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Mehr Förderung für kleinere Fotovoltaikanlagen
Die israelische Strombehörde will Aufdachanlagen mit einer Kapazität von bis zu 630 Kilowatt stärker fördern. Auch für Fotovoltaik auf Agrarflächen gibt es Erleichterungen.
07.12.2023
Von Wladimir Struminski | Jerusalem
Die momentane Kriegssituation verursacht großes menschliches Leid. Gleichzeitig hat der Krieg Auswirkungen auf die Wirtschaft der betroffenen Länder und auf die geschäftlichen Rahmenbedingungen für nationale und ausländische Unternehmen. GTAI ist sich der äußerst schwierigen Lage bewusst und beachtet diese bei der Berichterstattung zur Region.
Die israelische Strombehörde Israel Electricity Authority hat Maßnahmen bekanntgegeben, mit denen der Ausbau fotovoltaischer Anlagen beschleunigt werden soll. So soll der Einspeisetarif für Aufdachanlagen mit einer Leistungskapazität von 200 bis 630 Kilowatt erhöht werden. Weiterhin soll die Errichtung von Anlagen auf kleinen Agrarflächen erlaubt werden. Zudem ist eine Reform der Einspeisevergütung für Energiespeicher geplant.
Einspeisetarife werden erhöht
Im November 2023 hat die Strombehörde eine deutliche Erhöhung der Einspeisetarife für Fotovoltaikdachanlagen mit einer Leistung von 200 bis 630 Kilowatt angekündigt. Grund für die Erhöhung ist die unzureichende Rentabilität, die die bisher geltenden Tarife in dieser Größenklasse ermöglichen. Die Strombehörde räumt ein, dass die meisten Anträge für den Anschluss von Aufdachanlagen bisher in der Kategorie bis 200 Kilowatt gestellt wurden. Die Kategorie 200 bis 630 Kilowatt, die die Obergrenze für kleine Aufdachanlagen darstellt, wird dagegen kaum nachgefragt. Aufgrund der Erhöhung der Einspeisetarife für diese Kategorie rechnet die Elektrizitätsbehörde nun mit einem Anstieg der Investitionen.
In der Leistungsstufe bis 300 Kilowatt steigt der Tarif um 39,3 Prozent auf umgerechnet 9,1 US-Cent je Kilowattstunde. In der Kategorie 300 bis 630 Kilowatt wird der Einspeisetarif künftig 7,6 US-Cent je Kilowattstunde betragen. Bisher wurde der Einspeisetarif in dieser Größenklasse nach einer variablen Formel berechnet. Nach Berechnungen der Wirtschaftszeitung Calcalist steigt der Einspeisetarif bei einer Leistungskapazität von 600 Kilowatt um 33,3 Prozent.
Die neuen Einspeisetarife treten nach der noch ausstehenden Veröffentlichung der Entscheidung der Elektrizitätsbehörde im israelischen Amtsblatt in Kraft. Sie gelten nur für Anträge, die nach der Veröffentlichung im Amtsblatt gestellt werden.
Mehr Fotovoltaik im Agrarsektor
Darüber hinaus erleichtert die Strombehörde die Errichtung von Fotovoltaikanlagen auf Gehöften, also bebauten Teilen landwirtschaftlicher Betriebe, die auch über unbebaute Grundstücke verfügen. Nach den Plänen der Behörde soll dort künftig der Bau von Anlagen auf Flächen von bis zu 1.000 Quadratmetern erlaubt sein.
Diese Neuregelung ist nach Ansicht der Energiebehörde vor allem im Landeszentrum wichtig. Durch die Nutzung von Bauernhöfen könne ein hohes Erzeugungs- und Einspeisepotenzial geschaffen werden - und das in Regionen, in denen ein hoher Strombedarf besteht. Fotovoltaikanlagen können auch der Eigenversorgung landwirtschaftlicher Betriebe dienen.
Planungssicherheit auch für Anlagen mit integrierten Speichern
Der dritte in dem neuen Maßnahmenpaket vorgesehene Schritt betrifft die Entlohnung von fotovoltaischen Anlagen mit eingebauten Energiespeichern und einer Leistungskapazität von bis zu 630 Kilowatt. Bisher galt für den Strom, der aus den Speichern ins Netz eingespeist wurde, ein komplizierter Einspeisetarif. Die Höhe der Einspeisevergütung richtete sich unter anderem nach der Prognose zukünftiger Spitzenlaststunden.
Das erschwerte die Rentabilitätsprognosen der Investoren. Künftig erhalten die betroffenen Anlagen je nach Leistungskapazität gestaffelte, aber innerhalb jeder Kategorie einheitliche Einspeisetarife. Damit sollen Planungssicherheit und Investitionsneigung erhöht werden.
Israels Fotovoltaik braucht Doppelnutzungsflächen
Eine optimale Flächennutzung ist eine Voraussetzung für die Erreichung der Regierungsziele zur Stromerzeugung aus erneuerbaren Energiequellen. Das liegt vor allem an der Bodenknappheit, die den Bau großflächiger Freiflächenanlagen erschwert. Das israelische Energieministerium schätzte im Jahr 2022, dass Freiflächen nur 19,6 Prozent des bis 2030 erforderlichen Ausbaus der Fotovoltaikkapazität decken könnten. Der Rest müsste auf Flächen mit Doppelnutzung erzeugt werden.
Dabei nimmt die israelische Energiepolitik höhere Erzeugungskosten in Kauf. Während große Freiflächenanlagen gegenüber fossilen Energiequellen wettbewerbsfähig sind, bleiben andere Anlagen subventionsbedürftig. Dennoch verfolgt Israel bis 2030 das Ziel, 30 Prozent der gesamten Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien zu bestreiten.
Geopolitik behindert Importe von Strom
Rein wirtschaftlich betrachtet könnte Israel große Mengen fotovoltaischen Stroms aus den Nachbarländern Jordanien und Ägypten beziehen. Beide Länder haben ähnlich günstige klimatische Bedingungen für die Nutzung der Sonneneinstrahlung wie Israel, verfügen aber über viel größere Bodenreserven.
Aus geopolitischen Gründen ist Israel jedoch bestrebt, seine energiepolitische Abhängigkeit von den Ländern der Nahostregion zu begrenzen. So etwa führte der im Oktober 2023 ausgebrochene Krieg in Gaza zu einem Rückschlag für ein geplantes Kooperationsprojekt zwischen Israel und Jordanien. Das im November 2021 vereinbarte Projekt sah vor, dass Jordanien Solarfelder baut, um Israel mit Strom zu versorgen. Im Gegenzug wollte Israel eine Meerwasserentsalzungsanlage am Mittelmeer bauen, um Jordanien mit Wasser zu versorgen.
Bis zum Ausbruch des Gaza-Krieges standen beide Länder kurz vor der Unterzeichnung der für die Umsetzung des Projekts notwendigen Verträge. Der jordanische Außenminister Ayman Safadi erklärte jedoch im November, dass sein Land angesichts des israelischen Vorgehens in Gaza, das er scharf verurteilte, auf das Projekt verzichten werde.