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Mit dem Fahrzeugbestand wächst der Markt für Kfz-Teile in Israel

Der Motorisierungsgrad in Israel ist für ein Industrieland niedrig. Die Zahl der Kfz wird daher in den nächsten Jahren weiter steigen - und damit der Bedarf an Ersatzteilen.

Von Wladimir Struminski | Israel

Zwar hat der Gaza-Krieg die Nachfrage nach Autos in Israel zuletzt gebremst. Prognosen gehen jedoch mittel- und langfristig von einer steigenden Nachfrage aus. Von 2018 bis 2023 erhöhte sich die Zahl der zugelassenen Kfz um 21,5 Prozent auf 4,1 Millionen. Das israelische Energieministerium prognostiziert für Ende 2030 einen Kfz-Bestand von 4,7 Millionen und geht auch für die 2030er und 2040er Jahre von einem anhaltenden Wachstum des Kfz-Bestands aus.

Eine Ursache für die kräftige Nachfrage nach Kfz ist der Nachholbedarf wegen des relativ geringen Motorisierungsgrades in der Bevölkerung. Ende 2023 registrierte das israelische Zentralamt für Statistik 417 Kfz beziehungsweise 361 Pkw je 1.000 Einwohner. Das ist deutlich weniger als in führenden Industrieländern. In Deutschland kamen im Jahr 2023 beispielsweise 580 Pkw auf 1.000 Einwohner. Ein weiterer Wachstumsfaktor ist das Bevölkerungswachstum von rund 2 Prozent pro Jahr.

Israel stellt keine Kraftfahrzeuge her. Deswegen beschränkt sich die Einfuhr von Kfz-Teilen fast ausschließlich auf Ersatzteile. Eine Ausnahme sind importierte Fahrgestelle mit Motor. Auf diesen werden in Israel Busse montiert, sodass es sich in diesem Fall um Produktionsteile handelt.

Deutsche Anbieter von Kfz-Teilen mischen vorne mit

Im Jahr 2023 erreichten die Einfuhren von Kfz-Teilen einen Wert von 608 Millionen US-Dollar. Davon stammten rund 10,5 Prozent aus Deutschland. Die Importe der letzten fünf Jahre zeigen einen deutlichen Aufwärtstrend. Allerdings folgte dem historischen Höchststand 2022 ein geringfügiger Rückgang. Zumindest teilweise dürfte dies eine Folge des Gaza-Krieges sein. Dieser löste im 4. Quartal 2023 Lieferkettenstörungen in der gesamten israelischen Importwirtschaft aus.

Die Importe aus Deutschland unterlagen seit 2019 viel stärkeren Schwankungen als die Gesamteinfuhr von Kfz-Teilen. Im Jahr 2023 wurde die vorangegangene Wachstumsphase durch einen Einbruch der deutschen Lieferungen unterbrochen. Seit 2021 belegt die Bundesrepublik nach China Rang 2 der Herkunftsländer von Kfz-Teilen. Auf die Sparte entfielen 2023 etwa 1,2 Prozent der Exporte aus Deutschland nach Israel. Deutschen Herstellern, die sich für den israelischen Markt interessieren, steht die AHK Israel beratend und zur Kontaktanbahnung zur Verfügung.

E-Mobilität lässt Bedarf für Verbrennungsmotoren sinken

Die Marktdurchdringung vollelektrischer Fahrzeuge hält sich bisher in Grenzen. Ende 2023 waren nach Angaben des Zentralamts für Statistik knapp 96.000 Elektro-Kfz in Israel zugelassen. Das entsprach 2,3 Prozent aller zugelassenen Kfz. Pkw stellten 94,3 Prozent aller Elektrofahrzeuge.

Das Energieministerium prognostiziert in seinem "mittleren" Szenario bis 2030 einen Anstieg der Elektro-Kfz auf 1,3 Millionen beziehungsweise 27,7 Prozent des Kfz-Bestands. Zugleich soll die Zahl der kraftstoffbetriebenen Fahrzeuge - Hybridantriebe nicht eingerechnet - um 22 Prozent sinken. Damit würde ihr Anteil am gesamten Kfz-Bestand nur noch bei 59 Prozent liegen.

Diese Entwicklung wird den Bedarf an und für Verbrennungsmotoren schmälern. Diese Positionen hatten 2023 einen Anteil von 11 Prozent an den Importen von Kfz-Teilen. Auch die Einfuhr kompletter Fahrgestelle, die mit Verbrennungsmotoren ausgestattet sind, dürfte zurückgehen.

Markt für die Einfuhr offen

Der israelische Markt ist für Kfz-Teile aus dem Ausland offen, erläuterte Joseph Skurnik, Branchenspezialist bei der Vereinigung der israelischen Handelskammern gegenüber Germany Trade & Invest. Eine Marktzulassung sei nur für sicherheitsrelevante Teile erforderlich. Diese müssten einer anerkannten internationalen Norm entsprechen, beispielsweise EU-Normen.

Israel importiert Skurnik zufolge sowohl Original-Equipment-Manufacturer Teile (OEM) als auch Aftermarket-Ersatzteile. Letztere werden sowohl von unabhängigen Importeuren als auch von offiziellen Vertretern ausländischer Kfz-Hersteller bezogen. Die Paralleleinfuhr von Kfz-Teilen über Dritthändler sei erlaubt und konzentriere sich vor allem auf Teile, die sehr kurzfristig ersetzt werden müssten.

Laut einer Erhebung der israelischen Wettbewerbsbehörde geben Kfz-Besitzer in den ersten Jahren nach dem Kauf eines Neuwagens meist OEM-Teilen den Vorrang. Mit steigendem Alter der Fahrzeuge nehme die Nachfrage nach Aftermarkets-Produkten zu.

Im Jahr 2022 waren rund 500 Importeure von Kfz-Teilen in Israel tätig. Auf dem Binnenmarkt agierten circa 2.500 Teilehändler und 5.000 Werkstätten.

Israel ist Nettoimporteur von Kfz-Teilen

Israel hat auch über eine eigene Herstellung von Kfz-Teilen, sowohl für OEM-Teile als auch für Aftermarkets-Ersatzteile. In Ermangelung einer eigenen Kfz-Produktion werden OEM-Teile ausschließlich an ausländische Kfz-Hersteller geliefert. Insgesamt ist Israel ein Nettoimporteur. Die Ausfuhr 2023 entsprach mit 77 Millionen US$ rund 12,7 Prozent der Einfuhr.

Die Montage von Bussen auf importierten Fahrgestellen konzentriert sich auf die Unternehmen Haargaz Transportation und Merkavim. Mehrere Unternehmen passen importierte Kfz an Kundenwünsche an. Dabei spielt kugelsichere Panzerung eine führende Rolle.

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