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Special | Reaktionen auf US-Wahl

Trump 2.0: Welche Folgen für die Weltwirtschaft sind zu erwarten?

Die Wahlentscheidung fiel klarer aus als vorhergesagt. Was bedeutet Trumps Sieg für die Weltwirtschaft – und wie stellen sich wichtige Länder auf "America first" ein?

Er ist wieder da! Donald Trump zieht erneut ins Weiße Haus ein. Und kann durchregieren, dank einer Mehrheit jetzt in beiden Kongresskammern. Ab Januar 2025 wird es Ernst mit "Make America Great Again".

Trump will die Reindustrialisierung der USA fortsetzen. Seine Instrumente: günstige Energie, Deregulierung und nicht zuletzt höhere Zölle. Das hat Auswirkungen auf die Weltwirtschaft. GTAI-Korrespondenten berichten, wie sich wichtige Industrieländer in der EU sowie Nationen wie China, Indien, Mexiko und Südafrika auf Trump einstellen. Drohen Vergeltungsmaßnahmen und neue Handelskonflikte? Und verschärft sich das geostrategische Ringen zwischen den USA und China? Eine GTAI-Analyse der weltwirtschaftlichen Folgen nach dem Ende der Biden-Harris-Administration.

  • Europa reagiert unterschiedlich auf Trump

    Trumps zweite Amtszeit sorgt in den EU-Staaten für Unsicherheiten. Die Länder müssen sich auf eine robustere Handelspolitik einstellen und entsprechend positionieren.

    Die europäische Wirtschaft reagiert weitgehend mit Unbehagen auf das Wahlergebnis in den USA und die zu erwartenden politischen und ökonomischen Folgen von "Trump 2.0". Besonders Unternehmen, die den US-Markt vom Ausland aus bedienen, fürchten eine protektionistische Politik. Dagegen zeigen sich vor Ort tätige Investoren gelassener.

    Wirtschaftliche Einbußen erwartet

    Europäische Wirtschaftsforschungsinstitute haben im Vorfeld der Wahlen ihre Prognosen zu den Auswirkungen einer zweiten Amtszeit von Donald Trump veröffentlicht. Der gemeinsame Tenor: Die europäischen Volkswirtschaften müssen mit erheblichen wirtschaftlichen Einbußen rechnen.

    Das Institut der Deutschen Wirtschaft (IW) kommt zu dem Ergebnis, dass das Bruttoinlandsprodukt (BIP) der EU im Jahr 2028 um 1,3 Prozent und das deutsche BIP sogar um 1,5 Prozent schrumpfen würden. Die kumulierten BIP-Verluste würden sich demnach für das exportorientierte Deutschland von 2025 bis 2028 auf etwa 180 Milliarden Euro belaufen. Dabei geht das IW davon aus, dass die Zölle ab 2025 auf alle US-Importe um 20 Prozent und auf US-Importe aus China um 60 Prozent steigen. Die EU reagiert im Szenario mit einem Vergeltungszoll von 20 Prozent auf Einfuhren aus den USA.

    Das Wiener Institut für Internationale Wirtschaftsvergleiche sieht durch Trumps Wahlsieg insbesondere für die Region Zentral-, Ost- und Südosteuropa erhebliche Risiken. In erster Linie gingen diese von hohen Zöllen mit dem US- sowie Chinahandel sowie rückläufigen Auslandsinvestitionen innerhalb der Regionen einher.

    Frankreich sieht Trump-Wahl als Weckruf für Europa

    Die französische Wirtschaft stellt sich auf eine Verhärtung der transatlantischen Beziehungen ein. Luftfahrtkomponenten, Pharmaprodukte, Wein und Spirituosen sowie Luxusgüter und Kosmetik sind die wichtigsten Ausfuhrgüter Richtung Amerika. Diese Sektoren dürften Zölle und damit Preiserhöhungen in den Vereinigten Staaten verschmerzen. 

    Schwieriger könnten die indirekten Auswirkungen eines sich eintrübenden Handelsumfeldes werden. Eine weitere wirtschaftliche Schwächung Deutschlands, Frankreichs wichtigstem Handelspartner, wird sich unmittelbar auf die französische Industrie auswirken.

    Zudem dürften Zölle auf französische Güter in Verbindung mit niedrigen Energiepreisen und der finanziellen Anreize des Inflation Reduction Act noch mehr französische Firmen als bislang in die USA locken. Nicht nur das Reindustrialisierungsprojekt der aktuellen französischen Regierung steht damit auf der Kippe, sondern auch Arbeitsplätze. 

    Ungarns Regierung zeigt sich entspannt

    Ungarns Regierung hat auf die Wiederwahl Donald Trumps gesetzt und sogar die Vorstellung des Haushaltsentwurfs auf einen Termin Mitte November verlegt. Sie rechnet mit starken Wachstumsimpulsen und größeren fiskalischen Spielräumen.

    Verhaltener reagieren Ungarns Wirtschaftsvertreter. Die eng mit deutschen Autobauern verbundene Kfz-Industrie wäre stark von neuen US-Zöllen betroffen. Die Hersteller beliefern aber auch direkt: So laufen bei Audi in Győr Q3-SUVs für den US-Markt vom Band. Der ungarische Audi-Chef Michael Breme sieht die angekündigten Zölle daher kritisch, wie er im Gespräch mit Germany Trade & Invest sagte.

    Für Péter Kaderják, Geschäftsführer des ungarischen Batterieverbandes, ist nach der Wahl unklar, wie es um die Zukunft grüner Technologien bestellt ist. Ungarn setzt massiv auf Elektromobilität und den Ausbau der Batterieproduktion – mittlerweile der zweitwichtigste Industriezweig.

    Auch Polen sieht nicht nur Negatives

    Polens größte Oppositionspartei PiS begrüßte den Wahlsieg von Trump. Premierminister Donald Tusk äußerste sich auf einer Konferenz in Warschau hingegen besorgt und sprach von einer "ernsthaften Herausforderung für alle".

    Analysten zeigen sich deutlich ambivalenter. In der Tageszeitung Dziennik Gazeta Prawna (DGP) beklagt der Programmdirektor des Think Tanks Kazimierz Pułaski Stiftung, Bartłomiej Kot, die von Trump angekündigten Zölle, beispielsweise auf Fahrzeugimporte aus Deutschland.

    Mit Blick auf den Außenhandel zwischen Polen und den USA äußert sich der Analyst hingegen optimistischer. Hier seien keine großen Verwerfungen zu erwarten. Polen importiere mehr aus den Vereinigten Staaten, als es exportiere. "Unsere US-Einfuhren stammen hauptsächlich aus den Bereichen Verteidigung und Energie. Trump würde diese Vereinbarungen nicht untergraben, denn er ist daran interessiert, dass Europa amerikanische Militär- und Atomtechnologie oder Flüssiggas kauft", so Kot in der DGP. 

    Reaktionen auf US-Wahl in Italien sind gemischt

    Italiens Regierung betont die gemeinsamen westlichen Werte, aber auch den Wettbewerbsdruck für Italien, den die Politik des neu gewählten US-Präsidenten auslöst.

    Die USA sind für italienische Firmen der zweitgrößte Exportmarkt nach Deutschland. In die Staaten gehen viele Luxuswaren wie Mode und Möbel, aber auch Kfz und Lebensmittel. Bei Medizintechnik, Maschinen und Anlagen sind die USA sogar Italiens wichtigster Auslandsmarkt. 

    Für den Präsidenten des Unternehmerverbandes von Mantua, Fabio Viani, stellt die Wahl Trumps ein Risiko für Italiens Wettbewerbsfähigkeit und die Ausfuhren in die USA dar.

    Auf Vermeidung von Handelsbeschränkungen setzen

    Die EU muss nach dem Wahlsieg Trumps eine Antwort auf sinkende US-Unternehmenssteuern und neue amerikanische Importzölle finden. Ansonsten könnte die US-Wirtschaftspolitik der europäischen Wirtschaft schaden, da die Anreize steigen, Produktion nach Amerika zu verlagern.

    Die EU wird zunächst versuchen, Konflikte über neue US-Zölle auf dem Verhandlungsweg zu entschärfen. Scheitert dies, könnte sie aber auch mit handelspolitischen Gegenmaßnahmen reagieren. Bereits in ihrem Wahlprogramm von Juli 2024 zeichnete Ursula von der Leyen, EU-Kommissionspräsidentin, den Weg vor: "Wir werden bei der Durchsetzung unserer Handelsabkommen mehr Ehrgeiz an den Tag legen und alle unsere handelspolitischen Schutzinstrumente nutzen, wo und wann immer dies erforderlich ist", heißt es in den Leitlinien. Generell will sie die europäische Wettbewerbsfähigkeit stärken, neue bilaterale Freihandelsabkommen mit Drittstaaten abschließen sowie strategische Partnerschaften bei Rohstoffen aufbauen.

    Von Michael Sauermost, Frauke Schmitz-Bauerdick, Kirsten Grieß, Christopher Fuß, Torsten Pauly | Bonn, Paris, Budapest, Warschau, Mailand

  • China muss sich auf stärkere Konfrontation einstellen

    Der Ausgang der US-Präsidentschaftswahl 2024 ist kein Richtungswechsel im Chinakurs der USA. Der geopolitische Konflikt zwischen beiden Supermächten dürfte sich weiter zuspitzen. 

    Unter der neuen Präsidentschaft von Donald Trump zeichnet sich keine Verbesserung der bilateralen Beziehungen ab, denn zum geopolitischen und technologischen Konflikt mit China gibt es einen parteiübergreifenden Konsens. Allerdings muss sich die Volksrepublik auf eine strengere US-Handelspolitik unter Trump einstellen, die höhere Zölle und Investitionsbeschränkungen in den USA umfasst. Auch Europa wird betroffen sein. Fallen die USA als Absatzmarkt weg, werden chinesische Exporte in Richtung Europa zunehmen.

    China hat sich vorbereitet

    China hat sich unabhängig vom Wahlausgang auf die wachsende geopolitische Rivalität eingestellt und wird seine "China first"-Politik vorantreiben. Das Land wird versuchen, sich selbst noch souveräner aufzustellen. Manch ein chinesischer Unternehmer hatte sogar auf einen Sieg Trumps gehofft. Denn seine Unberechenbarkeit bietet auch die Möglichkeit für Angriffspunkte und "Deals". Der vorgesehene Beraterjob von Elon Musk für die US-Regierung könnte ebenfalls im chinesischen Interesse sein. Denn das größte Tesla-Werk steht in Schanghai.

    Die als Sprachrohr der Regierung geltende Global Times gab sich kurz nach der Wahl zurückhaltend: "Wir respektieren die Wahl des amerikanischen Volkes und gratulieren Herrn Trump zu seiner Wahl zum Präsidenten der USA.“ Das Außenministerium zitierte Präsident Xi: "Die Geschichte lehrt uns, dass sowohl China als auch die USA von der Zusammenarbeit profitieren und von der Konfrontation verlieren werden."

    Es drohen höhere Zölle

    Trump hat im Wahlkampf mit Zöllen in Höhe von 60 Prozent pauschal auf alle chinesischen Einfuhren in die USA gedroht. Dies dürfte auch deutsche Unternehmen betreffen, die zum Beispiel in den USA Vorleistungen aus China beziehen. In seiner ersten Amtszeit hat Trump 2018 mit umfangreichen Zöllen auf chinesische Waren einen Handelskrieg angezettelt. Die Nachfolgeregierung unter Biden schaffte die Zölle nicht ab, sondern weitete Importbeschränkungen sogar aus. 

    Massive Zollerhöhungen treffen laut Ökonomen vor allem amerikanische Verbraucher. Sie dürften daher gezielter oder in geringerem Umfang umgesetzt werden. Um Waren noch vor eventuellen Zöllen auszuliefern, ist auch mit einem Exportboom von China in die USA zu rechnen.

    Mehr Decoupling, weniger Allianzen

    "China bleibt die größte geopolitische Bedrohung, der die Vereinigten Staaten ausgesetzt sind, vielleicht seit der Amerikanischen Revolution.“

    Dies schreibt Robert Lighthizer in seinem Buch "No Trade is Free" aus dem Jahr 2023. Lighthizer, Handelsbeauftragter in Trumps erster Amtszeit, gilt als Architekt des Handelskonflikts und drängt auf eine Entkopplung von China. Er dürfte auch in der neuen Administration eine führende Rolle einnehmen.

    Wie Trumps künftige Chinapolitik aussehen könnte, skizziert das Strategiepapier "Project 2025". Die konservative Heritage Foundation hat es für eine zweite Amtszeit Trumps entworfen. Es enthält eine Liste mit Maßnahmen zum Umgang mit China, darunter den Ausschluss chinesischer Firmen von öffentlichen Ausschreibungen und Investitionen in Hochtechnologie in den USA. In der Legislaturperiode Bidens wurden bereits über 700 Gesetzesänderungen im Kongress zum Umgang mit China eingereicht, aber nur im begrenzten Umfang umgesetzt. Das prominenteste Beispiel ist das TikTok-Verbot. Mit einer republikanischen Mehrheit im Kongress könnte Trump weitere Maßnahmen durchbringen.

    China-Maßnahmen laut "Project 2025"

    Mit "Projekt 2025" veröffentlichte die konservative US-Denkfabrik Heritage Foundation im April 2023 ein Konzept für eine zweite Amtszeit von Trump. 

    1. Strategisches Ausweiten oder Anheben von Zollsätzen auf alle chinesischen Produkte mit dem Ziel “made in China”-Produkte vom US-Markt fernzuhalten. Dabei sollten die USA nicht von existenziellen Waren wie ausgewählten Arzneimitteln abgeschnitten werden.
    2. Finanzielle und steuerliche Anreize für US-Unternehmen, die ihre Fertigungen aus China zurück in die USA verlagern.
    3. Aufheben der Geringfügigkeitsschwelle von 800 US-Dollar für chinesische Waren bei der Einfuhr.
    4. Ausschluss staatlicher chinesischer Unternehmen von öffentlichen Ausschreibungen in den USA.
    5. Verbot aller chinesischer Social-Media-Apps wie TikTok und WeChat, da sie ein hohes Risiko für die nationale Sicherheit der USA wegen des Abflusses von Daten bergen.
    6. Verbot chinesischer Investitionen in Hochtechnologie in den USA.
    7. Verbot für US-Pensionsfonds, in chinesische Aktien zu investieren.
    8. Systematisches Verringern und dauerhaftes Beseitigen jedweder Abhängigkeit der USA von chinesischen Lieferungen, die eine Bedrohung für die nationale Sicherheit der USA darstellen können, wie etwa Medikamente, Halbleiter, Seltene Erden, Hauptplatinen, Flachbildschirme oder militärische Bauteile.
    9. Reduktion oder Aussetzen der Visa-Vergabe an chinesische Studenten und Forscher, um Informationsgewinnung vorzubeugen.

    Trumps erste Amtszeit deutet darauf hin, dass er auf wenige Allianzen setzen wird, deren Fokus im Indopazifik liegt. Sein Umgang mit Taiwan bleibt offen, könnte aber zu erhöhtem militärischen Druck Chinas führen. Die Länder Ostasiens haben während der Biden-Administration ihre Kooperation mit den USA verstärkt und betreiben ihrerseits De-Risking von China.

    China stärkster Verlierer der US-Politik

    Langfristig wird Trumps Handelspolitik China wirtschaftlich stark schaden. Das Kiel Institut für Weltwirtschaft schätzt, dass Chinas Exporte um bis zu 10 Prozent sinken könnten. Ökonomen der Schweizer Bank UBS kalkulieren, dass sich das chinesische Wirtschaftswachstum mehr als halbieren könnte. Der Exportkreditversicherer Atradius geht davon aus, dass Chinas Bruttoinlandsprodukt bis 2028 unter Trump um 1,5 Prozent niedriger ausfallen dürfte als unter Harris. 

    Da Chinas Exporte in die USA aufgrund der Zölle massiv zurückgehen werden, werden auch weniger Vorleistungen aus Deutschland benötigt. Deutsche Exporte nach China könnten um 10 Prozent einbrechen, so das ifo-Institut. 

    Tatsächlich ist es seit Beginn des Handelskonflikts zwischen China und den USA zu Handelsverschiebungen gekommen. Chinas Anteil an den US-Importen ist von 22 Prozent auf 14 Prozent im Jahr 2023 gesunken. Im gleichen Zeitraum konnten Mexiko sowie Süd- und Südostasien ihre Anteile deutlich steigern. Diese Länder haben von Handelsverschiebungen profitiert und Investitionen aus China angezogen, um von dort aus in die USA zu liefern. 

    Deutsche Firmen reagieren mit Diversifizierung

    Deutsche Unternehmen müssen diversifizieren, um den Entwicklungen zwischen den USA und China zu begegnen. "Knapp 80 Prozent unserer Mitglieder sagen, dass ihr Geschäft von den Spannungen in der Handelspolitik zwischen den USA und China beeinträchtigt wird. Die exportorientierte deutsche Wirtschaft braucht offene Märkte, und genau dafür macht sich leider keiner der beiden Kandidaten stark", sagte Maximilian Butek, Delegierter der Deutschen Wirtschaft in Schanghai. Unabhängig davon, wer in den USA die Präsidentschaft innehat, werde der Hegemoniekonflikt zwischen China und den USA weitergehen.

    Ein Fact Sheet der Deutschen Auslandshandelskammer (AHK) China gibt Hinweise, was Unternehmen in China beachten müssen, vor allem wenn sie auch in den USA engagiert sind. Stark exportorientierte Firmen werden sich nach weiteren Standbeinen umschauen müssen.

    Von Corinne Abele, Robert Herzner, Christina Otte | Shanghai, Hongkong, Bonn

  • Indien kennt Trump und seine Interessen bereits

    Zwischen Indien und den USA dürfte es bei den Themen Handel und Migration zu Spannungen kommen. Die amerikanische Chinapolitik könnte für den Subkontinent aber von Vorteil sein.

    Indien hat sich in den vergangenen Jahren für die USA zu einem wichtigen Partner in Asien entwickelt. Das zeigt sich insbesondere in einer engeren außen- und sicherheitspolitischen Zusammenarbeit, die auch dem Wunsch dient, ein Gegengewicht zu Chinas Einfluss in der Region zu bilden. Indien ist an Partnern interessiert, die dem Subkontinent auf Augenhöhe begegnen und dessen ökonomischen Aufstieg unterstützen daher ist das Land offen für die Kooperation mit den USA.

    Modi und Trump kennen und schätzen sich

    Der indische Premierminister Narendra Modi und der erneut gewählte amerikanische Präsident kennen sich bereits seit Trumps erster Amtszeit. Im September 2019 fand in Houston die Veranstaltung "Howdy Modi" vor schätzungsweise 50.000 Menschen statt, um die engen Beziehungen der USA und Indien zu feiern. Die indische Regierung revanchierte sich im Februar 2020 mit dem Empfang "Namaste Trump" in Gujarat. Der Höhepunkt der Veranstaltung war der Auftritt von Modi und Trump vor mehr als 100.000 Anwesenden im weltweit größten Kricketstadion in Ahmedabad. Medien berichten häufig, dass sich beide Politiker auf einer menschlichen Ebene gut verstehen. Wirtschaftspolitisch gibt es jedoch Unterschiede. 

    Trump will den bilateralen Handel zu Amerikas Gunsten wandeln

    Indien hat seinen Anteil am Handel mit den USA in den vergangenen Jahren über Parteigrenzen hinweg ausgebaut. Insbesondere beim Dienstleistungshandel gab es Zugewinne. Hier spielen vor allem in Indien erbrachte IT-Dienstleistungen und ausgelagerte Backoffice-Tätigkeiten eine große Rolle. 

     

    Auch der Warenhandel legte in den vergangenen Jahren zu. Für Indien sind die USA der wichtigste Absatzmarkt weltweit. Die indische Pharmabranche etwa verfügte über die meisten von der U.S. Food and Drug Administration zertifizierten Produktionsstätten außerhalb der Vereinigten Staaten. Andere wichtige indische Ausfuhrgüter in die USA sind Edelsteine und Schmuck, Elektronik, petrochemische Erzeugnisse und Textilien.

    Die Handelsbilanz zwischen USA und Indien ist zugunsten Indiens positivIn Milliarden US-Dollar; 2023
     

    Indiens Exporte in die USA

    Indiens Importe aus den USA

    Güter

    83,7

    40,4

    Dienstleistungen

    36,4

    34,0

    Gesamt

    120,1

    74,4

    Saldo: Export-Import = 45,7 Milliarden US-Dollar.Quelle: United States Census Bureau 2024; U.S. Bureau of Economic Analysis 2024

    Der Saldo des Waren- und Dienstleistungshandels fällt seit Jahren klar zugunsten Indiens aus, 2023 lag er bei 45,7 Milliarden US-Dollar. Trump und sein früherer und wahrscheinlich auch kommender handelspolitischer Berater Robert Lighthizer haben dies immer wieder bemängelt und Indien Protektionismus und zu hohe Zölle vorgeworfen. In seiner neuen Amtszeit wird Trump einen weiteren Anlauf unternehmen, um amerikanischen Waren einen besseren Zugang zum indischen Markt zu verschaffen. Hier dürfte er zum Beispiel Agrarprodukte im Auge haben. Es ist nicht ausgeschlossen, dass er Produkte und IT-Dienstleistungen aus Indien mit Zöllen belegt, um Druck auf Modi aufzubauen. Sein Ziel wird es dabei sein, Indiens Überschüsse in der Waren- und Dienstleistungsbilanz zu verringern.

    Deutsche Unternehmen bedienen in Indien größtenteils den lokalen Markt. Die Bedeutung als Exportstandort für Waren und Dienstleistungen nimmt allerdings deutlich zu. Für die stärkere Einbindung in globale Wertschöpfungsketten sind offene Märkte eine wesentliche Voraussetzung.

    Stefan Halusa Hauptgeschäftsführer der Deutsch-Indischen Handelskammer

    Mit einer neuen Amtszeit von US-Präsident Trump ist Indiens erneuter Zugang zum "Generalized System of Preferences" unwahrscheinlicher geworden. Über dieses System gewähren die Vereinigten Staaten Entwicklungsländern Zollvergünstigungen. In seiner ersten Amtszeit hatte Trump Indien den Zugang dazu entzogen. Das Programm bietet einen Hebel für die USA, um Indien zu einer stärkeren Öffnung seiner Märkte zu bewegen.   

    Amerikas Chinapolitik könnte Indien helfen

    Trump dürfte erneut für eine härtere wirtschaftspolitische Gangart gegenüber China plädieren. Damit steigt der Druck auf ausländische Unternehmen, die dort tätig sind und für den Export produzieren. Sie werden nun genau überlegen, wo sie zukünftig investieren werden. Das könnte Indien zugutekommen, das sich derzeit als alternativer Wirtschaftsstandort zum Reich der Mitte platziert. 

    Restriktivere Einwanderungsregeln wirken sich auf Indien aus

    Trump möchte Einwanderung, auch legale Migration, deutlich begrenzen. Noch immer sind die USA ein begehrtes Auswanderungsziel für Menschen aus Indien. So gab es laut Angaben der US-Botschaft in Indien im akademischen Jahr 2022/2023 fast 270.000 indische Studierende in den USA, ein Plus von 35 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum. Eine restriktive Visa- und Einreisepolitik wird hier für einen Dämpfer sorgen. 

    Zudem dürfte eine neue Trump-Administration den Zuzug von Fachkräften aus Indien erschweren. Wie bereits in der Vergangenheit könnte Trump versuchen, die Vergabe von sogenannten H1-B-Visa für Spezialisten, häufig aus dem IT-Bereich, einzuschränken. 

    Von Florian Wenke | Mumbai

  • Ausgang der US-Wahl beeinflusst Kanadas Wirtschaft erheblich

    Ein US-Pauschalzoll auch auf kanadische Waren träfe vor allem den Kfz-, Energie- und Bergbausektor des Landes empfindlich. Doch auch ohne neue Zölle drohen Unsicherheiten.

    Eine weitere Lockerung der geldpolitischen Zügel in Kanada könnte grundsätzlich die Voraussetzungen für einen echten Aufschwung schaffen. Laut Prognosen im Herbst 2024 könnte die Wirtschaft des Landes 2025 um 1,5 bis 2 Prozent wachsen.

    Allerdings sind solche Vorhersagen derzeit mit großen Unsicherheiten behaftet. Zum einen wegen des erwarteten Regierungswechsels in Ottawa: Vorgezogene Neuwahlen im Frühjahr 2025 gelten als realistisch, und die oppositionellen Konservativen führen klar in den Umfragen. Zum anderen aber auch wegen des Ergebnisses der Präsidentschaftswahlen in den USA: Durch einen Pauschalzoll von 10 Prozent auch auf kanadische Produkte, den Donald Trump wiederholt ins Gespräch brachte, entstünde laut Untersuchungen der kanadischen Handelskammer (CCC) ein gesamtwirtschaftlicher Schaden von 32 Milliarden US-Dollar (US$). Das entspräche 1,7 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP).

    Starke Außenhandelsverflechtung mit den USA

    Mehr als drei Viertel der kanadischen Ausfuhren gehen in das Nachbarland. Der Pauschalzoll hätte daher einen erheblichen Rückgang der Exporte zur Folge, besonders von Öl, Gas und Bergbauerzeugnissen. "Die stärksten negativen Auswirkungen müsste aber der Automobilsektor befürchten", sagt Anton Sestritsyn von der Beratungsfirma NorthGuide. Denn die automobile Lieferkette ist global stark integriert und schwer zu diversifizieren. Kanadas Kfz-Industrie müsste im US-Geschäft mit Einbußen von etwa einem Fünftel rechnen. Betroffen wäre davon auch VW.

    Darüber hinaus sind Kanadas Chemie-, Gummi- und Kunststoffindustrie sowie die Land-/Forstwirtschaft und der Maschinenbau überdurchschnittlich stark vom US-Markt abhängig. Daher verwundert es nicht, dass 85 Prozent der kanadischen Führungskräfte bereits ein halbes Jahr vor der US-Wahl ihre Geschäftsstrategien überarbeiteten, um sich auf einen Führungswechsel im Weißen Haus vorzubereiten. Zu diesem Ergebnis kam eine Umfrage der Unternehmensberatung KPMG.

    Ob ein neuer Pauschalzoll auch auf kanadische Erzeugnisse nun nach Trumps Wiederwahl überhaupt realistisch ist, muss bezweifelt werden. Denn damit würde er das NAFTA-Nachfolgeabkommen USMCA ad absurdum führen – und gerade das USMCA-Abkommen sieht Trump als eine große Errungenschaft seiner ersten Amtszeit.

    Neue Zölle womöglich als Druckmittel für politische Forderungen

    Wahrscheinlicher scheint daher, dass Trump Zölle als Druckmittel einsetzen könnte, um Kanada zu Zugeständnissen bei den USMCA-Neuverhandlungen im Jahr 2026 zu zwingen ähnlich wie bei den von ihm damals verhängten Stahl- und Aluminiumzöllen.

    Vor allem im Automobilbereich haben die USMCA-Regeln nicht so funktioniert, wie Trump es beabsichtigt hatte. Anstatt sich in den USA anzusiedeln und dort Jobs zu schaffen, importieren viele Kfz-Hersteller und -Händler in den USA lieber Pkw und Teile aus Mexiko zu einem niedrigen Zollsatz.

    Sowohl Trump als auch die unterlegene demokratische Rivalin Kamala Harris hatten vor der Wahl angedeutet, dass sie im Fall eines Wahlsiegs das USMCA-Abkommen wieder aufschnüren wollen. Neben dem Kfz-Sektor dürfte dabei auch Kanadas Digitaldienstleistungssteuer (Digital Services Tax) eine wichtige Rolle spielen. Sie wird seit dem 1. Januar 2024 rückwirkend zum Jahresanfang 2022 mit einem Satz von 3 Prozent auf bestimmte kanadische Umsätze aus digitalen Dienstleistungen von Großunternehmen erhoben. Im Fokus stehen dabei Einnahmen von US-Tech-Giganten wie Meta Platforms und Amazon. Ein weiterer Dorn im Auge der Amerikaner sind Kanadas Einfuhrkontrollen und Mengenbeschränkungen für Milchprodukte sowie Eier.

    Androhungen können auch ohne Umsetzung Schäden auslösen

    Neue Handelsbarrieren, gleich welcher Art, könnten zu steigenden Preisen und Inflation führen. Um in Partnerländern wirtschaftliche Unsicherheit auszulösen, müsste es aber nicht einmal so weit kommen. So nahm Trump während seiner früheren Amtszeit ausgesprochene Drohungen wie die eines 25-prozentigen Strafzolls auf US-Autoimporte aus der EU monatelang nicht zurück. Vor diesem Hintergrund konnten weder Exporteure noch potenzielle Investoren fundierte Entscheidungen treffen. Allein Trumps unvorhersehbare Politik, wie die Androhung und Nichtdementierung angedrohter protektionistischer Maßnahmen, könnte die kanadische Zentralbank dazu bewegen, ihre geldpolitischen Zügel wieder anzuziehen, was Investitionen und das Wirtschaftswachstum verlangsamen würden.

    Eine Harris-Regierung wäre bei neuen Zöllen vermutlich zurückhaltender gewesen – oder wenn es darum geht, sie als wirtschaftliche Waffe einzusetzen, insbesondere gegen Verbündete wie Kanada. Die demokratische Präsidentschaftskandidatin hatte signalisiert, dass sie die Politik der derzeitigen Regierung fortgesetzt hätte, die staatliche Förderungen in dreistelliger Milliardenhöhe für US-Fertigungsunternehmen vorsieht.

    Allerdings hat sich diese Politik auch schon für Kanada als teuer erwiesen: Denn um zu verhindern, dass Großinvestitionen in die USA abwandern, die vor Verabschiedung des Inflation Reduction Act (IRA) bereits in Kanada geplant gewesen waren, musste die Regierung in Ottawa die Fördermittel für die betreffenden Unternehmen deutlich aufstocken.

    Insgesamt dürfte Trumps Wiederwahl aufgrund seiner aggressiven Handelspolitik und seines unvorhersehbaren Verhaltens zu größeren wirtschaftlichen und politischen Herausforderungen für Kanada führen. Auch Harris‘ Ansatz trug protektionistische Züge, wäre aber wahrscheinlich berechenbarer und weniger störend gewesen. Denn der wirtschaftliche Aufschwung im nördlichen Nachbarland der USA lässt länger auf sich warten als noch vor einem halben Jahr angenommen. Zudem steht er noch immer auf tönernen Füßen.

    Von Heiko Steinacher | Toronto

  • Mexiko nach der US-Wahl: Zwischen Sorge und Selbstbewusstsein

    Der wichtigste Handelspartner der USA bereitet sich auf harte Verhandlungen bei der Revision des USMCA-Abkommens vor. Zugleich weiß Mexiko um die eigene Stärke.

    Vertreter aus Politik und Wirtschaft in Mexiko haben auf den Ausgang der Präsidentschaftswahl in den USA mit einer Mischung aus Besorgtheit und Selbstbewusstsein reagiert. Sorgen bereitet die Ankündigung von Donald Trump, Strafzölle zu verhängen, sollte die mexikanische Regierung bei Migration, Drogenhandel und in der Chinapolitik nicht den Vorgaben aus Washington folgen. Das hatte Trump in den letzten Tagen vor der Wahl mehrfach angedroht. Zugleich wird selbstbewusst darauf hingewiesen, dass nicht nur Mexiko abhängig ist vom großen Nachbarn im Norden, sondern umgekehrt dieser auch von Mexiko.

    Mexiko ist der wichtigste Handelspartner der USA. Rund 15 Prozent der US-Importe kommen aus mexikanischer Fertigung. Beide Länder teilen eine 3.200 Kilometer lange Grenze, über die in beide Richtungen täglich Waren im Wert von 2 Milliarden US-Dollar (US$) gehen; dieses Volumen dürfte weltweit einmalig sein.

    "Fraglos haben die Androhungen eine gewisse Nervosität hier im Land erzeugt, aber keine Panik", beschreibt der Geschäftsführer der AHK Mexiko, Johannes Hauser, die Stimmung der Unternehmerschaft. Und er ergänzt: "Aus den Erfahrungen der USMCA-Verhandlungen wissen wir, dass Donald Trump immer mit Extremforderungen auftritt."

    Trumps Forderungen an die mexikanische Regierung 

    Angekündigt hat der Republikaner, dass er der mexikanischen Präsidentin Claudia Sheinbaum zeitnah drei Forderungen diktieren will: Mexikos Militär müsse die Südgrenze zu Guatemala wieder besser schützen, um Migranten den Transit durch Mexiko in Richtung USA zu versperren. Zudem erwarte er ein härteres Vorgehen gegen die Drogenkartelle. Und sie solle die Avancen chinesischer Unternehmen zurückweisen, die in Mexiko investieren wollen. Sollte Sheinbaum seine Forderungen nicht erfüllen, werde er Waren aus Mexiko zunächst mit 25 Prozent besteuern, dann mit 50 und schließlich mit 100 Prozent.

    "Wahlkampfgetöse“ sei das, zeigte sich der Vorsitzende der nationalen Automobilindustrie (AMIA), Odracir Barquera, überzeugt. Und der Präsident des Unternehmerrats für Außenhandel (Comce), Sergio Contreras, pflichtet ihm bei: "Trump redet viel, aber er wird sich nicht in den eigenen Fuß schießen." Davon geht auch AHK-Geschäftsführer Johannes Hauser aus. Trump sei klar, dass die negativen Auswirkungen durch eine importierte Inflation für die US-Konsumenten gravierend wären. "Deswegen glaube ich nicht, dass die Drohungen in der extremen Form umgesetzt würden.“ Mit ihnen würden beispielsweise nicht nur die aus Mexiko eingeführten Autos teurer. Auch solche aus amerikanischer Produktion würden sich verteuern, denn ohne die Komponenten vom südlichen Nachbarn läuft in den USA kaum ein Auto vom Band.

    Gleichwohl muss sich Mexiko auf harte Gespräche vorbereiten. Im Sommer 2026 entscheiden die Regierungen der USA, Kanadas und Mexikos turnusmäßig, ob sie am NAFTA-Nachfolgeabkommen USMCA festhalten. Erwartet wird, dass Trump die Gespräche für Neuverhandlungen nutzen wird mit dem Ziel, die Rolle der US-Wirtschaft zu stärken und Mexikos Attraktivität als Nearshoring-Standort zu schmälern. Claudia Sheinbaum hat beim Thema China bereits vor Wochen Entgegenkommen signalisiert und angekündigt, die Importe zurückfahren zu wollen. Wirtschaftsminister Marcelo Ebrard ist mit Unternehmen im Gespräch, um zu prüfen, welche Rohwaren und Komponenten im Land gefertigt werden könnten.

    Mexikos neue Präsidentin muss Trump überzeugen

    Das allein wird Trump nicht genügen. Besonders die Zahl der Migranten muss zeitnah sinken, um seinen Wählern einen sichtbaren Erfolg präsentieren zu können. Die Androhung von Strafzöllen hatte sich für ihn schon in seiner ersten Amtszeit bewährt, da Mexiko daraufhin 27.000 Soldaten an die Südgrenze zu Guatemala entsandte, um Asylsuchenden den Transit Richtung USA zu versperren. Die Wiederholung einer solchen Aktion würde innenpolitisch zwar als Einknicken der mexikanischen Präsidentin gegenüber Trump gewertet werden. Würde der aber stattdessen die Grenzkontrollen zu Mexiko verschärfen, hätte dies weit dramatischere Konsequenzen: Der Warenfluss würde sich verlangsamen, der Absatz sinken, auch Probleme in den eng getakteten Lieferketten wären die Folge.

    Erstmals persönlichen Kontakt hatten Trump und Sheinbaum, als die Mexikanerin dem US-Politiker nach der Wahl telefonisch zum Sieg gratulierte. Immerhin: Der Anruf verlief nach ihren Angaben harmonisch. Man habe sich gegenseitig der guten bilateralen Beziehungen versichert.

    Unter den deutschen Unternehmern in Mexiko überwiegt derweil der Optimismus. Bei der jüngsten Konjunkturumfrage der AHK Mexiko, die im Oktober und somit kurz vor den US-Wahlen stattfand, bezeichnen 93 Prozent der Teilnehmer die aktuelle Geschäftsentwicklung als "gut“ oder "zufriedenstellend“. Mit Blick auf die nächsten zwölf Monate antworteten 52 Prozent, sie erwarteten nochmals bessere Geschäfte, 34 Prozent rechnen mit einer gleichbleibenden Entwicklung. Der Optimismus spiegelt sich auch bei geplanten Investitionen und Einstellungen wider.

    Für Optimismus ist durchaus Platz

    Besonders kräftig investieren aktuell die deutschen Automobilzulieferer in Mexiko. Im 1. Halbjahr 2024 beliefen sich die Investitionen auf 885 Millionen US$ ein historischer Rekord. Das entsprach dem Dachverband der Kfz-Teile-Industrie INA zufolge 54 Prozent aller Auslandsinvestitionen in dem Sektor. Deutschland belegte damit Platz 1 der Ursprungsländer.

    Auch aus anderen Staaten fließen die Investitionen weiter. So kündigte der japanische Autobauer Toyota nur zwei Tage nach Trumps Wahlsieg an, knapp 1,5 Milliarden US$ in seine beiden Werke in Mexiko zu investieren. Offenbar teilen die ausländischen Investoren die Ansicht vieler Mexikaner, dass Trumps erste Amtszeit für Mexiko alles in allem doch ganz gut gelaufen sei. Schließlich profitierte das Land von dessen Handelskrieg gegen China. Das könnte sich in Trumps zweiter Amtszeit durchaus wiederholen, wenn Mexikos Regierung der Linie des US-Präsidenten bei Handel, Migration und Sicherheit folgt.

    Von Björn Lisker | Mexiko-Stadt

  • US-Wahl: Welche wirtschaftlichen Folgen erwarten Südafrika?

    Der Wahlsieg von Donald Trump löst am Kap gemischte Reaktionen aus. Die Wirtschaft hofft auf eine Verlängerung des Handelsprogramms AGOA, von dem auch deutsche Firmen profitieren.

    Die Glückwünsche ließen nicht lange auf sich warten: Über den Kurznachrichtendienst X (vormals Twitter) gratulierte Südafrikas Präsident Cyril Ramaphosa Donald Trump am Tag nach der Wahl zu seinem Sieg. Er freue sich auf die Fortsetzung der engen und für beide Seiten vorteilhaften Partnerschaft zwischen den USA und Südafrika, schrieb Ramaphosa auf X. 

    Doch wie eng sind die wirtschaftlichen Verflechtungen Südafrikas mit den USA? Und wie wird sich die Handelspolitik der Trump-Administration auf internationale Unternehmen in Südafrika auswirken?

    USA sind Südafrikas zweitwichtigster Handelspartner

    Ein Blick auf die Handelsbeziehungen zeigt: Die USA sind für Südafrika von existenzieller Bedeutung. Sowohl bei den Exporten als auch bei den Importen sind die USA der zweitwichtigste Handelspartner Südafrikas, nach China und vor Deutschland. Zwar sind die südafrikanischen Exporte in die USA seit dem Rekordjahr 2021 zurückgegangen, insgesamt sind sie aber in den letzten zehn Jahren um ein Fünftel auf 8,3 Milliarden US-Dollar (US$) im Jahr 2023 gestiegen. Die Importe stiegen im gleichen Zeitraum sogar um 40 Prozent auf 9,2 Milliarden US$.  

    Die von Trump angekündigten Importzölle dürften daher wirtschaftliche Folgen für Südafrika haben. Südafrika exportiert vor allem Rohstoffe wie Erze und Schlacken sowie Agrarprodukte in die USA. Höhere Exportpreise könnten die Nachfrage dämpfen, was sich negativ auf die exportorientierte südafrikanische Wirtschaft auswirken würde. 

    Analysten warnen zudem davor, dass Trumps härterer Kurs gegenüber Handelskonkurrenten wie China insgesamt für Volatilität auf den Weltmärkten sorgen könnte. Die Auswirkungen würden Schwellenländer wie Südafrika besonders treffen.

    AGOA auf dem Prüfstand

    Wichtigste Grundlage für den südafrikanischen Handel mit den USA ist der African Growth and Opportunity Act (AGOA), der 32 afrikanischen Ländern für mehr als 1.800 Produkte zollfreien Zugang zum US-Markt gewährt. Innerhalb Afrikas ist Südafrika führender Exporteur im Rahmen der AGOA-Präferenzen. Produkte im Wert von 2,7 Milliarden US$ gelangten 2022 auf diesem Weg in die USA. Entsprechend groß ist Südafrikas Interesse an einer Fortführung des Handelsprogramms, das im September 2025 ausläuft. Bei seinem Besuch in Washington im Juli hatte Präsident Ramaphosa bei beiden Präsidentschaftskandidaten für eine Verlängerung von AGOA geworben.

    > 1.800

    Produkte kann Südafrika im Rahmen des Handelsprogramms AGOA zollfrei in die USA exportieren. 

    Steven Gruzd, Leiter des Programms African Governance and Diplomacy beim Think Tank SAIIA (South African Institute of International Affairs), geht davon aus, dass Trump die Verlängerung und die Konditionen des Programms in Frage stellen wird. Größtes Risiko sei dabei, dass AGOA eine einseitige Präferenzregelung und kein Freihandelsabkommen sei, sagt Gruzd: "Somit könnte AGOA auch einseitig von den USA aufgekündigt werden."

    Auch viele deutsche Unternehmen in Südafrika exportieren unter AGOA in die USA - darunter die wichtige Automobilindustrie. Im Jahr 2023 wurden zwei Drittel aller südafrikanischen Kfz exportiert, die USA waren das fünftwichtigste Exportziel nach Deutschland, dem Vereinigten Königreich, Frankreich und Japan. "Die Verlängerung von AGOA ist für das Wachstum und die Entwicklung unserer Branche von entscheidender Bedeutung" sagt Dr. Jörg Kemminer, CFO der BMW Group South Africa. Die jüngsten Signale der aktuellen Regierung und des US-Kongresses seien ermutigend gewesen, so Kemminer. Bei BMW sei man daher "vorsichtig optimistisch", was die Zukunft des Abkommens angehe. Auch der südafrikanische Automobilverband naamsa veröffentlichte 2023 ein Positionspapier zu AGOA, um die Bedeutung des Programms für den Sektor zu unterstreichen. 

    Nähe zu Russland sorgt für Unmut, G20 für Hoffnung

    Insgesamt ist damit zu rechnen, dass die US-Regierung unter Donald Trump weniger Interesse an Afrika insgesamt und damit auch an Südafrika zeigen werde, meint Steven Gruzd von SAIIA. Bereits während seiner ersten Präsidentschaft habe Trump keinen Hehl daraus gemacht, dass Afrika für ihn keine Priorität habe. 

    Die traditionell engen Beziehungen Südafrikas zu Russland und die enge Zusammenarbeit mit Russland und China im Rahmen des BRICS-Staatenbündnisses (Brasilien, Russland, Indien, China, Südafrika) sind in diesem Kontext nicht unbedingt förderlich. Insbesondere die öffentlichen Freundschaftsbekundungen Ramaphosas gegenüber Russlands Präsident Putin kommen in den USA nicht gut an - ebenso wenig wie die Klage Südafrikas gegen Israel wegen Völkermords in Gaza vor dem Internationalen Gerichtshof. Als Reaktion auf letztere hat der US-Kongress eine offizielle Überprüfung der Beziehungen zwischen den USA und Südafrika angeordnet. Das Ergebnis steht noch aus.  

    Hoffnung auf einen konstruktiven multilateralen und bilateralen Dialog zwischen Südafrika und den USA macht die Übernahme der G20-Präsidentschaft Südafrikas von Brasilien am 1. Dezember 2024. Präsident Ramaphosa verkündete, er freue sich auf eine enge Zusammenarbeit mit den USA im Rahmen der Präsidentschaft seines Landes. Im Folgejahr wird Südafrika den Vorsitz gemäß des G20-Rotationsprinzips an die USA übergeben.

    Von Jenny Tala | Johannesburg

  • Vereinigtes Königreich erwartet Drahtseilakt nach US-Wahl

    Lösen höhere US-Zölle einen Handelskonflikt mit der EU aus, sitzt die britische Regierung zwischen den Stühlen: Eine zu starke Annäherung an die USA gefährdet die EU-Beziehungen.

    Die zweite Amtsperiode des neu gewählten US-Präsidenten Donald Trump könnte sich auf die britische Konjunktur auswirken. Kommen die im Wahlkampf von Trump proklamierten Importzölle von 10 bis 20 Prozent einschließlich des damit verbundenen Inflationsrisikos, könnte sich das Wirtschaftswachstum des Vereinigten Königreichs verlangsamen. Laut Einschätzung des National Institutes for Economic and Social Research (NIESR) könnte das Wirtschaftswachstum dadurch um insgesamt 0,7 Prozent sinken. Rund 15 Prozent der britischen Exporte – vor allem Pharmazeutika und Fahrzeuge – gehen in die USA.

    Reaktion auf mögliche US-Zölle werden zum britischen Balanceakt

    Noch wichtiger als die USA ist hingegen die EU als Absatzmarkt: Britische Unternehmen exportieren dorthin etwa dreimal so viele Waren wie in die Vereinigten Staaten. Drohende US-Importzölle könnten die britische Regierung daher in eine schwierige Lage bringen, vor allem wenn die EU mit Gegenmaßnahmen reagieren sollte. Einerseits könnte Großbritannien versuchen, sich durch eine mildere Reaktion auf die Zölle näher an die USA anzulehnen. Andererseits hat die Labour-Regierung bereits versprochen, die Beziehungen zur EU zu verbessern. Wenn Großbritannien nicht an der Seite der EU agiert, könnte dies den Handel mit Europa belasten.

    Das liegt nicht nur an den engen britisch-europäischen Handelsbeziehungen. In den Beginn der zweiten Trump-Ära fällt auch die Neubewertung des britisch-europäischen Handels- und Kooperationsabkommens. Diese ist zwar erst für 2026 geplant. Die Gespräche darüber werden aber bereits im nächsten Jahr beginnen. Mit Spannung wird deshalb die traditionelle "Mansion House"-Rede der britischen Finanzministerin Rachel Reeves Mitte November 2024 erwartet. Laut der Tageszeitung Financial Times wird Reeves darin nicht nur Pläne zur Ankurbelung der britischen Wirtschaft vorstellen, sondern auch die Bedeutung des Freihandels hervorheben.

    Transaktionales Verhandeln als britische Stärke

    In den anstehenden Verhandlungen mit den USA sieht Dr. Ulrich Hoppe, Geschäftsführer der Deutsch-Britischen Industrie- und Handelskammer, die britische Regierung grundsätzlich im Vergleich zu einigen anderen besser gerüstet. "Die Briten profitieren nicht nur von den traditionell engen Beziehungen zur USA, sondern auch vom gleichen Verhandlungsansatz. Wie die Amerikaner verhandeln auch die Briten transaktional. Sie zielen also auf ein pragmatisches Deal Making. Das wird unter der Führung von Donald Trump noch wichtiger." Außerdem sei die britische Wirtschaft viel stärker als beispielsweise Deutschland auf den Dienstleistungssektor ausgerichtet und damit von den US-Zollplänen weniger betroffen. 

    Der britischen Regierung nützen die traditionell engen bilateralen Beziehungen mit den USA und der transaktionale Ansatz bei Verhandlungen.

    Dr. Ulrich Hoppe Hauptgeschäftsführer der Deutsch-Britischen Industrie- und Handelskammer

    David Henig, Director des UK Trade Policy Project am European Centre for International Political Economy (ECIPE), erwartet nicht, dass die US-Importzölle tatsächlich auf alle Einfuhren und Herkunftsländer steigen werden. Schließlich seien viele eingeführte Produkte nicht unmittelbar ersetzbar. Dafür würden auch amerikanische Importeure lobbyieren. Vielmehr rechnet Henig mit einzelnen Maßnahmen und Lösungen über bilaterale Abkommen, vielleicht auch eine Wiederbelebung der Gespräche über ein britisch-amerikanisches Freihandelsabkommen. Unterschiedliche Positionen bei landwirtschaftlichen Standards schmälern jedoch die Chancen auf ein solches Abkommen. 

    Weitere Auswirkungen der Wiederwahl Trumps auf die Weltwirtschaft finden Sie auch in unserem US-Wahl-Special.

    Von Marc Lehnfeld | London

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