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Wirtschaftsausblick | Griechenland

Griechenlands Wirtschaft profitiert von EU-Förderung

Die griechische Wirtschaft wächst dank EU geförderter Investitionen und des Tourismus. Deutschland fällt auf den 2. Platz in der Rangliste der Handelspartner.

Von Michaela Balis | Athen

Top Thema: Der Tourismus boomt und kurbelt Investitionen an

Griechenland steuert auf ein weiteres Rekordjahr im Tourismus zu. Nach Angaben des griechischen Finanzministers wird der Branchenumsatz im Jahr 2024 mehr als 21 Milliarden Euro betragen und damit rund 5 Prozent höher ausfallen als im Vorjahr. Im Jahr 2023 besuchten 32,7 Millionen Touristen das Land. Die Branche trägt direkt und indirekt knapp 30 Prozent zum Bruttoinlandsprodukt (BIP) bei. 

Um die Touristenströme zu bewältigen, muss das Land die Infrastruktur ausbauen. Für die Modernisierung 13 regionaler Flughäfen stehen 107 Millionen Euro aus dem EU-Aufbaufonds bereit. Griechenland hat darüber hinaus weitere Maßnahmen angestoßen, um die Branche zu modernisieren. Mit Fördergeldern werden zum Beispiel Hotels motiviert, Fotovoltaikanlagen und Energiespeicher zu installieren, um ihren CO2-Ausstoß zu reduzieren sowie durch Wärmedämmung und Beschattungssysteme ihre Energieeffizienzklasse zu erhöhen

Wirtschaftsentwicklung: Griechische Wirtschaft wächst leicht

Das griechische BIP wird im Jahr 2024 im Vorjahresvergleich moderat steigen, so die EU-Kommission in ihrer Frühlingsprognose. Mit 2,2 Prozent prognostiziert sie der Wirtschaft aber immer noch ein überdurchschnittliches Wachstum im EU-Vergleich (1 Prozent). Die EU-Fördermittel bleiben die treibende Kraft der Wirtschaft, die Investitionen mobilisieren. Während im Jahr 2023 vorrangig in Immobilien investiert wurde, werden 2024 voraussichtlich auch mehr Mittel für Ausrüstung eingesetzt.

Anhaltend hohe Preise belasten die Verbraucher

Für das Jahr 2024 geht die EU-Kommission von einer Inflationsrate in Höhe von 2,8 Prozent aus. Die Lebensmittelpreise steigen weiter an: Im April 2024 lagen sie rund 5,5 Prozent über dem Vorjahr. Besonders stark ist der Preisdruck aufgrund eines knappen Angebots bei Olivenöl, das in Griechenland produziert wird: Hier lagen die Preise fast zwei Drittel über dem Vorjahr. Fast jeder Fünfte hat Probleme, genug Geld für die wichtigsten Ausgaben wie Essen, Gesundheit und Wohnen aufzubringen, heißt es in der Studie EY Future Consumer Index Greece vom Oktober 2023 der internationalen Beratungsgesellschaft Ernst & Young.

Fördermittel erreichen Unternehmen verzögert

Das südosteuropäische Land hat Schwierigkeiten die EU geförderten Projekte fristgerecht umzusetzen. Im April 2024 stellte die Regierung zwar einen Antrag auf Auszahlung der vierten Tranche in Höhe von 2,3 Milliarden Euro, dieser betrifft aber nur die Kreditauszahlung. Den Antrag über 1 Milliarde Euro in Form von direkten Zuschüssen konnte die Regierung erst Anfang Juni einreichen, da sie noch Anforderungen zu erfüllen hatte.

Bis März 2024 wurden Griechenland bereits 41 Prozent der insgesamt 36 Milliarden Euro ausbezahlt. Davon erreichten Unternehmen bisher aber lediglich 14 Prozent. Die nächste Tranche würde im September beantragt werden. Das griechische Finanzministerium spricht allerdings von einem späteren Zeitpunkt. 

Die verzögerte Auszahlung seitens des griechischen Wirtschafts- und Finanzministeriums ist auf die Parlamentswahlen im Frühling 2023 und auf die Kommunalwahlen im Herbst 2023 zurückzuführen. Die Regierung tätigte in dieser Zeit keine Auszahlungen. Auch sind lokale Behörden bei der Umsetzung von Projekten involviert und haben weder das Know-how noch ausreichenden Personal, um dem Arbeitsaufwand nachzukommen.

Deutsche Perspektive: Lieferanten können von Investitionsvorhaben profitieren

Deutsche Hersteller von Ausrüstung und Technologien für Erdgas- und Wasserstoffnetze und -anlagen, für erneuerbare Energien und Stromleitungen haben gute Chancen auf dem griechischen Markt. PPC Grid, eine Tochter des ehemals staatlichen Stromunternehmens PPC, will beispielsweise mit einem Kredit über 290 Millionen Euro Glasfaserprojekte umsetzen. Auch der griechische Übertragungsnetzbetreiber Admie kündigt den Ausbau der Kapazität des griechischen Stromnetzes an. Er wird mit einem Kredit von etwa 300 Millionen Euro aus dem EU-Aufbaufonds kofinanziert. Admie plant außerdem internationale Stromverbindungen, unter anderem die Greek-German Green Aegean Interconnection, die bis zu 9 Gigawatt nach Deutschland liefern soll. 

Deutschland zweitwichtigster Handelspartner

Im Jahr 2023 war Italien Griechenlands wichtigster Handelspartner. Deutschland wurde mit nur geringem Abstand Zweitplatzierter. An 3. Stelle folgt China. Mit einem Anteil von rund 10,5 Prozent an den gesamten griechischen Importen bleibt Deutschland der bedeutendste Lieferant. Die stärksten Importprodukte aus Deutschland sind Kraftfahrzeuge, medizinische, pharmazeutische, chemische Produkte und Maschinen. Der zweitwichtigste Lieferant ist seit kurzer Zeit China.

In der Rangliste der wichtigsten Abnehmer griechischer Produkte nimmt Italien den 1. Platz ein. Bulgarien folgt aufgrund der griechischen Erdgaslieferungen an zweiter Stelle. Im Jahr 2024 dürfte sich das mit rückgängigen Erdgasexporte aber ändern. Deutschland platziert sich auf Rang 3.

China ist Deutschlands stärkster Konkurrent bei Maschinenimporten

Griechenland importiert Maschinen wegen günstigerer Preise und einer immer besser werdenden Qualität vorrangig aus China. Deutschland ist zweitwichtigster Lieferant von Maschinen (SITC 71-77). Obwohl die Gesamtimporte zwischen 2019 und 2023 um mehr als die Hälfte gestiegen sind, sank der Anteil Deutschlands von 15 Prozent im Jahr 2019 auf 13 Prozent im Jahr 2023. China hingegen konnte seinen Anteil um 8 Prozentpunkte auf 28 Prozent steigern. Trotzdem legten die deutschen Maschinenlieferungen im Jahr 2023 um rund 2 Prozent im Vergleich zum Vorjahr zu. Weitere wichtige Maschinenlieferanten und damit Wettbewerber sind Italien, die Niederlande und die Türkei.

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