzen, die 2023 nur gut 18 Prozent Auslandsanteil aufweisen konnten. Allerdings erreichen andere europäische Baukonzerne wie ACS, Strabag oder Skanska noch weitaus höhere Auslandsanteile.

Umsätze der drei größten französischen Baufirmen 2023 (Anteile am Gesamtumsatz in %)
 

Vinci

Bouygues

Eiffage

Frankreich

43,0

38,5

68,9

Ausland

57,0

61,5

31,1

Quelle: Geschäftsberichte der Firmen 2024

Neben den drei großen Baukonzernen spielen französische Ingenieurfirmen bei internationalen Bauprojekten eine wichtige Rolle. Im Anlagenbau im Öl- und Gassektor ist TechnipFMC ein führender Akteur. Aber auch Capgemini Engineering (bis 2021 Altran), Alten, Egis, Assystem, Akka Technologies, Systra und Segula Technologies führen weltweit Projekte durch. Systra ist einer der größten Planer weltweit von Bahnprojekten. 

Staatliche Förderinstrumente für Auslandsprojekte französischer Firmen

Internationaler Wettbewerb zieht an

Gerade in Afrika sind die französischen Großen der Branche traditionell stark vertreten. Vinci ist über ihre Tochterfirma Sogea-Satom seit vielen Jahren der wichtigste internationale Baukonzern in Afrika mit Niederlassungen in 21 Ländern. Anders als Vinci und Bouygues erwirtschaftet Eiffage den Großteil seiner außereuropäischen Umsätze in Afrika. Das Unternehmen hat seine Aktivitäten in den letzten Jahren von Senegal aus auf ganz Westafrika ausgeweitet.

Französische Unternehmen werden auf dem afrikanischen Kontinent für ihr Know-how geschätzt. Im Mittel- und Niedrigpreissegment sowie bei Standardprojekten aber ist die Konkurrenz durch insbesondere chinesische, türkische oder indische Unternehmen groß. So hat Sogea-Satom im Mai 2024 ein Straßenbauprojekt in Madagaskar an ein chinesisches Konglomerat verloren. Daher positionieren sich die französischen Firmen in Afrika zunehmend in Projekten, in denen Spezialwissen gefragt ist, wie im Luxussegment oder dem nachhaltigen Bau. Bei im wesentlichen preisgesteuerten Projekten kommen französische Unternehmen in der Regel nur dann zum Zuge, wenn sie sich mit Baufirmen aus Schwellenländern oder auch aus China zusammenschließen. So kooperiert Eiffage bei dem im November 2023 angelaufenen Projekt "Tema Port Expansion Project" in Ghana, eine Investition in Höhe von 150 Millionen, mit der ghanaischen De Simone Group. 

Frankreichs Regierung flankiert ausländische Vorhaben

Traditionell setzt Frankreichs Regierung auf eine bilaterale Einflussnahme. In der Vergangenheit hatte sie auch Chinas Seidenstraßeninitiative ins Auge gefasst. Offizielle chinesisch-französische Kooperationen im Baubereich aber werden rar. Zwar hatte im Februar 2022 die chinesische Regierung verkündet, dass beide Seiten sieben gemeinsame Seidenstraßenvorhaben vereinbart haben, mit Investitionen von insgesamt 1,7 Milliarden Euro. Von einer Umsetzung jedoch ist nichts bekannt, die französische Regierung hat die Vereinbarung nicht offiziell bestätigt. 

Vielmehr orientiert sich die Regierung weg von China und der Seidenstraße. Initiativen wie die im September 2023 vorgestellte India Middle East Europe Economic Corridor-Initiative (IMEC) sollen Gegenstück zu Chinas Seidenstraßenpolitik werden. Im Rahmen der IMEC-Initiative hat Frankreich einen Sonderbeauftragten eingesetzt, der gezielt Geschäftschancen für französische Unternehmen schaffen soll.  

Auch in anderen Regionen ist staatliche Unterstützung erfolgreich, so beim 2018 mit Saudi-Arabien vereinbarten Kooperationsprojekt AlUla, mit einer Gesamtinvestition von 20 Milliarden US-Dollar. Frankreich hat eine eigene Projektagentur gegründet, mit der sie Saudi-Arabien beim Ausbau der Oase AlUla und der umliegenden Region zu einem Kulturtourismushub unterstützt. Bis Mitte 2024 hatten französische Unternehmen wie Alstom oder Thales Verträge in Höhe von 2,1 Milliarden Euro sichern können. Unter anderem ist Bouyges im Februar 2024 mit dem Bau einer Luxushotelanlage, eine Investition in Höhe von 800 Millionen Euro, beauftragt worden. 

Neue Märkte erschließen durch Firmenzukäufe

Abseits staatlichen Lobbyings wenden sich französische Unternehmen in Richtung USA und Kanada, Brasilien und Australien. Unternehmen verstärken sich durch den Zukauf von lokalen Branchengrößen. So hat VINCI Construction im Mai 2024 den Erwerb der amerikanischen Straßenbaufirma Newport Construction sowie dem kanadischen Bauunternehmen Entreprises Marchand & Frères (EMF) bekanntgegeben. 

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