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Wirtschaftsausblick | Indonesien

Indonesien: Stabiles Wachstum und mehr globaler Einfluss

Indonesiens neuer Präsident wirbt weltweit für Investitionen. Der große Inlandsmarkt, geringer Wettbewerb und unausgeschöpfte Potenziale machen das Land attraktiv.  

Von Oliver Döhne | Jakarta

Top-Thema: Mehr Weiterverarbeitung im Land

Indonesiens neuer Präsident Prabowo Subianto möchte – wie bereits sein Vorgänger – mehr verarbeitende Industrie im Land. Das Ziel ist, Indonesiens Profil als Lieferant verarbeiteter Produkte auf dem Weltmarkt zu schärfen. Dazu wirbt er weltweit um Investoren und will sich mit möglichst vielen Ländern und Wirtschaftsblöcken gut stellen. Auch in internationalen Organisationen wie der BRICS, der ASEAN oder der OECD möchte der Präsident eine größere Rolle innehaben. 

Die lokale Weiterverarbeitung von Nickel zu Edelstahl und Batterievorprodukten ist bereits fortgeschritten. Nun will Indonesien auch seine Biodiversität und seine pflanzlichen Ressourcen wirtschaftlicher bearbeiten. So sollen zum Beispiel Palmöl, Kokosnüsse, Zuckerrohr, Mais, Algen und landwirtschaftliche Reststoffe zu Biodiesel beziehungsweise -ethanol, organischen Düngemitteln, umweltfreundlichen Kunststoffen, Tierfutter und Vorprodukten der kosmetischen Industrie verarbeitet werden. 

Indonesien möchte zudem unabhängig von Lebensmittelimporten werden. Dazu will Prabowo neue Agrarflächen, Lager, Kühlhäuser und Transportinfrastruktur schaffen und die Landwirte beim Kauf moderner Agrartechnik und Düngemitteln unterstützen. Im Gesundheitssektor will der Archipel ebenfalls die lokale Produktion fördern. Für diese Vorhaben braucht das Land ausländische Qualitätstechnologie, deren Import komplex und kostspielig ist und voraussichtlich bleiben wird, wenn Indonesien keine Kompromisse eingeht.

Wirtschaftsentwicklung: Stetiges Wachstum setzt sich fort

Das offizielle Ziel der neuen Regierung ist, bis 2029 schrittweise bis auf 8 Prozent Wirtschaftswachstum zu kommen. Diesen Wert halten viele Experten für unerreichbar, ein leicht zunehmendes Wachstum von über 5 Prozent pro Jahr scheint aber realistisch. Hintergrundinformationen zu diesen und weiteren Wirtschaftsdaten bietet unsere Reihe Wirtschaftsdaten kompakt.

Bei Investitionen wird neuer Fokus gesetzt

Ein wichtiger Wachstumstreiber bleiben staatlich gelenkte Großprojekte, insbesondere im Infrastrukturausbau. Investitionen in die neue Hauptstadt Nusantara, die noch von der Vorgängerregierung geplant wurde, fallen unter Prabowo wohl geringer aus. Die frei gewordenen finanziellen Kapazitäten könnten dann zugunsten eigener "Vermächtnis-Projekte" verwendet werden. Ein Beispiel hierfür ist der geplante Küstendamm (Giant Sea Wall), der Jakarta und die Nordküste von Jawa vor Überschwemmungen schützen soll. 

In der Landwirtschaft entstehen umfangreiche Bewässerungssysteme. Schulen, Krankenhäuser und Wohnhäuser sind ebenfalls neue Investitionsschwerpunkte. Im Energiesektor fließen Mittel in Wasserkraft, Biokraftstoffe, Geothermie und Atomkraft. 

Von seinen ersten Auslandsreisen kam Prabowo mit zahlreichen Investitionszusagen zurück: So will das britische Mineralölunternehmen BP 7 Milliarden US-Dollar (US$) in die Gasförderung und ein Carbon Capture, Utilisation and Storage-Projekt in Westpapua investieren. Auch der Bergbau könnte neues Kapital aus dem Ausland erhalten. 

Konsum wächst konstant

Der Konsum der Haushalte wird voraussichtlich auch 2025 Wachstumsimpulse liefern. Die Inflation dürfte niedrig bleiben und die Nachfrage nach Arbeitskräften steigen. Als Ausgleich für die geplante Mehrwertsteuererhöhung von 11 auf 12 Prozent am 1. Januar 2025 werden einkommensschwächere Familien weniger für Strom zahlen. Diese können sich so zusätzlichen Konsum leisten.

Die Preise in exklusiveren Supermärkten werden hingegen überproportional hoch bleiben. Zudem werden viele Hersteller von Konsumprodukten verpflichtet, den Anteil aus lokaler Produktion zu erhöhen. Dafür muss beispielsweise Apple wahrscheinlich 1 Milliarde US$ in die Produktion investieren, um wieder seine gesamte Produktpalette im Land verkaufen zu dürfen. Es könnte sein, dass die Hersteller die Kosten an die Kunden weitergeben. Diese Entwicklungen würden den Beitrag der Mittelklasse zum Konsumwachstum bremsen. Dennoch: Die Entwicklung im Einzelhandel sieht die Zentralbank für Ende 2024 und Anfang 2025 insgesamt positiv. 

Globale Unsicherheiten beeinträchtigen Außenhandel

Zwar war die Zuversicht der verarbeitenden Betriebe laut Index S&P Global Indonesia Manufacturing PMI im 4. Quartal 2024 eher zurückhaltend, was auf weniger Nachfrage nach importierten Industriegütern hindeutet. Dennoch könnten die politischen Impulse für mehr Inlandsproduktion die Nachfrage nach Kapitalgütern aus dem Ausland insgesamt erhöhen, so Marktbeobachter.

Die derzeitige Aufwertung des US-Dollars verteuert die Importe Indonesiens, während gleichzeitig niedrige Exportpreise die Einnahmen schmälern. Indonesien exportiert 30 Prozent seiner Waren nach China. Darunter sind viele Vorprodukte für Güter, die in die USA weiterverkauft werden. Etwa 10 Prozent der indonesischen Exporte gehen direkt in die USA. Beide Märkte drohen einzubrechen, wenn die US-Zölle unter Donald Trump erhöht werden.

Deutsche Perspektive: Kniffliger Einstieg, aber kaum Wettbewerb

Indonesien birgt für die deutsche Exportwirtschaft noch unausgeschöpftes Potenzial. Zwar ist das Land durch Handelshemmnisse und Intransparenz nicht leicht zugänglich. Firmen, die einmal diese Eintrittshürden genommen haben, sind dann aber mit vergleichsweise wenig Konkurrenz auf einem großen Markt. Im "AHK Asien-Pazifik Business Outlook Herbst 2024" gab mehr als die Hälfte der Befragten an, dass sich die eigene Wettbewerbsposition in den vergangenen fünf Jahren verbessert hat – ein Spitzenwert in der Region. 

Vor Ort produzieren vergleichsweise wenige deutsche Unternehmen und auch größere Investitionen gab es länger keine. Die meisten Firmen unterhalten ein Vertriebsbüro, zunehmend ergänzt durch Service- und Wartungsmitarbeitende. Einige deutsche Medizintechnikhersteller produzieren Produkte im Land, um an den Ausschreibungen öffentlicher Krankenhäuser teilnehmen zu können. 

Einen Überblick über die Standortbedingungen bietet unser Wirtschaftsstandort. Alle Informationen zu Indonesien finden Sie auf der GTAI-Länderseite.

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